Rund um Gigondas ...
Heute bleiben wir bei unseren Touren in der Nähe von Gigondas: Das erste Ziel ist das erlesene Weingut Château de Saint Cosme, das sich seine Besucher genau aussucht, aber dank Gerhild werden wir hier vom Chefwinzer herzlich willkommen geheißen.
Die Geschichte des Weinguts lässt sich bis ins 2. Jahrhundert nach Christi zurückverfolgen. Damals hat ein römischer Offizier hier eine Villa errichtet: 25 Steintröge, die in den Fels gehauen wurden, erinnern noch heute im Weinkeller an die Winzeraktivitäten der Römer.
Tausend Jahre später wurde in der Nähe die Chapelle Saint-Cosme et Saint-Damien errichtet, die wir zuerst besuchen. Man trifft dabei auf Weingärten mit alten Reben, die bereits seit 60 Jahren und mehr hier wachsen.
Im 16. Jahrhundert errichteten die Vorfahren des heutigen Besitzers das Schloss auf den alten römischen Kellern. Seit nunmehr 14 Generationen beschäftigt man sich hier mit Wein. Der wird sehr handwerklich produziert und die Mengen sind relativ gering. Zusätzlich zu den ursprünglichen Lagen rings um Gingondas bietet das Château uns bei der Verkostung auch Weine aus Châteauneuf-du-Pape, Côte du Rhône Village und Côte-Rôtie im Norden an. Der Besitzer kooperiert mit Winzern, die ebenso wie er traditionell Wein herstellen, um das Beste aus Boden und Weinstock herauszuholen.
Im urigen römischen Keller verkosten wir die Weine und wie bereits im Burgund müssen wir die Erfahrung machen, dass einige der guten Tropfen bereits ausverkauft sind ...
Auf das idyllische Château folgt nun das Kontrastprogramm: Die Winzergenossenschaft Les Vignerons de Gigondas. Freundlich begrüßt uns der Direktor, um uns anschließend durch den Betrieb zu führen. Eine riesige Landkarte zeigt dem Besucher, wo überall die Reben der Genossenschaft angebaut werden. Vorbei an großen Edelstahltanks und schönen Holzfässern werden wir durch die Räumlichkeiten der Winzergenossenschaft geführt: Der gesamte Produktionsweg wird gezeigt, von der Ankunftsstelle der Trauben über die Presse bis hin zu den Tanks, den Fässern, der Abfüllanlage, der Etikettierung und Verpackung.
Auch hier werden zum Teil Trauben alter Weinstöcke verarbeitet, aber im Vergleich zum Château de Saint Cosme wirkt die Produktion der Genossenschaft eher industriell. Wir besichtigen den Weingarten, in dem die knorrigen alten Rebstöcke beginnen auszutreiben. Der neue Jahrgang nimmt seinen Anfang ...
Der Besuch im angeschlossenen Laden empfiehlt sich, da die Auswahl recht groß ist und schon füllt sich unser Einkaufkorb mit Le Primitif, einem Wein mit langer Gärphase ohne Ausbau im Barrique, ohne Verschnitt und ungefiltert. Es folgt mit L'Hallali ein Rotwein, der es auch kühler verträgt, danach der Signature, der auch länger im Keller lagern darf und nicht zuletzt der La Référence, ein Wein, der jung begeistert und den wir schon früher mehrfach genossen hatten und den wir auch beim Mittagessen erneut trinken dürfen.
Es bleibt noch Zeit für einen Rundgang in dem kleinen, sehr malerischen Dorf Gigondas, in dem nur 650 Menschen leben, danach erwartet uns in der Ortsmitte das Lokal Caveau des Gourmets: Hier wandeln wir auf vertrauten Spuren, denn genau dieses Lokal hatten wir bereits im Jahr 2010 anlässlich unserer bereits erwähnten Frankreichreise besucht und dort auch eine Weinprobe gemacht.
Es gibt hier für uns kein klassisches Menü, sondern man serviert uns eine Reihe von lauter kleinen Köstlichkeiten in Gläschen und Schälchen. Das ist wunderbar geeignet, um Weißwein, Rosé und Rotwein mit den verschiedenen Aromen der Speisen zu probieren.
Weiter geht es zur Winzergenossenschaft mit Charakter, den Vignerons de Caractère Vacqueyras. Eine muntere Führerin, die sich wie eine Ballerina bewegt und deren Begeisterung für den Wein aus jeder Pore strahlt, führt uns durch die Produktionsstätten, die noch größer sind als die der Winzergenossenschaft in Gigondas. Nach dieser Führung muss sich jeder fragen: Kann man je etwas anderes trinken als den Wein aus Vacqueyras ..?
In der angegliederten Boutique, die fast an einen modernen Tempel des Weins erinnert, dürfen wir die Weine verkosten. Diesmal bekommen wir auch einen Dessertwein: den Beaumes de Venise, der auch als Aperitif getrunken wird.
Die Boutique bietet nicht nur Weine aus Vacqueyras an, sondern aus dem ganzen Rhônetal. Dazu gibt es noch Leckereien der Region, die man gut zum Wein naschen kann. Und wieder füllt sich unser Einkaufskorb ...
Auch in dieser Boutique kann man Wein wie an einer Tankstelle zapfen.
Nach so viel Wein wollen wir noch etwas Natur genießen und fahren zum Col du Cayron auf 400 m Höhe. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick auf die Dentelles de Montmirail und den Mont Ventoux, der bereits jetzt schon zu rufen beginnt ...
Nun sind wir vorbereitet auf unser "Abendmahl" im Restaurant Les Genêts in Sablet, zu dem wir diesmal ein Taxi bemühen, denn Gerhild will jetzt auch einmal etwas trinken, ohne es gleich wieder ausspucken zu müssen.
Zum hervorragenden Menü gibt es unter anderem einen Côtes du Rhône Calendal "Plan de Dieu", der aus 80% Mouvèdre und 20 % Grenache besteht. Der Name Calendal erinnert an ein Gedicht des Literaturnobelpreisträgers Frédéric Mistral, der sich sehr für den Erhalt der provenzalischen Sprache eingesetzt hatte.
So geht der Abend zu Ende, das Taxi bringt uns zurück in unser hübsches Hotel: Morgen werden wir dem Ruf des berühmten Berges folgen ...
© 2014 Sixta Zerlauth