Donnerstag, 11.09. - Freitag, 12.09.08: Nach Héric
Als der Morgen im echten Sinne des Wortes "graut" und auch die Sturmböen etwas nachlassen, kann man sich trauen, das OZtent einmal kurz zu verlassen und sich umzuschauen: Schäden haben wir nicht davon getragen, auch das Fahrzeug scheint mit Ausnahme von einigem Geäst, das darauf und daneben liegt, wieder einmal ungeschoren davon gekommen zu sein. Unfreundlich ist es immer noch, als am Explorer das Dach wieder aufgestellt wird, um hier den Morgen wie üblich beginnen zu lassen.
Das OZtent soll noch ein wenig trocknen, bevor wir es wieder einpacken, auf jeden Fall hat sich das Teil in der letzten Nacht bestens bewährt und endgültig den Beweis erbracht, dass es in seiner minimalistischen Form ohne ausgerollte Markise und ohne Seitenteile absolut sturmtauglich ist.
Ob man den Zelttest wohl damit nun langsam mal als beendet erklären kann ..?
Über 300 km sollen es heute wieder werden, nun das erste Mal wieder zurück in östlicher Richtung. Aufgrund der Rahmenbedingungen unserer "Breitengrad-Tour" werden wir auf der Rückreise wieder an etlichen Straßen und Orten vorbei kommen, die wir bereits bei der Anreise in westlicher Richtung gesehen haben, aber das lässt sich diesmal nicht vermeiden. Vorbei an Brest, Quimper, Auray und Vannes machen wir uns auf den Weg zurück ...
Ziel des ersten Rückreisetages ist Héric, ein Ort im Arrondissement Châteaubriant (was für ein Name! ), wo sich das Camping la Pindière empfohlen hat. Das Camp im nur gut 20 km nördlich von Nantes gelegenen Ort hat auch auf der Webseite France Voyage einen Eintrag, und der macht mehr als neugierig (siehe Bild unten): Das Camp soll genistet sein an der Ruhe seiner Grünschachtel, dort soll man man nackte Orte mieten können und auch Brotablagerungen werden angekündigt - wundert es sehr, wenn wir da unbedingt hin müssen ..?!
Bei vergleichsweise tollem Wetter erreichen wir Héric: Die "Grünschachtel" empfängt uns, aber nackte Orte sind vorerst nicht zu erkennen, als wir nach mehrfachem Umparken endlich einen Platz gefunden haben, wo wir wieder das OZtent neben dem Explorer aufbauen können - rein vom Stellplatz her haben wir allerdings schon besseres gesehen auf unserer bisherigen Reise ...
Auch hier ist die Nachsaison unübersehbar: Abends kommen wieder einmal etliche Handwerker auf den Platz, die hier ebenfalls in diversen Hütten des Camps untergebracht werden - offenbar ein hierzulande durchaus übliches Verfahren zur Auslastung der Campingplätze außerhalb der Saison. Bei ziemlicher Flaute kann im Laufe des Nachmittags sogar endlich einmal ein Drachen gestartet werden, unser OKD wird dafür ausgepackt. Wer hätte gedacht, dass auf dieser Tour sogar noch einmal ein echter Flautenflieger zum Einsatz kommen würde ..?
Auch die Reservierung in der am Camp gelegenen L´Auberge des Pyrénées für den morgigen Abend klappt auf Anhieb - sollte nun auch der kulinarische Bann dieser Reise endgültig gebrochen sein?
Der Platz und seine Umgebung bieten Raum für Experimente: So kann endlich einmal spaßeshalber ausprobiert werden, was man so alles aufbauen kann am Platz und wie es funktioniert, wenn man außer einem OZtent auch noch ein Tarpsegel installiert, wie wir es sonst immer gemacht haben bei bisherigen Touren. Die Vielzahl von dabei erforderlichen Abspannschnüren, die man bei einer derartigen Installation geschickt umgehen oder überspringen muss, kann sich wirklich sehen lassen ..!
Auch ein Spaziergang in der unmittelbaren Umgebung des Camps ist sehr zu empfehlen: Kaum hat man die viel befahrene D16 in nördlicher Richtung überquert, kommt man mit jedem Schritt in eine immer einsamere und wilder wirkende Landschaft. Schon auf der Herfahrt war uns aufgefallen, wie ursprünglich und menschenleer wieder einmal selbst die nahe Umgebung dieser Orte hier ist und welche große Anziehungskraft und Begeisterung das bei uns auslöst.
Keine Kamera begleitet uns auf diesem Spaziergang, aber die Stimmung verlangt eigentlich doch nach einer Bilderserie. Da fällt uns ein, dass man mit unseren PDAs ja nicht nur telefonieren und navigieren, sondern auch fotografieren kann. Schnell ist so ein PDA schussbereit und in der Not frisst der Teufel Fliegen, wie man so schön sagt: Bei der späteren Betrachtung der Bilderserie (siehe unten) stellt sich heraus, dass die durchaus ihren eigenen Reiz hat - es ist irgendwie eine Dokumentation entstanden, die sehr gut zur Stimmung passt, die heute Abend über der eindrucksvollen Landschaft liegt, die sich so dicht am Rande der Zivilisation befindet, aber doch so weit entfernt scheint ...
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© 2009 J. de Haas