Gallier und Megalithen
Auf unserer Reise durch den Norden der Bretagne kommen wir auch nach Aremorique, den Asterix-Fans besser als Aremorica bekannt. Mit diesem Namen (keltisch: "vor dem Meer") bezeichnete man in der Antike das Gebiet zwischen der heutigen Seine und der Loire im Nordwesten Frankreichs, also in etwa die Bretagne und die Normandie. Spuren von Asterix, Obelix und Co. finden wir natürlich nicht. Auch von dem Dorf findet sich keine Spur, die Abenteuer der Gallier scheinen eben doch eine Erfindung zu sein ...
Viele Dinge von hier und den Eigenarten der Menschen allgemein finden sich in den Abenteuern der Gallier wieder: Schließlich sollen diese informieren und zum Nachdenken über sich selbst auf die humorvolle Art anregen. Wir finden heraus, dass es südöstlich von Aremorique dann doch wenigstens ein nachgebautes "Gallierdorf" geben soll.
Das Dorf macht im Internet einen recht ansprechenden Eindruck, einige der Figuren der Abenteuer finden sich dort auch. Doch ist es eher als Erlebnispark für Familien gedacht - wir haben es nicht besucht, weil unsere Planung andere Wege vorsah. Vielleicht lohnt sich aber dennoch ein Besuch vor Ort ...
Unser nächstes Ziel erreichen wie am 09.09.: die Megalithen von Locmariaquer. In der Umgebung verstreut befinden sich noch weitere Stellen, an denen man Megalithen besichtigen kann (Anm. der Red.: Zu anderen benachbarten Megalithen in dieser Region s.a. unseren Beitrag bei "Hinterlassenschaften": Die Alignements von Carnac).
Die großen Steinblöcke stammen aus der Jungsteinzeit und sind bis zu 6.000 Jahre alt. Es gibt ganze Felder mit Steinen, die in Reih und Glied in "Steinsetzungen" aufgestellt wurden, oft von groß nach klein in jeder Reihe. Es gibt mehrere Tausend dieser Steinblöcke, die nicht aus Steinbrüchen stammen, sondern aus Bereichen mit Felsbruch kunstvoll gefertigt wurden. Teilweise bestehen sie aus einer Granitart, die hier in diesem Gebiet nicht vorkommt. Sie wurden auf irgendeine nur vermutete Art und Weise an ihre Standorte transportiert und dort in einer vorgefertigten Vertiefung aufgerichtet.
Der größte dieser Steinblöcke ist der "Grand Menhir" mit einer Länge von etwa 20 Metern und rund 280 Tonnen Gewicht. Leider ist er umgestürzt wie auch einige andere große Steine. Ob das absichtlich oder durch falsche Statik geschah, hat die Wissenschaft bis heute nicht herausfinden können ...
Unser Bild unten rechts zeigt das untere Ende des "Grand Menhir", der in vier Teile zerbrochen ist und besichtigt werden kann. Natürlich wurden diese Steinblöcke nicht im Akkord errichtet, es vergingen wohl Jahrtausende, bis sie in der heutigen Anzahl vorhanden waren. Aus solchen Steinen wurden auch Grabstätten errichtet: Diese Blöcke hatten allerdings eher nicht die enorme Größe der Megalithen, doch mehrere Meter Granit wollen auch hier bewegt werden. Daraus fertigte man Einzelgräber (Tumulus) und Kollektivgräber (Dolmen). Auch von diesen gibt es noch einige zu besichtigen. Die Felder mit den Megalithen dürfen erst ab Oktober betreten werden, bis dahin muss man mit einer Besichtigung hinter einem Zaun vorlieb nehmen. Zu viele Besucher in der warmen Jahreszeit haben zu viel Erde zwischen den Steinen abgetragen. So sehr, das einige zuletzt nicht mehr standsicher waren ...
Um noch einmal auf das Dorf der Gallier zurückzukommen: Die Steinblöcke der Megalithen waren letztlich die Idee für die Hinkelsteine von Obelix, obwohl sie gut drei Autostunden vom Ort des "Gallierdorfes" entfernt sind. Betrachtet man noch einmal das Bild vom unteren Ende des "Grand Menhir", so könnte das auch ein von Obelix geworfener Hinkelstein gewesen sein: Genauso landen die von Obelix "bewegten" Hinkelsteine in den Abenteuern der Gallier!
Abstecher zum Klosterberg
Wir sind bereits auf der Rückreise, als wir noch einen Abstecher nach Mont-Saint-Michel unternehmen, dem berühmten Klosterberg zwischen der Bretagne und der Normandie, einer bebauten Insel. Auf dem höchsten Punkt thront eine Klosterabtei, die inzwischen über 1.000 Jahre alt ist. Früher beherbergte sie Benediktiner und seit dem Jahr 2001 Ordensleute der "Gemeinschaften von Jerusalem".
Die Bauten und Häuser um die Abtei herum werden von ca. 35 Personen bewohnt und stellen somit eine kleine Gemeinde dar. Heutzutage wird die Insel von inzwischen 3 Millionen Besuchern jährlich besucht. Aufgrund dieser hohen Zahl von Touristen wurde der Zugang zur Insel in den letzten Jahren völlig neu gestaltet: Etwa 7 km von der Insel entfernt findet man einen sehr großen Parkplatz für Besucherfahrzeuge aller Art, also auch für Wohnmobile. Die Stellflächen sind sehr gut ausgestattet. Näher darf man mit dem eigenen Fahrzeug nicht mehr an die Insel heran. Eine Ausnahme gibt es, wenn man in einem der neuen Hotels bei vertretbaren Preisen und bestem Service innerhalb der Sperrzone eingecheckt hat. So hat sich inzwischen an Land eine Art Besucherstadt entwickelt. Von hier aus kommt man mit kostenlosen Pendelbussen oder Pferdekutschen dann auch direkt zur Insel ...
Wir finden heraus, dass Hunde zwar in den Bussen verboten, in den Pferdekutschen allerdings kein Problem sind. Ansonsten heißt es laufen: Den Versuch, mit dem Fahrrad zur Insel zu kommen, sollte man gleich vergessen, hier sind Fahrräder verboten. Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sucht man ebenfalls vergebens. Seit dem Jahr 2010 gibt es die auf unserem Bild oben links zu sehende Brücke, sie wird in einem guten Zustand gehalten.
Kurz vor der Insel senkt sich die Brücke dann auf Meeresniveau: Dort wird der Weg bei Flut wieder überspült und so bleibt der Mont-Saint-Michel schließlich auch eine Insel. In der kleinen Gemeinde erwarten den Besucher viele Treppenstufen und Möglichkeiten zu verweilen oder einzukaufen. Bei einer Besucherzahl von etwa drei Millionen im Jahr sollte man unbedingt bedenken, dass es hier jeden Tag sehr voll ist: Wir haben deshalb unseren Besuch gleich in den Morgenstunden durchgeführt und die Insel gegen 11:30 Uhr bereits wieder verlassen. Um diese Zeit gab es schon fast kein Durchkommen mehr und für begleitende Hunde werden die vielen Menschen sehr schnell zum Problem: Unsere kleine Loona konnte sich zwar auf den Arm retten, aber größere Hunde haben in der Enge des Tages hier sicher nichts mehr verloren ...
© 2018/2019 Jürgen Sattler
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen Sattler finden sich in unserer neuen Autorenübersicht!
Nachtrag, Jahreswechsel 2018/2019: Gruß aus Weener
Uns erreichte rund um Weihnachten noch eine Mail von Jürgen mit Grüßen und besten Wünschen, die wir natürlich auch an alle Leser weitergeben möchten.
Die Crew der "pacifico" hat in den Dezembertagen an Bord wieder ihre "Open Ship"-Veranstaltung durchgeführt und dazu waren etwa 80 Besucher gekommen. Leider fand das Ganze nicht ganz ohne Regen statt, wie auch das von ihm mitgeschickte Bild zeigt. Jürgen verrät dazu: "Bei Regen flüchten die Ostfriesen immer ins Haus ..."