Ab in die Berge ...
Der Regen war nur eine Episode und am Morgen bekommen wir wieder unser übliches Reisewetter mit strahlender Sonne: Der richtige Tag für einen Ausflug in die Berge! Das Massif des Maures ist heute unser Ziel.
Woher das Gebirge seinen Namen hat, ist ungeklärt. Manche glauben es bedeutet schwarzes Gebirge, manche glauben, es hat einen Bezug zu den Mauren, die einst in dieser Region hausten.
Auf alle Fälle das richtige Gebiet für Leute, die kleine kurvige - teilweise einspurige - Landstraßen lieben und die gerade Autobahnen oder eine ausgebaute Route Nationale verachten ...
Berühmt ist die Region für ihre weiten Korkeichenwälder, die mit Mimosen, Esskastanien und Eichen gemischt sind. Die Korkeiche wird seit dem 19. Jhdt. hier "angebaut". Ca. alle 10 Jahre kann man vom "erwachsenen" Baum (mindestens 20 Jahre alt) die dicken Rindenschichten abschälen. Korken werden kaum noch aus den hiesigen Bäumen geschnitten, die stammen eher aus portugiesischen oder spanischen Wäldern. Die Rinde hier wird eher für Deko- oder Isolationsmaterial verwendet.
Die Korkeiche wächst hier so gut, da sie die Wärme liebt und etwas Bodenfeuchte. Zusätzlich ist sie relativ beständig gegen Feuer. Jedoch entflammen hier in trockenen heißen Sommer immer wieder Waldbrände. Besonders wild wüteten die Brände von 2003, die über mehrere Monate hin immer wieder neu entstanden und bei denen über 1000 Feuerwehrleute zum Löschen eingesetzt wurden. Drei Feuerwehrleute verbrannten im September jenes Jahres bei dem Versuch, ihren Kollegen zu Hilfe zu eilen im Löschfahrzeug. Zu ihrem Gedenken wurde ein Monument erbaut an der Straße D14.
Wer hier spazieren geht, kann in den Wäldern immer noch Spuren der Brände sehen, seien es verkohlte Baumstämme oder auch rußüberzogene Felsen.
Im 12. Jhdt. gründeten die Kartäuser inmitten der Berge ein Kloster, die Chartreuse de la Verne. Umgeben von Kastanienwäldern brannte die Kartause in den Jahrhunderten immer wieder ab. Zusätzlich erfolgten Angriffe von Plünderern, Sarazenen und Protestanten, bevor das Kloster in der französischen Revolution an den Staat fiel. Da wundert man sich kaum noch, dass das Kloster eher an eine wehrhafte Burganlage erinnert ...
Mittlerweile sind die Zeiten ruhiger geworden, die Schwestern Bethlehems leben hier und das Kloster wird nach und nach restauriert. Sechs Kilometer vor dem Kloster ist Schluss für Reisebusse. Nur "kleine" Autos wie z.B. der Ford Ranger mit Explorer dürfen bis zum Parkplatz vorfahren. Beeindruckend liegt die Anlage am Berghang. Uns bleibt die Besichtigung jedoch verwehrt, im Gegensatz zu vielen Museen, die weltweit Montags geschlossen haben, ist hier am Dienstag zu. Doch eine Besichtigung des Klosters lohnt sich auch von außen und außerdem ist die Fahrt durch die Wälder beeindruckend.
Weiter windet sich die Straße hinunter zum Meer und Dank der gnädigen Wettergötter haben wir einen fantastischen Seeblick. Schon bald erreichen wir den Campingplatz Camp du Domaine in Bormes les Mimosas.
Hier herrscht noch voller Betrieb, der Platz ist streng reglementiert und trotz Nachsaison gut belegt, so dass man sich den Füllgrad während der Sommerferien gar nicht vorstellen mag. Wir bekommen einen Platz zugeteilt mit Meerblick und wie von uns gewünscht ohne Strom. Doch die Überraschung folgt sogleich, der Platz ist eine Terrasse am Hang - tatsächlich mit Meerblick - aber so winzig, dass man aus dem Explorer kaum hätte aussteigen können ohne an der Böschung zu stehen. Zurück an der Rezeption versteht man unser Problem nicht wirklich. Die Logik dort: Wer keinen Strom braucht, braucht auch nicht viel Platz, denn alle stromfreien Parzellen sind klein und für elektrifizierte Parzellen muss man den durchaus erheblichen Stromzuschlag zahlen, egal ob man Strom braucht oder nicht. Schließlich werden wir fündig und beziehen einen stromfreien Stellplatz, auf den der Explorer passt und der für einen Abend und eine Nacht genügt. Für Langschläfer ist das hier sowieso nichts, denn Stellplätze müssen bereits morgens um Punkt 10:00 Uhr geräumt sein ...
Es ist herrlich warm, am Strand tummeln sich die Touristen und ein Spaziergang zur nahegelegenen Marina bietet sich an. Wirklich schön ist der Blick auf die Ferienbebauungen nicht, doch gibt es Bereiche an der französischen Mittelmeerküste, die weitaus schlimmer ruiniert wurden.
Nur wenige Schritte entfernt von unserem Platz befindet sich ein Restaurant, in dem man gutbürgerliche europäische Kost wie Pizza, Spaghetti, Steaks usw. bekommen kann. Eigentlich ist es fast egal, was gekocht wird, denn die Erkältung hat mittlerweile zu eingeschränktem Geschmackssinn geführt.
Tja, das ist nun unser letzter Abend auf dem französischen Festland, die nächste Nacht werden wir wohl auf der Fähre verbringen ...
© 2011 Sixta Zerlauth
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