Sonntag, 8. Februar 2009: Tour um den Qaret Gahannam und die Abenteuerpiste Kairo-West
An unserm Wochenende, also Freitag und Samstag, zog es uns wieder in die Wüste. Dieses Mal erkundeten wir die Gegend um den Qaret Gahannam. Das Gebiet liegt etwa 100 km südwestlich von Kairo und ist über die Oasenstraße erreichbar ...
Freitagmorgen machten wir, ein Lehrerkollege mit seinem Besuch aus Deutschland und die Murr´s, uns auf den Weg in die Wüste vor der Haustüre. Der Weg führte ein Stück die Oasenstraße südwestwärts. Nach ca. 100 km verließen wir die Asphaltstraße, überquerten den Bahndamm und fuhren Richtung Süden zum ersten Plateauabbruch. Diese Gegend besteht aus vier bis fünf gestaffelten Plateauabbrüchen mit insgesamt 200 Höhenmetern Unterschied.
Die Tour war kurz, aber erholsam mit schöner Bilderbuchwüste. Die großen Buben konnten den Spieltrieb mit den großen Spielzeugautos ausleben und während der einen Übernachtung in der Wüste gab es wie immer leckeres Abendessen und Frühstück. Also eine Tour ohne besondere Vorkommnisse, wenn da nicht die abenteuerliche Heimfahrt gewesen wäre.
Am Samstag bei der Heimfahrt erreichten wir etwa um 17:00 Uhr Kairo. Und gerieten voll in den unvermeidlichen Stau auf der Straße zur Pyramid Road. Um Kairo herum geht die Ring Road - bis auf ein Stück bei den Pyramiden. Anstelle des fehlenden Stücks gibt es zwar eine mächtige Baustelle, passieren tut dort aber gerade nichts. Deshalb muss das Stück fehlende Ring Road über die Pyramid Road umfahren werden, die meistens hoffnungslos verstopft ist.
Weil die ägyptischen Autofahrer findig sind, hat sich auf der brachliegenden Baustelle eine Piste gebildet, die auch stark frequentiert ist. Von einem Lehrerkollegen auf diese Piste aufmerksam gemacht, probierten wir diese mal aus, um dem Stau auf der Pyramid Road zu entkommen. Das war keine gute Idee zum Fortkommen, aber ein ägyptisches Abenteuer. Die Piste geht große Stücke auf der schon grob trassierten Fahrbahn, dann über aufgeschobene Erdwälle neben die Trasse, Weichsandstücke auf und neben der Trasse, Engstellen an den Brückenbaustellen und Gräben jeder Größe und Tiefe, die auf der unfertigen Trasse noch zu finden sind. Also durchaus heftiges Baustellen-Offroad.
Das wird mit allem Gerät befahren, was so in Kairo unterwegs ist: Vom altersschwachen Bus, über jede Form von Lieferwagen und LKW, bis zum 50 Jahre alten Fiat-Taxi. Dazwischen tummeln sich Geländewägen, moderne PKW, Motorräder, Hightech-Busse und Schwer-LKW ...
Auf den Abschnitten, die auf der Trasse verlaufen, wird gnadenlos gebrettert, so dass sich bereits heftigstes Wellblech gebildet hat. Dort fächert sich der Verkehr auf in fünf bis sechs Spuren, was die Breite der Trasse eben her gibt. Entsprechend ist das Gedränge an den Engstellen, wo die Trasse über den seitlichen Wall verlassen werden muss. Dort kann man den unglaublichen Egoismus im Straßenverkehr in Urform erleben: Dass es auf dieser Piste auch Gegenverkehr gibt, wird von beiden Seiten missachtet. So verkeilen sich an einigen strategischen Stellen die Fahrzeuge unentwirrbar ineinander. Da keiner auch nur einen Millimeter von seiner erkämpften Position nachgibt, wird unter lautstarkem Geschrei und Geschimpfe versucht, den Knoten zu entwirren. Zeichnet sich eine Lösung des Gewirrs ab, schiebt sich sofort ein Auto in die Lücke und alles klemmt erneut. Zusätzlich bleiben jede Menge PKW und Lieferwagen an den Weichsandstellen stecken.
Es entsteht ein unglaublicher Tumult aus schreienden, schimpfenden und hupenden Autofahrern, selbsternannten Verkehrsreglern mit Trillerpfeifen, schiebenden Menschenhaufen bei den steckengebliebenen Fahrzeugen und sonstigen Ägyptern, die aus anderen undurchschaubaren Gründen zwischen den Autos herum wuseln und lautstark ihren Beitrag zum Chaos leisten. Das Ganze in einer dichten Wolke aufgewirbelten Staubes. Im diesem Gedrängel geht es nicht ohne Karambolagen ab, da auf losem Untergrund keine kalkulierbaren Manöver im Zentimeterbereich möglich sind. Zudem schwanken wegen des unebenen Untergrundes die hochbeladenen Lieferwagen und LKW beträchtlich, wenn es wieder ein Stück weiter geht, so dass es schon häufig zu Feindkontakt kommt. Das heizt die Stimmung unter den Beteiligten noch mal ordentlich auf ...
Für diese fünf Kilometer Piste brauchten wir letztendlich über eine Stunde. Leider sind die Bilder nicht optimal, da es dunkel wurde. Es war ein beeindruckendes Erlebnis und Lehrstück über die ägyptische Mentalität und Konfliktbewältigung. Inshallah.
Dienstag, 3. März 2009: Zur Sicherheitslage in Kairo und Ägypten ...
Heute geisterte wieder der Überfall auf einen amerikanischen Touristen durch die Presse. Wie ich das mit meinem lausigen Englisch übersetze, ist der Amerikaner aber nur verletzt. Nun bekomme ich jede Menge Mails, wie es uns geht und ob wir sicher sind.
Hier in Kairo haben die Amerikaner keinen guten Ruf. Das liegt daran, dass Amerika das Feindbild ist, aber auch, wie sich die Amerikaner gebärden.
In unserem neuen Wohnort Maadi leben fast alle Amerikaner, die sich in Kairo tummeln. Das schreibt die amerikanische Regierung vor, damit im Falle einer nötigen Evakuierung alle Amerikaner nicht über ganz Kairo verstreut sind. Also ist die Amidichte hier bei uns sehr hoch. Beobachten kann man hier sehr gut, dass die Amerikaner sich wenig darum scheren, wie ihr Verhalten und ihr Auftreten von den Muslimen empfunden wird. Wer zum Beispiel in kurzen Hosen öffentlich herum läuft, beleidigt den Araber und macht sich im günstigsten Fall lächerlich. Amerikaner haben bei Straßenkontrollen mehr unter Schikanen zu leiden. Bei den Polizeiposten ist immer die erste Frage nach der Nationalität. Geben wir uns als Deutsche zu erkennen, kann man beobachten, wie sich die Miene des Ägypters aufhellt und es gibt keine Probleme mehr.
Es kam in der Vergangenheit auch schon zu Tumulten arabischer Jungendlicher, die randalierend durch Maadi zogen und amerikanische Autos anzündeten. Bekleidet in amerikanischen Marken-Jeans und T-Shirts, versteht sich. Witzig zu beobachten ist ebenfalls, wie sich hier in Kairo trotz des Feindbildes Fastfood, Coke und Pepsi und Vergnügungsparks nach amerikanischem Muster breit machen. Die wohlhabende Mittelschicht lebt über weite Strecken amerikanische Unarten, ohne das wahrzunehmen. Diese Ägypter sind bessere Amerikaner, als ihnen bewusst ist.
Für eine politische Analyse fehlt mir die nötige Hintergrundinformation. Interessant sind aber politische Gespräche mit arabischen DEO-Schülern der oberen Klassen. Hier ein paar Eindrücke dazu: Das arabische Feindbild gegen Amerika prägt die Besetzung des Irak und die einseitige amerikanische Unterstützung Israels im Nahostkonflikt. Wobei in Ägypten ein großer Teil der Bevölkerung die Palästinenser durchaus kritisch sieht.
Was die Hamas so abzieht im Gazastreifen, wird mit Unverständnis beobachtet. Ein großer Teil der Bevölkerung hier hatte ein gewisses Verständnis für den Vergeltungsschlag der Israelis gegen die Hamas, aber weniger für die Härte der Vergeltung. Die Palästinenser sind nicht beliebt in der arabischen Welt. Der Konflikt wird nach meiner Wahrnehmung von den meisten arabischen Staaten hier zur Durchsetzung ihrer unterschiedlichsten Interessen missbraucht und kein arabisches Land unterstützt die Palästinenser wirklich. Das leistet vor allem die EU. Es fließen viele Euros nach Palästina.
Ägypten ist mehr mit den USA verknüpft, als das den meisten Ägyptern bewusst ist. So wird es wohl weiter zu Anschlägen gegen die empfindlichste Stelle des Staates kommen, den Tourismus. Der Feind der Attentäter ist aber eher der ägyptische Staat, der mit der westlichen Welt kooperiert und den islamischen Gottesstaat verhindern will. Spannend wird es, wenn Präsident Mubarak stirbt: Er ist bereits 80 Jahre alt. Das Machtvakuum könnte die ganze Region destabilisieren.
Zurück zum Thema, den Überfall auf den amerikanischen Touristen, hier schaut es nach einem fundamentalistischen Einzeltäter aus. Wir leben in einer 27 Millionen- Metropole. Die Eigentums- und Gewaltkriminalität ist hier so niedrig wie in keiner europäischen Großstadt. Das ist deutlich zu merken, wenn man auf den Straßen unterwegs ist. Man muss sich hüten, aus jedem Kriminalfall gleich eine islamische Verschwörung zu machen. Ich fühle mich hier in den islamischen Vierteln nicht weniger sicher als in München. Eine Diskussion über die Sicherheitslage hat für mich eher theoretischen Charakter, da wir aus verschiedensten Gründen eine Weile hier bleiben müssen. Möge Allah uns gnädig sein ...
Dienstag, 31. März 2009: Der ägyptische Führerschein
Weil der internationale Führerschein nur zwei Jahre gilt, können wir residente Europäer den ägyptischen Führerschein machen. Das passierte heute. Herr M, unser Behördenbeauftragter der Schule, machte sich um 11:45 Uhr mit uns und unseren Pässen, den internationalen Führerscheinen und 300;- EP pro Nase auf den Weg zur Führerscheinbehörde. Wir, das waren Petra, ein weiterer Lehrer, eine Lehrerin und meine Wenigkeit.
Zuerst lief es nach bekanntem Muster ab. Herr M fuhr mit uns zur besagten Führerscheinbehörde. Dort standen wir mehrheitlich in der Behördenlandschaft herum, während Herr M emsig von Schalter zu Büro und umgekehrt unterwegs war, um die für uns Europäer undurchschaubaren Hürden zu ebnen. Dass wir uns angeregt unterhielten, entschärfte die Wartezeit beträchtlich.
Irgendwann innerhalb der elend langen arabischen Viertelstunde Wartezeit kam überraschend eine Fahrprüfung. Die lief folgendermaßen ab: Nach einer kleinen Diskussion musste ein prähistorischer Fiat 128 in jämmerlichem Zustand zwei Meter vorwärts und zwei Meter rückwärts bewegt werden. Zu unserer Überraschung reichte ein Delinquent für alle vier Führerscheine. Die Wege Allahs sind und bleiben undurchschaubar. Die Wahl viel auf mich als den erfahrensten Driver.
Ich setzte mich also sehr skeptisch in diesen Fiat 128, dem man die ca. dreißig Jahre, die er auf dem Buckel hatte, durchaus ansah. Zuerst fiel ich in ein völlig durchgesessenes Sitzpolster. Der Fahrprüfer ließ mir keinen Handlungsspielraum und startete den Fiat, in dem er mit seinem gesamten Oberkörper zum Fenster eintauchte. Diese Form von Körperannäherung liebe ich besonders ... Die Kupplung hatte einen Druckpunkt jenseits aller Normalität und rupfte grausig. Allein das wäre beim deutschen TÜV ein Grund zur Außerbetriebnahme des Fahrzeugs gewesen. Unser Herr M erklärte mir noch schnell zu meiner Überraschung, dass ganz rechts das Gas, in der Mitte die Bremse und links die Kupplung ist. Dankbar über diese Belehrung legte ich den ersten Gang ein und näherte mich dem Druckpunkt der Kupplung. Nach einem kurzen Rucker hatte ich die Kupplung weitgehend im Griff und ich fuhr die obligatorischen zwei Meter vorwärts und rückwärts ...
Als ehemaliger Besitzer dieses Models im Jahre 1975 hatte ich den Heimvorteil, dass ich mich noch erinnerte, wo der Rückwärtsgang einzulegen ist. Eine junge Frau, die nach uns dran war und den Fiat keinen Millimeter bewegen konnte, bestand die Fahrprüfung aber ebenfalls. Das erklärt einige meiner Erfahrungen mit der mobilen, arabischen Damenwelt in Kairo.
Kurzum, nachdem ich souverän die Teststrecke von zwei Metern vor und zurück meisterte, hatten wir vier DEO-Lehrer die Fahrprüfung bestanden. Soweit ich mich zurück erinnern kann, waren die Anforderungen anno 1969 zum Führerscheinerwerb in Deutschland deutlich strenger ...
Nun folgte eine weitere lange Wartezeit, weil der Behördenrechner, der zur Führerscheinausgabe in Benutzung war, nicht funktionierte. Ich hoffe mal, dass es nicht an der Qualität meines Bildes lag, dass der Rechner abstürzte. Nach einer zähen Stunde Wartens wurden wir nacheinander in ein Büro gerufen. Dort wurden mit einer Videokamera die Führerscheinbilder aufgenommen. Das fotografische Ergebnis war eher ernüchternd: Ein gewisser Wiedererkennungswert auf dem Foto ist aber nicht zu leugnen. Dreißig Minuten später hatten wir unseren Kartenführerschein mit schlechtem Bild und unleserlichem Inhalt. Mein Sohn Leo konnte zumindest unsere Namen auf dem Laminat identifizieren. Welche Klassen eingetragen sind, entzieht sich vorläufig unserer Kenntnis.
Immerhin ist man hier in Ägypten etwas moderner als in Deutschland, wo zumindest der Fahrzeugschein immer noch ein Stück unansehnliches Papier ist. So sind wir nun im Besitz eines ägyptischen Führerscheins für 10 Jahre. Trotz des Spotts eines Lehrers, dass wir nun wie die Ägypter fahren müssten, werde ich ein europäisches Sozialverhalten und meine Rücksichtsnahme im chaotischen Straßenverkehr beibehalten. Auch wenn es seltene Tugenden in Kairo sind ...
Dienstag, 12. Mai 2009: Neues aus Maadi ...
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu und jeder an der Schule sehnt die Ferien herbei: Diese beginnen am 20. Juni. Hier in Maadi ist ein gewisser Alltag eingekehrt: Das Mobiliar wird sehr langsam mehr. Wir knabbern aber immer noch an Kosten, die uns die Schule auferlegt hat. Wir zahlen beispielsweise zwar kein Schulgeld, aber dafür durften wir Euro 800,- Einschreibegebühr für unsere drei Kinder bezahlen.
Ein paar Altlasten aus München sind auch noch dabei. Bis wir etwas zurück legen können, wird es wohl Herbst werden ...
Der Winter ist endgültig vorbei und der angenehme Frühling bis 30°C hält sich wacker. Es müsste bereits viel heißer sein in Kairo. Wir sind nicht böse drum.
Der Winter war vergleichsweise mild mit minimalen 10°C im Februar. Das wiegt hier aber schwerer, da die Häuser keine Heizung haben und Isolierung ein Fremdwort ist. Häuser werden hier gebaut mit einem Gerüst aus Stahlbetonträgern ähnlich einem einfachen Fachwerkhaus. Die Wände dazwischen werden mit einer einfachen Schicht Ziegel von 15 cm Dicke zugemauert. Das hält keinerlei Wärme im Haus. Im Sommer hält es leider auch keine Kühle in der Wohnung. Würden die Häuser isoliert wie in Deutschland, bräuchte Ägypten nur halb soviel Strom ...
Wir haben also im Winter ziemlich oft gefroren und saßen manchmal mit dickem Pullover und Fleece-Decken auf unserer Sitzgruppe. Für den nächsten Winter haben wir einen Katadyn-Gasofen erworben. Das ist die billigste und vor allem geräuschärmste Form der Wärmeerzeugung hier.
Wir haben während der letzten Tage unseren Hausstand beträchtlich erweitern können, indem wir von heimkehrenden Lehrern einiges an Hausrat übernehmen konnten. Da sind mitunter ganz nette Stücke dabei. Die wirklich schönen Möbel nehmen die Lehrer natürlich mit nach Deutschland.
Es scheint sich auch eine gewisse Gelassenheit einzustellen. Ich muss zugeben, dass selbst mich das Gehupe auf Kairos Straßen seltener auf die Palme bringt als noch vor einem halben Jahr. Das Fahren im Verkehrsgetümmel läuft jetzt in der Regel entspannt ab: Die skurrilen Manöver vieler Araber hier entlocken mir meistens nur noch ein Schmunzeln ...
Seit einiger Zeit bemühe ich mich um eine ausgesucht höfliche Fahrweise, wenn es meine geschundene Autofahrerseele zulässt. Zügig, aber Gentlemanlike sozusagen. Ich ernte dafür sehr viel Freundlichkeit. Nicht von allen Ägyptern, aber von vielen ...
Das Eingebunden werden in die Gemeinschaft ist im Villenvorort Maadi sehr viel schwerer als in unserem ersten Stadtteil Dokki. Waren wir in Dokki nach einem halben Jahr fester Bestandteil des Straßenlebens, ist das in Maadi schwer zu realisieren. In Dokki erledigten wir Einkäufe und Erledigungen zu Fuß. Das machte uns bekannt und weil wir die Leute grüßen, bekamen wir viel Freundlichkeit zurück. Ein interessierter Blick in die Autowerkstatt mit Arbeitsplatz Straße und schon war ein Gespräch im Gange, zwar mit Händen und Füßen, aber mit hohem Symphatiewert. Oder ein Ratsch im Gas-Wasser- Sch....-Laden, und jeder im Viertel wusste, dass Petra an der Matrassa Almenia unterrichtet und der Unimog zum Fahren in die Wüste da ist.
So bewegten wir uns in Dokki auf unseren Standardwegen mit vielen Begrüßungen und dem Gefühl, man weiß wer wir sind und wir gehören ein bisschen dazu. Wenn der Bügler weiß, wohin er die Hemden liefern muss und der Mann für Homedelivery im Supermarkt nicht mehr nach der Adresse fragt und die Wagenwäscher an der Misr-Tankstelle winken, wenn ich vorbei fahre, dann ist man ein bisschen integriert. Das vermisse ich hier in Maadi sehr ...
Unsere Erfahrungen mit dem Gesundheitswesen beschränken sich bisher auf Kieferorthopäden und Internisten. Es gibt gut ausgebildete Ärzte in Kairo, aber nicht in der Dichte wie in Deutschland. Man muss eine Weile suchen und zahlt dann durchaus deutsche Preise. Ärzte werden immer cash bezahlt.
Eine Krankenversicherung gibt es nicht in der Form, wie wir es von Deutschland gewöhnt sind. In der Summe ist das erheblich billiger als die deutsche Krankenversicherung. Hausbesuche sind Standard: Der Arzt kommt ins Haus und nicht der Patient zum Arzt. Wir haben eine sehr erfahrene Internistin, die unsere Lungenprobleme betreut und kuriert. Gegen die unglaublich schlechte Luft in Kairo hat auch sie leider kein Gegenmittel ...
Dass sich bei mir und Anni ein Dauerhusten festgesetzt hat, den wir nicht los werden, beunruhigt mich. Wir werden im Sommer in Deutschland in jedem Fall unsere Lungen untersuchen lassen.
Lästig ist auch die ständige Abgeschlagenheit: Ich habe den Eindruck, dass sich der Körper nicht ausreichend regenerieren kann. Wenn wir morgens um 6:00 Uhr aufstehen, sind wir schon k.o. Acht Stunden Schule und 1,5 Stunden Stadtverkehr zehren die letzten Energien aus uns. Alles, was man in Kairo macht, ist anstrengend: Heute Nachmittag waren wir in der 9ten Straße. Das ist in Maadi die Einkaufsmeile für so ziemlich alles. Ich kaufte etwas Werkzeug, ein Billigmobile und wir holten die Anni von einer Freundin ab. Diese zwei Stunden reichen, um völlig erschöpft nach Hause zu kommen.
Das ständige Achten auf die Autos, das permanente Gehupe, die Hitze und die Fremdartigkeit kosten unglaublich viel Kraft. Kairo ist der schlimmste Energiesauger, den ich je erlebt habe. Die ganz normalen Energiefresser, die man mit Job und drei Kindern hat, addieren sich dazu.
Das schlimmste Defizit ist der Bewegungsmangel: Man kann hier nicht einfach in den nächsten Wald und etwas joggen. Das geht nur in den wahrlich teuren Sportingclubs oder am Nachmittag an der Schule auf dem Sportplatz. Gestern habe ich Laufschuhe gekauft und ich bin wild entschlossen, wieder regelmäßig zu laufen.
Nur so ist der Dauerstress abzubauen - das hoffe ich jedenfalls ...
Inshallah und Hamdululillah - und vielleicht später einmal weiter an dieser Stelle ...
© 2008-2009 Franz Murr
Nachtrag, Juli ´09: Werkstattbesuch ...
Wir haben Franz Murr bei seinem Aufenthalt in Deutschland in seiner Werkstatt in München-Trudering besucht: