Operation Relentless 2013/2014
Schon seit rund 10 Jahren kämpft Sea Shepherd gegen die ungehemmte Wilderei der japanischen Walfangflotte in Gewässern der Antarktis-Vertragszone.
Das Ziel, die illegalen Aktivitäten durch weltweit beachtete Aktionen aus dem Walschutzgebiet zu vertreiben, wurde dabei immer konsequent verfolgt, wobei die Wilderer mehrfach beim Zerlegen von geschützten Zwergwalen beobachtet wurden.
Anfang letzten Jahres schließlich trug die ständige Verfolgung der Walfänger, insbesondere des "Schlachtschiffes" Nisshin Maru und der begleitenden Harpunenschiffe durch die Sea Shepherd Flotte Früchte: Sie bescherten den Japanern eine aus deren Sicht katastrophale Saison durch ständiges Stören ihrer Aktivitäten.
Dabei gingen die Besatzungen von Schiffen wie der Steve Irwin und der Bob Barker auch erhebliche Risiken ein, da die Japaner verschiedenste Versuche unternahmen, ihre Verfolger manövrierunfähig zu machen oder gar zu versenken, was ihnen allerdings nicht gelang.
Aber eines gilt sicherlich: Sea Shepherd selbst gibt an, während der vorherigen neun Kampagnen mit direkten Aktionen mehr als 4.500 Walen das Leben gerettet zu haben - eine großartige Erfolgsgeschichte, auf die sie aufbauen wollen. Denn die Verbrecher werden sicherlich erneut auftauchen ...
Wer sich einen Eindruck verschaffen will vom Leben an Bord während eines Antarktiseinsatzes von Sea Shepherd, dem sei die packende Staffel 2 von "Whale Wars - Krieg den Walfängern!" von uns sehr empfohlen (siehe oben rechts). Die drei DVDs dieser Staffel bringen insgesamt 11 spannende Episoden aus dem gefährlichen Einsatz.
Das Schiff unter Kommando von Captain Paul Watson, das wir in dieser Staffel begleiten können, ist die STEVE IRWIN - mittlerweile auch ein aktueller Neuzugang in unserem Modellkeller - siehe unten!
Operation Infinite Patience / Cove Guardians
Das Cove Guardian Programm wurde gegründet, um in Japan "vor Ort" im Bereich des Dorfes Taiji rund um die Uhr zu beobachten, zu bezeugen und zu dokumentieren, wie Delfine abgeschlachtet oder auch für eine Weiterverwendung aussortiert und behandelt werden, was insgesamt von der Organisation als Verbrechen gegen die Natur eingestuft wird ...
Sehr beeindruckend für uns, dass hier Privatleute auf eigene Kosten und in ihrem Urlaub nach Japan aufbrechen, um - geleitet durch Mitgefühl - hier für Änderungen kämpfen, was unter Berücksichtigung der dortigen Realität und Mentalität tatsächlich fast "übermenschliche" Anstrengungen verlangt ...
Taiji stellt an die Beteiligten einzigartige Herausforderungen, zum einen aufgrund der Tatsache, dass der Ort auf japanischem Staatsgebiet liegt, zum anderen aufgrund der inzwischen starken Polizeipräsenz, die alle derartigen Aktivitäten verhindern soll und die versuchte Verschleierung des Geschehens dort unterstützt. Die Anforderungen, japanische Gesetze zu berücksichtigen und gewaltfreie sowie legale Aktion durchzuführen, führte letztlich zum Cove Guardian-Programm und der Operation "Infinite Patience", die solange Geduld verlangt, bis sich die Verhältnisse ändern - was sehr lange dauern kann ...
Sea Shepherd war an der Entstehung des oscarprämierten Dokumentarfilms "Die Bucht" beteiligt, der sehr viel bewegt hat, um die Abschlachtung von Delfinen ans Licht der Weltöffentlichkeit zu bringen. Die Aktivitäten der Organisation tragen heute viel dazu bei, dass sich die Anzahl der jährlich getöteten Delfine reduziert hat, seit dem das Cove Guardian-Programm gestartet wurde. Das einerseits wegen der Maßnahmen und Vorkehrungen, die für die Fischer und Schlächter notwendig geworden sind, um sich von den Kameras fernzuhalten. Andererseits wegen der erhöhten Kosten aufgrund des erforderlichen Polizeischutzes.
Mit den Cove Guardians wird auch weiterhin jede Bewegung dokumentiert, sie stellen sicher, dass die Bucht niemals aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit rückt. Wenn man die Berichte zu ihren Beobachtungen und Tätigkeiten auf der Webseite der Organisation liest, bekommt man einen tiefen Eindruck vom abscheulichen Geschehen vor Ort in Taiji ...
Operation Grindstop 2014: Färöer Inseln - das Taiji Europas ...
Auch bei unserem Island-Trip im Jahr 2003 hatten wir wieder Station auf den Färöern gemacht und in einem Nachtrag dazu aus dem Jahr 2005 hatte uns ein Leser entsprechende Bilder geschickt: Vom widerlichen Abschlachten der Grindwale in einer Bucht nahe der Brücke von Streymoy nach Eysturoy.
Trotz weltweiter Proteste werden auf diesen Inseln weiterhin Hunderte dieser Kleinwale völlig sinnlos grausam abgeschlachtet. Manchmal schieben Bewohner als Begründung für das Beibehalten des Walschlachtens eine alte, aus der Wikingerzeiten stammende Tradition vor. Bei diesem unnötigen und sinnlosen Gemetzel werden mit Motorbooten Wal- und Delfingruppen in seichte Buchten getrieben. Sind die Wale schließlich im flachen Wasser gestrandet, rammen die Schlächter den hilflosen Tieren schwere Metallhaken in den Körper - die Färöer können mit Fug und Recht als das "Taiji Europas" bezeichnet werden, wie es Sea Shepherd macht ...
Hunderte von Freiwilligen kommen auf eigene Kosten mittlerweile auf die Inseln, um an Land, auf See und auch in der Luft zu patrouillieren. Dänemark vereitelte in der Zwischenzeit einen Versuch der Färinger, autoritäre Maßnahmen umzusetzen und für Sea Shepherd-Freiwillige ein Einreiseverbot auf die Färöer zu verhängen. Wenn man allerdings Mitgliedern der EU die Einreise verbieten würde, könnte das im Gegenzug bedeuten, dass Färingern die Einreise nach Europa verboten würde. Dänemark hatte vor diesem Hintergrund offenbar kein Interesse, einen Weg in Richtung Zensur und Diskriminierung einzuschlagen.
Das Töten von Walen stellt allerdings eine Verletzung von europäischem Recht dar. Dänemark ist Mitgliedsstaat in der EU und subventioniert die Färöer, die ihre Unabhängigkeit betonen. Aus diesem Grunde bestehen sie darauf, dass für sie das europäische Recht nicht gilt, trotz der Tatsache, dass sich die dänische Polizei einmischt, um das Walschlachten auf den Färöern zu unterstützen. Die Aktionen von Sea Shepherd brachten mittlerweile Früchte und trugen zumindest dazu bei, dass zuletzt eine deutliche geringere Zahl von Tieren an den Stränden der Färöer massakriert wurden.
Operation Sturmmöwe 2014, Artists for Sea Shepherd
Neben der Vorstellung von Künstlern, die sich für Sea Shepherd einsetzen, darunter auch internationale Stars, wird am frühen Nachmittag als Beispiel eines lokalen "Landprojekts" die "Operation Sturmmöwe" vorgestellt: In einem Bremer Baugebiet, in dem in der Vergangenheit Sturmmöwen ihre Brutplätze hatten, wurden in einer Nacht- und Nebelaktion im Vorjahr sämtliche Eier von "Unbekannten" gestohlen, die offenbar einen weiteren Aufenthalt der geschützten Tieren in diesem Bereich verhindern wollten.
Freiwillige von Sea Shepherd unternahmen in der Folgesaison dann umfangreiche Wach- und Schutzmaßnahmen bis hin zu einem 24-Stunden Schichtdienst während der Brutzeit der Vögel. Ein Erfolg der Aktion war daraufhin zu vermelden: Sämtliche Eier der Tiere konnten geschützt werden und die Brutstätten bestehen auch bis auf weiteres an der bisherigen Stelle fort - wohl sehr zum Unwillen örtlicher Bauträger, die hier ihre profitablen Projekte behindert sehen und sicherlich nicht aufgeben werden ...
Zuschaltung von Captain Paul Watson
Einer der Höhepunkte des Nachmittags ist die Zuschaltung von Kapitän Paul Watson über Skype in die Veranstaltung: Angenehm überrascht zeigt sich der Gründer von Sea Shepherd vom Füllungsgrad des Hörsaals, der ihm natürlich per Videokamera gezeigt wird - unterstrichen vom lauten Jubel der vielen Hundert Teilnehmer. Bestätigt sieht er sich in seiner Meinung, dass allen gegenteiligen Stimmungsmachen gegen seine Organisation zum Trotz die Unterstützung nicht nachlässt, sondern derzeit vielmehr an Stärke gewinnt und zu einer echten Bewegung geworden ist - recht hat er, vom folgenden Tag an werden auch wir auf der Unterstützer- und Spenderliste der Organisation zu finden sein!
Der Kanadier Watson gehörte angabegemäß einst auch (mit Mitgliedsnummer 7) zu den Gründern von Greenpeace, die er jedoch verließ, weil ihm die Aktionen zu moderat, bürokratisch und insgesamt zu harmlos erschienen. Seitdem "echte" Schurkenstaaten erfolgreich dazu übergegangen sind, auch politisch Verfolgte auf die Interpol-Liste gesuchter Personen zu setzen, steht Watson tatsächlich heute ebenfalls auf dieser Liste und wird häufig als "Öko-Terrorist" verunglimpft.
In seiner Zuschaltung nach Deutschland macht er kurz deutlich, wie wenig er von der letzten deutschen Bundesregierung hält: Die unglaubliche Story seiner Inhaftierung in diesem Land gibt allen Anlass dazu, dem zuzustimmen. Im Jahr 2012 wurde der Umweltschützer in Deutschland verhaftet - wegen eines Haftbefehls aus Costa Rica aufgrund eines Vorgangs, der ein Jahrzehnt zurücklag. Behauptet wurde die Gefährdung eines Schiffes, das Watson und seine Besatzung bei einer brutalen Jagd auf Haie behindert hatte.
Nach unbehelligter Reise durch mehrere europäische Länder wird Watson später ausgerechnet in Deutschland (!) verhaftet, das nicht einmal ein Auslieferungsabkommen mit Costa Rica hat und wo man außerdem damit rechnen musste, dass er weiter nach Japan gebracht werden könnte, wo er ebenfalls per Haftbefehl gesucht wird und von wo aus er niemals mehr freigekommen wäre. Dieses Vorgehen lastet er dem seinerzeit von der FDP geführten Justizministerium heute noch an. Dass diese Partei in Deutschland mittlerweile abgewählt wurde (Anm. der Red.: Mitsamt der damals zuständigen Justizministerin, die am Faschingsdienstag 2015 in München bei einer Alkoholfahrt erwischt wurde), erwähnt Paul Watson bei seiner Einschätzung der damaligen Vorgänge mit Wohlwollen - durchaus verständlich, wie wir meinen!
Damaligen Auflagen entsprechend durfte er Deutschland nicht verlassen, flüchtete aber nach 70 Tagen aus dem Land, in dem sich die Justiz mit einer nicht nachvollziehbaren Entscheidung an der Hatz auf den Umweltschützer beteiligte. Zu diesem weiteren üblen Kapitel deutscher Justizgeschichte passt natürlich, dass damit auch noch eine Kaution in Höhe von 250.000 Euro "verdient" wurde, die die Staatskasse anschließend einbehielt ...
Paul Watsons wechselvolle Geschichte und sein Bericht über laufende Aktionen belegen erneut unmissverständlich die Tatsache, dass heutzutage jeder, der sich erfolgreich gegen die Profitinteressen mächtiger Gruppen wehrt, es in kürzester Zeit mit organisierten Verbrechern und korrupten Regierungen zu tun bekommt - selbst wenn diese im Mantel so genannter (demokratischer) Rechtsstaaten auftreten ...
Sicherlich kann man außer dem Missbrauch von Interpol für politische Zwecke auch fragwürdige Justizentscheidungen dazu zählen - von Verhaftungen in Deutschland bis hin zu Entscheidungen wie die in den USA, dass sich Mitglieder von Sea Shepherd USA japanischen Wildererschiffen nicht näher als 450 m nähern dürfen.
Captain Watson hat aber auch sehr viel Positives zu berichten: Außer von Erfolgen seiner Organisation z.B. von einer Millionenspende der niederländischen Postleitzahlen-Lotterie im Januar 2015. Sea Shepherd wird die Spende dafür verwenden, ein neues Schiff zu bauen, das es der Organisation ermöglicht, effektiver als vorher gegen das illegale Fischen auf hoher See vorzugehen. Mittlerweile liegt bereits ein Entwurf des künftigen neuen Schiffes vor.
Am Ende des Vortrags von Kapitän Watson gibt es Gelegenheit für die Zuschauer, ihrerseits Fragen zu stellen. Auch hier zeigt sich das erhebliche Interesse und Engagement der Teilnehmer an der heutigen Veranstaltung - allein zwei Fragesteller wollen klären, wie sie schnellstmöglich als Freiwillige an Bord der Sea Shepherd Schiffe kommen können. Und auch dazu hat Watson eine Antwort, die zwar nicht die beiden Fragesteller unbedingt zufriedenstellt, aber um so mehr die Anhänger und Förderer der Organisation: Während es früher schwierig war, geeignete Leute für die "Crew" zu bekommen, hat sich dies mittlerweile geändert. Die Nachfrage nach Plätzen für Freiwillige, insbesondere auch an Bord der Schiffe, hat sich mittlerweile derart erhöht, dass es heutzutage gar nicht mehr so einfach ist, an Bord zu kommen: Nur wer entsprechende Qualifikationen und Fähigkeiten mitbringt, kann hier in die engere Auswahl kommen - und durch die muss jeder Interessent erst einmal kommen ..!
Ausklang
Nachdem Paul Watson mit donnerndem Applaus verabschiedet ist und die Skype-Schaltung beendet wird, scheint noch lange nicht Schluss der Veranstaltung zu sein.
Viele weitere Infos folgen bis in den späten Nachmittag hinein, Captain Cornelissen berichtet noch über Aktivitäten rund um die Galapagos Inseln, auch Videos und weitere Informationen über die Aktionen von Sea Shepherd in der Antarktis (Operation "Icefish") folgen.
Das offizielle Ende der Veranstaltung bringt viele weitere Fragen der Teilnehmer, und als wir gegen 18:00 Uhr mit den Ersten den Hörsaal verlassen müssen, geht es noch munter weiter in der "Keksdose" ...
Wir sind auf jeden Fall sicher, dass sich die Reise nach Bremen allein wegen dieses Treffens mit der Tierschutzorganisation gelohnt hat, für uns war "Meet The Crew" ein voller Erfolg. Und auch Sea Shepherd hat nach unserem Besuch neue Spender gewonnen - und natürlich eine Erweiterung der Mannschaft, die allerdings bereits in Kürze wohl eher die STEVE IRWIN im heimischen Modellkeller bevölkern wird ...
Und es geht weiter mit dem Thema: Wir haben mittlerweile etliche Nachträge, die es sich ebenfalls zu lesen lohnt!
© 2015 J. de Haas