Donnerstag, 07.05.15: Anreise am Vortag ...
Wieder mal wird der Mittagsflieger ab München bestiegen, wieder mal entspannte Abfertigung und entspannte Anreise. Für den ersten (halben) Tag gibt es nur ein Miniprogramm: Außer der Ankunft im Hotel lediglich ein erster Rundgang am Hafen und gegen Abend Essen im Restaurant von Steffen Henssler, dem Fernsehkoch, der wie viele seiner Kollegen ebenfalls in Hamburg residiert.
Mit der S-Bahn geht es vom Flughafen Richtung Innenstadt - auch heute streiken wieder mal die Lokführer und im Gegensatz zu München, wo die S-Bahnen beim Streik leerer sind als normal üblich, gilt das hier und heute nicht in Hamburg: Zwar fällt keine besondere Verspätung der Bahn auf, aber sie ist gerammelt voll - nach gemütlicher Anreise mit dem Flieger hat uns die Realität wieder ..!
Der erste Weg führt uns vom S-Bahnhof Dammtor zum Hotel Fresena - im Dammtorpalais befindet sich eine eigenartige Ansammlung von Hotels in einem einzigen Gebäude, sogar mit zwei verschiedenen Hotels auf einem Stockwerk. Da es nicht unbedingt leicht ist, während des Hafengeburtstags oder auch während der Cruise Days ein freies Hotelzimmer zu bekommen, waren wir recht glücklich, relativ nahe der Hafengegend noch unterkommen zu können. Und in der Tat ist dieses Hotel Garni für einen Stadtaufenthalt in solcher Zeit durchaus zu empfehlen, eine freundliche Rezeption und ein gut gefüllter Frühstückraum würden uns die Teilnahme am 826. Geburtstag ermöglichen ...
Mit einer Tagesnetzkarte werden wir heute und bis zur Abreise unterwegs sein: Flexibilität dadurch garantiert. Erstes Ziel am Nachmittag sind wieder mal die Landungsbrücken. Hier zeichnet sich bereits ab, wie der große Rummel ab morgen laufen wird: Unzählige Übertragungswagen sind schon aufgefahren, der NDR ist oder bringt gemäß seiner Fahrzeugbeschriftungen "Das Beste am Norden" - wer wollte das bezweifeln?
Unzählige Schiffe sehen wir auch heute bereits, darunter riesige Segler direkt bei den Landungsbrücken, die sich morgen an der berühmten Einlaufparade beteiligen werden.
Besonders ins Auge fällt die MIR, die schon ihren Platz gemäß unserem Schiffsliegeplan für diesen Hafengeburtstag eingenommen hat: Das russische Segelschulschiff ist offenbar Stammgast hier und erfahrungsgemäß eines der beliebtesten Schiffe beim Hafengeburtstag. Dieser Großsegler ist als Dreimastbark mit einer Länge von fast 110 m sogar noch geringfügig größer als der von uns im letzten Jahr in Mariehamn besuchte Viermaster POMMERN, das bekannte Wahrzeichen der Åland Inseln ...
Direkter Nachbar am Liegeplatz ist das polnische "3-Mast Vollschiff" DAR MLODZIEZY, ebenfalls ein beachtliches Segelschulschiff von fast den gleichen Abmessungen wie die nahe andere Dreimastbark.
Der Weg führt vorbei am uns schon bestens bekannten "Dock 11" von Blohm + Voss, wo genau noch bis morgen ein gewaltiger Containerfrachter gewartet wird: Was für den Laien auf den ersten Blick wie ein Neubau wirkt, ist die fast 300 m lange VARGAS TRADER, die hier seit Ende April bearbeitet wird. Die Webseite der Werft liefert sogar den genauen Auftragsumfang: "Dockung, Klassearbeiten, Außenhaut reinigen und konservieren" kann man da lesen und so ist man nicht überrascht, dass das Dock schon am Samstag wieder leer sein wird ...
Weiter Richtung Fischmarkt: Ein Riesenrad erwartet dort schon die Besucher von morgen, auch ansonsten herrscht schon ein beachtliches Treiben. Auch auf dem Wasser ist wie immer einiges los: Segler fahren dort Wettrennen gegen Containerfrachter, ein "Unifeeder" namens VERA RAMBOW dreht in Altona kurz vor uns bei. Auf diesem rund 170 m langen Containerfrachter, der wie ein Geisterschiff erscheint, weil auf auf seiner Brücke selbst mit dem Fernglas kein einziger Mensch zu erkennen ist, kann man sogar als Passagier eine Frachtschiffreise unternehmen - für Fans solcher Unternehmungen sicherlich mal eine interessante Alternative zu AIDA & Co ..!
Langsam aber sicher nähern wir uns der der Großen Elbstraße 160, der Adresse von Henssler & Henssler, unserem heutigen Ziel zum Abendessen. Merkwürdige Gefühle kommen auf, während wir uns dem Lokal nähern: Auf der linken Seite kann man in die Van-der-Smissen-Straße abbiegen, die uns noch seit dem Jahr 1998 in bester Erinnerung ist.
Seinerzeit hatten wir hier ganz in der Nähe den Explorer geparkt, um vor unserer Einschiffung auf die ADMIRAL OF SCANDINAVIA noch ein schmackhaftes Fischbrötchen zu erstehen. Diese Fähre, mit der wir damals von hier aus zu unserer "denkwürdigen" Tour Schottland ´98 nach Newcastle aufgebrochen waren, legte einst hier am Fähranleger Dockland Fischereihafen und dem heutigen Hamburg Altona Cruise Center Richtung England ab. Später wurde ihr Ablegeort dann nach Cuxhaven verlagert und im Jahr 2002 schließlich machte sie ihre letzte Fahrt nach England, zuletzt nach Harwich.
Aber unser damaliger Trip nach England samt "Roundabout-Cruising" und Unfall in Newcastle ist nun schon lange Geschichte und mit heutigen Navis wäre selbst eine solche Tour heutzutage deutlich entspannter zu absolvieren als vor mehr als eineinhalb Jahrzehnten ...
Nun also wenige Schritte von unserem damaligen Parkplatz entfernt zum Henssler Lokal: Ein tolles Sushi-Menu samt erstklassigem Rosé verwöhnt uns heute Abend in diesem recht angenehmen und sehr gut gefüllten Lokal.
Der Chef selbst ist derzeit selbstverständlich nicht zugegen, er ist schließlich auf Tour, wo wir ihn am kommenden Montag im Münchner Circus Krone erleben werden: Gewohnt unterhaltsam dort seine Show über "Meine kulinarische Weltreise", bei der er uns nicht nur nach New York oder Tokio entführen wird, sondern bei der auch noch über die "Top Ten" der in seinen Lokalen geklauten Dinge informiert. Wäre uns diese Liste heute Abend bereits bekannt gewesen, dann hätten wir die Kleiderhaken auf der Toilette, die einzelnen Seiten seiner Speisekarte, das Klopapier, die Seifenspender oder aber die Sushi-Stäbchenbank aus Porzellan sicher mit ganz anderen Augen gesehen und selbstverständlich auch eingepackt, um die Statistik nicht zu verfälschen ...
Am Nachbartisch im Henssler sitzt übrigens (natürlich?) ein Paar aus Österreich - und man kann es kaum glauben, wir werden die beiden in den nächsten zwei Tagen in völlig anderen Lokalen an jedem Abend wiedertreffen, und jedes Mal sitzen sie erneut an Tischen in unmittelbarer Nähe - arbeitet die NSA heutzutage wirklich schon derart erfolgreich, dass sowas selbst beim Hamburger Hafengeburtstag problemlos möglich ist ..?
Guter Dinge verlassen wir später das Lokal wieder, auch in der Dunkelheit sind noch etliche Besichtigungen fällig heute Abend.
Auf dem Rückweg schauen wir noch kurz im Schellfischposten vorbei, wo wir beim letzten Hamburg-Besuch eingekehrt sind - heute Abend natürlich alles überfüllt und auch Ina Müller ist nirgendwo zu sehen - zum Glück beginnt die nächste Staffel von "Ina´s Nacht" im Ersten aber bereits im kommenden Juli ..!
Zum Ausgleich für die heute nicht sichtbare Ina nähert sich nun aber der über 200 m lange Kreuzfahrer EUROPA 2 von Hapag-Lloyd, der üblicherweise für Mittelmeer-Kreuzfahrten eingesetzt wird, fast direkt gegenüber majestätisch in der Dunkelheit auf seinem Weg zum Cruise Center. An diesem Liegeplatz wird er während des Hafengeburtstags liegen, Schiffe der AIDA-Flotte werden dort erst morgen eintreffen ...
Irgendwann landen wir schließlich spät in der Nacht wieder an den Landungsbrücken - bei Beleuchtung erscheinen die Großsegler in der Dunkelheit gleich noch größer und auch ein letztes Bier ergattern wir noch im Restaurant & Café "Captain´s Dinner" draußen an der Brücke 3. Ein weiteres gibt es allerdings nicht mehr, sie werden morgen dafür umso länger aufhaben, verspricht man uns, bevor wir uns wieder auf den Rückweg Richtung Dammtor machen ...
© 2015 J. de Haas