Erkenntnisse bei unserer Test-Doku ...
Nach unserem Bericht zur Reisedokumentation mit "Tripline" haben wir es natürlich auch sofort einmal ausprobiert: Dafür sollte eine nicht zu lange Tour herausgesucht werden, die aber auch die Möglichkeit bot, die Anwendung ausreichend zu testen.
Zunächst zu Tripline: Wie im Bericht schon angesprochen, handelt es sich derzeit um die Beta-Version eines privat finanzierten Produktes, das von Byron Dumbill initiiert wurde, einem in Los Angeles ansässigen Entwickler und Produktmanager, der u.a. bereits umfangreiche Erfahrungen als Produktmanager bei Yahoo sammeln konnte.
Vorrangiges Ziel bei Tripline war, ein Produkt zu schaffen, das zur Planung und Dokumentation von Reisen sowie zur Darstellung des Ergebnisses auch für Dritte in Form von Beschreibungen und Bildern genutzt werden kann.
Vorab: Das bisher vorliegende Ergebnis ist bereits recht erfreulich und weckt Erwartungen auf eine erfolgreiche Weiterentwicklung.
Sehr angenehm ist zunächst die Einfachheit, mit der die Anwendung genutzt werden kann und die schon im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Tools steht, mit denen man sich mehr oder weniger gern herumschlagen müsste. Eine solche Tour in der Dokumentation anzulegen, ist wenig aufwändig: Man benennt die wichtigsten Zwischenstationen als Wegpunkte (Places), zu denen die Reise führt und greift dabei automatisch auf eine OSM-Datenbank zurück, die bereits die meisten Orte beim Namen kennt und dem Benutzer zur Verwendung anbietet. Falls sich an der betreffenden Stelle der Reise gerade kein bekannter Ort befindet, kann man eine entsprechende GPS-Koordinate angeben und diese Position wird automatisch in die Route eingearbeitet, die auf einer entsprechenden Karte angezeigt wird.
Zu den einzelnen Wegpunkten kann man anschließend ebenfalls wenig aufwändig eine Beschreibung mit bis zu 3.000 Zeichen erfassen sowie Bilder mit der gewaltigen Maximalgröße von derzeit 10 MB einfügen - fertig. So weit, so einfach, wie auch in unserem Bericht von Marc Pallasch zu lesen ist.
Dass es sich bei diesem Produkt noch um eine Beta-Version handelt, kann man allerdings derzeit ebenfalls noch an etlichen Stellen bemerken, wie wir feststellen konnten. Auf unsere Rückfrage beim Tripline-Support bezüglich der Koordinateneingabe folgte eine umgehende Antwort, bei weiteren Kommunikationsversuchen waren wir jedoch nicht so erfolgreich: Weder zu einer Anfrage bezüglich Weiterentwicklungsmöglichkeiten (Rubrik "I have an idea" im Support-Formular) noch auf eine Hilfeanfrage ("I need help" im Support-Formular) erhielten wir später eine Antwort.
Wie schon im Tripline-Beitrag erwähnt, ist die Anlage einer solchen "Map" recht restriktiv. Zeigt sich später, dass man in seiner Doku noch einen Wegpunkt nachträglich einfügen muss, wird man enttäuscht: Die gesamte Tour muss nun neu angelegt werden, Flexibilität besteht hier nicht. Benutzt man GPS-Koordinaten als Wegpunkte, sind diese (etwas unschön) anstelle von Ortsbezeichnungen in der Map, ein Zusatz in der Überschrift ist nicht möglich.
Die 3.000-Zeichen Grenze ist sehr ernstgemeint, Leerzeichen werden dabei mitgezählt, was unserer ursprünglichen Dokumentation "Burg zu Burghausen" den Garaus machte und schließlich zur aktuellen "Kurzfassung" führte. Für viele Benutzer ist dieser Textumfang aber vermutlich ausreichend, da sie ohnehin lieber Bilder zeigen wollen als Texte. Erstaunlich dabei allerdings die gewaltige Maximalgröße der möglichen Bilder pro Wegpunkt und die nicht genannte maximale Bildanzahl - am fehlenden Speicherplatz kann also die derzeitige Textbeschränkung nicht liegen!
Als wir uns bei "Burg zu Burghausen" dieser Textgrenze näherten, passierten unerfreuliche Dinge: Sämtliche hochgeladene Bilder waren daraufhin verschwunden, nach (mühsamer) Neueingabe danach zur Abwechslung dann der komplette Text. Dies erwies sich als besonders ärgerlich, weil sich das Hochladen von Bildern äußerst aufwändig gestalten kann: Da - wie bereits bei unserer Testreise erwähnt - weder Smilies im Text noch Bildtexte möglich sind, haben wir versucht, die Bilder möglichst so anzuordnen, wie sie im darunter liegenden Text angesprochen werden, da ansonsten niemand wissen kann, was genau da gezeigt wird. Leider erlebt man dann aber eine unangenehme Überraschung, nachdem man alle in richtiger Reihenfolge ausgewählten Bilder schließlich hochgeladen hat: Tripline sortiert sie leider derart um, dass man seine eigene Reihenfolge nicht wiedererkennt.
Dass es sich hierbei vermutlich um einen "Bug" handelt, erkennt man, wenn man nach den ersten 3 Bildern, die in der Regel in der gewünschten Sortierfolge erhalten bleiben, anschließend alle weiteren Bilder (ohne Unterbrechung!) nacheinander einzeln hochlädt: In diesem Fall bleibt die gewünschte Reihenfolge erhalten. Sollte man allerdings später nochmals ein weiteres Bild hinzufügen wollen, scheitert man erneut: In diesem Fall wird es als erstes Bild vor die bereits hochgeladenen gestellt. So waren also manchmal mehrere Versuche nötig, bis die Bilder in der aktuellen und gewünschten Reihenfolge zu sehen waren - selbst bei wenigen Wegpunkten ein recht mühsames Unterfangen!
Hilferufe an den Support wegen dieses Sachverhaltes und verschwindender Bilder sowie Texte blieben unbeantwortet, offenbar wurde aber an unserer Map herumhantiert, worauf eine spätere überraschende und nur einmalige Änderung der Sortierfolge hinwies.
Unser Hinweis "I have an idea" bezog sich außer auf fehlende Smilie- und Bildbeschreibungsmöglichkeiten auf ein eigentlich nettes Feature von Tripline: Klickt man in der Map-Übersichtskarte auf die Rückwärts- und Vorwärtspfeile, rollt sich die Route bis zum nächsten Wegpunkt automatisch auf und oben wird verkleinert ein Kästchen angezeigt, das einen Teil des zugehörigen Textes und der Bilder zeigt (Bild oben links). Auf diese Weise kann der Leser sehr gut die Route auf der Karte verfolgen und den Text finden. Leider besteht aber keine Möglichkeit, bei Interesse den gesamten Text zum Wegpunkt zu lesen, denn dafür müsste ein Anklicken des Kästchens sowie Anzeigen des Wegpunkttextes unten möglich sein und bei Bedarf auch wieder der Weg zurück zur Übersichtskarte - das sehr schöne Feature wäre perfekt! Leider geht das nicht und das Auffinden des ganzen zugehörigen Textes unten kann sich bei entsprechender Anzahl von Wegpunkten als aufwändig erweisen.
Ein Problem der Textbegrenzung und Darstellungsform kann man in unserer zweiten Test-Map "Darstellung Burgbesuch" verfolgen (Bild rechts): Zunächst musste wegen der Textbegrenzung zwischen Stadt "Burghausen" und "Burg zu Burghausen" unterschieden werden. Das wird vom Tool unterstützt, da man beides als Wegpunkt auswählen kann. Eine eigene Erweiterung dieser auch in der Karte markierten Wegpunkte ist dagegen nicht möglich, etwa ein "Burg (Teil 1)" und "Burg (Teil 2) o.ä., mit dem man die Textbegrenzung umgehen könnte. Also bliebe in unserem Fall nur eine Dreiteilung, wenn wir unseren ursprünglichen Text hätten bringen wollen, worauf wir schließlich mit unserer "Kurzfassung" zur Burg aber verzichtet haben: In diesem Fall hätten wir wie in unserer zweiten Map dargestellt, neben "Burghausen" und "Burg zu Burghausen" noch den Wegpunkt "48.15611, 12.82917" benötigt - für den getrennten Text z.B. zu Hauptburg und Vorhöfen, um insgesamt 6.000 Zeichen für eine etwas launigere Beschreibung zu haben ...
Für eine uneingeschränkte Veröffentlichung seiner Maps wie in unseren Beispielen muss man auch sein Profil öffentlich stellen - für uns kein Problem. Die Kommentare zu den Wegpunkten können dann allerdings auch von jedem bei Tripline registrierten Benutzer erfolgen - also sollte man hierauf dann ab und zu auch ein Auge werfen! Wer dies allerdings nicht möchte, kann seine Doku auch nur für Personengruppen wie z.B. Freunde freigeben.
Da niemand weiß, ob und wie sich Tripline weiterentwickeln wird, stellt sich natürlich sofort auch die Frage nach einer Datensicherung, wenn man mit mehr oder minder großem Aufwand seine Dokumentationen erstellt hat. Eine "print"-Funktion bietet die Möglichkeit, zumindest seinen gesamten Text der "Map" z.B. als html-Datei irgendwo auf eigenem PC zu sichern. Für die Bilder muss man sich entsprechendes selbst ausdenken: Z.B. eine Bezeichnung der Bilder in der Reihenfolge bei Tripline und Speicherung im selben Ordner wie der zugehörige Text. Sollte eines Tages Tripline von heute auf morgen verschwunden sein, was wir nicht hoffen, könnte man dann zumindest auf anderen Plattformen seine Dokumentationen wieder zum Leben erwecken ...
Unser Fazit: Auch wenn dieses Tool vermutlich keine Basis für weitere Dokumentationen des Explorer Magazins werden wird, ist es sicherlich für viele Anwender ggf. genau das, was diese sich wünschen. Und das kann z.B. dann der Fall sein, wenn man nur begrenzte Erläuterungen zu seinen Reisen wünscht und keine "Romane" schreiben will. Und natürlich auch, wenn man - wie Marc es anschaulich beschreibt -, reagieren will, wenn die Mutter mit ihrem Smartphone in der Hand mal fragt: "Habt ihr denn gar keine Fotos oder Dias von euren Reisen ..?"
Nachtrag, August 2020: Ohne Karten ist die Nutzung nicht mehr zu empfehlen!
Wenn man derzeit die Tripline-Reiseberichte aufruft, erscheint oben eine Karte, die man Anklicken soll, um eine Erläuterung zu erhalten: Tripline erklärt dort u.a., dass die Verwendung von Google Maps gut zwölfmal so teuer geworden ist wie früher (was zutrifft!) und auch MapBox die Preise seit 2018 verdoppelt hat. Somit ist das Ganze für Tripline nicht mehr finanzierbar und die früheren Karten sind - wenn überhaupt - nur noch mit Zusatzaufwand erhältlich und sichtbar.
Genau das ist damit passiert, was wir schon damals befürchtet hatten: Wenn solch ein Anbieter wie Tripline, der auf Werbung basiert, im Laufe der Zeit sein Angebot einschränkt oder gar abschaltet, ist die ganze Arbeit des Benutzers damit hinfällig geworden. Somit können wir eine Dokumentation der eigenen Reisen mit Tripline leider nicht mehr empfehlen und deshalb haben wir den Bericht als Sicherungskopie bei uns im Explorer Magazin aufgenommen - die Garantie für langfristig kostenlosen und unveränderten Zugang, frei von Werbung!
Unsere Sicherungskopien der Originalbeiträge:
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