Russland 2012 (1)
Wolgograd / Stalingrad: Auf den Spuren der 6. Armee ..?
Am Anfang des Unternehmens Barbarossa (Überfall auf die Sowjetunion) war die 6. Armee Bestandteil der Heeresgruppe Süd. Dabei kämpfte sie im September 1941 in der Schlacht um Kiew und im Mai 1942 in der Schlacht bei Charkow. Dann operierte sie im Rahmen der Operation Blau aus der Ukraine heraus in Richtung Don, welcher Anfang Juli 1942 überschritten wurde. In der Folge kämpfte sich die Armee zwischen Don und Wolga nach Stalingrad vor. ...
Ende August/Anfang September 1942 nahm die 6. Armee im Verlauf der Sommeroffensive Stalingrad nahezu vollständig ein. In den darauffolgenden monatelangen Straßen- und Häuserkämpfen gelang es der Wehrmacht nicht, das restliche Stadtgebiet zu erobern. Von einigen deutschen Frontoffizieren zwar vorhergesehen, kam die im November 1942 beginnende Großoffensive der Roten Armee für das OKH dennoch überraschend, da man die sowjetische Truppenkonzentration völlig unterschätzt und die daraus resultierende Bedrohung verkannt hatte. Ihr Resultat war der Einschluss der 6. Armee im Kessel von Stalingrad.
Zwischen dem 31. Januar und dem 2. Februar 1943 stellte die 6. Armee den Kampf ein. Etwa 100.000 Soldaten der 6. Armee waren bis zum Ende der Kesselschlacht gefallen. Quelle: Wikipedia
Reise-Vorschau: "Wir wollen 2012 nach Wolgograd".
Bei dieser Stadt, die bis zum Jahr 1925 Zarizyn hieß, handelt es sich um keine geringere Stadt als Stalingrad: Wahrscheinlich die geschichtsträchtigste Stadt überhaupt.
Fast 70 Jahre nach der Schlacht um Stalingrad, bei der 700.000 Menschen ihr Leben verloren, ist Wolgograd eine Stadt wie jede andere. Fragt man heute wahllos in die Runde: "Wo liegt eigentlich Wolgograd?", so können nur wenige Menschen die richtige Antwort geben. "1.000 km südlich von Moskau am rechten Ufer der Wolga und 400 km nördlich vom Kaspischen Meer". Eine Reise zu diesem Ort war aber politisch über Jahrzehnte faktisch unmöglich. Erst nach der politischen Öffnung des Ostens können wir nun dort hin reisen.
Unsere Tour nach Wolgograd ist primär keine Sühne-Tour und hat auch keinen politischen Hintergrund, sondern sie ist eine ganz normale touristische Reise, wie wir sie auch zu anderen Orten organisieren. Allerdings mit der Einschränkung, dass man doch "in sich geht", wenn man auf dem Mamaj-Hügel ist und vor dem Mahnmal "Mutter Heimat ruft" steht ...
Zunächst steht bei der Planung einer Reise immer erst das Ziel fest. Dann die Reiseroute dorthin. Recherchiert man im Internet, dann könnte man quasi "auf den Spuren der 6. Armee" durch Polen fahren und dann durch den südlichen Teil der Ukraine nach Russland einreisen, oder vielleicht auch diese Route als Rückreise wählen. Von Hannover bis Wolgograd sind es immerhin 3000 Kilometer.
Und dann eröffnet sich die Möglichkeit, bis nach Klaipeda in Litauen oder direkt bis St. Petersburg mit dem Schiff zu fahren: Dann spart man 1.000 Kilometer Straße und hat 18 bis 24 Stunden eine angenehme Anreise mit der Fähre. Das erhöht aber die Reisekosten, so dass man bei der Planung Prioritäten setzen muss.
In der weiteren Planung stellt man fest, dass es kaum Reiseanbieter gibt, die dieses Ziel in dieser Form anbieten. Mit dem Auto durch Russland ist ja auch nicht das Normalste auf der Welt. Sprache und Schrift fallen uns eher schwer. Aber Outdoor-Offroad hat ja einen erfahrenen Partner in Sachen "Ostblock": Mit dem Scout Jerry von der Survival-Akademie JEROME waren wir 2009 bereits bis nach Murmansk unterwegs.
Aufgrund der guten Kontakte zum Botschafter genügte ein Telefonat, um die mündliche Zusage zu bekommen. Wir dürfen wieder frei fahren, benötigen keine Hotel-Voucher und müssen keinen russischen Führer mitnehmen. Das bedeutet im Klartext, dass wir überall übernachten können und dürfen. Also auch zelten. Das macht diese Reise natürlich noch viel interessanter ...
Für mich, der sehr viel mit dem Geländewagen unterwegs ist (von den Pyrenäen bis Albanien und von der Sahara bis zur Mongolei) erhöht der Gedanke an diese Reise gleichwohl meinen Puls. Fakt ist, dass diejenigen, die nach dem Krieg aus Russland zurück gekehrt sind, recht wenig über die Ereignisse berichtet haben. Das haben diverse Gespräche mit Angehörigen bestätigt. Aus eigener Erinnerung weiß ich (Jahrgang 1948), dass wir damals in der Schule nicht oder kaum über diesen Teil der deutschen Geschichte gesprochen haben. Auch bei unseren Lehrern waren wohl die Ereignisse noch zu frisch. Und so stehen heute bei den Kindern und Enkelkindern viele Fragezeichen im Raum.
230.000 Soldaten waren in Stalingrad: Das sind mindestens eine halbe Million Menschen, die einen Angehörigen dort hatten. Diese halbe Million Menschen kennt das alles nur aus spärlichen Erzählungen und aus Geschichtsbüchern. Wundert es da, dass der Puls steigt, wenn man daran denkt, jetzt zu diesem historischen Ort fahren zu dürfen ..?
Und da es so wenige Reiseanbieter für dieses Ziel gibt, möchten wir auf diese Weise hinaus schreien: "Wir fahren nach Wolgograd/Stalingrad".
Niemand, der Interesse an so einer Reise hätte, soll später sagen können: "Wenn ich das gewusst hätte".
Aber es geht natürlich bei dieser Reise nicht nur um das historische Ziel: Wir werden entlang der Wolga fahren, die so breit ist, dass man das andere Ufer nicht sehen kann. Und wir wollen auch einen Bootsausflug zu den Kosakendörfern machen. Wir werden gen Süden weiter fahren bis zum Asowschen Meer, über die Halbinsel Krim fahren und im Schwarzen Meer baden.
Am 3. August 2012 wollen wir starten und sind nach 3 Wochen wieder zurück. Wir fahren mit Geländewagen (SUV sind möglich), übernachten auf freien Plätzen in der Natur (gelegentlich ein Hotelzimmer mit Dusche wird wohl auch sein) und verpflegen uns selbst. Die Teilnahme an dieser Reise ist mit 1.500,- EUR pro Fahrzeug mit zwei Personen festgelegt.
Hinzu kommen die reisebedingten Kosten wie Visa, evtl. Fähre und Treibstoff. Wer an dieser Reise teilnehmen möchte, bekommt weitere Information über: Claus Ruhe, www.outdoor-offroad.de, Email: safaricar@t-online.de oder Tel.: 0170-2388905.
© 2011 Claus Ruhe, outdoor-offroad.de
Anm. der Red.: Und wie die Tour dann schließlich verlief, lesen wir hier:
Weitere Berichte von Claus Ruhe über seine Touren führen uns ebenfalls nach Russland und nach Albanien:
- Russland 2008: Nach Murmansk
- Albanien 2010: Mit Weihnachtspäckchen durch das Flussbett ...