Elektroinstallation
Wie bereits im Rahmen der vorbereitenden Elektro-Installationsarbeiten erläutert, entscheide ich mich, im Koffer die Elektroanlage auf 12V und nicht auf 24V auszulegen.
Grundsätzliche Gedanken: die Solaranlage ist in unserer Planung ausschließlich dazu da, die Kofferbatterien zu laden. Ihre Kapazität sollte entsprechend dem Bedarf geplant werden. Der ergibt sich aus der Summe der Verbraucher, wie Kühlschrank, Heizung, Licht, Laptop, Navigationsgerät, Musikanlage und was man sonst zu brauchen glaubt.
Der Verbrauch richtet sich aber auch nach der Jahreszeit, in der man fährt. So braucht man im Winter weniger Energie für den Kühlschrank, dafür aber wesentlich mehr für die Heizung. Gerade letztere darf von ihrem Verbrauch nicht unterschätzt werden. Ganz gleich, ob Gas- oder Dieselheizung. Die Steuerung, die Zündung und die Lüfter benötigen Strom, und das nicht zu knapp.
Beispiel: bei Reisen im Sommer brauchen wir für unseren 110 l Kompressorkühlschrank pro Nacht ca. 20 Ampere.
Läuft in kalten Nächten zusätzlich noch die Heizung, wobei wir immer mindestens ein Fenster gekippt und die Dachluke leicht geöffnet haben, so kommen für die Heizung weitere 20 bis 25 Ampere dazu (bei einer Raumtemperatur von 16°-18°C).
Das bedeutet, dass pro Nacht rund 40 Ampere verbraucht werden.
An sonnigen Tagen lädt unsere fest montierte 2x100 W Solaranlage zwischen 8 bis 12 Ampere pro Stunde. Das bedeutet, dass allein der Verbrauch durch Heizung und Kühlschrank in der Nacht insgesamt 5-6 Sonnenstunden erfordert, bis die Batterien wieder aufgeladen sind. Ist das Wetter trüb oder verbraucht man mehr Strom, kann die Bilanz am Ende des Tages negativ sein.
Bei einer nominellen Batterien-Kapazität von 300 Ampere - wie in unserem Fall - sind faktisch nur rund 2/3 nutzbar, weil ab ca. 100 Ampere die Spannung auf unter 12 V fällt und eine weitere Stromentnahme zu einer Tiefentladung der Batterien führen würde. Es stehen somit also nur 200 Ampere zur Verfügung, die bei einer Negativ-Bilanz von 20 Ampere pro Tag also für 10 Tage ausreichen würde. Danach müssten wir entweder über Landstrom oder ein Stromaggregat nachladen oder das Fahrzeug bewegen, so dass die Lichtmaschine zusätzlich die Kofferbatterien lädt.
Solaranlage
Beginnen wir mal von oben nach unten und steigen mit dem Thema Solarpanels und Solaranlage ein. Ich habe auf dem Dach 2 x 100 Watt Solarpaneele von Carbest verbaut. Mit dem Druckluft-Nieter habe ich die Panels auf die Halter genietet. Dann schraubt sie mir schon keiner vom Dach . Bei der Dachvorbereitung wichtig: Anzeichnen der Klebeflächen und abkleben. Das reinigen und entfetten der angeschliffenen Flächen erfolgt mit Bremsenreiniger. Klebeflächen werden mit Primer bestrichen und Sikaflex wird aufgetragen. Gleichmäßig verteilt wird es mit einem Spachtel und das Klebeband wird entfernt. Das vorbereitete Solarpanel wird schließlich mit den Trägern auf die Klebefläche gesetzt (Bild unten links).
Über Nacht beschwert man das Ganze und lässt es trocknen. Das Abklebe-Schmirgel-Entfett-Primer-Sika-Verstreich-Ritual
ist anschließend zu wiederholen und die Kabeldurchführung muss
mitsamt der schon eingefädelten Kabel auf das Dach geklebt werden. Eine
Etage tiefer herrscht dabei "Chaos in Laos" (Bild oben rechts):
Unter dem Durchstieg trifft sich alles, was Strom und Kabel hat
...
Im Podest vor dem Durchstieg ins Fahrerhaus finden die wichtigsten Geräte eine neue Heimat (Bild oben):
1 = Solarregler
2 = FI-Schalter
3 = Landstrom-Steckdose
4 = Wechselrichter 1,5 kW
5 = Verteilerleiste
6 = Ladegerät
7 = Booster
8 = Drei isolierte Wasserleitungen, die zum Bad bzw.
WC führen.
Erläuterung der Strom-Input-Seite
Auf der Strom-Input-Seite des Stromlaufplanes (Bild unten links anklicken) werden zunächst sämtliche Komponenten erfasst, die Strom ins Fahrzeug bringen und verteilen. Natürlich sind auch diese Quellen Stromverbraucher, weshalb sie ebenfalls auf der hier schon angedeuteten Verbraucherliste stehen.
Die Darstellung der Strom-Output-Seite erfolgt im Bild unten rechts.
Strom kommt über drei verschiedene Wege ins Fahrzeug:
1. Solarzellen: 2 x 100 Watt Solarzellen versorgen über den Solarregler
die Batterien
2. Lichtmaschine: Die Fahrzeug-Lichtmaschine lädt
nicht nur die Starterbatterien, sondern auch die Kofferbatterien. Da
sie mit 24 V lädt, muss ein Spannungswandler den Strom auf 12 V herunter
modulieren.
3. CEE-Landstrom-Steckdose: An dieser Steckdose wird
über einen CEE-Stecker Landstrom zugeführt - beispielsweise am Campingplatz.
Zuführung des Landstroms
Auch wenn es mittlerweile das zig-ste Loch in der Wand, Decke oder Boden ist, tut es doch immer wieder weh, den Topfbohrer auf dem Lack aufzusetzen und "abzudrücken". Nur Barbaren kann so etwas Genuss bereiten
Elektro-Komponenten Input-Seite: Solarregler
Im Bild unten links sind die Anschlüsse der Solarpanels im Solarregler zu erkennen. Daneben befindet sich der FI-Schutzschalter und die Landstrom-Steckdose.
Booster - Spannungswandler 24-12 / Ladegerät / Wechselrichter / FI Schutzschalter
Um die Ladekapazität der Lichtmaschine für die Ladung der Kofferbatterien nutzen zu können, muss diese von 24 V auf 12 V transformiert werden. Diese Funktion übernimmt ein sogenannter Booster. Bezugquelle z.B. Intercamp / REIMO, Motormate DC-DC Power Converter Input 20 - 30 V, Output 13,8 V, Preis: ca. 75 Euro (siehe Bild unten rechts).
Als Ladegerät kommt der Computer-Lader MT 1225 (12 V, 25 A) von Mobile Technology zum Einsatz. Der hat ein kabelgebundenes Ferndisplay. Kontrollleuchten zeigen den Aktions-Status an.
Beim Wechselrichter kann man viel Geld ausgeben - oder auch sparen. Manchmal aber auch am falschen Ende. Ich entscheide mich nach vielen Überlegungen mit dem Carbest Power Converter PSI 1500 für die Sparlösung. Von seinen Leistungsdaten sollte er unseren Anforderungen genügen, bringt er doch eine Dauerleistung von 1.500 W bei kurzzeitigen Spitzen von bis zu 4.500 W.
Mit einem Preis von 349,40 EUR kostet er rund 1.000 EUR weniger als High-End-Geräte mit vergleichbarer Leistung. Leider hätte uns diese Entscheidung beinahe den Totalverlust des Fahrzeugs beschert. Nachdem der Wechselrichter bereits einige Wochen lang zuverlässig seinen Dienst erledigte, ist er während unserer Reise in Nordspanien beim Fahren in Brand geraten, obwohl er ausgeschaltet war.
Der 220 V-Strom muss über FI-Schalter abgesichert werden. 220 V-Verteiler müssen in Feuchtraum-Verteilerdosen verschwinden.
Stromversorgung der Zusatzgeräte im Fahrerhaus durch die Kofferbatterien
Um zu vermeiden, dass ein eingeschaltetes Gerät im Fahrerhaus die Starterbatterien leert, beschließe ich, sämtliche Zusatzgeräte im Fahrerhaus, wie Garmin GPS-Gerät, Laptop, Leuchten, Lüfter, evtl. mobile Kühlbox usw. aus den Kofferbatterien zu versorgen.
Dazu habe ich im Podest, wo die elektrischen Versorgergeräte im Koffer untergebracht sind, ein Loch in den Boden gebohrt, sämtliche Kabel für das Fahrerhaus in einem Waschmaschinenschlauch gebündelt und durch das Loch entlang dem Fahrzeug-Rahmen nach vorne zum Fahrerhaus geführt (Bild unten links).
Und wieder mal war ein Loch im Boden erforderlich: Diesmal für die Kabeldurchführung zum Fahrerhaus (Bild oben rechts). Aufgrund des Kippfahrerhauses ist der direkte Weg vom Koffer ins Fahrerhaus nicht möglich ...
© 2011 Ulrich Dolde