Wenn die Gasheizung den Geist aufgibt
Oder: Auf ein Neues beim Heizungsbau ..!
Vorbemerkung
Wenn etwas Spaß macht, ist das erfreulich und motivierend. Und in diesem Fall braucht es dann auch eigentlich keinen zusätzlichen Grund mehr, in dem Bereich weiterzumachen, der von diesem Spaß begleitet wird und dann auch noch funktioniert. Aber das Schicksal bescherte mir schließlich doch einen triftigen Anlass, mich erneut in die Werkstatt zu begeben ...
Wie schon im früheren Beitrag zur Heizbox beschrieben, wohne ich an den langen Wochenenden, in denen ich am Nürburgring arbeite, gern in meinem Dachzelt. Wenn es dann Richtung Herbst und Frühwinter geht, wechsle ich allerdings die Behausung und nutze meinen kleinen Wohnwagen. Auch wenn die Saison Mitte Februar wieder startet, lebe ich lieber in der kleinen Wohndose, wie man vermutlich nachvollziehen kann.
Das schon angesprochene Schicksal ließ nun plötzlich und unerwartet im Spätherbst 2019 die Gasheizung den Alterstod sterben: Da es für meinen fast 30 Jahre alten französischen Rapido Hubdach-Wohnwagen keine Ersatzteile mehr gibt und auch die genauso alte Gasheizung nicht so einfach - wenn überhaupt - zu reparieren wäre, habe ich diese kurzentschlossen ausgebaut. Da war er also, der Grund für den Bau einer weiteren Heizbox ...
Aus Sicherheitsgründen wollte ich die Heizung nicht in den Wohnwagen einbauen, nur die Warmluft sollte von außen eingeleitet werden. Wie beim Zelt einen CO-Warner mit in der Bude untergebracht und alles ist sicher. Ein zwar lösbares, aber trotzdem kleines Problem tat sich jedoch auf: Die schon vorhandene Heizbox braucht zum Betrieb 12 Volt und Diesel. Wie schon beschrieben, sind eine Batterie und der Tank im Campinghänger eingebaut und können mit Schlauch und Kabel angeschlossen werden.
Im Wohnwagen ist allerdings keine Batterie verbaut, nur der 220 Volt Anschluss ist vorhanden. OK, hier könnte ein Netzteil helfen, aber es bliebe der fehlende Tank. Der ließe sich natürlich problemlos in den Wagen einbauen, aber Diesel? Einmal schlabbern und dann den Gestank in dem kleinen Raum? Das braucht keiner!
Auf geht´s mal wieder!
In die Wand des Wohnwagens setzte ich nun also einen Flansch, denselben, der an der Heizbox als Auslass dient. So kann die Box mit einem Warmluftschlauch ganz einfach mit dem Wohnwagen verbunden werden. Bei Nichtbenutzung ist der Flansch mit einem Blindstopfen verschlossen. Innen ist der Flansch mit einem Ausströmer in einem der Staukästen verbunden.
Der Plan war damit klar, die Box wird autark, also mit eingebauter Batterie und Dieseltank. Nun wollte ich eigentlich nicht so eine große Kiste haben, aber das "Energiepack" aus Dieseltank und Batterie braucht Raum. Der bei den Heizungen mitgelieferte Standardtank hat ein Volumen von 10 l und ist mit 42 x42 x7 cm zwar flach, aber hoch und breit. Die Marschrichtung war nun: So klein wie es geht.
Also habe ich die nötige Kiste nicht gekauft und damit auch keine handelsübliche Alubox benutzt, sondern stattdessen der Heizung eine Kiste "auf den Leib geschneidert". Gebaut habe ich aus 9 mm Siebdruckplatten, die - wo nötig - verschraubt und verleimt wurden. Zusätzliche Stabilität kommt von den 2 mm Riffel-Aluprofilen, mit denen die Box eingefasst wurde.
In die Seitenwände habe ich außer den Flanschen für Lufteintritt und Warmluftauslass noch je einen versenkbaren Klappgriff aus Edelstahl eingesetzt. Ohne Tragegriffe wäre die Box etwas schwer zu bewegen. Die Heizung und die geplante 60 AH AGM Batterie gaben die minimal mögliche Größe vor. Ich fand schließlich einen 2,5 l Tank, der in den verbliebenen Raum so gerade hinein passte. Innen wurde es ganz schön kuschelig, aber es passte mit etwas Tricksen dann auch noch die Dieselpumpe, der Sicherungsblock und der Einlassfilter für die Verbrennungsluft hinein ...
Dabei ergab sich am Ende ein Volumen von 29 l: Die Kiste blieb von den Abmessungen her "handlich", leider aber auch schwer wegen der Batterie. Somit keine Einhandbedienung möglich, und auch nichts zum über die Schulter hängen ...
Die Idee, die Verbrennungsluft in die Box zu ziehen war, dass die von außen nachströmende kalte Luft die Heizung kühlt und so verhindert, dass es in der engen Kiste zu warm wird. Dazu sind in den Seitenwänden unter dem Lufteinlassflansch und dem Warmluftauslass Siebbleche angebracht, die es der Luft ermöglichen, nachzuströmen. Für den Auspuff habe ich eine Steckverbindung konstruiert und in die Rückwand eingebaut. Das Edelstahlwellrohr mit dem Abgasschalldämpfer kann dann einfach eingesteckt werden und sitzt fest und dicht.
Wenn man schon alles selbst baut, kann man auch ein paar Feinheiten gleich mit vorsehen: Ich habe die Kiste so geplant, dass der Deckel und die Seitenwände von Alu-Winkelprofilen geführt und getragen sowie von Edelstahl-Spannverschlüssen in Position gehalten werden. So ist es mit ein paar Handgriffen möglich, an das ansonsten kaum mehr zugängliche Innere der Kiste zu gelangen. Sicherungswechsel, Wartung der Heizung und Batterietausch ist so einfach machbar. Um die Batterie problemlos nachladen zu können, habe ich in die Vorderseite einen speziellen wasserdichten Port aus dem Yachtzubehör eingebaut. Damit kann man die Batterie von außen laden, die Kiste muss dafür nicht extra geöffnet werden. An dem Dachzelthänger erledigt das eine Solaranlage, hier aber muss ein normales Ladegerät ran. Eine Anzeige kann von Spannung in Volt auf Füllstand in % umgeschaltet werden. Am Tank gibt es einen Sichtschlitz: Auf Knopfdruck kann der Tank durch eine COB LED beleuchtet werden und der Füllstand ist so gut zu erkennen.
Die Heizung ist mit einem Bedienteil der neueren Generation ausgestattet, mit nur noch klaren und gut sichtbaren Ziffern, die die Parameter anzeigen. Symbole visualisieren die jeweiligen Betriebszustände. Das bunte, animierte Mäusekino ist Vergangenheit. In der Vorderwand der Box ist eine kleine Schleuse eingebaut, hier kann man das Kabel des Bedienteils dicht hindurchführen und es entweder an der Außenseite anklippen oder es in den zu heizenden Raum legen. Ein langes Kabel macht das möglich.
Die Heizung kann man entweder im Temperatur- oder im Pumpfrequenzgesteuerten Modus betreiben. Im ersteren kommt das Bedienteil in den zu heizenden Raum, der Temperaturfühler ist im Bedienteil verbaut und die Heizung heizt so lange, bis der voreingestellte Wert erreicht ist und fährt anschließend selbständig herunter, um diesen Wert zu halten. Bei Bedarf fährt sie selbständig auch wieder hoch. Im zweiten Modus wird eine Heizstufe über die Pumpfrequenz der Dieselpumpe eingestellt. Die Heizung läuft dann so lange in derselben Stufe, bis der Wert manuell geändert wird. Dazu kann das Bedienteil in der Box verbleiben.
Ein- und Ausschalten sowie Temperatur rauf oder runter lässt sich mit der Fernbedienung einstellen. Im Bedienteil ist auch eine Schaltung zur Höhenanpassung vorhanden. Die sorgt dafür, dass bei Betrieb über 1.500 Höhenmeter das Luft-/Brennstoffgemisch angepasst wird, um ein reibungsloses Brennverhalten zu ermöglichen. Für den Betrieb der Heizbox gibt es einen Ein/Aus Schalter, der sich abnehmen lässt und so eine unbefugte Aktivierung verhindert. Eine 12 Volt Steckdose an der Front erlaubt auch eine Stromentnahme. An der Rückseite sind zwei stabile Ösen angebracht, um die Heizbox bei Bedarf gegen Diebstahl zu sichern ...
Bei meinem Heizverhalten, nur vor dem Schlafen den Raum vorzuheizen und dasselbe vor dem Aufstehen, reicht die Tankfüllung von 2,5 Litern und die 60 AH Batterie gut drei Tage, die Heizung ohne nachladen und Diesel nachfüllen zu betreiben. Das Tanken ist auch kein Problem: Zwei Spannverschlüsse öffnen und der Deckel lässt sich abheben, um an den Tankdeckel zu gelangen. Mehrere jeweils eine Stunde lange Testläufe zeigten, dass die Box im Bereich der Brennkammer kaum handwarm wird - das mit der Luftkühlung funktioniert also. Die Kiste ist weitgehend wasserdicht, aber bei länger anhaltendem Niederschlag sollte man eine einfache Abdeckung auflegen. Der nächste Herbst/Winter kann also kommen ..!
© 2020 Bernd van Ooy (Lodjur)
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Bernd finden sich in unserer Autorenübersicht!