Kapitel 1: Anreise ...
In den sonnigen Süden kommt man in diesem Jahr
Ende April nur, wenn man zuerst die "Hölle des Winters"
durchfährt: Auf der Tauernautobahn bremst uns auf 1.300 Meter Höhe
starkes Schneetreiben aus. Diese Reise fängt ja gut an!
Eigentlich
sind die anderen Fahrzeuge die Bremser, die gutgläubig längst auf
Sommerreifen umgerüstet haben und die Fahrbahn blockieren. So ein
PS-starker BMW mit Schönwetterfahrer, der gerne viel Gas gibt, hat
hier trotz nur ganz geringer Steigungen keine Chance und versteht
die Welt nicht mehr ..!
Aber irgendwann haben wir diese Probleme hinter
uns gelassen - und in den schneefreien tieferen Lagen angekommen,
ist der zurückgebliebene BMW-Fahrer wieder in seinem Element und
braust mit Vollgas an uns vorbei ...
Nur der südliche Zugang zur großen Saline bei Secoveljske, in der Bucht südlich von Piran, der über ein kleines Sträßchen zwischen der slowenischen und kroatischen Zollstelle am Grenzübergang Secovlje erreichbar ist, lässt uns überhaupt an das Gebiet heran, gegen 5 Euro Eintrittsgebühr. Slowenien erscheint mir etwas überreglementiert und wir eilen, um schnell in den entspannteren Süden zu gelangen ...
Kapitel 2: Kroatien
Im Norden Istriens erreichen wir über Landstraßen das Bergdorf
Motovun, erklimmen dort die engen Gassen
bis ganz hoch zur Burg und sorgen auch kulinarisch für einen kleinen
Höhepunkt: Herr und Hund erwerben für 25 Euro zwei kleine Knollen
Trüffel zum Probieren und Trainieren. Wir probieren und der Hund
soll trainieren, mit dem Geruchsvorbild selber Trüffel zu finden - leider erfolglos!
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Weiter geht es über den interessanten Ucka-Pass Richtung Rijeka. Wir tuckern über die Küstenstraße bis Prizna und schippern dort mit der Fähre zur Insel Pag.
Auch dort gäbe es lohnende Vogel-Beobachtungsplätze, aber die beste Zeit dafür während des Vogelzuges ist vorbei und so fahren wir unseren ersten Offroadtrail aus dem MDMOT Führer Südkroatien. Wobei klargestellt werden muss, dass offroad in Europa natürlich nicht gänzlich "off the road" heißt, sondern abseits regelmäßig befahrener Teerstraßen und auf legal zugänglichen Pisten.
Solche Almwege sind ja bei uns in den Alpen fast immer mit einem
Fahrverbot belegt, in den Balkanländern aber nicht. Deshalb brauche ich den Führer, der mir die Suche
danach abnimmt und immer ein Weiterkommen ohne umzudrehen zumindest
verspricht ...
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Pag erwartet uns mit einer kargen bis sehr kargen Vegetation, die stellenweise aber doch niedrige Macchiasträucher zulässt. Der erste Trail führt uns nicht weit vom Fähranleger abgehend über einen schmalen steinigen Weg und über einen Höhenrücken nach Norden. Einzig die paar Schafe dort können mit uns die tolle Aussicht über die Inselwelt genießen. Saftiges Gras genießen sie jedenfalls nicht und der Käse, der aus ihrer Milch gewonnen wird, spiegelt im würzigen Geschmack die karge Kräutervegetation wieder.
Uns gefällt die Tour mit den Blicken auf
das blaue Meer so gut, dass wir gleich eine zweite Route anschließen
wollen. Doch hier bremst uns ein Fahrverbotsschild aus: Sowas gibt
es also auch hier in Kroatien - eine Baustelle soll schuld sein ...
Wir wollen wieder einmal ein wenig Komfort, wollen Duschen und abends Essen gehen und suchen einen Campingplatz.
Der erste Versuch bei Novalja führt uns zu einem Resort mit riesigem Vorplatz, wo uniformierte Angestellte den Eingang bewachen und recht unfreundlich organisieren.
Nichts wie weg also und zur nächsten Platzempfehlung bei Simuni!
Dort ist wieder so eine große Campingstadt, aber mit
freundlicher Rezeption, und irgendwo müssen wir ja bleiben. Uns wird
ein winziger Stellplatz nahe am Meer zugewiesen, mitten zwischen
Campern aus ganz Osteuropa. Aber der Strand ist schön, das Treiben
der Leute nett anzuschauen, auch zum Essen finden wir etwas ...

Weil ich mit diesem Störungsbild nichts anfangen kann, rufe ich versuchsweise einmal den Erich an, den Bremach-Guru in Österreich, von dem ich den Wagen auch gekauft habe. Erich steht tatsächlich in seiner Werkstatt und geht ans Telefon. Er versteht dieses Gebaren auch nicht sofort, gibt mir aber einen Tipp, wie ich diagnostisch weiterkomme: Ich soll versuchen, die Kardanwelle vom Getriebe zum Zwischengetriebe zu drehen, einmal mit und einmal ohne eingelegtem Gang - ohne laufendem Motor natürlich.
Die Welle lässt sich von Hand leicht drehen, wenn kein Gang eingelegt ist, ansonsten sperrt sie. Also liegt der Fehler im Zwischengetriebe.
Und durch Demontage des Schalthebels für die Untersetzung stellt sich heraus, dass dieser Hebel in einer Zwischenstellung steht und dadurch einen Leerlauf erzeugt. Ich kann ihn manuell aber schalten und nun macht das Auto wieder, was es soll: es fährt.
Der Defekt liegt in der hydraulischen Betätigung
des Schalthebels am Zwischengetriebe und nicht im mechanischen
Antriebsstrang. Welch ein Glück. Dieser Schalthebel wird nun von der
Hydraulik abgeklemmt und von Hand geschaltet.
Leider muss ich dazu
immer erst unter den Wagen kriechen und dadurch werde ich in der
nächsten Zeit nur noch bei echter Notwendigkeit die Untersetzung
nutzen können. Außerdem hängt auch die Zentralsperre an der defekten
Hydraulik, kann also nicht eingelegt werden. Fahrtechnisch bedeutet
das, dass ich eigentlich ohne Allrad fahre und schwierige Passagen
meiden sollte. Das fängt ja alles gut an!
Zuhause wird sich herausstellen, dass nur der Behälter für Hydrauliköl leer war, weil das Öl durch ein winziges Leck im System über Monate verloren wurde. Einfaches Auffüllen eines kleinen Behälters hätte dem ganzen Spuk ein Ende bereitet. In Zukunft werde ich mehr Sorgfalt auf die regelmäßige Wartung legen müssen ...
Am Südrand der Insel Pag fährt man über eine Brücke zurück auf das Festland und kommt nicht weit von Zadar bzw. der alten Königsstadt Nin heraus, die wir vor zwei Jahren schon einmal besucht haben und wo wir deshalb einen schönen Stellplatz kennen. Bevor wir diesen aber anfahren, wollen wir den Tag noch nutzen und eine weitere Tour-Empfehlung (K35) aus dem "MDMOT Südkroatien" kennen lernen, die sogenannte "Karl May Runde".
In der gigantischen Bergkulisse dort sind Szenen der Winnetou-Filme gedreht worden und die 36 Kilometer lange Route gilt als eine der Perlen Kroatiens. Vom Fischerdorf Modric geht es erst mal knapp 10 Kilometer steinig und ruppig bergauf und wir werden hart durchgeschüttelt. Zum Senken des Reifendrucks auf komfortablere 2 Bar bin ich aber dennoch einfach zu faul ...
Nur zwei Fahrzeuge kommen uns während einer Mittagspause auf dieser einsamen Piste entgegen. Aber auch ein Pärchen auf Mountainbikes quält sich bei der Hitze hinauf. Oben liegt zum Teil tiefer Schotter als Straßenbelag und macht es für Biker aller Art schwieriger, für den Bremach mit seinen vier breiten Reifen aber einfacher und bequemer.
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Die Piste schlängelt sich
langsam höher und höher, an einer leeren Hütte vorbei zu einem Pass
etwa 1.000 Meter über dem Meer und drüben wieder hinunter in mehreren
Kehren. Die Bergkulisse wird immer alpiner und zwischendurch dann
wieder der traumhafte Blick in die Tiefe und zu den Inseln vor der
Küste ...
Nach mehr als der halben Wegstrecke und schon wieder absteigend kommen wir an einer langen Windschutzmauer vorbei: Hier ist eine Art Gipfelbuch in einem wasserdichten Metallbehälter untergebracht für Winnetou-Fans aus aller Welt, die ihrem Idol eine Grußbotschaft ins Reich des Großen Manitu schicken wollen.
Und diese Stelle ist auch das Ziel
vieler Ausflügler, die von der anderen Seite auf deutlich besseren
Straßen hochfahren, Picknick machen und Winnetou gedenken. Ob die
beiden kleinen Mädchen schon einmal Karl May gelesen haben, konnte
ich nicht herausbekommen. Ins Kroatische bzw. Jugoslawische übersetzt wurden die Bücher
jedenfalls schon ...
Bei der Abfahrt über zahlreiche Kehren kommt es zu einem Problem mit meiner rechten Schulter. Sie wurde durch die Kurverei wohl etwas überlastet und sendet nun ernste Warnsignale, sprich Schmerzen beim Heben und Vorstrecken des Armes, also beim Bedienen der Gangschaltung: "Supraspinatussehne" würde der Orthopäde sagen. Und das zu Beginn einer 4-wöchigen Tour mit einer Beifahrerin, die diesen Job behalten und nicht zum Chauffeur aufsteigen will. Da ist dringend Schonung angesagt und ich streiche weitere Offroadabenteuer, lege in Nin einen kompletten Ruhetag ein und nutze für die Weiterfahrt bis Ploce die bequeme Autobahn - "schmerzhaft" vorbei an mehreren "leckeren" Offroadpassagen.
Das fängt ja wirklich alles gut an
..!
© 2017 Sepp Reithmeier