Die Geschichte und die Erinnerungen an Chandris Lines gehen weiter ...
Seit meine Geschichte "Schiffe in der Nacht" im Jahr 2007 im Explorer Magazin veröffentlicht wurde, ist einiges geschehen: 2009 habe ich eine Facebook Gruppe gegründet, die sich "SS Australis Photos n Stories & Chandris Lines" nennt. Inzwischen haben wir mehr als 630 Mitglieder und auf der Seite der Gruppe sind über 4.000 Bilder und Mengen weiterer Dokumente zu sehen. Unsere Themen sind die Passagierschiffe der Chandris Lines sowie die Mannschaften und Passagiere der Zeit von 1960 bis 1978. Ebenfalls dabei sind auch Erinnerungen an das Wrack der "American Star".
Dieser Beitrag nun handelt von einem Treffen und Wiedersehen mit Mannschaftsmitgliedern und Passagieren der Chandris Lines im März 2013. Auch habe ich "meine" Marion wieder besucht, schließlich war sie meine Freundin auf der SS Australis im Jahr 1970, wie ich in meiner Geschichte erzählt habe.
Es fing damit an, dass mich Lee Crump, Mitglied unserer Facebook Gruppe, fragte ob es nicht eine gute Idee wäre, ein Wiedersehens-Treffen bei ihr in Brisbane zu veranstalten, der Großstadt an der Ostküste Australiens. Natürlich gab ich ihr sofort mein OK - was sonst?
Lee arrangierte daraufhin alles gemeinsam mit Carol Mavroidiki, die zufällig für 3 Monate zu Besuch war in Australien. Die beiden teilten mir mit, dass ich selbstverständlich auch dorthin kommen müsse, da ich schließlich der "Chef" der Gruppe sei.
Ich sagte zu, dass ich kommen würde, aber ich brauchte dort auch irgendwo eine Unterkunft für eine Woche. Lee bot mir an, dass ich bei ihr übernachten könne, sie selbst wohnt auf einer Insel namens "Coochiemudlo Island", rund 30 km südlich von Brisbane und 1 km entfernt vom Festlandgebiet "Victoria Point".
Natürlich nahm ich das Angebot an und flog die 2.200 km dorthin früh morgens am Mittwoch, den 13. März 2013. Die offizielle Wiedersehens-Party war für Samstag, den 16. März angesetzt. Kurz vor Mittag kam ich in Brisbane an und Lee holte mich mit ihrem Auto ab. Wir erreichten die Gegend in der Nähe der Insel schnell und fuhren zum Mittagessen in die Siedlung Victoria Point.
Im Anschluss daran hieß es hinüber zur Insel fahren, was knapp 10 Minuten mit der Autofähre dauert. Lee´s Haus sieht aus wie ein Bauwerk in der Südsee, vielleicht ähnlich wie auf den Fidschi-Inseln ..? Bei Kaffee und Kuchen plauderten wir ein paar Stunden, dann machte ich mich allein auf zu einem Spaziergang rund um die Insel, die knapp einen Quadratkilometer umfasst, also nicht allzu groß ist. Unterwegs konnte ich viele Bilder machen, auch wenn meine Kamera ab und zu streiken wollte.
Ich hatte noch den Donnerstag, um mich umzusehen, am Freitag mussten wir zum Einkaufen für das Essen am Sonntag Mittag. Also hieß es wieder rüber zum Festland mit der Autofähre und dort einkaufen. Am Nachmittag waren wir wieder zurück auf der Insel und wir hatten gerade alles ausgepackt, als sich plötzlich schon ein paar Mitglieder unserer Gruppe meldeten und mit ihrem Gepäck vom Fährhafen abgeholt werden wollten.
Gegen Abend waren alle Besucher bei Lee eingetroffen, insgesamt waren 10 von 20 angekommen. Wir plauderten, lachten und tranken bis tief in die Nacht. Anschließend spielte ich den Taxifahrer: Natürlich habe ich nicht getrunken und alle zu ihrem Hotel auf der Insel gefahren ...
Am Samstag fand das "offizielle" Treffen wieder auf dem Festland statt: Die Feier sollte im Restaurant der "Sirromet Winery" erfolgen. Also mussten wir alle wieder mit der Fähre zum Festland und dann anschließend mit zwei Autos zum Lokal. Das Gebäude war riesig und rundum weit und breit begrünt. Das Mittagessen war hervorragend und wir plauderten weiter und machten jede Menge Fotos. Anschließend ging es wieder zurück nach Coochiemudlo Island, wo wir in Lee´s Haus weiter feierten. Alle Gäste reisten erst am Sonntagnachmittag wieder ab ...
Mir blieben noch 3 Tage, die ich hier verbringen konnte. Am Abend sprach ich mit Lee über Marion, da sie meine Geschichte auf dem Schiff im Jahr 1970 kannte. Sie fragte mich, ob ich die 130 km nach Norden fahren wollte, um Marion zu besuchen und bot mir an, dass ich mir ihr Auto für zwei Tage ausleihen könnte.
Das Angebot nahm ich natürlich an und am frühen Montagmorgen ging es mit der Fähre rüber zum Festland und los! Gut, dass ich mein TomTom-Navi dabei hatte, da ich die Gegend und die Strecke zur Autobahn nicht kannte. Eineinhalb Stunden später aber hatte ich bereits den größten Teil der Fahrt hinter mir und erreichte das Hinweisschild zur "Kings Beach": Von hier aus waren es nur noch rund 10 Minuten bis zum Haus von Marion ...
Zehn Jahre waren es nun schon her, seit ich Marion das letzte Mal gesehen hatte, und ich war so nervös wie bei einem ersten Date. Sie wusste, dass ich kommen würde, da ich sie natürlich vorher angerufen hatte, um zu sicher zu gehen, dass sie auch da war. Es sollte eigentlich eine Überraschung sein, aber Lee meinte, es wäre sicherlich besser, wenn ich Bescheid sagen würde, dass ich komme ...
Es war super, Marion endlich wieder einmal in die Arme nehmen zu können: Wir tranken Kaffee und plauderten lange, wir freuten uns beide sehr, uns wieder einmal zu treffen. Später aßen wir zu Abend und unterhielten uns noch bis zwei Uhr morgens. Bald danach wurde das Sofabett ausgeklappt und ich schlief sofort ein ...
Am Sonntag Morgen standen wir früh auf und brachen zu einer Tour an die schönen Strände der Umgebung auf. Kings Beach, toll ... und Marion wohnt nur knapp 200 Meter entfernt von der Promenade. Auf der anderen Seite liegt die "Bullcock Beach", auch sehr schön mit einem breiten Fluss und einem Blick Richtung Westen zu den "Glasshouse Mountains". Ich machte wieder einmal jede Menge Fotos und nach einem Cappuccino auf der Promenade ging es zurück zu Marions Wohnung. Tja ... Seufz ... Die Zeit seht nicht still, und wir hatten nur noch zwei Stunden, da ich vorhatte, so um 15 Uhr nach Coochiemudlo Island zurück zu fahren ...
Ich musste mich schließlich losreißen: Die Verabschiedung dauerte eine halbe Stunde. Marion wohnt immer noch alleine, hat aber 3 Kinder in der Gegend und auch Enkel. Ich selbst bin verheiratet und habe eine Familie 2.200 km südlich von hier - also, es kann eben nicht sein, dass ich sie ab und zu besuche auf einen Kaffee (nur Kaffee ...) Mann, das tat weh, das Wegfahren! Puh ..!
Die Rückfahrt dauerte eine halbe Stunde länger wegen dichtem Verkehr und einem Unfall auf der Autobahn. Zu guter Letzt war ich aber endlich wieder zuhause bei Lee, auf der Insel ...
Irgendwann stand ich schließlich auf der Treppe am Parkplatz, Victoria Point, Festland. Hinter mir Coochiemudlo Island, in der Ferne die Sanddünen von North Stradbroke Island. Am Mittwoch, den 20. März, musste ich nachmittags gegen 14 Uhr wieder los: Lee fuhr mich noch zum Flughafen und so um 17 Uhr erwartete mich bereits meine Frau Lynda am Flughafen in Adelaide - das war es also dann gewesen ...
© 2014 Wolfram Dallwitz, Deutsche Bearbeitung: Explorer Magazin