Rotterdam, Donnerstag 12.05.16
Ankunft an der letzten Station der Reise: Kurz vor 8:00 Uhr morgens nähert sich die AIDAprima mangels Möglichkeiten zum Drehen in der Rheinmündung rückwärts dem Cruise Terminal Rotterdam. Wir machen direkt vor der berühmten "Erasmusbrücke" fest, die vom Kabinenbalkon aus wunderbar zu sehen ist. Auf der anderen Seite ist bereits gut der "Euromast" zu erkennen, der höchste Panoramaturm der Stadt. Europas größter Seehafen ist bereits voller Aktivität: Rasende Taxi-Boote überqueren das Gewässer und jede Menge kleinerer und größerer Frachtschiffe, auch solche mit aus- und einfahrbarer Brücke, drängeln sich gemeinsam mit Ausflugsschiffen und Behördenbooten vor unserem Kreuzfahrer ...
Bereits ohne Fernglas oder Teleobjektiv fällt ein gelber Bus auf, der zur Hälfte im Wasser zu schwimmen scheint und sich seinen Weg zwischen anderen auffälligen Booten bahnt, die man von hier oben allerdings nur mit dem Tele identifizieren kann: So erkennt man das doppelrümpfige Aqua Shuttle, einen waterbus und die Abel Tasman versteckt hinter Frachtschiffen - eigentlich alles so interessante Wasserfahrzeuge, dass man sich mit ihnen später noch näher beschäftigen müsste ...
Es wird Zeit, das Schiff zu verlassen: Auch für Rotterdam werden natürlich jede Menge organisierte Ausflüge angeboten, von denen wir jedoch auch diesmal keinen Gebrauch machen wollen. So kann man außerhalb Rotterdams z.B. nach Amsterdam fahren, da Museen besuchen oder an einem geführten Spaziergang durch das dortige Jordaan-Viertel teilnehmen, wozu natürlich auch eine Verkostung in Hollands erster "Käseprobierstube" gehört. Andere Exkursionen sind z.B. betitelt als "Typisch Holland: Delft, Den Haag & Gouda" oder aber "Bilderbuchlandschaft: Windmühlen von Kinderdijk", wo eine "romantische Mühlenlandschaft" wartet, die auf der Welterbe-Liste steht.
Wir wollen uns heute den ganzen Tag aber nur auf Rotterdam konzentrieren. Da die AIDAprima erst am kommenden Morgen diese Stadt wieder verlassen wird, bleibt genug Zeit für eine ausgiebige Exkursion. So möchten wir natürlich den Euromast besuchen, was von hier aus leicht zu Fuß zu machen ist, dann hat uns der schwimmende Bus dazu animiert, auch mit dem einmal eine Tour zu machen und nicht zuletzt wollen wir das maritime Museum besuchen, auch das zu Fuß vom Schiff aus zu erreichen. Für eine Besichtigung der berühmten Kubushäuser ebenfalls in der Stadt wird wohl keine oder nur noch wenig Zeit bleiben.
Wir verlassen die AIDAprima und merken gleich, dass wir hier in einer anderen Welt sind als in den Häfen zuvor: Überall herrscht ausgelassenes Treiben und der Besucher fühlt sich irgendwie willkommen hier bereits durch diverse unterhaltsame "Empfangskomitees" bis zum Ausgang auf der Straße - Sicherheit scheint an dieser Stelle nicht unbedingt der einzige und wichtigste Aspekt zu sein, mit dem sich der Passagier konfrontiert sieht ...
Wir schlendern über die berühmte Erasmusbrücke nur wenige Schritte von unserem Dampfer entfernt: Der AIDAprima-Fotograf ist auch hier wieder sehr aktiv und versucht möglichst jeden Passagier zu einem Foto zu überreden, den er auf der Brücke zu erkennen glaubt. Wir fragen ihn allerdings nur, ob er das Vorbild für die Skulptur im Beach-Club wäre, was er erwartungsgemäß bejaht.
Nachdem man die beeindruckende Brücke passiert hat, kommt man in den Genuss einer großartigen Aussicht auf das gegenüberliegende Ufer: Hier wird deutlich, warum vom "Manhattan an der Maas" gesprochen wird, die heutige Skyline des im Zweiten Weltkrieg völlig zerbombten Hafenbereichs ist tatsächlich bemerkenswert.
Die klein wirkende AIDAprima vor den Wolkenkratzern und Bürotürmen lässt einen schmunzeln, wenn man sich später bei diesem Anblick an die Geschichte erinnert, die unsere Bord-Stimmungskanone Stephan Hartmann erzählt hat über Beschwerden aus den umliegenden Bürotürmen am Cruise Terminal: Bei der ersten (Probe-)fahrt hierhin soll es während der Liegezeit "zu laut" gewesen sein auf dem Schiff, bei unserer Tour nun, der Tauffahrt, sei es "zu nackt" zugegangen auf den Decks, die von den Bürotürmen aus einsehbar sind.
Nun, da hat man natürlich vollstes Verständnis, dass sich die Büromenschen in den Türmen beschweren: Schließlich kann kein Mensch ordentlich arbeiten, wenn man den ganzen Tag am Fenster hängen und auf den Decks knusprige Badenixen beobachten muss ..!
Wir machen uns auf den Weg zum Euromast: In einer rotierenden Glasgondel geht es hinauf auf den 185 Meter hohen Aussichtsturm und man hat von dort aus einen tollen Blick auf Rotterdam. Als wir schließlich ganz oben sind, sitzen wir mit allen anderen Besuchern nebeneinander auf einer runden Bank in der Gondel - neben uns ein Chinese, der einen großen Koffer mit hierauf genommen hat. Sehen so holländische Sicherheitsmaßnahmen im Gegensatz zu Southampton, Le Havre und Zeebrügge aus?
Beim Verlassen der Gondel und beim Betreten der offenen Aussichtsplattform wandelt sich das Misstrauen allerdings schnell zu einer gewissen Dankbarkeit gegenüber diesem Chinesen, als der nämlich beherzt zugreift und eine fremde Kappe rettet, die sich im starken Wind dort oben beinahe für immer vom Besitzer verabschiedet hätte ...
Der Euromast entpuppt sich kurz danach im Shop als bargeldfreie Zone. Sämtliche Einkäufe dort unten können nur mit Karte beglichen werden: Das Schild "CARDS ONLY" ist unmissverständlich, dennoch kaufen wir zur Erinnerung an unsere einstige AIDA-Modellkellertour auch diesmal einen ganz kleinen Euromast für die ganz kleine Tinnef-Sammlung zuhause ...
Gegenüber vom Euromast ist die Haltestelle des Amphibienbusses, den wir schon vom Schiff aus gesehen haben und mit dem wir nun natürlich fahren wollen. Die Splashtours stehen schon bereit, zwei verwegene Figuren werden uns fahren: Ein "Schaffner" als Bootsmann und der knorrige Busfahrer, der sich nach dem "Splash" schlagartig in einen Kapitän und Steuermann verwandeln wird.
Die einstündige "etwas andere" Stadtrundfahrt beginnt als ganz normale Busfahrt durch Rotterdam, dann folgt der "Splash" in die Maas: Das Amphibienfahrzeug folgt der auch von hier aus spektakulären Skyline der Stadt und vorbei an der AIDAprima kommen wir schließlich zum einstigen Liniendampfer und heutigen Museumsschiff SS Rotterdam, ebenfalls ein Schwerpunkt des städtischen Tourismus. Irgendwie wird man bei der Annäherung an die legendäre American Star erinnert, als der große Pott wie ein Geisterschiff neben uns durch die wasserbespritzten Scheiben in die Höhe wächst. Besonders eindrucksvoll ist das Schauspiel vom Beifahrersitz aus neben dem "Kapitän" bei diesem Manöver ..!
Nach der "Splash-Tour" ist erst mal Ruhe angesagt beim Rückweg durch den Park gegenüber der Haltestelle, wo man in der Midget Golfbaan "Parkhaven" auch das eine oder andere Bier trinken kann. Danach ist der Fußweg zum maritimen Museum ganz beschwingt, am Ziel erwartet den Besucher eine gewaltige Ausstellung zum Thema Schiffahrt und Schiffbau. Wir belassen es allerdings bei einem Spaziergang durch den Museumshafen (Leuvehaven) an der Rückseite des eigentlichen Museums, der als ältester Seehafen Rotterdams gilt. Hier kann man jede Menge historischer Schiffe und Kräne besichtigen, was uns für heute reichen soll.
Es dauert noch eine ganze Weile, bis wir wieder zurück beim Schiff sind: Wenn man sich Zeit lässt, kann man hier in Rotterdam eine ganze Weile zubringen, so dass sich leicht das Gefühl einstellt, am angenehmsten Punkt der Reise angekommen zu sein. Die AIDAprima wird an diesem wichtigen Servicepunkt ihrer Reise die ganze Nacht liegen, so dass jeder die Gelegenheit zu ausgiebigen Exkursionen bekommt - der folgende Seetag und die anschließende Rückkehr nach Hamburg kommen danach schnell genug ...
© 2016 J. de Haas