Zwölfter Tag:

Busfahrt
 Glengarriff - Cork

 

Landkarte Glengarriff, Cork City, Blarney, Cobh

Nachdem wir in unserem Urlaub bisher nur "typisch irische" Landschaft gesehen hatten, dachten wir, dass es nicht schaden könnte, noch eine Stadt mit ins Programm aufzunehmen. Die nächste erreichbare Großstadt von Glengarriff aus ist Cork City.

Haustüre in Cork

Um nach Cork zu gelangen, ließen wir unsere Fahrräder im Linienbus mitnehmen. In Irland ist das kein Problem, man muss nur früh genug an der Bushaltestelle sein, nicht gerade in den Hauptverkehrszeiten fahren wollen und natürlich nett fragen. Allerdings sollte man sich darüber im klaren sein, dass es den Fahrrädern nicht gerade zuträglich ist, im fast leeren "Bauch" eines Überlandbusses ungepolstert umherzurutschen. Glücklicherweise haben unsere Drahtesel das Abenteuer mit ein paar Kratzern und einem quietschenden Pedal überstanden.

In Cork angekommen, packten wir die Räder wieder voll und suchten zunächst die Tourist Information auf. Das ist immer noch die beste und sicherste Adresse, um ein B&B zu finden, wenn man nicht voraus gebucht hat. Cork hat zwar auch Campingplätze und Jugendherbergen, diese sind aber in der Hochsaison ebenfalls sehr voll und daher nicht unbedingt leichter zu buchen. Wir hatten Glück und fanden recht schnell ein B&B nur 2 km außerhalb des Stadtzentrums an der Western Road  zum Preis von IrP 15.00 pro Person und Nacht. Wir hingen unsere nassen Klamotten auf, schauten auf die Landkarte und beschlossen, nach Blarney zu radeln ...

Blarney Castle und Blarney House

Ohne Gepäck stellten wir uns die Tour von Cork nach Blarney recht einfach vor, liegt Blarney doch nur ca. 10 km nördlich von Cork entfernt. Allerdings hatten wir die Karte nicht genau genug angesehen und stellten recht schnell fest, dass die ersten zwei Kilometer noch innerhalb Corks steil bergauf führten. Oben angekommen hat man einen wunderschönen Rundblick über Cork County und auch das inzwischen herrliche Wetter trug sehr zu unserer guten Laune bei.

Blick über County Cork
Blarney Castle (oben Menschen, die den Blarney Stone küssen)

Blarney Castle ist eine alte Schlossruine direkt am Ortseingang von Blarney gelegen. Sie wäre wahrscheinlich nur halb so berühmt und viel weniger besucht, gäbe es da nicht die Sage vom Blarney Stone, der, wenn man ihn küsst, ewige "Redseligkeit" verleiht. Und so pilgern nun täglich Besuchermassen zum Schloss, klettern die uralten Steintreppen bis ganz nach oben und stellen sich brav in die lange Schlange der Wartenden. Ist man an der Reihe, muss man sich mit dem Rücken zur Burgmauer auf dieselbe setzen und sich so weit nach hinten und beugen, dass man den Stein von unten und außen küssen kann. Dazu gibt es einen professionellen Fotografen, der das Ereignis auf Celluloid bannt und einem später samt Urkunde verkauft.

Selbstverständlich kann man auch Blarney Castle besichtigen, ohne den Stein zu küssen; das spart Geld, Nerven und Zeit, die man evtl. zu einem Ausflug zum nahegelegenen Blarney House verwenden kann. Dies taten wir auch und haben es nicht bereut.

Blarney Castle
Blarney House und Garten

Das Blarney House ist (wie auch das Bantry House; siehe zehnter Tag) ein alter Herrensitz. Allerdings ist hier das gesamte Haus noch bewohnt und nicht zu einem Museum umfunktioniert. Das macht die Besichtigung etwas interessanter. Die Besitzer halten sich in den Sommermonaten immer in einem ihrer anderen Landsitze auf und geben in ihrer Abwesenheit das Haus für geführte Besichtigungen frei. Im Haus sind antike Möbel und Gemälde zu bewundern, außerhalb erstreckt sich ein sehr hübscher, gepflegter Garten mit vielen alten, exotischen Bäumen.

Nachdem wir die einzigen beiden Sehenswürdigkeiten in Blarney abgeklappert hatten und keinerlei Veranlassung sahen, uns in volle Andenkenläden zu stürzen, fuhren wir gemütlich wieder nach Cork zurück. Dort angekommen, genossen wir den Luxus einer Dusche auf dem Zimmer in unserem B&B und machten uns fertig, das Nachtleben zu erkunden.

Cork City

Mit seinen ca. 150.000 Einwohnern ist Cork nach Dublin die zweitgrößte Stadt der Republik Irland und doch nicht mit deutschen Großstädten zu vergleichen. Es ist die Heimat des Murphy's Stout (Konkurrenz zu Guinness), hat tolle Kneipen, eine große Universität und eine tolle Atmosphäre. Cork's Stadtzentrum besteht im großen und ganzen aus vier gabelförmig angelegten Straßen und deren Verbindungsgassen: St. Patricks St., Oliver Plunkett St., South Mall, Grand Parade. Hier finden sich sämtliche Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Pubs. Es sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein, ist aber teilweise etwas schwierig, bezahlbar "typisch irisch" zu essen. Das sollte man vielleicht doch eher außerhalb der Großstadt tun und für Cork besser Burger, Pizza, Sandwiches, oder ähnliches einplanen.

Strasse mit Denkmal in Cork
Cork

Pubs gibt es - wie überall - an jeder Straßenecke. In den obengenannten Straßen auch sehr viele mit Live-Musik. In den etwas kleineren Pubs spielt zwar nicht unbedingt Musik, dafür stehen hier die Chancen recht gut, dass man mehr Einheimische trifft und sich ein wenig unterhalten kann. Aber Vorsicht: Der Corker Akzent ist äußerst gewöhnungsbedürftig!! Wir haben nicht selten angenommen, eine Antwort auf Gälisch erhalten zu haben, obwohl sich der Betreffende sehr bemühte, feinstes Englisch zu sprechen. Verstanden haben wir uns dann im Endeffekt aber doch immer.


Dreizehnter Tag: Cobh und Cork

Kathedrale in Cobh

Wir wollten gegen Ende unseres Urlaubs nochmals ans Meer und suchten daher nach einem lohnenden, mit dem Fahrrad zu erreichenden Plätzchen. Kinsale, ein wunderschöner, kleiner Hafenort, war uns für einen Halbtagesausflug zu weit, ansonsten kann ich es allen nur sehr empfehlen (ist mir aus einem früheren Aufenthalt bekannt). Wir entschieden uns nach kurzer Überlegung für das ca. 20 km entfernte Cobh.

Unser Reiseführer beschrieb Cobh als "bunt und verschachtelt", daher entschlossen wir uns für einen Besuch des Ablegeorts der Titanic. Cobh ist der Hafenort von Cork und stellt sich auch als solcher dar. Wir merkten dort, dass man von Cobh nicht all zu viel hat, wenn man sich nicht wirklich für Schifffahrt, Emigration oder die Titanic interessiert. Der Weg dorthin führt über die mit Schwerverkehr befahrene Schnellstraße, was für uns Radler nicht besonders angenehm war. In Cobh stellten wir fest, dass die Luft stark nach Hafen (Abgasen, Öl, Moder) roch und außer des zum Museum umgebauten Bahnhofes und Piers es nur noch eine Kathedrale gab, die man sich hätte ansehen können. Es gibt hier keine lange Uferpromenade, Strand o.ä., an dem man entlang spazieren oder radeln kann. Zu allem Übel wurde uns auch noch unser Mini-Reparaturzeug aus dem Satteltäschchen gestohlen, solange wir die Räder vor dem Pier abgestellt hatten.

Wir verließen also Cobh wieder mit weniger guten Erinnerungen und waren froh, dass wir unterwegs von keinen weiteren Widrigkeiten überrascht wurden. Zurück in Cork bummelten wir ein wenig durch die Straßen, suchten die günstigste Busverbindung für den nächsten Tag nach Killarney und ließen den Tag bei Guinness und Whiskey gemütlich ausklingen.

Schlepper im Hafen von Cobh

© 1998 Katja Dorn