Der neue "Wohnwagen" ...
Wie wir in der Vergangenheit ausreichend feststellen konnten, ist besonders der Vorteil "Hänger abstellen und Fahrzeug ist wieder frei verfügbar" nicht von der Hand zu weisen. Den Bus brauchten wir ja auch so, warum also nicht einen kleinen Wohnhänger zusätzlich!
Mehr zufällig las ich eine Anzeige der damaligen Firma Aero-Plast Engineering, die u.a. auf den Bau von Pick-Up Wohnkabinen und kleinen stabilen Wohnanhängern mit Fahrwerken für sogenannte höhere Anforderungen spezialisiert war.
Sie fertigte "Freizeitanhänger", die 2,40 m lang und 1,40 m breit waren, und Expeditionsanhänger mit einer Kabinenlänge von 3,10 m und einer Breite von 1,58 m bei einer Höhe von 2,00 m (Anm. der Redaktion: Es handelte sich hierbei um den früheren Expeditionsanhänger "Wildcat", später als "Takla Makan" bezeichnet).
Letzterer hatte die Maße, die ich mir in etwa vorgestellt hatte. Auf meinen Anruf hin bekamen wir Prospektmaterial mit den genauen Maßen und Ausstattungsdetails ...
Nach eingehender Beratung war es beschlossene Sache: Wir verabredeten einen Besichtigungstermin, klärten vor Ort gleich alle wichtigen Fragen, und entschieden uns für eine Leerkabine mit einem Fahrwerk nach unseren Vorstellungen.
Der Hersteller zeigte sich ausgesprochen kooperativ und aufgeschlossen für Sonderwünsche.
Das Konzept des Hängers ließ mehrere Variationen der Raumaufteilung und der Anordnung der Fenster und Ladeluken zu. Ich hatte den Ausbauplan fast fertig entworfen und die meisten benötigten Teile schon gekauft. Diesmal sollte alles perfekt werden. Pünktlich zum Jahresende, genau am 31.12.1992, konnten wir den Hänger endlich abholen. Da standen wir nun vor unserem gutem Stück und konnten den leeren Innenraum bewundern. Das würde noch ein hartes Stück Arbeit werden! Das Ausbaufieber hatte mich wieder gepackt - schon am 1. Januar hockte ich im Hänger und nahm genau Maß. Da es für diese Art Wohnhänger seinerzeit keine fertigen Ausbauten gab, mussten auch die Möbel selbst konstruiert werden. Ich konnte ja nun auf einen reichen Erfahrungsschatz mit verschiedenen Ausbauten zurückblicken.
Da dies kein Schönwettermobil werden sollte, wurden drei verschiedene Heizsysteme eingebaut.
Eine Trumatic E1800 Gebläse-Heizung Gas/12V, ein thermostatisch geregelter Keramikheizlüfter, der durch seine kleine Ausführung gut in die Sitzbank eingebaut werden konnte und eine elektrische Fußbodenflächenheizung. Die letztgenannten Heizungen benötigen aber einen Anschluss an 220 V.
Mit diesem Heizsystem haben wir schon einmal 2 Tage bei -12°C und starkem Sturm gut überstanden! Dazu noch einen 3 l-Kleinboiler, auch 220 V. Die Kühlung der Lebensmittel besorgt eine 40 l-Kühlbox, die auch als Sitz Verwendung findet. Gekocht wird auf einem schwedischen Zwei-Flammen-Spirituskocher von ORIGO.
Wegen der anfangs schon angesprochenen Innenraumaromatisierung kochen wir aber, wenn das Wetter es zulässt, draußen. Dafür setzen wir schon seit 10 Jahren einen Coleman Benzinkocher ein, der immer noch ausgezeichnet funktioniert.
Für die 12 V-Spannung sorgen 2 je 88 Ah-Batterien, die wahlweise über Solarpaneele oder ein automatisches Batterieladegerät (bei Anschluss an 220 V) geladen werden. Ein 65 l-Unterflurtank für Frischwasser, ein 10 l- Unterflurtank für Abwasser, und ein 25 l- mobiler Faltabwassertank komplettieren den Ausbau.
Stereo-Cassetten-Radio mit Einbauboxen, Halogen-Schwanenhalslampen und ein Chemikalien-WC sorgen für etwas Luxus. Zwei Wochen dauerte allein der Aufbau der Schalttafel, mit der alles geregelt und gesteuert werden kann. Gerade so etwas konnte ich nicht fertig kaufen! Nach 4 Monaten war unser neuer Wohnanhänger dann endlich reisetauglich.
Da stand er nun und wollte beladen werden. Jetzt zeigte sich einer seiner großen Vorteile. Zuladungsprobleme gehörten der Vergangenheit an. Ein "begehbarer" Laderaum von 1,5 Kubikmetern schluckt so allerhand inklusive der Bordtechnik. Das Schlafhubdach kann mit 100 kg belastet werden (und geht dann auch noch auf und bleibt auch offen!). Wir platzierten auf das Dach unseren Einer-Canadier. Der große Dreier kam aufs Auto. Die Kanuausrüstung wurde in zwei wasserdichten Tonnen auf der großen V-Deichsel befestigt und war damit sozusagen "aus dem Weg". Hier bestand auch noch die Möglichkeit, ein "Paulchen"-Trägersystem anzubringen. Für Fahrräder oder andere sperrige Lasten. Bei einer erlaubten Zuladung von fast einer Tonne (!) kann man schon ordentlich einpacken.
Die erste Urlaubstour offenbarte gleich die Stärken des Hängers während der Fahrt.
Er hängt halt hinten dran, sonst nix. Kein Schlingern und Aufschaukeln, er liegt wie ein Brett auf der Straße und folgt stur dem Zugfahrzeug. Rangieren ist kein Problem, die günstigen Abmessungen machen eine Verlängerung der Außenspiegel unnötig. Wenn es mit dem Auto mal nicht klappt, lässt sich der Hänger auch von Hand noch gut bewegen.
In Norwegen konnten wir Stellplätze ergattern, die sonst nur kleinen Wohnmobilen der VW-Busklasse vorbehalten waren. Wo das Zugfahrzeug durchfährt, kommt auch der Hänger durch. Diese Bereiche bleiben für "normale" Wohnwagen unerreichbar. Hatten wir einen Stellplatz gefunden und wollten länger bleiben, dauerte es knapp 10 Minuten, um den Hänger standfertig zu machen. Ein blitzschnell zu montierendes Vordach schützt die Eingangstür vor Regen. An den Längsseiten kann wahlweise ein 3 m mal 2,5 m großes Vordach eingezogen werden. Die zwei Stützen runter, den Abwassersack angeschlossen und fertig. Wir haben schon drei Wochen völlig autark gestanden. Einzig Frischwasser wurde per 20 l-Kanister ergänzt.
Die hohe Mobilität und Funktionalität des Hängers hat aber auch einen Nachteil, den ich nicht verschweigen will. Zumindest bei unserem Ausbau sind die Sitzmöglichkeiten im Hänger mit denen eines größeren Wohnwagens oder Wohnmobils nicht zu vergleichen.
Zum Essen sitzt man ganz ordentlich, auch ein, zwei Stunden nur so rumsitzen geht, dann aber wird´s doch etwas unbequem. Man kann sich halt nicht so Strecken und Räkeln wie in einem größeren Wohnwagen. Solange die Temperaturen stimmen - bei Regen kann man ja auch unter dem großen Vordach sitzen - und man sich überwiegend im Freien aufhält, ist alles kein Problem. Hartgesotten wie wir (hüstel), sind, haben wir im Frühjahr und Herbst schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt am Lagerfeuer gesessen!
Zum Schluss noch eine Episode aus unserem letzten Schwedenurlaub. Um auszuprobieren, ob unser Bus auch als Zugfahrzeug geeignet ist, leisteten wir uns den unerhörten Luxus, mit zwei kompletten Wohnis loszufahren. Auf der Autobahn und auf nicht zu hügeligen Straßen zog unser 51 kW (70 PS)-Bus den Hänger ganz ordentlich. Den Spritkonsum verschweige ich! Steilere Straßen kosten dann aber schon Nerven.
Da wir diesmal vorhatten, an einem bestimmten Ort länger zu bleiben, richtiger Erholungsurlaub also, ging es nur um Hin- und Rückfahrt. Die Strecke kannten wir ja, und die war auch mit dem Bus zu schaffen. Auf der Rückfahrt in Schweden wollten wir eine Abkürzung auskundschaften, verpassten aber eine Abzweigung. Wir befanden uns in einem riesigen, sehr einsamen Waldgebiet, und unsere Karte stimmte scheinbar mit den nun folgenden Wegekreuzungen und Abzweigungen überhaupt nicht mehr überein. Wir hatten uns so richtig gemein verfranst!
Da wir inzwischen sozusagen mittendrin steckten, war die Strecke zur nächsten größeren Straße in jede Richtung fast gleich lang. Warum also nicht weiterfahren? Der Weg, Straße wäre geprahlt, führte immer steiler abwärts. Es hatte mittlerweile angefangen zu regnen, was den Ölkiesbelag nicht gerade befahrbarer machte. Langsam wurde uns doch etwas mulmig zumute. Hätten wir jetzt nur unseren Trooper! Da - Mist, eine Wendemöglichkeit verpennt. Natürlich war es die Letzte!
Also weiter hinunter. Unten angekommen, durchfuhren wir eine schon völlig durchnässte Senke - ein kleiner See schickte sich an, seinen Umfang zu vergrößern. Des Off-Roaders Traum wurde für uns langsam mehr als lästig. Der Weg stieg jetzt steil in Serpentinen an. Zu steil, denn nach etwa 300 m blieb unser Gespann einfach stehen. Aus! Der Motor starb einfach weg und Schluss. Was nun? Rückwärts den nur wagenbreiten Weg zurück und unten im Modder wenden? Nein, so ging es nicht. Würden wir vom Weg abrutschen und den Hänger in den weichen matschigen Waldboden setzen, dann wäre wirklich Sendepause. Wir koppelten den Hänger ab, und dann folgte eine Aktion, die uns noch nachträglich den Schweiß auf die Stirn trieb. Wir ließen den Hänger mit der Handbremse immer wieder, abbremsend, den Weg herunter laufen. In der nächsten Kurve, wo der Weg sich etwas verbreiterte, rissen wir den Hänger herum, Bremse fest und - geschafft! Wir standen um 180 Grad gewendet, die Deichsel bergab gerichtet.
Mit dem von seiner Last befreiten Bus schaffte ich es gerade so, die Steigung zu bewältigen. Nur zwei angetriebene Räder hatten es auf dem glitschigen Ölkies nicht leicht. Erst nach fast einem Kilometer fand ich eine Möglichkeit zu wenden. In der besagten Kurve konnten wir den Bus am Hänger vorbei manövrieren. Ankoppeln, Schwung holen, voll durch die Matsche und den Berg herauf waren Eins. Zum Glück war die Steigung auf der anderen Seite gerade noch so zu schaffen. Die Kupplung hat erstaunlicherweise alles klaglos mitgemacht. Wir fuhren den ganzen Weg komplett zurück und fanden dann doch noch die richtige Abzweigung ...
Vorläufig, so scheint es, haben wir unsere Schlaf- und Wohnlösung gefunden. Aber wir werden ja älter (?) und was wird, wenn uns das alles zu umständlich wird? Natürlich, eine neue Geschichte!
Nachtrag: Bis auf die Bilder 1+2 stammen alle Aufnahmen aus Schweden, das wir inzwischen zur zweiten Heimat gemacht haben. Seit 95 haben wir ein tolles einsames Grundstück mitten in der värmländischen Vildmark. Mit allem, was das Trapperherz sich wünscht -incl. einem Bären der uns immer direkt hinter unsere Scheune schei**t ;-)). Außerdem gibts noch Luchse und natürlich Elche. Der "Nachteil": Es ist so schön, dass wir gar keine Lust mehr haben, viel umherzufahren. So wird erstmal wieder "nur" beim Paddeln gezeltet.
Back to the roots! :-))
Grüße Bernd
© 2001 Bernd van Ooy
Nachtrag, Mai ´07: Erinnerungen und Neuanfang ...
Viele Jahre später, als Bernd van Ooy diesen Wohnanhänger längst nicht mehr besitzt, wird er sich immer noch gern an ihn erinnern. Aber was weg ist, kommt nicht wieder und so fängt Bernd wieder einmal von vorn an: Im Jahr 2007 folgt