Türkei 2017 (2)
Mit der "englischen Zicke" nach Kappadokien ...
Bei mehreren Werkstattaufenthalten wurde die Zicke immer wieder flott gemacht, doch nun das: Diesmal ist es das Verteilergetriebe in der Untersetzung, es bockt während der Fahrt. Plötzlich und unerwartet blockieren alle vier Räder und die Zicke bewegt sich keinen Meter weiter, noch nicht einmal einen einzigen Zentimeter. Ich bin ratlos, rühre im Getriebe herum, aber keine Regung. Erst als ich die Untersetzung wieder herausnehme, läuft die Zicke weiter ...
Nachmittags also wieder zu meinem Schrauber Hasan: Auch auf der Probefahrt tritt das Problem wieder auf. Bei Hasan wird die Zicke dann auf die Bühne gehoben und das Verteilergetriebe ausgebaut. Hier müsste der Fehler zu finden sein. Es ist 15:00 Uhr, bis 18:00 Uhr ist das Getriebe schließlich ausgebaut und auseinander genommen. Der Fehler ist nicht zu finden.
Aber dann haben wir ihn endlich doch: Eine Hülse hat sich auf einer Welle festgefressen. Mit über 20 t Pressdruck können wir sie abziehen, aber Welle und Hülse sind anschließend nicht mehr zu gebrauchen. Also muss Ersatz her: Hasan sucht in einem Berg von Getrieben, Wellen und anderen Teilen die richtige Welle heraus und baut sie sofort wieder ein. Jetzt ist es bereits 21:00 Uhr und Hasan meint, es wäre nun an der Zeit, Feierabend zu machen. Nun denn!
Am nächsten Morgen wird alles wieder eingebaut und die Zicke kann wieder klettern. Allerdings habe ich jetzt das Gefühl, dass ich zu tief sitze: Der Fahrersitz wird untersucht und siehe da, die Gurte, die den Schaumstoffkern meines Sitzes tragen, sind gerissen! Also schnell noch zu einem Polsterer. Der baut die Gurte wieder ein, der Schaumstoffkern wird wieder aufgelegt, der Bezug übergezogen und so sitze ich schließlich wieder normal. Aber bei dieser Reparatur habe ich gesehen, dass sich der Schaumstoffkern langsam aber sicher auflöst. Also schnell noch einen bestellt. In den nächsten Tagen wird er angeliefert und eingebaut ...
So gut erholt will die "englische Zicke" jetzt Kappadokien besuchen: Sie wird durchgecheckt, nichts Aufregendes oder zu Ersetzendes findet sich dabei. Also auf nach Kappadokien!
Von Alanya in Richtung Konya, am Dim Stausee vorbei hoch bis auf die Verbindungsstraße Alanya-Konya, dann in Hadim rechts ab nach Karaman. Auf dieser Strecke liegt eine kilometerlange Baustelle: Tunnel werden hier in den Taurus gebohrt, die Strecke wird für den Fernverkehr sicherer gemacht. Von Hadim nach Karaman hat man eine grandiose Aussicht auf ein Tal und den dahinterliegenden Bergrücken. Man bewegt sich zwischen 1.600 m und 2.000 m Höhe - ich kann mich gar nicht sattsehen!
In Karaman weiter in Richtung Nevesehir. Aber jetzt hat die Zicke wieder eine kleine Überraschung parat: Plötzlich flackert die Öldrucklampe und bleibt dann auch noch an. Sofort rechts ran, die Haube auf und den Ölstand kontrollieren. Aber seltsamerweise ist der ok. Kurz den Motorraum inspizieren, aber nichts Auffälliges ist zu finden. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis Göreme, ich riskiere die paar Kilometer.
Kurz vor Göreme sehe ich links ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Panorama Camping". Da es schon spät und dunkel ist, wird also links abgebogen. Als ich an der Schranke stehe, kommt der Platzwart schon angelaufen: Er schaut aufs Kennzeichen und ist ganz entzückt, dass mal wieder ein deutscher Tourist da ist. Er zeigt mir kurz darauf auch einen schönen Stellplatz. Von hier aus schaue ich über das Städtchen Göreme. Nach ein, zwei, drei Bierchen habe ich meine Bettschwere erreicht und verkrieche mich in meine Behausung. Tür zu und Allah einen guten Mann sein lassen ..!
Am nächsten Morgen schaue ich noch einmal in den Motorraum, um die Ursache der flackernden Öldruckleuchte zu finden. Kurz bevor ich auf den Campingplatz abgebogen bin, ist sie wieder ausgegangen. Ich gehe nach dem Ausschlussverfahren vor und bleibe beim Schalter am Ölfilter schließlich hängen: Und siehe da, der Kabelanschluss hängt etwas schief. Ich versuche den Kabelschuh abzuziehen und habe plötzlich ein Plastikteil in der Hand, das auf dem Schalter angebracht war. Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Schalter zu ersetzen (ich habe den Schalter später in Alanya getauscht). Nun heißt es aber jeden Tag den Ölstand prüfen und gut ist!
Aber jetzt schaue ich mich erst einmal um: Ich bin der einzige deutsche Tourist auf dem Platz. Aufgrund der politischen Lage haben sich die Deutschen mittlerweile nämlich rar gemacht, aber auch andere ausländische Touristen sind nicht zu sehen ...
Ich genieße das Panorama und schaue direkt in das Tal mit den typischen spitzen Felsenwohnungen. Ich bin total zufrieden. Der Platz und seine sanitären Anlagen sind einfach aber sauber, soweit ich das in der Dämmerung am Abend zuvor beurteilen konnte.
Die Zicke bleibt auf dem Campingplatz stehen und ich mache mich auf Schusters Rappen zu einer kleinen Erkundungstour durch das Tal auf - es liegt direkt gegenüber vom Campingplatz ...
© 2017 Ludwig Hauhoff (Hauy), Karte: Wikipedia