Höhepunkt Kasbek, der sagenhafte Berg des Prometheus

Es geht weiter ...Nun wird es ernst, die Heerstraße durch den Hohen Kaukasus und die Gegend um den 5.033 m hohen Berg Kasbek stehen auf dem Programm.

Nach einem einzigen Zwischenstopp bei der Festungskirche Ananuri geht es über den Kreuzpass in das Tal des Terekflusses und in den Touristenort Stepantsminda.

Dort ist die Weiterfahrt in die imposante Darialschlucht wegen des schon erwähnten Bergrutsches immer noch gesperrt und wir haben mehrmals Kontakt mit Polizeistreifen, die uns auf der Anfahrt mit Sirene und Lichtsignal hochdramatisch stoppen.

Das läuft dann immer so ab: Strenge Frage des Polizisten "Russki???" Antwort: "No, Germanski!" Da hellen sich die Gesichter auf, die Uniformierten werden richtig freundlich und brüsten sich mit ihren geografischen Kenntnissen: "Bayern München! Ribery!" Also vor denen müssen wir keine Angst haben ...

Die andere Gruppe ist schon voraus und hat an dem etwas eigenartigen Denkmal für die 1983 gefeierte 200-jährige Russisch-Georgische Freundschaft Halt gemacht und den Blick auf die im Gipfelbereich verschneiten Viertausender genossen.

Den Kasbek selber sehen wir bewusst erst in Stepantsminda und der Anblick mit der Samebakirche im Vordergrund ist schon überwältigend. Es ist wirklich der schönste Berg im Kaukasus und da wollen wir hoch, die anderen warten schon auf uns.

Die Russisch-Georgische Freundschaft gab es 1983 noch ... Schneefallgrenze 3500 Meter (Leitbild unseres Vortrags in Tittling) und `Seine Majestät, König Kasbek´ (Großbild)

Die Auffahrt sind etwa 7 km Holperpiste und wir brauchen knappe 50 Minuten dazu. Die einspurige Naturstraße ist mit einigen engen Spitzkehren aber vor allem mit massenhaft tiefen Löchern versehen, die unseren Bremachs zwar nicht viel anhaben können, aber manchmal doch zu bedrohlich aussehender Schräglage führen.

Noch nicht wirklich gefährlich, aber ein flottes Durchfahren, wie es die kleinen und leichten Mitsubishi Taxen machen, würde unsere Elefanten gefühlsmäßig umwerfen. Jedes Fahrzeugkonzept hat eben auch seine Nachteile und die Höhe von 3 Metern und das Gewicht von rund 4 Tonnen sind bei uns vergleichsweise ungünstig. Dafür können wir es uns auf der Anhöhe unter der Samebakirche recht gemütlich machen, bleiben den Abend und die Nacht und genießen den gigantischen Blick auf den Kasbek, den Berg des Prometheus aus der altgriechischen Mythologie. Dort endete nach Meinung der Zeitgenossen von Homer die Weltscheibe und heute enden dort wegen der Steinlawine alle Straßen ...

Auffahrt zur Samebakirche ... Nachtplatz unterhalb der Kirche ...

Am nächsten Tag brechen wir ohne Frühstück schon um 7:30 Uhr auf und - hört, hört - noch kurz vor den anderen beiden Teams. Wir wollen unbedingt Gegenverkehr vermeiden, der in Form vieler kleiner Mitsubishi Delica Taxen scharenweise Touris hochkarrt. Aber um diese Zeit sitzen die Leute noch in ihren Hotels beim Buffet und wir kommen schnell ins Tal.

 Wenig später fahren wir auf der Heerstraße Richtung Süden an der Abzweigung in das Sno-Tal vorbei und beschließen ganz spontan und über Funk, dass wir da reinfahren und die 16 km lange Piste von Sno bis Juta inspizieren wollen. Von dort könnte man zu Fuß oder mit Lastpferden über einen 3.000 m hohen Pass nach Shatili wandern, eine fahrbare Strecke gibt es leider nicht.

Der Weg nach Juta ist vom Tourismus noch wenig gezeichnet und sieht so aus, wie man sich ein einsames Kaukasustal vorstellt: In ein steiles V-förmiges Flusstal schlängelt sich eine schmale, einspurige Naturstraße hinauf, rechts geht es tief hinab zum rauschenden Bach und links steil nach oben. In Juta wird gerade die erste Pension gebaut, als ob die Bewohner dort auch etwas vom Tourismuskuchen haben wollen. Das ist aber nichts für unstete Rasende wie uns, sondern eher etwas für Menschen, die Ruhe suchen und einsame Wanderungen genießen wollen ...

Frühstück am Beginn des Snotals, Kasbek grüßt noch einmal ... Auf dem Weg nach Juta

Vor unserem Abendtreff in Tiflis haben wir noch genug Zeit, in der früheren Königsstadt Mzcheta, wenige km vor Tiflis, Station zu machen. Über der Stadt thront die berühmte Jvarikirche, die sehr ausgesetzt und mit einer ganz speziellen Architektur um das Kreuz der heiligen Nina erbaut wurde und einen fantastischen Blick über die Stadt und die Vereinigung der großen Flüsse Mtkvari und Aragvi bietet ...

Mzcheta  - und darüber thront die Jvarikirche Mzcheta von oben: Der dunkle Aragvi aus dem Hohen Kaukasus (rechts) mündet in den braunen Mtkvari

Nach einer gemütlichen Stadtbesichtigung, von der auch Hund Kasper profitiert, und natürlich nach dem Besuch der drei alten Kirchen in der Stadt darf uns Madmoiselle Garmin zum vereinbarten Treffpunkt lenken: Tiflis, Turtle Lake.

Den Tipp hat Anja von einem Bekannten, mit dem sie sich dort auch verabredet hat. Die Lage ist herrlich an einem Hang und mit Blick ins Tal zu den Häusern von Tiflis. Aber leider schätzen auch die Bewohner der Millionenstadt diesen Ort und entsprechend geht es zu. Bis früh um 7:00 Uhr läuft die Musikanlage in voller Lautstärke, obwohl die tausend Besucher alle schon im Laufe der Nacht dicht an uns vorbei heim gefahren sind. Schlafen? - was ist das?

Hans hat in seiner weisen Voraussicht einen anderen See im Stadtgebiet, den Lisi Lake, gespeichert und dort fahren wir zum Frühstücken hin: Auch ein großer Parkplatz, auf dem man problemlos übernachten könnte, aber "leider" kein Remmidemmi, nein, richtige Ruhe herrscht an dem kleinen See und das lädt Hans und Hund zum Schwimmen ein. Der Wermutstropfen: Am Ende des Sees erkennen wir Bautätigkeit - in 3 Jahren wird die Idylle wohl auch hier verschwunden sein ...  


© 2014 Sepp Reithmeier