Der Strand: Weitläufig und sehenswert ...
Das Wetter ist heute prächtig, der richtige Tag zum Strand zu fahren: Unsere Wahl fällt auf Son Serra de Marina im südöstlichen Teil der Bucht von Alcudia. Von dort aus kann man ca. 4,5 km nach Can Picafort entlang der Küste wandern.
Die Region ist Naturschutzgebiet. Am Hafen von Son Serra de Marina finden wir gleich einen Parkplatz und am nahen Strand auch den Wegweiser für die Wanderung nach Can Picafort: Camí de Sa Marina de Son Real.
Alle 500 m findet sich eine Tafel, damit man sehen kann, wie weit man bereits gekommen ist auf dem Weg zum Ziel. Das ist recht angenehm, denn im Sand kommt man doch deutlich langsamer voran als auf festem Untergrund. Der Strand ist relativ einsam, hin und wieder sehen wir mal mal ein paar Jogger, vereinzelte Hundebesitzer und Reiter.
Sand, Kiefernbewuchs, blühende Pflanzen, Felsformationen und ein wundervoll blaugrünes Meer lohnen den Weg ...
Immer wieder gibt es etwas zu entdecken: Da sind die verfallenen Fincas, verlassene (Ferien)häuschen und in den Buchten liegt Treibholz, in dem man allerlei Tiere oder Dinge sehen kann. Die kleinen Buchten laden zum Rasten ein und zum Beobachten der Seevögel.
Reste kleiner Bunkeranlagen erwecken ebenfalls das Interesse, zum Glück ausnahmsweise mal keine Hinterlassenschaften der Deutschen am Strand.
Interessantere Militärobjekte sind da die auffallenden Peiltürme (Torres d´Enfilaciò): Ihre Architektur erinnert an Obelisken, ca. 12 m hoch und ca. 3 m breit im Fundament. Wer glaubt, es handele sich hier um antike Relikte, liegt falsch. Sie wurden von der spanischen Marine zwischen 1940 und 1945 entlang dieses Küstenabschnitts errichtet. Immer im Abstand von 1.240 m und immer paarweise, wobei der zweite Turm ca. 200 m weiter landeinwärts steht. 14 solcher Bauwerkpaare wurden errichtet. Sie waren weiß gestrichen mit roter Markierung oben. Nur noch wenige sind erhalten, einige wurden restauriert.
Benutzt wurden diese Türme bis 1970 für U-Boot-Militärübungen, um Torpedos zu starten. Dazu wurde das U-Boot so ausgerichtet, dass die beiden Türme zur Deckung kamen (Deckpeilung).
Ein weiteres Highlight am Weg ist die Nekropole von Son Real: Sie wurde im Jahr 1960 systematisch ausgegraben. Die Totenstadt gehört zur Talayot-Kultur und wurde ca. 700 vor Chr. - 100 n. Chr. errichtet. Die 110 Gräber haben verschiedene Formen, teils rund, teils hufeisenförmig, teils an ein Schiff erinnernd. 300 Skelette wurden hier geborgen. Manche Gräber sind so klein, dass man die Toten wohl in Kauerstellung begraben hat. Aufgrund der Grabbeigaben kam man zu dem Schluss, dass hier nur die Mitglieder der herrschenden Klasse bestattet wurden ...
Von der Nekropole ist es nicht mehr weit nach Can Picafort, und direkt am Ende des Weges erwartet uns schon eine Bar mit frischem Bier - das haben wir hier und heute mehr als verdient!
Vor der Bar stehen lauter dralle Damen als Skulpuren, die der Künstler Joan Bennàssar aus Pollença hier errichtet hat. Es handelt sich um Darstellungen von Göttinnen und Elfen, jede fast eine halbe Tonne schwer und über 3 m hoch.
Nach der wohlverdienten Pause geht es die 4,5 km zurück, das Licht ist mittlerweile wunderbar.
Heute abend ist unser Ziel das Restaurant L'Atrio by Sascha: Die Küche ist regional mit etwas Crossover, wie man es neudeutsch bezeichnet, wenn man regionales mit fremdartigem vermischt. Wieder ist das Lokal voll, wieder werden wir nach einer Reservierung gefragt, die wir nicht haben und wieder findet sich noch ein kleiner Tisch für uns.
Diesmal wählen wir wieder einen Rotwein zu unseren Schmorgerichten: Es Pujol de Maria 2014, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Wieder eine gute Wahl, die Weinreise kann nun endlich beginnen, wir sind bestens vorbereitet ...
© 2018 Sixta Zerlauth