03. - 05. Dezember 2008: Hovd - Gobi - Altay
An der Wüste entlang zum Wasserkraftwerk: Matthias war schon mit dem Gefühl wach geworden, dass die Autos nach den 200 Kilometern Waschbrett-Piste dringend kontrolliert werden müssten. Intuitives Fahren: Das Gefühl war richtig! Beide Auspuffanlagen mussten befestigt und zahlreiche Schrauben nachgezogen werden. Nachdem Nasaas Mutter F1 und F2 geweiht und wir uns von seiner sehr freundlichen Familie verabschiedet hatten, machten wir uns in der anbrechenden Dunkelheit auf den Weg in den 450 Kilometer entfernten mongolischen Ort Altay.
Erneut waren wir auf harten Waschbrettpisten aus Stein und Sand unterwegs. Leider fuhren wir auch jetzt wieder im Dunkeln, so dass wir von dem Gebirge und dem großen See, die wenige Kilometer nach Hovd auf dem Weg lagen, wenig bis gar nichts gesehen haben. Das musste sich dringend ändern! Denn unsere heutige Etappe führte uns durch die Wüste Gobi. Und von der wollten wir uns alle ein Bild machen. Entsprechend sind wir gefahren, bis alle Fahrer erschöpft waren und haben dann eine Schlafpause in den Autos eingelegt. Mit dem Sonnenaufgang über der Wüste wurden wir wach. Die Pause hatte sich gelohnt - der Blick war atemberaubend! Trotz der minus 27 Grad Außentemperatur sind wir alle mit gezückten Kameras nach draußen gesprungen. Unerfreulicherweise stand außer dem touristischen Highlight "Wüste Gobi im Sonnenaufgang" auch noch eine große Tankaktion mit Umpumpen an, so dass jetzt auch der Letzte im Team eine Idee von den Temperaturen hatte, die uns noch erwarten ...
Die Wüste war landschaftlich sehr beeindruckend - die Bilder unseres Fotografen sprechen für sich. Aber auch die Begegnungen, die wir dort hatten, waren ganz besondere. Ein Ziegenhirte kam auf uns zu, um uns nach seiner Nacht draußen zwischen seinen Tieren um etwas zu trinken zu bitten. Eine Kamelkarawane kreuzte unseren Weg. Und bei einer Nomadenfamilie trafen wir Lkw-Fahrer, die kein Benzin zum Weiterfahren mehr hatten. Doch auch unsere Tanks waren leer - und das Bioethanol, das wir aus unserem großen Tank hätten spenden können, wäre dem russischen Laster nicht wirklich gut bekommen. Nach diesen Wüstenerlebnissen waren wir alle erstaunt, als wir nur wenige Kilometer weiter in den 12.000 Einwohner zählenden Ort Altay kamen. Größer hätte der Kontrast nicht sein können ..!
Die zentrale Botschaft unserer Expedition ist die Nutzung erneuerbarer Energien. Ein Thema, das in der Mongolei höchste Priorität genießt. Jeder zweite Mongole nutzt bereits heute erneuerbare Energien für seine Versorgung. Das Land bietet alle Ressourcen zur Nutzung von Wind, Wasser und Sonne zur Gewinnung von Energie. Von Altay aus haben wir heute das größte Wasserkraftwerk der Mongolei, das Kraftwerk Taishir, besichtigt: Der Staudamm mit einer Höhe von 45 Metern wird 930 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten, wenn der Stausee in fünf bis acht Jahren wirklich angefüllt ist.
Auch beim Anstauen des Wasservorrats wird auf die Natur Rücksicht genommen: Aus dem Fluss Zavkhan wird nur zusätzliches Hochwasser angestaut - das reguläre Wasser des Flusses folgt auch weiterhin seinem Verlauf. Eine Ingenieurin hat uns ihren Wirkungsbereich erklärt und uns in einen unterirdischen Tunnel unter der beeindruckenden Staumauer geführt. Mit diesem Bau sind die Mongolen auf einem guten Weg zu umweltverträglicher Energieerzeugung.
06. - 08. Dezember 2008: Gobi Altay - Arvaiheer - Harhorin - Nationalpark Hustai
Auf unserer Etappe von Gobi Altay nach Bayanhongor hatten wir an Fahrbelag eigentlich alles, was vorstellbar ist: harte Waschbrettpisten, extrem schwer zu fahrende Sandstrecken mit heftigsten Schlaglöchern, Schneepisten, Berg- und Talfahrten auf braunem Gras, ein schier unendliches Hochplateau mit gut zu fahrender Piste und absolut neuen, wunderbar glatten Asphalt auf den letzten zehn Kilometern vor unserem Ziel. Das hieß jedoch nicht mehr Bayanhongor, sondern Arvaiheer. Der Grund für diese spontane Änderung des Etappenziels: Die beheizte Garage sollte plötzlich zwanzig Mal mehr kosten, als zuvor vereinbart war.
Dank dessen, dass wir an der mongolischen Grenze so zügig und zuvorkommend abgefertigt wurden und wir auch bei den längeren Etappen mit Nachtfahrt trotz zweier spontaner Arbeitseinsätze an den Gespannen unerwartet gut voran gekommen sind, liegen wir seit unserer Einreise in die Mongolei vor dem Zeitplan. Diesen Vorsprung vor dem Expeditionstiming haben wir durch die Weiterreise nach Arvaiheer weiter ausgebaut. Entsprechend können wir die kommenden Tage entspannt angehen, was auch mal ein gutes Gefühl ist ...
Durch die Zieländerung von Bayanhongor auf Arvaiheer mussten wir im Dunkeln einen Flusslauf durchqueren, von dem wir nicht sicher waren, ob dieser wirklich zugefroren war. Unmittelbar vor dem tatsächlich befahrbaren Flusslauf haben wir einen Tankstopp eingelegt. Die routinemäßige Sichtkontrolle an Jeeps und Trailern endete dabei leider mit negativem Befund: Etliches war losgerüttelt, ein Spanngurt vom Ponton gerissen. Diese eigentlich geringfügigen Reparaturen sind bei Sturm mit Sand und Schnee in der Luft und einer Temperatur von minus 25 Grad zu einer riesigen Aktion für das ganze Team geworden. Um überhaupt erst den neuen Spanngurt anlegen zu können, musste zunächst der Kotflügel vom Anhänger abgebaut werden. Glücklicherweise gab es direkt an diesem Flusslauf, dem Ort unseres Arbeitseinsatzes, eine Jurtensiedlung. Hier konnten wir uns aufwärmen und wir erhielten nach einer etwa zweistündigen Schraubaktion frisch zubereitete Nudeln, so dass wir gut gestärkt die Nacht durch fahren konnten.
Bei einer späteren Reparaturaktion hatten wir eine sehr kuriose Begegnung: Auf der Strecke nach Arvaiheer sind wir durch ein riesiges Tal gefahren - 30 Kilometer Weite nach links und nach rechts, nach vorne und hinten gab es eigentlich gar keine Begrenzung, außer uns kein Mensch in diesem Tal unterwegs. Matthias hatte nach dem Einschlag in eine gigantische Bodenwelle kurzfristig beschlossen, die vorderen Stoßdämpfer am F1 zu wechseln.
Als wir an einem Steinhaufen das Auto aufgebockt hatten, zischte plötzlich ein Pkw heran, bremste ab und hielt neben uns. Vier Mongolen stiegen aus und erkundigten sich nach der Expedition und der Reparatur. Sofort wurden wir zu Pferdefleisch und Vodka eingeladen. Es gab ein improvisiertes Picknick mit allen verfügbaren Vorräten und wir bekamen noch eine weitere Flasche Vodka geschenkt. Wie sich herausstellte, hatten wir es mit einem Geschäftsführer eines großen mongolischen Unternehmens zu tun. Ganz kurios wurde es, als wir zum Abschied jeder eine Musik-CD dieses Mannes geschenkt bekamen und er Matthias und Evgeny auch noch zwei DVDs überreichte, auf denen er als Dschingis Khan mitgespielt hatte ...
Nächste Station nach Arvaiheer, wo wir erneut Jeeps und Trailer auf Rüttelschäden überprüft haben und das Team in einem guten Hotel ein bisschen Ruhe getankt hat, war Harhorin. In der alten Stadt von Dschingis Khan, die heute UNESCO Weltkulturerbe ist, erhielten wir eine englischsprachige Führung durch das Museum und die buddhistischen Tempel. Von dort aus sollte eine Jurtenübernachtung für uns organisiert werden - kein einfaches Unterfangen.
Matthias hatte bereits auf seiner Scouttour durch die Mongolei in einem schönen Camp unmittelbar am Fuß der beeindruckenden Düne Elsen-Tasarhai übernachtet. Leider bestand diese Option für uns nicht, da dieses Jurten-Camp wie viele andere unterwegs ebenfalls bereits winterfest gemacht und nicht mehr bewohnbar war. So führte uns diese Etappe noch einmal 250 Kilometer weiter in Richtung Ulan Bataar in Jurten des Nationalparks Hustai ...
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