In die Grenzregion Sloweniens ...
Bei Ausflügen von Lenti nach Slowenien bietet sich zunächst das nahegelegene Murska Sobota an: Wie viele Orte in der Region hat diese Stadt eine wechselhafte Geschichte und viele Namen. Ursprünglich gehörte sie zu Ungarn und kam 1920 zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (später Jugoslawien). Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt wieder ungarisch und nach dem Ende des Weltkriegs erneut jugoslawisch. Als Jugoslawien schließlich zerfiel, wurde Murska Sobota slowenisch ...
In der Innenstadt sind die Spuren des kommunistischen Baustils in Form von Wohnblöcken unübersehbar.
Diese Stadt ist ein Muss, will man sich etwas Shoppingvergnügen gönnen. Gibt es doch hier den zu Lenti nächstgelegenen Baumarkt und auch richtig große Supermärkte mit Frischfischtheke. Ein Highlight ist die Schinkenmanufaktur der Famile Kodila. Mit angeschlossenem Laden und Restaurant zum Verkosten ist dies ein Pilgerort für Liebhaber des kalt geräucherten Schinkens. In Führungen kann man sich über die Herstellung informieren und die Lager besichtigen, in denen der Prekmurska Šunka (Prekmurje Schinken) reift.
Durch die Weinberge gelangt man nach Lendava: Ebenso wie Murska Sobota war Lendava erst ungarisch, dann jugoslawisch und ist nun slowenisch. Auch Lendava ist unter zahlreichen Namen in den Historienbüchern zu finden.
Schon von weitem sieht man das Vinarium, ein Turm mit 53,5 Metern Höhe - thronend über den slowenischen Weinbergen auf einem 300 Meter hohen Berg. Wer die 240 Stufen scheut, kann im gläsernen Lift zur Panorama-Terrasse hinauffahren. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick nach Slowenien, Österreich, Ungarn und Kroatien. Am Fuße des Turms befinden sich ein Café und kleine Buden, in denen lokale Weine verkostet und slowenische Leckereien genossen werden können.
Die moderne Stahlkonstruktion des Turms erinnert an ein Bündel Mikadostäbe und ist der höchste Aussichtsturm in Slowenien, dessen Baukosten zur Hälfte von der EU gefördert wurden.
Doch Lendava hat noch mehr interessante Architekturen: Allen voran die Kulturhalle, die mit ihren beiden unterschiedlichen Türmen immer sofort wiedererkannt wird. Der ungarische Architekt Imre Makovecz plante dieses Gebäude als organische Baukunst mit der Verwendung vieler natürlicher Materialien.
Im Foyer befindet sich unter anderem eine "Zeitmaschine" (in der Realität eine Uhr), erbaut von Franc Pal, einem Metallmodelleur aus Lendava mit unendlicher Liebe zum Holz. Außer dieser Zeitmaschine baute er ein Hightech Holzfahrrad, ein Holzplanetarium und vieles mehr ...
In die Fassade des Kulturhauses hat man wiederum Fassaden alter Häuser integriert. Unweit davon befindet sich auch das futuristische Hotel Cubis.
Oberhalb von Lendava befindet sich das Schloss, dessen Ursprünge im 12. Jhdt. liegen: Mehrfach wurde es umgebaut und dient nun als kulturhistorisches Museum und als Galerie für moderne Kunst mit wechselnden Ausstellungen sowie als Galerie für Skulpturen aus verschiedensten Epochen.
Wer Skulpturen liebt, muss zum Schloss kommen: Schon auf dem Weg dahin erwarten den Besucher die skelettartigen Kühe des slowenischen Künstlers Robert Jurak.
Auf dem Vorplatz tummeln sich die Fische, fast wie Chimären aus U-Boot und Fisch. Auch rings um das Schloss sind zahlreiche Skulpturen zu besichtigen - wieder alle von Robert Jurak. Im Schloss selbst werden Skulpturen des Ungarn Zala György ausgestellt: Besonders sind die Nachbildungen der Reiter vom Heldenplatz in Budapest.
Im Dachboden des Schlosses allerdings befindet sich eine überwältigende Galerie von kleinen Skulpturen zahlreicher Künstler, die allein schon einen Bericht wert wären. Leider fehlt uns bei diesem ersten - und hoffentlich nicht letzten - Besuch hier und heute die Zeit dazu ...
Ein Abstecher in die gelungene, hier ebenfalls befindliche Andy Warhol-Ausstellung, lässt die Herzen von Katzenliebhabern höher schlagen: Hat man doch den Katzenbildern seiner Mutter einen eigenen Raum gewidmet.
Nun geht es jedoch zurück nach Lenti, mal sehen, welche Ausflüge in dieser Region als nächstes geplant werden können ...
© 2023 Sixta Zerlauth, Bilder: Sixta Zerlauth & István Pajcsa
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