Im Urwald von Postojna: "Unendliche Wege zum Naturpark" (nach "Geländewagen Touren" Band 3)
Wieder einmal sind wir unterwegs in Slowenien. Was uns auffällt: Die Angst des Slowenen vor dem Straßenrand - auch bei unmissverständlich eingezeichneten Mittellinien auf der Straße kommen sie uns häufig in hohem Tempo in Straßenmitte entgegegen - in den wenigen Tagen, die wir hier zubringen, fallen uns 2 Unfälle auf, die offensichtlich aufgrund von Kollisionen in der Straßenmitte passiert sind - was braucht es hier, breitere Straßen, langsamere Fahrer oder einfach nur solche, die das Rechtsfahrgebot ernster nehmen ...?
Eigentlich wollen wir auch dieses Jahr wieder mal ein wenig Offroad fahren in diesem Land - nach wie vor gilt: Wo kann man das besser und einfacher als hier? Wir haben erneut eine kurze Strecke aus dem Buch "Geländewagen Touren Band 3 Slowenien und Istrien" von Theo Gerstl (ISBN 3-00-003806-X) zu fahren und über unsere Erfahrungen damit zu berichten.
Rückblende. Was hatten wir schon im Vorjahr zum Roadbook in diesem Buch berichtet: "Die einzelnen Bilder sind in der Reihenfolge fortlaufend numeriert, dabei fährt man in jedes Bild von unten ein, so daß die Darstellung dem Sichtwinkel in der Realität entspricht. Die Kilometerangaben geben einen ungefähren Anhaltspunkt, wann die gezeigte Stelle erreicht wird.
Zu bedenken ist aber, daß die Tageskilometerzähler verschiedener Geländewagen differieren ... Zur Verunsicherung kann auch die jüngste Umbenennung und Neu-Kilometrierung vieler Strecken in Slowenien führen ...´. Soweit ein Auszug zur Erläuterung der Bildchen des Buchs mit Abzweigungen, Schildern und ähnlichem. Und tatsächlich: Weder unsere Kilometer-Messungen noch die vorgefundene Straßennumerierung stimmen bei dieser Tour genau mit dem Roadbook überein, etliche Abweichungen sind festzustellen."
Dem haben wir auch in diesem Jahr bei unserer "Tour 5" aus den "Geländewagen Touren" nichts hinzu zu fügen - all das gilt auch diesmal!
Wichtig ist, den Abzweig zu finden für diese Tour: Wenn man vom Camp (oder der Höhle von Postojna) kommt, liegt auf der rechten Seite ein Parkplatz (N45°47.00904´ E014°13.18418´), vor dem man sich nach rechts schlagen muss - danach beginnt dann das Fahrvergnügen!
Sehr schnell ist man weg vom Verkehr und völlig allein auf Pfaden, die an diesem Tag scheinbar kein zweites Fahrzeug nimmt. Was meint unser Führer zu der Strecke: "Der Einstieg in das Tourengebiet ist von Postojna aus mit dem Roadbook leicht zu finden. Hat man die Eisenbahnlinie aber erst einmal überquert und den Autobahn-Tunnel hinter sich gelassen, bekommt man schnell einen ersten Eindruck, was einen hier erwartet: Urwald pur. Auf den ersten Kilometern zeigen noch verschiedenste Wegweiser die Zufahrt zu Ansiedlungen und Dörfern. Doch sobald der Asphalt endet, werden auch die Orientierungshilfen immer weniger."
Und dann weiter:
"Entlang des Bergrücken schlängelt sich der Schotterweg, alle paar hundert Meter zweigen mehr oder weniger gut befahrbare Pisten oder Stichstraßen ab. Und wohin sie führen, bleibt ein Rätsel. Wie gesagt, wir befinden uns hier in einem Urwald, in dem die Sicht gerade einmal bis zur nächsten Baumgruppe reicht."
Und in der Tat: Die Strecke ist wieder einmal wildromantisch, im Gegensatz zum Vorjahr treffen wir heute auf unserem Weg nicht auf ein einziges Fahrzeug - Offroader, was willst du mehr! Und dennoch hat man nicht das Gefühl, hier völlig ab zu sein von allem, wenn man die guten Beschilderungen sieht, vielmehr denkt man sich, sie machen gerade eine Pause, und dann werden sie alle kommen. Aber niemand naht heute auf unserem Weg, der uns durch schönste Landschaft führt ...
Wir fahren weiter, immer dem Roadbook nach. Dann kommt die erste gravierende Abweichung: Der Punkt 9 ist nicht zu finden, und während wir mit Allrad mitten in den tiefsten Wald über einen immer schmaler werdenden Pfad holpern, kommen unsere Bedenken: Das kann hier nicht richtig sein! Und tatsächlich: Nach einigen Minuten kommen wir an einer abgelegenen Waldhütte vorbei, deren Besitzer am Wochenende hier ist und der es nicht glauben kann: Fassungslos beobachtet er uns bei unserem Wendemanöver am Ende des Waldwegs - sicher ist hier seit ewigen Zeiten niemand mehr vorbei gekommen so wie wir - das muss er aushalten!
Unser Fazit: Den Punkt 9 des Roadbooks vergessen und direkt zu Punkt 10 fahren (N45°44.78946´ E014°17.69416´), den gibt es wirklich! Auch die weiteren Punkte sind da, wir kommen zu Nr. 11 (N45°44.63883´ E014°17.91013´) und schließlich 14 (N45°43.79554´ E014°19.13740´), gut 11 km sind wir bis jetzt schon gefahren.
Wir erreichen eine Höhe von über 1.000 Metern, bevor der Weg wieder bergab führt. Bei Punkt 25 scheint unsere Tour schon fast vorbei zu sein, als wir auf der rechten Seite plötzlich etwas sehen: Weit rechts unterhalb der Piste wieder einmal den Eingang zu einer Höhle (N45°47.43455´ E014°18.33724´)!
Und tatsächlich: Nicht mit einem Wort erwähnt unser Führer, die "Geländewagen-Touren", eine hoch interessante Sehenswürdigkeit am Wegesrand: Ein Höhlensystem, das wir nun nur durch einen Zufall gefunden haben!
Wir klettern herum, können kaum glauben, dass wir wieder einmal einen fantastischen Ort gefunden haben, der nirgendwo verzeichnet zu sein scheint - ganz allein steigen wir erneut durch Gewölbe und unterirdische Flussläufe - fast meint man, das muss hier überall so sein!
Doch am Ende: Eine verschlossene Eisentür, die zeigt, dass man hier sehr wohl all seine Höhlenschätze unter Kontrolle hat. Die "Zelske Jame" - ein Höhle, die sich nur Eingeweihten öffnet!
Wir sind begeistert von unserer heutigen Tour, selbst die "Geländewagen-Touren" wussten offensichtlich nicht, wo sie hier vorbei gefahren sind ...
© Text/Bilder 2000 J. de Haas