12. Tag: So 01.08.99 22:2803:52

Wir verlassen am Morgen den Platz, der außer uns nach wie vor niemanden anders beherbergt.
Wir wollen zuerst zu einer der Grotten des Svartisen-Gebiets, an denen wir bereits nach Verlassen der E6 auf der Herfahrt vorbeigefahren sind. Unser Ziel ist die GrØnligrotta, die zwar kleiner ist als davor liegende Setergrotta, aber in wesentlich kürzerer Zeit besucht werden kann.

Sehr steil ist die Anfahrt, der übel riechende Auspuff zeigt, dass der Pickup nach Rückkehr dringend in die Wartung muss - ein fast vier Jahre alter Auspuff erscheint heute morgen deutlich gealtert bei japanischer Herkunft und Münchner Streusalz-Wintern!

... ein Grottenolm bei der Besichtigung ...

Die Führung durch die teilweise recht nasse und glitschige, aber auf jeden Fall sehenswerte Höhle dauert rund 40 Minuten - die Jungnorwegerin, die uns führt, gibt sich echt Mühe. Wir auch mit ihrem Englisch. In der Höhle fließt ein Bach, den wir mit einer Handvoll anderer Besucher überschreiten müssen. Der Rundgang ist ca. 400 m lang mit Attraktionen wie den "Strudeltöpfen", dem "Labyrinth" oder der "Großen Kirche" sowie der "Kapelle". Die bekannteste "Touristenhöhle" im Norden Norwegens ist auch die einzige mit elektrischer Beleuchtung - dennoch sind neben der Maglite der Führerin auch unsere gefragt!

Um 12:00 Uhr Mittags sitzen wir nach Verlassen der Höhle tatsächlich erstmals um diese Zeit am dortigen Gasthof bei Kaffee und Kuchen - die Weiterfahrt kann noch ein wenig warten!

Diesmal gehts an Moi I Rana vorbei Richtung Süden, aber die E6 sieht uns nicht lange: bei Korgen sollte man unbedingt auf die 806 abzweigen, um einer idyllischen Nebenstrecke anstatt der Rennstrecke zu folgen. Die 806 führt z.T. am See lang, zur geruhsamen Reisegeschwindigkeit im Gegensatz zur E6 tragen hier wieder mal die zahlreichen Schlaglöcher auf der Piste bei - dennoch als Alternative zur E6 zu empfehlen!

Unser Airguide-Kompass im Cockpit erweist sich beim Vergleich mit dem tatsächlichen "Steuerkurs" des GPS wieder mal als nicht inklinationsfest: wie schon bei Island 97 zeigt er auch diesmal Abweichungen bis zu 100° an - das Gerät ist für Skandinavienfahrer offensichtlich unbrauchbar (kleiner Hinweis im Därr- oder Lauche & Maas-Katalog o.ä. auf diesen Sachverhalt wäre da sicher nicht schlecht!)

... auf Nebenstrecken nach Süden ...

... mit Idylle an jedem Wegesrand ... ... und noch mehr Schlaglöchern auf jedem Weg ...

Wir treffen auf die E73 (N65°36.15775´ E013°56.99929´), dann folgt auf ihr nur noch ein kleines Stück weiter nach Osten bis zu unserem nächsten Camp bei Hattfjelldal (Camp 9, N65°35.26980´ E014°00.38580´). Auf diesem Platz sind mit uns doch diesmal tatsächlich 3 Fahrzeuge: alles Deutsche, darunter zwei Berliner und ein Pärchen aus Niedersachsen mit Motorrad ...

Die Berliner sitzen den gesamten Nachmittag in ihrem kleinen "mot Rapido"-Wohnwagen, verlassen den genau so wenig wie echte Womo-Fahrer - ob die wohl bereits für ihr nächst größeres Mobil üben? Die Berliner, die unser Kennzeichen überhaupt nicht einordnen können, berichten dann anschließend von 3 Wochen überwiegend Regen (z.T. strömend), die sie hinter sich haben - irgendwie scheinen manche Urlauber oft in einem ganz anderen Land zu reisen als wir! Die Schlechtwetterstory ist für uns mittlerweile auf jeder Tour eine genauso regelmäßig zu hörende Story wie die andere von vor 2 Tagen: zumeist eine schon grauhaarige deutsche Touristin erzählt irgendwem, sie wäre nun schon zum 14tenmal hier (am Svartisen, in Norwegen, in Island ...).

Die richtige Gelegenheit also, bei leichtem Wind wieder mal einen Drachen steigen zu lassen - weder die Kinder im gegenüberliegenden Haus am Rande des Platzes noch "normale " Touristen scheinen jemals so etwas gesehen zu haben ...

Der Redakteur beim Landeanflug ...

Nach erfolgreicher Mückenbekämpfung mit Autan, Ventilator und Citronella-Kerze machen wir uns am Abend auf zu einem Spaziergang in die nahe Umgebung des Platzes, die eine eigenartige Atmosphäre hat. Dazu passen zwei neben dem Weg im Busch liegende Autowracks - für Norwegen gänzlich ungewöhnlich! Die Fahrzeuge liegen so neben dem Weg, als seien sie erst kürzlich kollidiert und von der Wucht des Aufpralls zur Seite geschleudert und dann nicht mehr bewegt worden. Offensichtlich sind die Wracks aber älter, dennoch scheint sie aber hier bewusst niemand entfernt zu haben - ein gespenstisch anmutendes Mahnmal mitten im Busch! Was mag hier unheimliches geschehen sein ..?

... unheimliches Mahnmal eines düsteren Geschehens ...


© 1999 J. de Haas