Unser Auto und die Ausrüstung
Wir fahren mit einem Land Rover 109 SIII, Baujahr 1971. Obwohl das Auto alt ist, fährt es wunderbar. Als Zusatzausrüstung haben wir dabei: Seilwinde, Sandbleche, Hi–lift, Seile und Gurte, Schäkel, Schaufel - alles ist notwendig. Einen großen Teil der Ladung, u.a. auch das Reservebenzin, packen wir auf das Dach. Wir benutzen Pirelli Scorpion A/T Reifen, die unter den sich dauernd verändernden Bedingungen sehr gut funktionieren. Wir haben zwei Ersatzräder dabei, die ebenfalls mehr als erforderlich sind ...
Während der Reise wohnen wir im Auto. Campingausrüstung, Lebensmittel und Anziehsachen wurden in wasserdichte Alukisten gepackt. Die im Auto aufgestellten Kisten benutzen wir als Bett. In den Pausen während unserer Reise dienen sie uns als Tisch, als Küche usw.
Unsere Ausstattung wird ergänzt durch eine Holzsäge und ein Stromaggregat. Unerlässlich sind weiterhin das Moskitonetz und viele gute (!) Mittel gegen Mücken!
Der Ural
Laut Straßenkarten kann man den Ural nur im Süden überqueren. Dieser Weg ist die einzige Verbindung nach Sibirien und weiter zum Baikalsee, die Route ist für uns nicht interessant. Nach unseren Karten gibt es drei weitere Möglichkeiten, den Ural zu überqueren: die erste, die wir prüfen, soll den Anfang im Dorf Jakscha haben. Dieses Gebiet gehört zum Naturschutzgebiet und der ganze Nordural – zum Nationalpark. Im Dorf erfahren wir, dass es "unseren Weg" seit 30 Jahren nicht mehr gibt! Laut dem Direktor des Naturschutzgebietes befindet sich der Winterweg 200 km nordlich und fängt im Dorf Priuralsk an. Seiner Meinung nach ist es nicht möglich, dass ein Fahrzeug diesen Weg nimmt. Im Winter schon, aber nicht im Sommer!
Trotzdem fahren wir nach Priuralsk. Die Fahrt ist eine wunderbare Off-Road-Strecke. Bis zu unserer Ankunft hatte das Dorf drei Monate keine Landverbindung zur restlichen Welt. Wir kämpfen mit zerstörten Brücken, mit Sand und Matsche! In Priuralsk bestätigen die Bewohner die Meinung des Direktors. In dem Schlamm würden angeblich sogar Amphibienfahrzeuge sinken ...
Wir fahren nach Uchta zurück und dann in Richtung Vuktyl. Dies ist der letzte Weg auf unseren Karten. Hier erfahren wir, dass diesmal "unser Weg" eine strategische Bedeutung hat und man eine Genehmigung braucht, um dort fahren zu können ... Es handelt sich offensichtlich um keine richtige Straße, sondern nur um eine Strecke, die bei dem Bau der Gasleitung enstand.
Der Direktor der größten russischen Firma "Gasprom" in Vuktyl hört sich voller Sympathie unsere Geschichte an. OK, wir können fahren, aber nur auf unsere eigene Gefahr. Er erzählt uns, dass denselben Versuch in früheren Jahren auch Deutsche und Schweden gemacht haben - ohne Erfolg!
Wir fahren dennoch. Die reizvolle Landschaft des Gebirges belohnt uns für die Mühen der Reise ...
Zwei Tage später erreichen wir die Grenze zwischen Europa und Asien und fahren weiter nach Osten ...
Wir erreichen den Ort Pripolarnyj und verbringen dort ein paar Tage ...
Unser Besuch ist ein Ereignis im monotonen Leben der Bewohner. Wir sind die ersten Ausländer, die das Gebirge überquert haben. Wir werden von der "Verwaltung" empfangen. Danach kommt der Chef der Polizei. Unser Erscheinen ist eine Überraschung für alle. Pripolarnyj ist jetzt im Sommer wie ein Insel in der Taiga. In diesem Jahr überflutet der gewaltige Fluss Ob Hunderte von Hektar in der Taiga. Hubschrauber ermöglichen den einzigen Kontakt mit der Welt. Sie transportieren Lebensmittel, Post - alles, was man zum Leben braucht.
Und weiter kann man nicht fahren ...
© Text/Bilder 1999 Lucyna Cywka