Reisetipps: Sprachen lernen

Ideen zum ewigen Versuch, polyglott zu werden ...


Selbst ein simples Straßenschild will erstmal gelesen werden ...Mai 2020: Wir befinden uns gegenwärtig in Zeiten der eingeschränkten Reisefreiheit - wäre dies nicht gerade als Antwort darauf auch die Zeit, sich endlich einmal an das Lernen seiner bevorzugten Fremdsprache zu machen oder alte Kenntnisse aufzufrischen? Irgendwie in gewisser Weise eine Trotzreaktion also, die einen später aber wieder "weiterbringen" wird, wenn sich das Leben "danach" einigermaßen normalisiert hat ..?

Nun, kann man machen - doch was wäre die vielversprechendste Methode ..?

Auch wir haben schon viel ausprobiert! Schon zu Schulzeiten konnte man sein Englisch unglaublich verbessern durch das Schauen der Sesame Street, die der WDR einst täglich ausstrahlte. Auch ehemalige englische und amerikanische Hitparadensender waren bei manchen durchaus dazu geeignet, ihr Schulenglisch zu verbessern, insbesondere dann, wenn man einst dazu auch noch einmal die Woche z.B. den New Musical Express und den Melody Maker beschaffte und die dort veröffentlichten Geschichten studierte ... 

Als meine Eltern nach Frankreich umzogen, verbesserte meine Mutter ihr Schulfranzösisch ganz einfach durch das Fernsehprogramm. Später konnte man die Erfahrung mit einer Crashmethode machen - mit einer Art Superlearning: Wir sollten innerhalb eines Jahres soviel Russisch lernen, um in der Lage zu sein, einen Monat lang eine Moskauer Universität besuchen und sich dort durchschlagen zu können. Die damalige Lehrerin sprach kein Wort Deutsch, alle Unterlagen waren in Russisch. Wir lernten die Sprache fast wie Kinder, und das mit großem Erfolg. Zuerst mussten wir vier Wochen täglich mehrere Stunden Russisch lernen und üben, wobei alles in der Gruppe erarbeitet wurde, man hatte keine Hausaufgaben. Dann gab es zweimal die Woche Lektionen und Hausaufgaben. Und tatsächlich: Nach einem Jahr fuhren wir schließlich nach Moskau und kamen überraschend gut zurecht ..!

Wer nicht in die Irre fahren will, sollte vorher Russisch gepaukt haben ...So schnell wie man das seinerzeit gelernt hat, so schnell schwinden die Fähigkeiten allerdings wieder ohne regelmäßige Übung.

Also besuchte man nach Jahren die Kurse der Volkshochschulen mit mäßigem Erfolg. Zum einen sind 90 Minuten Kurs pro Woche (das übliche VHS-Angebot) extrem wenig, und dann kommt es ständig zu mehrwöchigen Unterbrechungen durch Ferien. Wenn man Pech hat, sind auch noch ein bis zwei extrem "sprachunbegabte" Teilnehmer*Innen  im Kurs, was das Ganze dann besonders zäh macht. Und zu allem Überfluss lauert zu Hause schließlich noch der beste Freund, der Schweinehund, der einen eifrig und treu davon abhält, die paar Übungen zu machen, die eigentlich erforderlich wären ...

Auch Sprachschulen wurden besucht, sicher deutlich teurer als die VHS-Angebote. In solche Institute wird man häufig von seinem Arbeitgeber geschickt, wenn die jeweilige Tätigkeit vertiefte Fremdsprachenkenntnisse erfordert.

Mittlerweile gibt es aber im Internet ebenfalls jede Menge Möglichkeiten, Sprachen zu lernen: Es gibt Online-Angebote auf Webseiten oder auch Apps, die Derartiges bieten. So schön diese Angebote aber auch sind, man hat stets den Nachteil, dass man nicht wirklich korrigiert wird und sich Fehler richtig gut festsetzen können. Auch für das Lernen der Grammatikregeln ist es von Vorteil, wenn man zu Schulzeiten den Umgang damit gelernt hat, denn man kann ja nicht nachfragen. Bei etlichen dieser Sprachkurse geht es Vielen so wie mit dem Engagement in einem Fitness-Studio: Man zahlt monatlich seine Abo-Gebühr und bekommt regelmäßig ein schlechtes Gewissen, wenn man die Abbuchung sieht ...

Wie schön wäre es, wenn wir verstehen würden, was die Tafel uns erzählt ...Offline kann man sich mit Sprachkursen auf DVD weiterbilden, das ist ganz praktisch, da kann man die Lektionen z.B. ins Auto mitnehmen oder auf sein Handy überspielen - und falls schon der innere Schweinhund durch Sport überwunden wird, vielleicht auch gleich ein paar Vokabeln und Redewendungen zusätzlich pauken.

Auch oft kostenlose Podcasts, die man aufs Smartphone lädt, sind sehr dazu geeignet, die Leerlaufzeiten mit etwas Sinnvollem zu füllen. Besonders wirkungsvoll soll es sein, sich die Podcasts zum Einschlafen anzuhören ...

Der goldene Mittelweg ist aber die Kombination aus allen Angeboten: Man muss sich überlegen, ob man seinen Schwerpunkt auf Sprechen und Verstehen legt, oder ob man die Sprache auch lesen und korrekt schreiben können will. Letzteres ist insbesondere dann eine Herausforderung, wenn die Sprache kein lateinisches Alphabet benutzt. Aber es hilft ja nichts, denn selbst für ein einfaches Straßenschild muss man die Zeichen deuten können.

Lernen mit hochinteressanten normalen Tageszeitungen ... ;-))Wer ambitioniert ist, kann ergänzend zu seinen Lektionen Nachrichten in Fremdsprachen lesen und hören, dabei muss man aber bedenken, dass das Sprachniveau in Nachrichten recht anspruchsvoll ist und die Sprecher in der Sprechgeschwindigkeit stets mit einem Maschinengewehr konkurrieren wollen (oder müssen ..?)

Oldschool-mäßig kann man sich an Zeitschriften und Büchern versuchen: Auch hier ist zu beachten, dass man sich nicht gleich zu Beginn die intellektuellste Zeitung oder die Werke von literarischen Nobelpreisträgern aussucht, manchmal sind doch auch ganz "normale" Tageszeitungen hochinteressant ...

Wenn man mehr will, kann man auch Blogs zu interessierenden Themen abonnieren, bei Chats mitmachen oder fremdsprachigen Prominenten auf Twitter oder in ihrem Facebook folgen - es müssen ja nicht immer nur die Z-Promis sein ...

Dank Satellitenfernsehen oder Streaming von TV oder Radio kann man sich auch fremdsprachige Programme anhören bzw. anschauen. Für den Anfang sind Kindersendungen und Quizshows sehr zu empfehlen oder Serien, von denen man bereits die deutschen Versionen kennt.

... selbst die Kontrolle eines Kassenbons ist nahezu unmöglich ...Musisch veranlagte Menschen können Lieder lernen, denn so kann man sich die eine oder andere Redewendung gut einprägen. Wer Hobbies pflegt, kann sich in fremdsprachigen Foren zu seinen Hobbies registrieren, da lernt man schnell Formulierungen zu Dingen, die einem wichtig sind und Spaß machen, also bereits dadurch erheblich motivieren zu lernen.

Besondere Interessenlagen erlauben auch ein anderes Vorgehen: So können z.B. gut trainierte Zocker versuchen, sich mit fremdsprachigen Computerspielen die Zeit zu vertreiben und sich an denen zu messen.

Vielleicht habt ihr aber auch einen Muttersprachler im Bekanntenkreis, der bereit ist, mit euch mal nicht in Deutsch zu reden - ebenfalls eine wunderbare Methode, in einer Fremdsprache voran zu kommen. Das gilt natürlich dann besonders, wenn man mit diesem Freund oder Bekannten vereinbart, dass er gnadenlos alles korrigiert, was nicht höchsten Ansprüchen entspricht ...

All diese Möglichkeiten funktionieren natürlich nur, wenn man mit ausreichend Motivation regelmäßig trainiert - wie beim Sport auch. Und diese Motivation wird sicherlich erheblich gestärkt, wenn das regelmäßige Lernen von Erfolgen begleitet wird.

Aber auch (regelmäßige!) tägliche 15 Minuten können uns durchaus schon weiterbringen, und wenn es auch nur zwei Vokabeln und eine Redewendung pro Tag sein sollten. Und wenn alle Stricke reißen, kann man sich ja mit einer praktischen App den Übersetzer aufs Smartphone holen ...

In diesem Sinne: Gebt nicht auf und werdet polyglott, bald können wir sicher wieder in fremde Länder reisen. Und dann folgt das erste Erfolgserlebnis sicher bereits nach den ersten Straßenschildern ...


© 2020 Sixta Zerlauth