So/Mo 09.08. - 10.08.98: Am Brae of Achnahaird

Durness liegt hinter uns, wir müssen ab nun wieder Richtung Süden, also zurück. Aber vielleicht (und hoffentlich) kommt ja noch viel bereisenswertes, wer weiß! Die A838 führt bei Laxford Bridge auf die A894 und sofort sind wir wieder in einsamerer Umgebung.

Wir nähern uns erneut der Küste, diesmal der westlichen, und folgen weiter dieser Straße - vorbei an Scourie geht´s Richtung Süden, nachdem man in Durness gewesen ist, erscheint der hier rechts der Straße liegende Campingplatz nur wenig einladend - gern lassen wir ihn hinter uns.

Aber was auffällt, ist, dass hier an der Westküste das eigentliche Schottland zu liegen scheint, das Schottland, was man aus unzähligen Filmen, Bildbänden und sonstigen Highlander-Filmen zu kennen glaubt - hier könnte man verweilen!

Hier muss er herkommen, der Highlander ... ... und hier hat er gewohnt: Stätten finsteren Treibens ... Manchmal sieht man McLeod noch durch die Ruine streifen ...

Kurz hinter dem Punkt, wo die A894 auf die A837 trifft, findet man Ardvreck Castle (N58°10.06´ W004°59.45´) am Loch Assynt: Eine Stätte echt finsteren vorzeitlichen Treibens zwischen McLeod und McBeth aus dem 16. Jahrhundert, die wir wirklich nicht auslassen können.

Weiter folgen wir der A837 westlich entlang dem Loch Assynt, landschaftlich toll geht es hier zu mit Baumgruppen im See und: Endlich mal kaum Verkehr!!

Wir erreichen Lochinver, das laut Dumont-Reiseführer "einem nach der Einöde des Nordens schon fast wie ein Touristenzentrum vor"kommt. Wo fahren die eigentlich sonst so rum?? Na egal, die Bank of Scotland hier mit ihrer Geldausgabemaschine, GAA genannt, hilft uns aus momentanen Geldnöten und es kann weitergehen - die interessantesten Landschaften scheinen ja noch zu folgen!

Was nun kommt, ist tatsächlich Lanschaft pur! Wir ignorieren selbstverständlich die Sperren, die auf dieser einspurigen Strecke für Fahrzeuge ab 8m Länge gelten - selbst mit nur gut fünf Metern wird es hier aber recht eng bei Gegenverkehr - die Miene der entnervten Pkw-Fahrerin, für die wir vorsichtshalber auch mit dem Explorer zurücksetzen bis an den Rand des Abgrunds, spricht Bände ...

Strathan, Inverkirkaig, Inverpolly Lodge heißen die Ortschaften, die wir nun passieren - und dabei so wenig Verkehr wie bisher noch nie in Schottland! Wir folgen der landschaftlich extrem reizvollen Strecke weiter, leider können wir in den hiesigen "Passing Places" erst recht nicht anhalten - dennoch sehr empfehlenswert!

Die Ednard Bay liegt westlich neben uns und hinter der Kurve Richtung Westnordwest sehen wir ihn schon: unseren nächsten geplanten Campingplatz bei Brae of Achnahaird (N58°04.04´ W005°21.98´) - wie wir bald feststellen, der landschaftlich schönste der gesamten bisherigen Tour.

Empfehlenswerte Gegend ...
... und ein Ort zum Verweilen: Am Brae of Achnahaird ...

Der Campingplatz (ohne Duschen) in sehr weitläufigem Gelände ist landschaftlich so reizvoll, dass wir direkt nach der Ankunft, bereits unter der Plane sitzend, beschließen, auch den nächsten Tag hier zu verbringen - gut, dass man sich die möglichen Ruhetage aufgespart hat! Endlich ist es so, wie man es sich gewünscht hat: Landschaft pur und Sicht bis zum Horizont ...

Aufgrund des stetigen Winds sind schon bald die Drachen ausgepackt und schließlich auch das Jumping Wheel - die ängstlichen englischen Stellplatz-Nachbarn packen sogar ihren Tisch rein, als das Gebilde nur wenige Meter an ihnen vorbeihüpft - dass es ungefährlich ist, wird schleunigst herübergerufen, scheint aber nichts zu bewirken.

Da die Ednard Bay in Sichtweite liegt, ist endlich auch mal wieder Bootfahren angesagt. Bei Flut steigen wir mit unserem "Fishhunter", schon seit langem umgetauft und umgeschrieben zum "Ashhunter", in die Bucht, bereits bald sind wir recht weit draußen und gehen "vor Anker".

Die sind die angenehmen Besucher ... Dümpeln angesagt ...

Dass auch hier die Idylle trügerisch ist, zeigen schon bald wieder mal einzelne Tornados, die im extremen Tiefflug über die Bucht kreischen: man glaubt fast das Weiße im Augapfel des Piloten zu sehen - trotzdem winkt ihm der alte Militärkopp (immerhin Ex-Luftwaffenmitglied!) von unten zu, vielleicht wollte man sich aus dem Jet ja nur unser Schlauchboot genauer anschauen!

Bei Ebbe kehren wir zurück - ein zusätzlicher Fußweg von gut 20 Minuten mit dem Boot am "langen Arm": trotzdem, der Trip hat sich gelohnt und kann nur zum Nachahmen empfohlen werden!

Wir genießen auch den nächsten Tag an diesem idyllischen Fleck Schottlands, selbst die Besucher sind hier gut zu ertragen - Schafe eben ...

Allerdings kommen wir am heutigen Abend auch erstmals mit einer der echten schottischen Plagen in Berührung. Als der Wind ein wenig nachlässt, kommen sie aus allen Ecken - Unmengen blutsaugender Kleinfliegenmonster stürzen sich auf uns! Die hier "Midge" genannten Tierchen sind alles andere als possierlich - auch wenn die Rötungen ihrer Bisse schon nach kurzem wieder verschwinden - ganze Wolken um Glas, Gesicht und Hände sind nicht jedermanns Sache.

Trotz sofortigem gründlichen Einreiben mit "Autan" scheinen sie nicht locker zu lassen - die schönste Landschaft verliert plötzlich ungemein, wenn man sich in solchen Insektenwolken wiederfindet! Zum Glück versperrt ein Moskitonetz den Eingang zum Explorer - wie die Besatzungen der gesamten umstehenden Fahrzeuge, die zum Teil schon lange vor uns verschwunden sind, treten auch wir jetzt den geordneten Rückzug ins Fahrzeuginnere an - drinnen ist es plötzlich sehr viel angenehmer!


© Text/Bilder 1998-2002 J. de Haas