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Herrscher der Glarner Alpen - der Tödi


"Willst du immer weiter schweifen?/ Sieh das Gute liegt so nah." Mit diesen Versen beginnt Goethes Gedicht "Erinnerung", und genau diesem Vorschlag folgend, haben wir diesen April die Region für unsere Bergtour ausgesucht: Wir müssen nicht immer in ferne afrikanische oder asiatische Länder reisen, um dort eine einzigartige Natur zu genießen und eine abenteuerliche Bergwanderung zu unternehmen.

Aussicht auf den Tödi beim Abstieg nach Tierfehd, Andreas Fischler Und so fällt unsere Entscheidung auf die Glarner Alpen, einer Region in den Schweizer Westalpen. Die insgesamt drei Bergtouren führen uns in die Kantone Glarus, Graubünden, St. Gallen und Uri. Besonders angetan hat uns die Zweitagestour auf den Tödi - und die wollen wir den Lesern nicht vorenthalten.

Schon als wir im Linthtal ankommen, wissen wir, dass unsere Wahl die richtige war: Andere Teile der Westalpen wie die Berner Alpen und die Walliser Alpen mögen vielleicht bekannter sein, aber die Glarner Alpen haben ebenso viel zu bieten.

In dem großen Gebiet liegen viele Dreitausender und einige Gletscher. Aber das Beste ist, dass hier die Natur wirklich nahezu unberührt und noch ursprünglich ist.

Vielleicht ist es besser, wenn auch in Zukunft die Touristenscharen dieser Region fernblieben, dann würde der unberührte Zustand noch lange erhalten und Naturfreunde wie wir könnten sich auch zukünftig hier auspowern und dem Alltagstrott entkommen.

Die Tour zum Gipfel

Die Bergtour auf den Tödi, den mit rund 3.600 m höchsten Berg der Glarner Alpen, wollen wir unbedingt machen: Der Tödi ist allerdings stark vergletschert und gilt als schwer zugänglich. Skier erleichtern zwar diese Bergtour, aber es ist laut Bergführern die anspruchsvollste Skitour, die die Glarner Alpen zu bieten haben. Und so ist die Töditour auch gleich die erste, die wir antreten - am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe klingelt bereits der Wecker.

Wir starten auf einer Höhe von 805 m, die Fridolinshütte auf 2.111 m Höhe ist unser erstes Etappenziel. Erst am zweiten Tag wollen wir den Gipfel erklimmen. Zu Beginn führt uns der Weg durch dicht bewachsenen Wald. Die Route verläuft über die historische Pantenbrücke, die laut Bergführern je nach Wetterbedingungen umgangen werden muss.

Auf dem Tödi, Andreas FischlerWir haben Glück und können die Doppelbrücke passieren. Kurz darauf lichtet sich der Wald und wir gehen durch atemberaubende Felsschluchten: Links und rechts von uns ragen die über tausend Meter hohen Wände von Selbsanft (2.905 m) und von Gemsistock (2.429 m) in die Höhe. Als wir das Alpe Hinter Sand erreichen, liegt das Linthtal hinter uns und nur noch 800 Höhenmeterunterschied zwischen uns und der Hütte.

So geht es für uns hinauf ins Hochtal des Bifertenbachs. Hier gabelt sich die Route: Wir können uns zwischen einer sicheren Route zur Hütte oder der Direktroute entlang des Sommerwegs entscheiden. Der Sommerweg birgt im Frühjahr jedoch die Gefahr von Nassschneerutschen. Jedoch haben wir aufgrund der guten Wetterbedingungen Glück und können den Sommerweg ohne Komplikationen - aber mit viel Kraftaufwand- passieren.

Nach dem Sommerweg wird die Route wieder leichter: Nun liegen nur noch sanfte Hänge zwischen uns und der Fridolinshütte. Hier kehren wir ein und verbringen den Abend.

Der Gipfelanstieg am nächsten Tag führt uns durch zwei Gletscherbrüche: Der erste Eisbruch ist mal mehr, mal weniger steil und schwierig. Der zweite Eisbruch jedoch, der ungefähr auf einer Höhe von 2.700 m liegt, ist weitaus schwieriger und nicht so einfach mit Skiern zu passieren wie der erste.

Blick vom Mt. Gele auf Mt. Verlan und Montblanc, coyote05Man kann diesen auch durch die „Schneerus" umgehen, eine schmale Rinne. Die „Schneerus" ist jedoch durch die Tödi-Ostwand Eis- und Steinschlag ausgesetzt. Wir entscheiden uns abermals für den direkten Weg, auch wenn dieser sehr anstrengend ist. Die letzten Meter zum Gipfel des Tödi sind wesentlich angenehmer ...

Jeder Bergwanderer kennt das Gefühl, das einen überkommt, wenn man am Gipfelkreuz angekommen ist - es ist unbeschreiblich! Von daher bemühen wir uns an dieser Stelle auch gar nicht, die richtigen Worte zu finden. Normalerweise wird man am Gipfelkreuz des Tödi mit einer bombastischen Aussicht belohnt, die weit über die Schweizer Alpen hinausreicht.

Wir haben jedoch leider nicht das Glück, denn die Wetterbedingungen lassen dies nicht zu. Aber nichtsdestoweniger ist es ein tolles Gefühl, oben angekommen zu sein. Der Abstieg ist im Vergleich zum Aufstieg wesentlich leichter. Jedoch müssen wir immer mal wieder unsere Skier abschnallen und zu Fuß weitergehen, denn an einigen Stellen ist uns der Abstieg mit Skiern doch zu riskant ...

Mit guter Vorbereitung sicher ans Ziel

Alles in Allem können wir am Ende des zweiten Tages sagen, dass sich diese Bergtour mehr als gelohnt hat und wir sie deshalb jedem, der sich zu sehr erfahrenen Bergwanderern zählt, ans Herz legen möchten. Für alle, die den Tödi auch erklimmen wollen, haben wir hier einige Tipps und Erfahrungswerte zusammentragen.

Boots, Michael PollakIm Nachhinein würden wir die Tour nicht Anfang April, sondern erst im Mai antreten. Denn dann sind die Wetterbedingungen bestimmt bessere: Es ist bereits warm genug, dass man bei einer Höhe von über 3.600 m nicht das Gefühl bekommt zu erfrieren und dennoch kalt genug, um weiter Richtung Tal nicht unnötig Kraftreserven zu vergeuden, indem man sich mit dem Schleppen der Skier verausgabt.

Aber neben der perfekten zeitlichen Planung müssen auch andere wichtige Vorkehrungen getroffen werden.

 Wir haben wieder einmal festgestellt, dass warme und wetterfeste Kleidung unabdingbar ist. Wintertaugliche Outdoor-Kleidung findet man eigentlich gerade in Bergregionen in vielen Geschäften.

Aber auch Online-Shops wie z.B. Intersport, die Funktionsbekleidung von Jack Wolfskin und anderen Outdoormarken vertreiben, bieten sehr viel Auswahl. Aber neben warmer Kleidung, Mütze, Handschuhen und Wechselunterwäsche sollte man bezüglich der Ausrüstung noch weiteres bedenken:

  • Das Schuhwerk sollte ausreichend groß sein, um ebenso sicheren Halt wie auch Platz für dicke Wintersocken zu bieten.
  • Zwei Paar Ersatzsocken müssen eingepackt werden. Außerdem eine zweite Mütze und Reservehandschuhe, falls das erste Paar durch Schweiß oder Schnee feucht geworden ist.
  • Kleidung aus vielen dünnen Schichten ist ratsamer als Kleidung aus wenigen, aber dafür dicken Schichten. So kann man sich den Witterungsbedingungen anpassen und bei Sonne etwas ablegen.
  • Der Schutz der empfindlichen Gesichtshaut ist wichtig. Hier helfen wasserfreie, fetthaltige Cremes. Ein Tuch vor Mund und Nase schützt vor dem Wind.
  • Handys und GPS-Geräte sollte man möglichst dicht am Körper tragen, denn die Akkus sind sehr kälteempfindlich.

Als Empfehlung von unserer Seite sollte man vor jeder größeren Bergtour die Seiten des Deutschen Alpenvereins aufsuchen. Hier finden sich zahlreiche Informationen sowie nützliche Hinweise zum Bergwandern.


© 2014 Mia Müller, Fotos Flickr, CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten