Hallo ihr Halbaffen, wir kommen!
Was vielleicht auf den ersten Blick wie eine Beleidung wirkt, ist sicherlich nicht so gemeint: Aber in Luxemburg leben nun mal Halbaffen, die heute besucht werden sollen ...
Diesmal geht es mit dem Tagesticket wieder per Bahn in Richtung Süden, nach Bettemburg zum Parc Merveilleux.
Am Bahnhof erwarten den Besucher Shuttlebusse, mit denen man in wenigen Minuten den einzigen Zoo des Landes Luxemburg erreicht.
Auch wenn hier nicht die typischen Tiere wie Elefant, Zebra und Löwe zu besuchen sind, bietet der Zoo doch Tiere aller fünf Kontinente und teilweise auch recht seltene Exemplare. Gemischt mit schönen Spielplätzen für Kinder, einem Märchenwald und zahlreichen Skulpturen für den Kunstbeflissenen, die es sogar dort zu kaufen gibt, ist der Zoo auf jeden Fall einen Besuch wert.
Es beginnt mit Graupapageien, die recht kommunikativ mit dem Besucher zusammen Pfeiflieder komponieren. Nicht weit weg versucht der Uhu trotz Pfeiferei und Gekreische seiner Nachbarn ein wenig zu dösen.
Unweit davon entfernt turnen die ersten Halbaffen, Lemuren wie verschiedene Maki-Arten und Varis. Nur wenige Schritte weiter sind die neuesten Bewohner zu sehen: Eine Horde Berberaffen, die durch ihr großes Geländer toben und schon mal versuchen, sich mit den Besuchern anzulegen und dabei mit Macht und Musik gegen die Glasscheibe hauen.
Zwei Tierhäuser gibt es zu besichtigen, bei denen man den teilweise freien Tieren begegnen kann: Mahajanga und Amazonia.
Das Mahajanga ist der Tier- und Pflanzenwelt Madagaskars gewidmet. Es beginnt mit einem großen Gehege für die Halbaffen Kattas, die kein wirkliches Vergnügen am heute wechselhaften Wetter haben, denn nass werden sie nicht gerne ...
Auch wir flüchten in das Tierhaus und kommen gerade recht zur Fütterung der Flughunde. Der Guss ist bald vorüber. Weiter geht es deshalb zum Schabrackenschakal und zu den Marabus, die sich die Seele aus dem Leib balzen. Der Hahn bekommt die Krise, als er feststellt, dass seine Angebetete auch gerne mal mit dem Marabu im Nachbargehege und sogar mit dem Besucher flirtet, wenn der auch mit den Armen wedelt ...
Den nächsten Guss verbringen wir im Tierhaus Amazoniens, das - wie der Name erwarten lässt - Tier- und Pflanzenwelt aus dieser Weltregion präsentiert. Furchteinflößende Krokodile, Schlangen, Spinnen und Piranhas sind zu besichtigen, aber auch die amüsanten Erdmännchen toben mit ihren Kindern durch den Sand.
Unweit des Tierhauses steht der "Nachbau" einer Luxair-Maschine: Da wir seinerzeit so oft mit dieser Gesellschaft nach Luxemburg zur Arbeit geflogen sind, können wir uns ein Fotoshooting nicht verkneifen. Aber wir sind nicht die einzigen hier, auch Brautpaare kommen gerne in den Zoo für stimmungsvolle Hochzeitfotos. Wir können im Amazonas-Haus ein Paar beobachten, das sich professionell ablichten lässt - stimmungsvoll zwischen all den Krokodilen, Piranhas und Zitteraalen - nun, da wird man doch ganz nachdenklich über die Bedeutung von Hochzeiten, Scheidungen und dem ganzen Beziehungsdschungel ...
Noch kurze Zeit bei den Kaiserschnurrbarttamarinen und schon müssen wir den Zoo verlassen, denn er will schließen und die fast 200 Tierarten wollen jetzt endlich ihren verdienten Feierabend genießen - ganz ohne Gaffer am Gehege.
Zurück in der Stadt merkt man, dass Volksfeststimmung ist: Die Straßen sind voll von Menschentrauben und die Bühnen voll in Betrieb, es gibt lange Schlangen vor den Bier- und Imbissbuden. Das Jazzfestival ist in vollem Gang. An manchen Stellen sollte man über so etwas wie ein "gerichtetes Gehör" verfügen, denn die Musik der verschiedenen Bands überlagert sich zu einem akustischen Wirrwarr. Da röhrt sich auf der einen Seite eine Jazzsängerin ihren Liebeskummer aus der Seele, auf der anderen Seite schlägt einer auf sein Schlagzeug ein, als wolle er den Felsen Bock zum Vibrieren bringen.
So ganz allmählich macht sich Hunger breit, aber viele Lokale sind wegen des Volksfests überfüllt oder haben geschlossen. Wir landen am Place d'Armes bei einem Chinesen, den man nicht unbedingt weiterempfehlen kann. Das Personal bedient an diesem Abend mit einer Freundlichkeit und einem Charme, der einen an die übelsten HO-Gaststätten in der ehemaligen DDR erinnert. Das Essen ist allerdings genießbar, aber man muss einen Besuch dort sicher nicht wiederholen ...
Unser letzter nächtlicher Rundgang hebt die Stimmung wieder und in der gemütlichen Kneipe Beim Renert, die ganz der Fabelfigur Reineke Fuchs gewidmet ist, gibt es freundlichen Service, exzellenten Kaffee und einen tollen Absacker.
Am nächsten Morgen geht es kostenlos mit dem Shuttlebus (der Fahrer winkt ab, als wir ein Ticket kaufen wollen) wieder zum Flughafen, leider ist auch dieser Besuch in Luxemburg wieder vorbei ...
© 2015 Sixta Zerlauth
Anmerkung der Red.: Wer neugierig ist auf weitere Berichte zu ähnlichen Städtereisen, dem seien die anderen Beiträge der neuen Serie "Viel zu erledigen - (Verlängertes) Wochenende" empfohlen: