Uganda  Begegnung mit den Berggorillas 

Eine Reise nach Uganda ... 


Rundreise: Durch Nationalparks im Südwesten

Wir starten unsere Rundreise im Murchinson Nationalpark, im Nordwesten des Landes - mit seinen fast 4000 qkm der größte Nationalpark Ugandas. 

Unterwegs im Südwesten Ugandas ... Der Murchinson Nationalpark verdankt absurderweise sein Entstehen der Tsetsefliege, die ja bekanntlich der Urheber der Schlafkrankheit ist. Um vor einigen Jahrzehnten dieser Fliege Herr zu werden, vertrieb man sämtliche Rinderherden aus der Gegend. Dadurch war wieder Platz für die Wildtiere, die sich gerade hier großartig entwickelten und eine Artenvielfalt bieten, wie man sie in wenigen Nationalparks von Afrika findet.

Leider hat der Park sehr unter der Herrschaft des früheren ugandischen Präsidenten Idi Amins gelitten, der als einer der einer der blutrünstigsten Diktatoren Afrikas gilt: So wurde z.B. die Elefanten-Population von 14.500 auf knapp 1.400 reduziert. Schuld daran war die ausufernde Wilderei und der Besuchermangel, da unter Amin jeder Besuch von Ausländern im Lande verboten war.

Allein an diesem Beispiel kann man ersehen, wie wichtig der Schutz der Wildtiere durch die Nationalparks ist: Ohne diese geschützten Gebiete wäre sicher so manche Tierart Afrikas bereits ausgestorben ...

Nach dem Lunch unternehmen wir eine Bootsfahrt am weißen Nil: Er fließt aus dem Victoria See in den Albertsee und von dort weiter in den Sudan. In Uganda wird er deshalb auch Albert-Nil genannt. Eine solche Bootsfahrt auf dem Nil ist schon ein großartiges Erlebnis. Die ganze Tierwelt, die die Ufer belebt, zieht wie ein Film an dem staunenden Beobachter vorbei. 

Es ist der Morgen unseres dritten Reisetages: Wir haben eine lange Strecke von fast 800 km in den Süden vor uns. Nun kann man natürlich 800 Kilometer in Uganda nicht vergleichen mit der selben Strecke in unseren Breiten: Die Pisten sind meist voller Schlaglöcher und in der Regenzeit ohnehin unpassierbar. Wir hatten Anfangs einen allradbetriebenen Bus, der aber kurz vor unserem Ziel in Fort Portal W.O. aufgab ... 

Das einzige Fahrzeug, das diesen Belastungen einigermaßen standhielt, war ein Toyota Landcruiser: Er hatte zwar schon 420.000 km auf dem Buckel, doch brachte er uns schlussendlich wieder heil zurück zum Flughafen.

Nil-Krokodil ... ... und Uganda-Kob ...

Die Fahrt in den Süden führt zunächst entlang des Albert-Sees durch die Distrikte Masindi, Hoima, Kibale und Kabarole bis zu dessen Hauptstadt Fort Portal. In dieser Gegend ein kurzer Blick auf den Lake Albert, einen der großen Seen im Westen Ugandas, die alle nach dem englischen Königshaus benannt wurden: Die Seen haben alle ihren Ursprung im Zentralafrikanischen Grabenbruch, wo sich durch die Verschiebung der Kontinentalplatten die Grabensohle langsam absenkte.

Von Fort Portal aus bieten sich mehrere Tages-Trips an. Wir fahren an einem Morgen in den Semuliki-Nationalpark an der Grenze zum Kongo. Die Passstraße geht auf über tausend Meter herauf und uns umgibt der nördliche Teil des Ruwensori Gebirges. Die höchste Erhebung dieses Gebirges ist der Mount Stanley - mit 5.109 m der dritthöchste Berg Afrikas.

Der rund 500 qkm große Semuliki Nationalpark hat an Tieren nicht sehr viel zu bieten, seine einzige Attraktion sind die heißen Quellen von Sempaya, die eine Temperatur von fast 100° C haben: Dieser Geysir kann bis zu 8 Metern in die Höhe schießen ...

Idi Amin wollte einst in diesem Gebiet indische Tiger aussetzen, um durch Großwildjagd Geld in die Kassen des maroden Staatshaushaltes zu bringen. Der Plan scheiterte schließlich am Protest der Bevölkerung und der Naturschützer. So kamen die Tiger nur bis Entebbe, was dort mit ihnen geschah, weiß niemand so genau ...

Die nächste Tagestour: Es geht in den Kibale-Forest-Nationalpark, der am Fuße des Ruwenzori Gebirges liegt und ist rund 500 qkm groß ist. Berühmt ist der Kibale vor allem durch seine große Zahl an Primaten: Es leben hier ca. 1.400 Affen verschiedener Gattungen. Für uns als Besucher sind vor allem die Langhaar-Schimpansen und die Red-Colobos-Monkeys interessant.

Weiter südlich liegt der Queen Elisabeth Nationalpark: Mit einer Größe von ca. 2.000 qkm liegt er an den Ufern des Edward- und Georgsees, die durch den Kazinga-Kanal miteinander verbunden sind. Begrenzt wird er im Norden ebenfalls durch das Ruwenzori Gebirge und im Süden von den Virunga-Vulkanen ...    

Die Virunga Berge ...

Für heute steht eine Bootsfahrt auf dem Kazinga Channel auf den Programm: Es ist ein naturbelassener Kanal, der den Lake Georg mit dem Lake Edward verbindet. Bis hierhin hatten wir gedacht, am Nil schon alles gesehen zu haben, was die Tierwelt am Wasser betrifft, doch weit gefehlt: Der Kazinga Channel bietet so großartige Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung, dass man diese Fahrt auf keinen Fall versäumen sollte ...

Nächstes Ziel ist der Lake Bunyonyi: Einer der wenigen Seen Ugandas, in denen man gefahrlos baden kann. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns vor unserem bevorstehenden Gorillatrekking etwas zu erholen.

Am Morgen des 26. September ist es dann soweit: Das Wetter ist gut und wir fahren zunächst zum Stützpunkt der Ranger, der am Gate des Magahinga Nationalparks liegt - es kann beginnen!

I have a dream ...

"I have a dream" sprach einst Martin Luther King. Nun, so hochgesteckte Ziele waren natürlich in meinen Träumen nicht enthalten. Doch als ich das erste Mal den berühmten Film "Gorillas im Nebel" über das Leben und Wirken von Dian Fossey sah, erwachte in mir ein Traum: Ich möchte diesen berühmten Berggorillas einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen.

Nun war es in den letzten Jahrzehnten sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich, diesen Traum zu erfüllen: Die politischen Unruhen in Uganda, zuerst unter Idi Amin und dann unter Milton Obote, machten einen legalen Besuch der Gorillas fast unmöglich. Doch seit ca. 6-7 Jahren hat sich Uganda wieder dem Tourismus geöffnet und damit konnte ich mir endlich meinen lang gehegten Traum erfüllen.

Über ein Wiener Reisebüro, das sich auf Individualreisen spezialisiert hat, ließ ich mir ein Permit für einen Besuch der Berggorillas besorgen. Das ist gar nicht so einfach zu erreichen, man muss es ungefähr ein halbes Jahr im Voraus beantragen, denn es ist nur eine begrenzte Anzahl davon verfügbar. Außerdem ist es gar nicht so billig, man bezahlt über 350,- EUR, wozu natürlich dann noch die Reisekosten kommen. Wenn aber dieses Geld auch nur einigermaßen zweckgebunden verwendet wird, ist jeder Euro eine gute Investition.

Aufstieg ... Die Berggorillas leben auf einer Höhe von 3.000 bis 3.500 Metern in den Virunga-Bergen. Da kann ein Besuch schon eine ziemlich strapaziöse Angelegenheit werden. Dass man konditionell einigermaßen gut beisammen sein muss, darauf wird auch in den Beschreibungen immer wieder hingewiesen: Es geht zumeist durch steiles, unwegsames Gelände und das kann schon zu einer ziemlich schweißtreibenden Angelegenheit werden ...

Wir haben Glück: Nach rund drei Stunden meldet uns der Ranger, dass ein Kollege die Gorillas in nächster Nähe entdeckt hätte. Es gibt im ganzen Gebiet nur ein paar Gorillafamilien, die Menschen an sich heran lassen - und diese war eine davon. Es ist ja nicht so, dass man wie im Zoo einfach hingeht "Gorilla schaun", sondern man muss sie schon suchen. Sie ziehen von Futterplatz zu Futterplatz und sind immer da zu treffen, wo es genug Nahrung für sie gibt.

Es kommt auch vor, dass eine Familie in den benachbarten Kongo wechselt und diese Grenze würde wahrscheinlich kein Ranger überschreiten. Man bekommt zwar in diesem Fall sein Geld zurück, doch würde dies sicher keinesfalls die entgangene Gelegenheit aufwiegen, den sanften Riesen auch wirklich zu begegnen. 

Für uns kommt der große Moment dann ganz plötzlich: Wir müssen unser Gepäck ablegen und nach einigen hundert Metern steht uns der erste Berggorilla in natura gegenüber. Er ist kaum 10 Meter entfernt - und gleich einer der berühmten Silber-Backs. Weit über 2 Meter groß und über 200 Kilo schwer. Als er sich zu voller Größe aufrichtet, ist mein erster Gedanke: "So muss in der Fantasie der Filmemacher King Kong entstanden sein". Der Ranger flüstert uns zu, dies sei aber nicht der Chef, sondern sozusagen nur der "Kronprinz". 

Doch dann kommt auch der Boss "himself" und seine rund 11 Familienmitglieder: Er schaut ziemlich grimmig drein, ist ca. 40 Jahre alt und wiegt gut 250 Kilo. Er lässt sich in unmittelbarer Nähe von uns nieder und beginnt in aller Ruhe seine Früchte zu verspeisen, aber nie ohne seine Familie aus den Augen zu lassen. Den ganzen Clan sehen wir nur sporadisch, da sie meistens vom dichten Dschungel verdeckt sind. 

Aber schließlich sind dann doch fast alle da: Ein Weibchen kommt sogar auf zwei, drei Meter an uns heran. Doch der Ranger lässt uns sofort etwas zurückgehen - nicht weil wir in Gefahr sind, sondern weil ein einziger Nießer von uns für so ein Tier tödlich sein kann: Sie haben gegen Infektionen keinerlei Abwehrkräfte. Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb weltweit bis jetzt kein einziger Berggorilla in einem Zoo überlebt hat ...

Der Boss ... ... und der "Kronprinz" ... Gorilla Baby ...

Fotografieren und filmen ist ziemlich schwierig, weil das dichte Unterholz meistens die Sicht nimmt. Doch irgendwie kommt dann doch jeder zu seinem Erinnerungsfoto und nach ziemlich genau einer Stunde wird das Meeting durch den Ranger beendet.

Die relativ kurze Verweildauer finde ich persönlich sehr vernünftig, weil die Tiere natürlich auch ihre Ruhe brauchen. Überhaupt erscheint mir der beschwerliche Weg zu den Berggorillas die einzige Möglichkeit zu sein, sie vor dem Massentourismus zu bewahren ...

Es gibt im Dreiländereck von Ruanda, Uganda und dem Kongo noch rund 600 Berggorillas. Diese gilt es mit allen Mitteln zu schützen. Der so genannte "Gorillatourismus" bringt zwar Geld in die Kassen der Nationalpark-Betreiber, aber ein zuviel davon würde sicher mehr schaden als nutzen. Solange sich aber die Besuchsmöglichkeit auf eine Stunde am Tag beschränkt, scheint dies eine gute Möglichkeit zu sein, die Bemühungen der zuständigen Tierschutzorganisationen zu unterstützen.

Wilddiebereien unter den Gorillas sind in den letzten Jahren eher selten geworden: Das liegt wohl in erster Linie daran, dass mit Gorilla Babys kein Geld mehr zu machen ist und nicht zuletzt an dem unermüdlichen Einsatz der Park-Ranger. Sie sind gut ausgebildet und kennen sich im Gebiet des Mgahinga Nationalparks sehr gut aus. Das alles kostet natürlich Geld und da ist jeder Euro aus dem Tourismus willkommen ... 

Verträumt: Gorilla-Weibchen ... Gorilla-Mann ... ... und die Gruppe mit Trägern ...

Doch nicht die Wilderei, so sagte man uns, ist die große Gefahr für diese Tiere. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie ein großes Waldstück, in unmittelbarer Nähe der Gorillas, illegal gerodet wurde. Das nimmt den Tieren den Lebensraum und ist wahrscheinlich die größte Bedrohung für das Überleben der Berggorillas.

Jetzt sind es knapp drei Monate seit der Rückkehr aus Uganda. Ein Traum hat sich für mich erfüllt: Mitgebracht habe ich unvergessliche Erinnerungen und viele gelungene Bilder, von einem afrikanischen Land, das sicher zu den beeindruckendsten gehört, die ich je gesehen habe.

Uganda hat nicht nur die Gorillas zu bieten: Die sattgrüne, fruchtbare Landschaft mit ihren Seen und Bergen, die auch für Afrika eine ungewöhnliche Vielfalt an Fauna und Flora bietet, begeistert sicher jeden, der das einmal gesehen hat. Wenn man nicht all zu große Ansprüche an touristischen Komfort stellt, sollte man Uganda jetzt besuchen. Denn was die Zukunft bringen wird, weiß niemand genau. Es könnte sich die politische Situation wieder ändern und einen Besuch sehr schwierig machen. Das andere Extrem wäre organisierter Massentourismus, der dem natürlichen Charme des Landes mit Sicherheit schaden würde ...


Der Autor Veranstaltungshinweis:

Mehr zu den Berggorillas in der neuen Diashow von Alois Kaltenbrunner: Highlights Afrika - Uganda, Namibia, Tansania, Kenia und der indische Ozean, Donnerstag, 12. April 2007 / 20.00 Uhr, im Festsaal des neuen Rathauses Linz / Urfahr


Spendenhinweis Berggorillas:

Unterstützt werden die Gorillas unter anderem von der Umweltstiftung WWF und dem ZGF Gorillaschutz.


© 2007  Alois Kaltenbrunner