Alpencross über die Via Claudia Augusta
Und noch eine Transalp ...
Vorbemerkung
Als Radfahrer ist man aus eigener Kraft unterwegs: Energieeffizient, erholsam, naturverbunden und dennoch sportlich aktiv. Um mit dem Rad zu reisen gibt es viele Gründe. Besonders lohnend und mit unterschiedlichen Reizen lockt eine ganz besondere Art der Radreisen: Eine Transalp. Die Alpenüberquerung - meist von Nord nach Süd gefahren - begeistert jeden Sommer viele Radfahrer.
Die Via Claudia Augusta ist einer der beliebtesten Wege für Radfahrer und auch Mountainbiker: Über den Fernpass, das Inntal, den Reschenpass und das Etschtal führt sie bis zum Gardasee ...
Radfahren ist umweltfreundlich, man ist zügig unterwegs, kann große Strecken in relativ kurzer Zeit überwinden, auch Berge sind für sportliche Radler eine willkommene Herausforderung. Man passiert reizvolle Landschaften, trifft auf verschiedene Kulturen und bewegt sich (meist) in der wunderschönen Natur. Selten wird man einen Radfahrer auf einer Transalp treffen, der nicht glücklich ist. Sei es wegen des Erfolgs, einen großen Bergpass befahren zu haben, oder einfach weil er sich über die kulinarischen Spezialitäten der befahrenen Region freut ...
Via Claudia Augusta: Die Strecke
Viele Wege führen nach Rom - das ist auch das Motto der Via Claudia Augusta. Die Via Claudia Augusta ist ein uralter Römerweg. Als Eroberungs- und Verteidigungsstraße geplant unter Kaiser August zur Erschließung des nördlichen Alpenvorlands, und unter Kaiser Claudius durchgängig für Fuhrwerke befahrbar gemacht, erneuert und endgültig fertiggestellt. Leser des Magazins haben sehr oft bereits unterschiedlichste Teilstücke dieses Römerwegs befahren.
Das alte Handelswegenetz besitzt mehrere Start- und Zielpunkte, die unterschiedlich kombiniert und den persönlichen Bedürfnissen angepasst werden können. Meist wird eine Reisedauer von 6 Tagen empfohlen. Eine besonders beliebte Variante für sportlich aktive Einsteiger ist die "Light-Variante": Von Ehrwald am Fuße der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg, beginnt die Strecke und führt meist auf Forststraßen über den Fernpass bis ins Inntal. Weiter und vorbei an Landeck führt die Strecke auf einem leichten Wanderweg auf teils ursprünglich erhaltenen Römerwegen das Obere Inntal entlang.
Stets leicht ansteigend folgt man dem Flussverlauf und biegt Richtung Reschenpass ein. Meist wird oben am landschaftlich reizvoll gelegenen Alpen-Hauptpass eine anstrengende Tagesetappe beendet. Durch weitläufige Apfelplantagen geht es weiter in das fruchtbare Etschtal. Spätestens hier im Vinschgau, im deutschsprachigen Teil Italiens, wird es höchste Zeit für die ersten italienischen Spezialitäten: Cafe, Cappuccino, Wein, Apfelstrudel … Zum Glück ist man mehrere Stunden täglich sportlich aktiv, so kann ohne schlechtes Gewissen geschlemmt werden!
Weiter der Etsch entlang führt der neu angelegte Etschtalradweg vorbei an Meran, Bozen und Trento. Nach einem letzten Passübergang wird die Transalp meist mit einem Sprung in den Lago di Garda (Gardasee) beendet. Zurück zum Ausgangspunkt kommt der erfolgreiche Alpenüberquerer mit speziellen Radreise-Bustransporten oder dem öffentlichen Nahverkehr. Entscheidet man sich für den Transport mit Bahn und Bus, muss unbedingt frühzeitig der Radtransport gebucht werden. Insbesondere zu den Hauptferienzeiten sind diese oft überfüllt und es kann kein Transport der Räder erfolgen. Informationen hierzu bieten die Bundesbahnen (DB, ÖBB).
Ausrüstung und Kenntnisse für eine Transalp
Unverhofft kommt oft - insbesondere bei einer Radreise. Neben Wetterumschwüngen ist meist ein Materialfehler oder mangelnde Reparaturkenntnis ein großes Ärgernis auf einer Radreise. Bei einer solchen mehrtägigen Fahrradreise wie der Alpenüberquerung ist auf qualitativ hochwertiges Material zu achten. Eine bewährte Fahrradausrüstung, wie sie z.B. beim Outdoor-Anbieter bergzeit erhältlich ist, mit der man bereits Erfahrungen gesammelt hat und der man vertraut, hat schon vor manchem Reiseärgernis bewahrt!
Insbesondere auf die Funktionalität der Bremsanlage ist zu achten, aber auch sollte die Schaltung gut eingestellt sein. Die Reifenmäntel dürfen nicht zu alt und nicht zu abgefahren sein, außerdem sind alle Lager und sonstigen beweglichen Teile (z.B. Federungselemente) auf Funktion und Dichtigkeit zu testen.
Ein bequemer Sattel - man wird schließlich mehrere Stunden täglich darauf sitzen - ist ein ebenso wichtiger und oft unterschätzter Bestandteil einer angenehmen Reise. Ohne ausgedehnte Testtouren sollte man seinen "Allerwertesten" nicht eine Woche lang blind einem Fahrradsattel anvertrauen.
Man kann nie für alle Fälle gerüstet sein, eine gewisse Reparatur-Grundausstattung sollte aber jeder Radfahrer mit sich führen. Hierzu zählen: Reifen-Flick-Set, 1-2 Ersatzschläuche, Reifenheber, Fahrradpumpe (passend für die verwendeten Schläuche), ein Miniwerkzeug für die gängigen Schrauben, Kettennieter und Ersatzkette inklusive Kettenschloss. Ebenso gehört ein Erste Hilfe-Set und ein Notfall-Handy in jede Fahrradtasche.
Zum Gepäcktransport stehen prinzipiell drei Optionen zur Verfügung: Sportlich orientierte Radfahrer und insbesondere Mountainbiker sind gut beraten, wenn sie ihr Gepäck in einem Fahrradrucksack verstauen. Ein etwa 35-30 Liter Rucksack bietet eine ausreichende Größe, um alles Notwendige für eine Mehrtagesreise verstauen zu können.
Bequemer, aber mit etwas mehr Organisationsaufwand verbunden, kann auch ein Gepäcktransport von Etappenort zu Etappenort erfolgen. Bei den meisten Radreiseanbietern ist dieser Service bereits inklusive.
Steht der Fokus mehr auf komfortablem Reisen, und möchte man beispielsweise noch eine Abendgarderobe mitführen, so kommt eine auf dem Fahrradträger platzierte Radtasche zum Einsatz. Der Vorteil hierbei ist, dass das Gepäck nicht stundenlang auf dem Rücken getragen werden muss und mehr Platz zur Verfügung steht.
Nachteilig bei entsprechenden Packtaschen kann eventuell die ungünstigere Lastverteilung für sportliche Manöver auf Trails sein. Vor Reiseantritt empfiehlt sich aufgrund der vielfältigen Varianten eine spezifische Fahrradtaschenberatung sowie auch Testberichte zum verwendeten Radtyp zu konsultieren. Bei derartigen Fahrradtaschen sollte man sowohl die verwendeten Materialien prüfen als auch die unterschiedlichen Konzepte von Spritzwasserschutz und Befestigungssystemen, die sich natürlich in unterschiedlichen Preisen widerspiegeln. Generell kommen in Sachen Befestigung in der Regel patentierte Systeme zum Einsatz wie z.B. KlickFix, Twist 2000 oder QuickSnap - kurzum Systeme, die für maximalen Komfort im Handling der Ausrüstung für Radreisen sorgen sollen.
Zur Orientierung während der Touren bietet sich ein GPS mit zuvor aufgespieltem Track und geeigneter topografischer Kartenunterlage an. Für den Notfall sollten noch Straßenkarten mitgeführt werden. Alternativ kann auch ein modernes GPS-fähiges Smartphone mitgeführt werden.
Wer ohne Guide unterwegs ist, sollte zudem die wichtigsten Reparaturen am Fahrrad selbst durchführen können: Fahrradschlauch flicken und wechseln; Einstellung von Bremse, Schaltung und sofern vorhanden, Federungselementen.
© 2012 Marius Schwager