Sonntag, 30.07.06
(Wegstrecke: 15 km, Zeit unterwegs: 9 h)
Da wir das Wasser von unserem Campsee nicht wirklich trinken wollen, packen wir unser Zeug zusammen und gehen eine kurze Strecke zu einem Bach, bevor wir frühstücken. Gegen 11 Uhr geht es dann los in Richtung Wald und zum Grat, da wir annehmen, dass es dort gut oder zumindest besser als auf den Grasbüscheln zu gehen ist. Das bewahrheitet sich auch, nach einem eher kurzen Stück über die Büschel kommen wir relativ gut voran und haben auch einen schönen Ausblick von oben.
Weiter geht es: Wir müssen wieder schräg runter ins Tal, wo wir eigentlich ein ausgetrocknetes Bachbett erwartet hatten. Wir finden aber keines und befürchten schon, dass es an unserer Karte liegt, jedoch stellt sich schon bald heraus, dass wir sie nur falsch gelesen haben. Weiter geht es und wir versuchen immer, möglichst im Wald oder weiter oben zu gehen, was auch ganz fein klappt, nur ab und zu müssen wir doch dichte Gebüsche oder ähnliches durchqueren. Vor allem auf den letzten paar km unserer 15 km Etappe treffen wir auf ziemlich viel von diesen Dingern.
So ist es zum Ende eines eigentlich guten Tages doch wieder ziemlich anstrengend und auch demotivierend, da wir auch unser Camp (17) an dem meiner Meinung nach bisher ungünstigsten Platz aufschlagen müssen: An einem "Bächlein", in dem man gerade mal mit dem Becher Wasser schöpfen kann, weil es so seicht ist. Rundherum befindet sich "Sumpf" mit ein paar Bäumen; ich hoffe nur, dass es bald besser wird mit diesem Gelände ...
Am Ende dieses Gehtages haben wir besonders großen Hunger, weshalb wir diesmal sogar damit beginnen, die Eipulverreste von der "Ranch Omelett" Packung zu lecken ... Chrisie geht nach dem Essen noch auf eine kleine Anhöhe, um Fotos zu machen und schafft es tatsächlich, dort oben sein Bärenspray zu verlieren!
Auf alle Fälle haben wir heute Halbzeit der zweiten Etappe und falls alles weiter glatt läuft, erreichen wir in weiteren acht Tagen den Dempster Highway - wenn das keine Perspektive ist!
Montag, 31.07.06
(Wegstrecke: 13 km, Zeit unterwegs: ? h)
Am Morgen während des Frühstücks hat es schon leicht getröpfelt, was nicht wirklich gut für die Moral ist, doch lassen wir uns davon nicht beirren und machen uns auf den Weg zum Hart River, von dem uns noch etwa 32 km trennen. Der Weg stellt sich zwar nicht als wirklich gut heraus, jedoch erscheint es uns heute morgen nur halb so schlimm und auch die Aussicht auf die umgebende bewaldete Landschaft ist mehr als prächtig. Im Wald ist es sogar ganz fein zu gehen diesmal, und als wir über den ersten Rücken ins Tal hinunter sehen, bietet sich uns dort ein fantastischer Anblick. Auch die anschließende, unter dem Grat entlang führende Wanderung erweist sich als wunderschön und in dieser Gegend mit all ihren Sümpfen und dichtem Bewuchs als eine der angenehmsten Passagen ...
Als wir am Ende dieses Wegstücks anlangen, blicken wir unvermittelt auf ein weiteres Tal, das wir ebenfalls durchqueren müssen. An dieser Stelle sind wir allerdings nicht mehr so zuversichtlich, da vor uns eine mehr oder weniger freie Fläche liegt, was ja in dieser Gegend nicht unbedingt so optimal ist. Wir kommen jedoch besser voran als erwartet und schon bald erreichen wir einen Wald, der keinem bisher hier gesehenen gleicht - er wirkt eher wie die Urwälder an der Westküste und ist sehr imposant.
Kurz darauf zwingen uns ab und zu fallende Regenschauern wieder, unsere Regenumhänge anzuziehen, jedoch hört es wie so oft schlagartig wieder auf, sobald wir sie anhaben. In diesem Zeug bei Sonnenschein zu gehen, ist eine ziemliche Qual und einige Male habe ich das Gefühl, ich würde jeden Moment einen Hitzschlag bekommen, so extrem wirkt es diesmal auf mich. Ich helfe mir während des Gehens mit gelegentlichem Blaubeerpflücken darüber hinweg: Diese Dinger sind einfach köstlich und sie scheinen auch die die Stimmung deutlich zu bessern. Als wir von den letzten Hügeln der Tagesetappe in Richtung des Flusses Waugh Creek gehen, dem wir bis zum Hart River folgen wollen, fängst es dann so richtig an zu schütten und unser Fußmarsch ist nicht mehr ganz so lustig ...
Bei km 13 meldet sich Chrisies Hüftgelenk ganz plötzlich mit einem heftigen Stich und wir brechen ab für heute: Im Flussbett suchen wir uns einen einigermaßen passenden Lagerplatz (Camp 18). Die Zelte stehen diesmal fast aufeinander, doch der Platz ist im Vergleich zu den letzten extrem gut. Nur Feuerholz gibt es nicht wirklich gutes, doch mit Hilfe der Säge können wir uns helfen, indem wir einen abgestorbenen Baum absägen und zu unserem Feuer schleppen. Neben dem wieder aufgebauten Tarp machen wir uns Brot mit Suppe, was zur Abwechslung wieder einmal eine reichliche oder zumindest ausreichende Nahrung darstellt. Als kleines Schmankerl gibt es heute Abend dann auch die Reste der Erdbeerschokolade, die noch an der Verpackung kleben und die wir abschaben ...
Nach dem Essen gönnen wir uns einen köstlichen Tee, während dessen wir die morgige Etappe planen: Wir beschließen zum Fluss zu gehen und danach einem vom Camp ausgehenden und auf der Karte genial wirkenden Grat zu folgen, der sich über etwa 8 km erstreckt. Davor gilt es allerdings noch ein ebenfalls etwa 8 km langes Tal zu bewältigen, in dem es laut Karte Wald geben soll. Wir hoffen, dass es halbwegs so gehen wird und es ist für uns ein großer Ansporn, den gewünschten Grat zu zu finden und dem dann zu folgen ...
Dienstag, 01.08.06
(Wegstrecke: 20 km, Zeit unterwegs: 12 h 30 min)
Heute steht also der Marsch zum Hart River auf dem Programm: Nach dem Frühstück geht es erst einmal den Bach entlang, was sich als weniger angenehm erweist als erwartet. Wir beschließen, diesen möglichst bald zu durchqueren, um die 8 km zu "unseren" Bergen zu schaffen. Gleich nach der Durchquerung finden wir einen Weg, der uns gut den Fluss entlang führt, was zugleich eine sehr große Überraschung und auch Erleichterung für uns bedeutet, da wir somit nun auch gut voran kommen. Nach einigen km verlieren wir den Weg dann zwar wieder, aber es geht trotzdem recht gut weiter, da der Untergrund sehr fein ist. Als wir uns nach einer Weile entscheiden, etwas in den Wald hinein zu gehen, stoßen wir tatsächlich wieder auf den Weg, neben dem wir anscheinend eine ganze Weile hergegangen sind.
Weiter folgen wir ihm, verlieren ihn erneut und erreichen schließlich unseren Grat. Zuvor allerdings sollte noch ein gar nicht so klein eingezeichneter Bach kommen, an dem wir unser Wasser auffüllen wollten: Fehlanzeige - er führt keinerlei Wasser! Unseren Aufstieg können wir so nicht in Angriff nehmen, notgedrungen müssen wir wieder hinein ins Tal auf der Suche nach Wasser, wir haben Glück und finden auch welches am nächsten eingezeichneten Bach ...
Da es im Tal recht gut zu gehen ist, entschließen wir uns, hier weiter zu bleiben, was sich als gute Entscheidung herausstellt: "Unser" Grat wirkt ziemlich schwierig aus der Nähe, wie wir schon bald feststellen müssen. Wir folgen also erst einmal weiter dem Tal und da es dort so gut dahin geht, machen wir einen Fehler: Wir übersehen zum ersten Mal auf diesem Trip unsere Abzweigung und gehen zu weit, was wir erst merken, als wir an einer wesentlich steileren Überquerung ankommen, als die in der Karte eingezeichneten und von uns erwarteten.
Unser Irrtum erweist sich jedoch nicht als allzu schlimm: Wir können schließlich doch noch an der vorgesehenen Stelle überqueren, nachdem wir etwas zurück gelaufen sind. Als wir die Anhöhe erreichen, beginnt es wieder leicht zu regnen, was uns in Anbetracht der den ganzen Tag über herrschenden Bewölkung ziemlich verwundert. Um nicht zuviel im Hang gehen zu müssen, steigen wir ziemlich flott ab; unten folgen wir dann einem Bach, der sich ganz interessant und eng das Tal hinab schlängelt. Die ständigen Windungen beginnen uns allerdings nach einer Weile schon ziemlich zu nerven und vor allem scheint es ewig zu dauern, da wir nun schon über 11 Stunden unterwegs sind und einfach nur noch zum Hart River wollen, um da endlich unser Camp aufschlagen zu können ...
Als dann endlich ein Ende der Strapazen fast in Sicht ist, gilt es zu guter Letzt noch eine Schotterbank und ein Laubwaldstück zu durchqueren. Durch den Laubwald ist nicht leicht durch zu kommen, doch nach einer Weile haben wir es endlich geschafft und sind überrascht, auf der anderen Seite merkwürdige orangefarbene Gebilde zu sehen. Während wir damit noch beschäftigt sind, kommt auch schon jemand ganz plötzlich aus den Büschen auf der anderen Seite und ruft zu uns herüber. Wir ziehen unsere Schuhe aus, waten durch den kurzen Flussabschnitt und begrüßen den Fremden: Wie sich herausstellt, handelt es sich um einen Jäger aus den USA und einen Guide, der vom Hart Lake kommt und sogar schon von uns gehört hat!
Wir schlagen gleich unsere Zelte auf (Camp 19) und setzen uns anschließend mit den beiden ans Feuer, um zu essen. Unser Abendbrot wird mit Tee, Keksen, Peanut Butter Brot und Kuchen bereichert - welch ein Festmahl! Während des Essens gibt uns dann der Guide noch einige Informationen zum Weg, die wir am Morgen in die Karte eingetragen wollen. Auch das Floßproblem ist gelöst, da sie uns mit dem Boot ans andere Ufer bringen können.
In Hinblick auf den letzten Fluss, direkt vor dem Dempster Highway, erhalten wir ebenfalls schon Auskünfte: Man kann ihn an vielen Stellen durchwaten, es gibt eine Brücke und vielleicht sogar eine Art Fähre. Das sind alles sehr gute Neuigkeiten und unter Berücksichtigung des Bootes verbleiben uns noch 6 Tage à 10 km, was eigentlich relativ leicht machbar sein sollte. Welch ein Glück, hier diese Typen zu treffen! Es ist immer wieder faszinierend, wie gut die Dinge oft ausgehen, und damit sollte dem letzten, jetzt erleichterten Abschnitt dieser Etappe nichts mehr im Wege stehen - wir haben jetzt nur mehr etwa 60 km bis zum Highway ...
© 2007 Richard Schuster