Flüge
Flüge werden viele angeboten, aufgrund der Entfernung gibt es aber derzeit noch keine Direktflüge. Fluggesellschaften, die etwas mehr Beinfreiheit bieten scheinen zwingend, so fällt die Wahl schließlich auf Qatar Airways für den Hinflug und Singapore Airlines für den Rückflug.
Da wir die Fluggesellschaft pro Richtung nicht wechseln, wird unser Gepäck durchgecheckt und wir können die Zwischenstopps zur "Erholung" nutzen ...
Der Beginn in München ist zunächst einmal reich an Stress: Wir wollen mehr als zwei Stunden vor Abflug durch die Sicherheitskontrolle. Eine schier endlose Schlange reicht allerdings bis ins benachbarte Terminal. Als sich die Schlange längere Zeit nicht bewegt, begebe ich mich an den Anfang zum Personal und frage, ob es denn realistisch sei, dass man einen Flieger, der in gut zwei Stunden starten würde, noch erreichen kann, da die Schlange bis ins nächste Terminal reicht. Man glaubt mir nicht und ein Kollege wird beauftragt, mal nachzuschauen. Oh Gott - ich habe ja Recht, hat man aber offenbar bisher nicht bemerkt! Man beschließt, weitere Polizisten anzufordern. Ich bin verwirrt - Polizisten? Rechnet man mit einem Aufstand der Passagiere ..?
Aber die Erklärung ist einfach, denn der Engpass ist offenbar nicht die Sicherheitskontrolle, sondern die Passkontrolle. Konsequenz: Nun ruft man die Passagiere nach Dringlichkeit aus der Schlange, damit sie ihren Flug noch erreichen können. Man wundert sich über eine derart miserable Organisation und wie wenig sich die Leute aufgeregt haben, einige hätten ihre Flüge fast verpasst ...
Im Gegensatz zur Organisation am Boden verläuft in der Luft alles perfekt: Bei beiden Fluggesellschaften sind Essen, Getränke und Service topp. Man bekommt Kopfhörer, eine Zahnputzausrüstung, Socken, Ohrstöpsel, Schlafmasken, Kissen und Wolldecke - und mit all dem Kram wird es ganz schön eng auf dem Sitz.
Wir haben aber ein sehr großes Glück, denn sowohl auf der langen Strecke Doha -> Auckland als auch auf der Strecke Singapur -> München bleibt unser Mittelplatz leer, den wir bei der Buchung eingeplant haben.
Immer wieder kommen die Flugbegleiter zwischen den Mahlzeiten mit Getränken und Snacks vorbei und wem das nicht reicht, der kann sich in der Galley noch zusätzlich etwas holen.
Für die Unterhaltung ist gesorgt. Jede Menge Musik, deutschsprachige Filme und Infos im Multimediacenter lenken einen etwas von der Reise ab, denn bei der Reisedauer wird einem schwindelig: Wir fliegen am Donnerstag, den 31.10.19 um 15:50 Uhr ab und kommen am Samstag, den 02.11.19 um 04:50 Uhr in Auckland an ...
Mehr als 26 Stunden ist man unterwegs von München nach Auckland und hat etwas weniger als 3 Stunden Zeit in Doha, um sich die Füße zu vertreten. Die reine Flugdauer ist etwa doppelt so lang wie die Anzahl Zeitzonen, die man dabei überfliegt.
Nach gut 5 Stunden landen wir in Doha: Der Flughafen Hamad ist überschaubar, ein kleiner Rundgang ist uns sehr willkommen. Der Flughafen ist erst seit 2014 in Betrieb. Man hat 9 Jahre daran gebaut, wollte ihn jedoch bereits im Jahr 2009 schon in Betrieb nehmen, aber das verzögerte sich aus vielerlei Gründen um "nur" 5 Jahre – was also soll die Aufregung um BER ..?
Die beiden Runways mit fast 5 km Länge gehören zu den längsten zivilen Start-/Landebahnen der Welt. Es gibt gratis WIFI und so genannte Activity Nodes, wo man kostenlos auf Apple-Computern surfen kann.
Doha selbst ist ein relativ kleiner Ort mit nur ca. 30.000 Einwohnern, aber der Zwischenstopp ist zu kurz für eine Stadtrundfahrt, außerdem ist es ja mitten in der Nacht ...
Wir besuchen den 18 Tonnen schweren gelben Teddybären des Schweizer Künstlers Urs Fischer, der einst in New York stand und für 6,8 Mio US $ von der Königsfamilie in Katar gekauft wurde. Der Bär ist 7 Meter hoch und wurde aus Bronze gegossen.
Wir flanieren durch den Bazar: Auf die Benutzung von Duschen, Squashanlage oder des Schwimmbads verzichten wir ...
Da man ab Doha nach Osten fliegt, sind Nacht und Tag verkürzt und man kann im Multimediacenter bei den Fluginfos auf der Karte erkennen, wo sich die Tag-/ Nachtgrenze gerade befindet. Mit über 16 Stunden Flugdauer handelt es sich hier um den derzeit zweitlängsten Flug der Welt ...
Auch den Mond zu beobachten lohnt sich, wenn weder Neu- noch Vollmond ist. Denn die Mondsichel wandert: Wir hatten zunehmenden Mond in München und in Auckland zeigt er sich schließlich spiegelverkehrt, was daran liegt, dass die Beleuchtung des Mondes auf der Südhalbkugel aus einem anderen Winkel erfolgt. Auch der Sonnenlauf ist verändert: Sie geht zwar immer noch im Osten auf und im Westen unter, aber Mittags steht sie im Norden und wandert tagsüber von rechts nach links ...
Der Rückflug ist ähnlich strapaziös: Wir fliegen Sonntags um 12:00 Uhr ab und kommen am Montag um 06:30 Uhr an, klingt halb so wild, aber man ist doch gut 30 Stunden unterwegs. In Singapur kann man die fast 7 Stunden Aufenthalt unter anderem dafür nutzen, sich massieren zu lassen. Ein Besuch des Schmetterlingsgartens im Terminal 3 lohnt sich bis 17:00 Uhr, danach sitzen die Schmetterlinge nur noch auf den Pflanzen und schlafen. Im Terminal 1 kann man im Kakteengarten entspannen ...
Wir sind zur Sonnenuntergangszeit in Singapurs Flughafen Changi und bekommen mit, wie hier am Äquator fast keine Dämmerung wahrzunehmen ist, es wird Ruckzuck Nacht. Der Flughafen liegt direkt am Meer und wurde 1981 mit dem ersten Terminal eröffnet. Mittlerweile sind es vier Terminals, die über fahrerlose Bahnen (Skytrains) verbunden sind. Hier kann man sich gut die Zeit vertreiben, es bieten sich viele Gelegenheiten zum Shoppen, Essen gehen und Relaxen.
Da man ab Singapur zurück nach Westen fliegt, erscheint die Nacht während der über 14 Stunden Flug schier endlos, wenn man nachts startet. Bei Singapore Airlines wird die Kabine auch so weit herunter gedimmt, dass eine Taschenlampe für den Weg zu den Waschräumen durchaus Sinn macht. Merkwürdig war auch die Crew, die einen aufforderte, die Fensterblende herunter zu schieben. Man fragt sich warum? Müssen wir etwa verdunkelt fliegen wegen Abschussgefahr? Nein, das ist natürlich Unsinn, denn der Flieger blinkt ja ständig hell. Vielleicht will man verhindern, dass das Blinken in der Kabine stört. Aber kaum war die Crew weg, wurde die Blende hochgeschoben, denn den Ausblick auf Mond, Sterne und die Lichter am Boden wollen wir uns nicht verbieten lassen ...
Angesichts der langen Flugzeiten denkt man über Thrombosestrümpfe nach, besorgt sich ein Merkblatt mit Vorschlägen zu Turnübungen im Flugzeugsitz und wenn man einen guten Hausarzt hat, gibt der einem noch einige Antithrombose-Spritzen mit. Übrigens braucht man für Neuseeland keine speziellen Impfungen.
Für den Hinflug kann man sich ja vor dem Start spritzen, muss aber für den Rückflug die übrigen Spritzen gut verstauen. Im Handgepäck mochten wir an diese nicht transportieren, keine Ahnung wie das Sicherheitspersonal darauf reagiert. Fliegt man über Singapur, dann führen die Spritzen im Koffer zu einer rabiaten Kofferdurchsuchung. Für die Sicherheitskräfte ist das Zahlenschloss dank TSA-Standard keine Hürde. Man merkt den "Einbruch" erst, wenn man den Koffer am Ziel entgegennimmt und ihn öffnet: Nichts ist mehr so, wie es war. Der Inhalt des Kulturbeutels wurde ausgekippt und verteilte sich im Koffer, was sorgfältig zusammengelegt war, findet sich zerknüllt wieder ...
Aufgrund der langen Flüge beschließen wir, die erste und letzte Nacht jeweils in einem flughafennahen Hotel zu verbringen. Vor allem bei der Anreise ist das dringend zu empfehlen, denn wer total übermüdet einen Campingbus übernimmt und dann sofort im ungewohnten Linksverkehr losbrettert, riskiert durchaus einen Unfall.
© 2020 Sixta Zerlauth