Von Isfahan gen Norden: 10.04. - 18.04.15
Unsere Visumsverlängerung war einfacher als gedacht und jetzt dürfen wir noch weitere 4 Wochen im Land bleiben. Wir werden diese Zeit jedoch nicht vollständig ausschöpfen können, denn so um den 22. Mai wollen wir uns wieder unserem heimischen Olivenhain und der Gartenarbeit widmen ...
Von unserem kleinen, inmitten enger Gassen der Altstadt gelegenen Hotel, dessen Mauern noch aus dem 16. Jahrhundert stammen und das liebevoll restauriert wurde, unternehmen wir weitere Streifzüge durch die Basare und Moscheen.
Wir lassen uns treiben und treffen dabei immer wieder auf interessante Menschen ...
Ein iranischer Student mit Studienschwerpunkt Germanistik führt uns in die Welt der Stoffdrucke ein, mit einem Mathematikprofessor und seiner Familie plaudern wir bei einer Runde Tee, ein iranischer Krankenpfleger, wohnhaft in Wien, führt uns zu einer versteckten Konditorei im Basar und lädt uns zum Mittagessen ein, ein iranischer Koch aus Düsseldorf erläutert uns Gewürze und verabschiedet sich mit Einkaufstipps und Hinweisen zur Zubereitung. Bei dieser Fülle an Kontakten nehmen wir uns nur noch Zeit für die Jame-Moschee im Norden der Stadt ...
Wir verlassen Isfahan in nordöstlicher Richtung, in der Ebene stürmt es. Innerhalb kurzer Zeit verdunkelt sich der Himmel, alles ist grau in grau, Sand weht durch die Luft, wir fahren wie im Nebel und die allgewärtigen Plastiktüten zeigen die Windrichtung an.
Inmitten der nächsten Berge finden wir einen Stellplatz: Eine kleine Oase auf 2.200 m Höhe gewährt uns hinter Mauern und Bäumen ausreichenden Schutz und eine angenehme Nachtruhe. Hier wird noch nach alter Tradition angebaut und bewässert. Offene Gräben führen Wasser durch die Anpflanzungen und die Bauern öffnen und schließen einzelne Gräben mit Schaufel und lehmiger Erde.
Die Koordinaten einer alten Karawanserei führen uns östlich von Kashan über Pisten zum Südende des ausgetrockneten Salzsees Daryacheh-ye-Namak. Wir passieren bis zu 100 m hohe Sanddünen und treffen hier in dieser vermeintlichen Einsamkeit zum ersten Mal Reisende, die wie wir unterwegs sind. Abends erklimmen wir noch eine hohe Düne und lassen den Blick über den Salzsee und die Sandfelder schweifen: Schwach erkennen wir im Norden einen hohen kegelförmigen Berg; es ist der 170 km entfernte Damavand, mit 5.700 m der höchste Berg Irans ...
Einen Tag später,
Freitag, ist an dieser Düne Party angesagt: Es ist der islamische
Sonntag, der freie Tag der Woche, und offensichtlich ist dies hier
ein angesagtes Ziel. Alles, was 4 Räder hat, quält sich über die
Piste hierher, PKW´s, Busse und natürlich die 4x4 Szene. Motorenlärm
ersetzt die Stille der Wüste, es werden Zelte für die Nacht
aufgebaut und auf dem Dünenkamm drängeln sich die Menschen. Es ist
eine ausgelassene Stimmung, es wird gelacht, gesungen und wir werden
zu Rotwein eingeladen ...
© 2015 Hans-Jörg Wiebe