Anfahrt: Auf nach Osten ...


Start in Berlin

Vom Prinzip her ist es ganz einfach. Man beginnt seine Reise am Brandenburger Tor, fährt die Frankfurter Allee entlang, immer gerade aus und in Ulan Ude biegt man rechts ab und dann ist man genau nach 9.339 km in Ulan Bator ... 

Leider ist es in Wirklichkeit dann doch nicht ganz so einfach. Nicht nur dass man vielen Leuten erst umständlich erklären muss, wo überhaupt Ulan Bator liegt und dass es die Hauptstadt der Mongolei ist, nein, es kommen auch noch einige Abenteuer hinzu, die man bestehen muss. Es ist müßig, über den Antrieb zu diskutieren, warum nun ausgerechnet die Mongolei, sagen wir mal, es ist zur Zeit das am weitesten entfernte Land im Osten, das man auf dem Landweg ohne große Probleme erreichen kann. 

Start in Berlin ...Also ging es am 1. Juli 1999 los: Die Phase der Vorbereitung war wie üblich bei mir wieder eher chaotisch und nicht geplant. Innerhalb kürzester Zeit und unter Bemühung der verschiedenen Behörden hatte ich das mongolische und russische Visum in meinem Pass.

Moskau

Die Strecke bis nach Moskau ist nun für mich nichts besonderes mehr. Die Grenzen werden langsam mit einer gewissen Routine gemeistert, aber dennoch ist es jedes Mal etwas anders. Da ich schon des öfteren in Russland unterwegs war, kenne ich die Fallen, in die man als unbedarfter Tourist reintappt. Auf der Höhe vom Smolensk  wird so richtig abkassiert, bis zu 170 DM sind für die Straßenbenutzung ist zu zahlen. Wenn man dieses weiß, kann man Smolensk umfahren, was ich auch mache. Die vier Stunden fallen bei der gesamten Strecke nicht ins Gewicht. Moskau musste ich aufsuchen, da ich noch einige Informationen über die Grenzsituation an der mongolischen Grenze benötigte. 

Es war mir zwar von der mongolischen Botschaft versichert worden, dass der Grenzübergang zwischen Russland und der Mongolei für Ausländer offen ist, aber genau am Abfahrtstag erhalte ich einen Anruf, bei dem mir mitgeteilt wird, dass dieser Grenzübergang nun doch für Touristen gesperrt ist. Also mussten mehr Informationen her. Allerdings war auch in Moskau nichts zu erfahren. Es bestand somit durchaus die Möglichkeit, dass ich an der mongolischen Grenze wieder umkehren musste. Aber ich sagte mir, vor Ort sieht manches anders aus!

Moskau wirkt auf mich unwirklich. Diese Stadt ist hektisch, laut und es wird unglaublich geprotzt. Nirgendwo in Russland wird der neue Reichtum so offen zur Schau getragen wie in Moskau. In der gleichen Stadt gibt es aber auch sehr viele Leute, die kurz vor dem Verhungern sind. Die großen Verlierer des neuen Kurses sind die Alten und die Veteranen. Diese haben die ehemalige Sowjetunion aufgebaut, haben den "großen Vaterländischen Krieg" überlebt und nun dürfen sie von einer schmalen Rente leben, die auf keinen Fall zum Überleben reicht. Und genau diese Menschen sieht man in Moskau nun an vielen Stellen ums Überleben kämpfen ...

Die benötigten Informationen über die Grenzsituation an der russisch-mongolischen Grenze kann ich in Moskau nicht erhalten - wie denn auch, bei den chaotischen Zuständen im Land! Ich verlasse Moskau auf der M5 in Richtung Samara. Für die nächsten 2.800 km wird die M5 die Heimat für mich sein: An die Entfernungen in Russland muss ich mich jedes Mal neu gewöhnen.

Wie Perlen auf der Schnur reihen sich die Orte, die ich passiere, aneinander. Penza, Samara, Ufa, der Ural, Celjabinsk. Das sind die ersten Etappen in Russland, die Landschaft zieht in immer eintöniger Form an mir vorüber. Einziger Höhepunkt auf dieser Strecke: Die Überquerung des Urals. An einigen Stellen erreicht die Straße die Baumgrenze. Sie lässt sich im allgemeinen gut fahren, da der Ural nicht so steil ist. Der Ural: Die geographische Grenze zwischen Europa und Asien, an diesem imaginären Längengrad ist auch ein Denkmal aufgestellt. Hat man dieses passiert, befindet man sich definitiv in Asien. Das ist unter anderem deshalb wichtig, da bis hierhin der Versicherungsschutz meines Schutzbriefes gilt. Ab jetzt kann es teuer werden, wenn am Fahrzeug etwas ausfällt. Aber ich fahre ohne Sorgen weiter, da der Motor immer noch wie ein Uhrwerk schnurrt ...

Celjabinsk ist für mich die erste große Stadt in Asien. Alle Städte hinter dem Ural sind in ihrer Entstehung im wesentlichen auf den zweiten Weltkrieg zurück zu führen. Hier wurde die Schwerindustrie angesiedelt. Und so sieht auch die Landschaft aus: Im Allgemeinen wurde in Russland nicht so sehr auf Umweltschutz geachtet - warum auch? Ist ja genug Land dar. Das wurde mir immer als Antwort gegeben, aber hinter dem Ural ist es noch ein bisschen schlimmer ...


© Text/Bilder 2001 Vait Scholz