MS SYDNEY EXPRESS
1970: Das größte Containerschiff der Welt ...
"Die MS Sydney Express war am 16. Februar 1970 als damals größtes Containerschiff der Welt bei Blohm & Voss im Auftrag der HAPAG vom Stapel gelaufen. Als das Schiff nach seiner Fertigstellung, der erfolgreichen Probefahrt und Ablieferung an die Reederei an der Hamburger Überseebrücke zur Begrüßung freigegeben wurde, drängten nicht weniger als 25.000 Menschen an Bord. Nach Angaben der Hapag-Lloyd und der Wasserschutzpolizei die bisher größte Menschenmenge, die bis dahin jemals im Hamburger Hafen an Bord eines Schiffes gezählt wurde."
Diese Einführung ist u.a. zu lesen in der Bauanleitung eines Kartonmodells des Möwe-Verlags, der den "Wilhelmshavener Modellbaubogen" herausgibt: Die Bauanleitung des Containerschiffs MS SYDNEY EXPRESS der Hapag-Lloyd AG, Hamburg. Das Modell haben wir mittlerweile fertig gestellt - wie schon seinerzeit nach unserem Hamburgausflug samt Besichtigung diverser Containerriesen angekündigt, wollten wir uns nach Fertigstellung der RICKMER RICKMERS nach diesem Besuch endlich einmal auch diesem Thema widmen.
Nun also das erste Containerschiff im Modellkeller, wenngleich auch "nur" eines der so genannten zweiten Generation. Bis zum Jahr 1968 gab es nur Containerschiffe der ersten Generation, die noch bis zu 180 m lang waren. Seit 2006 kennt man dagegen bereits Containerriesen der inzwischen siebten Generation, die nun schon fast 400 m lang sind. Letztere sind kein Thema mehr für Durchquerungen des Panamakanals, wo derzeit noch (Stand März 2014) nur Schiffe der "Panamax-Klasse" zugelassen sind, also solche der dritten oder vierten Generation mit maßgeblichen Längen deutlich unter 300 m, die noch in die dortigen Schleusenbecken passen ...
Da es für solche aktuellen Containerriesen gegenwärtig noch kein für uns akzeptables Modell gibt, nun also die SYDNEY EXPRESS: Mit einer Länge von ca. 226 m, einer Breite von über 30 m und einem Tiefgang von fast 12 m ein für die siebziger Jahre gewaltiger Klotz, mit einer Mannschaft von rund 40 Personen und einer Kapazität von zuletzt fast 1.600 Containern in der Tat richtungsweisend. 100 dieser Container waren Kühlcontainer unter Deck, die etwa seit 1969 zum Einsatz kamen und über die anfangs bereits auch das Schwesterschiff MELBOURNE EXPRESS verfügte. Die in der Kühlcontainerschiffahrt verwendeten so genannten Porthole Kühlcontainer wurden durch entsprechende Kälteanlagen an Bord gekühlt. Darüber hinaus besaß das Schiff neuartige Stabilisatoren zur Dämpfung von Rollbewegungen.
Im Jahr 1969 war mit der ENCOUNTER BAY das erste Containerschiff der zweiten Generation vom Stapel gelaufen. Wie fast alle seine Nachfolger war es 30,5 m breit, was bedeutete, dass an Deck maximal 12 Container nebeneinander gestapelt werden konnten - eine Eigenschaft, über der auch unser Modell verfügt, wie man anhand der Bilder unten erkennen kann.
Unter Einbeziehung der Hapag-Lloyd wurde seinerzeit mit weiteren Reedereien zusammen die größte Organisation gegründet, die man bis dahin in diesem Bereich gekannt hatte und die optimale Abwicklung des international entstehenden Containerverkehrs sicherstellte. DIE SYDNEY EXPRESS selbst wurde in späteren Jahren nach ihrem Einsatz zwischen Europa und Australien noch auf verschiedenen anderen Routen eingesetzt und auch noch mehrfach umbenannt. So fuhr sie später als CANADA EXPRESS und wurde nach Veräußerung schließlich unter dem Namen MSC BRIANNA im Jahr 1997 verschrottet.
Dass auch heute bauähnliche, wenngleich inzwischen wesentlich größere Containerschiffe z.B. der vierten Generation existieren, beweist die Aufnahme der DUBLIN EXPRESS oben links: Dieses im Jahr 2002 vom Stapel gelaufene Schiff gehört mit einer Länge von über 280 m noch zur oben erwähnten Panamax-Klasse und ähnelt unserer SYDNEY EXPRESS auf den ersten Blick doch sehr, wie man erkennen kann. Auch die Dublin-Express-Klasse besteht aus mehreren Vollcontainerschiffen, die alle in der Lage sind, heutzutage den Panamakanal zu durchqueren.
Vom Möwe Verlag stammt auch unser bisher größtes Kartonmodell des "Wilhelmshavener Modellbaubogens", die SS UNITED STATES, die wie die SYDNEY EXPRESS ebenfalls den Maßstab 1:250 hat. Das im Vergleich zur "BIG U" deutlich kleinere, ca. 90 cm lange Modell der SYDNEY EXPRESS mit Art.Nr. 1120 besteht aus 12 Bögen und kostet ca. 40,- EUR (Stand 03/14).
In der Bauanleitung befinden sich einige Fehler, insbesondere bei der Bauteilnummerierung, aber ansonsten handelt es sich um ein weitgehend problemfrei zu bauendes Modell.
Ein detaillierter Baubericht für das Modell findet sich in einem Kartonbau-Forum in einem Beitrag aus dem Jahr 2010, den wir nach Fertigstellung unserer SYDNEY EXPRESS entdeckt haben. Ein Forumsmitglied hatte dieses Modell bereits gebaut, u.a. mit einer eigenen Ergänzung durch Einbau von geöffneten Containerschächten.
Eine derartige eigene Erweiterung haben wir bei unserem Modell leider nicht, lediglich die etwas monoton wirkenden, immer vollständig gefüllten Containerblöcke des Modells wurden individuell "verändert" und der eine oder andere Container dabei entfernt.
Vor Fertigstellung von passenden Hafenanlagen mitsamt einer evtl. Erweiterung der Columbuskaje und Errichtung eines neuen Container-Hafenkrans (alles derzeit laufende Bauprojekte) begnügen wir uns bei der Abbildung unseres aktuellen SYDNEY EXPRESS Modells mit einer am PC blau eingefärbten Modellumgebung - sobald die erweiterte Hafenanlage fertig gestellt ist, wird das Modellschiff dann eines Tages sicher auch in einer angemesseneren Umgebung gezeigt werden können - wir werden berichten!
© 2014-2016 J. de Haas
1. Nachtrag, Januar ´15: Das derzeit größte Containerschiff der Welt besucht Hamburg ...
Auch die SZ berichtete darüber am 14.01.15: Mit zweitägiger Verspätung war das derzeit größte Containerschiff der Welt, die CSCL GLOBE in Hamburg eingelaufen.
Der rund 400 m lange und 60 m breite Superfrachter, der mehr als 19.000 Container transportieren kann, konnte die Stadt an der Elbe aber nicht vollbeladen anlaufen. Die aktuelle Fahrrinne erlaubt nur einen Tiefgang von 12 m, das Schiff braucht allerdings 16 m bei voller Beladung. Für die Reeder schon seit längerem ein Grund, in Hamburg für eine Elbvertiefung zu kämpfen.
Das Schiffmonster ist mit seinen Abmessungen zwar noch nicht ganz doppelt so groß wie unsere SYDNEY EXPRESS von 1970, aber viel fehlt für derartige Dimensionen nicht mehr. Beansprucht schon unser obiges Modell im Maßstab 1:250 eine stattliche Stellfläche für seine 90 cm Länge, so käme ein entsprechendes Modell der CSCL GLOBE bereits auf fast 160 cm - es wäre also im Modellkeller praktisch kaum noch unterzubringen, trotz des eigentlich sparsamen Maßstabs. In der Tat "moderne Zeiten", in denen wir leben ..!
2. Nachtrag, Juli ´16: Der neue Heimathafen entsteht
Unser Containerfrachter sollte in einer angemesseneren Umgebung gezeigt werden - und deshalb haben wir damit angefangen, eine solche zu bauen. Es wird noch eine Weile dauern, denn das Ganze ist eine Fortsetzungsgeschichte, deren Ende heute noch nicht absehbar ist. Auf jeden Fall aber haben wir nun damit begonnen:
- Das ganz und gar "unmögliche" Hafenprojekt - eine Fortsetzungsgeschichte in 1:250 ...