Das Tisch-Planetarium
Astronomie für Zuhause ...
Vor Jahrzehnten gab es mal einen Kosmos-"Planetenzeiger" im Kinderzimmer der
frühen 60er Jahre - und der hatte rein gar nichts mit drehbaren
Sternkarten oder ähnlichem zu tun, was es vielleicht heute noch zu
kaufen gibt. Dieser Zeiger hatte eine Platte in der Ebene der
Ekliptik, wo der
interessierte Himmelsbeobachter Nadeln einstecken konnte, die die
Postion der Planeten markierte. Und - man wird es wahrscheinlich nie
mehr vergessen - wenn man dann den Wecker gestellt hatte und
schließlich genau
zur vorher bestimmten Zeit mitten in der Nacht den gesuchten Planeten
und vielleicht auch erwartete benachbarte Sternbilder erstmalig im Zentrum seiner
Nadelposition beobachten konnte ...
An all das musste der Verfasser denken, als er - natürlich auch in
seiner Eigenschaft als begeisterter Kartonmodellbauer - das
Tisch-Planetarium von AstroMedia
orderte. Einige Stunden Bastelarbeit lagen nun vor ihm und das
Ergebnis überzeugte: Ein
Anschaungsmodell war entstanden, das sehr viel besser als so
viele frühere Experimente Klarheit über Geschehnisse am Himmel
liefern kann.
Unter der Bezeichnung "Armillarsphäre" (auch "Weltmaschine") soll es sich bei diesem Gerät einmal um eines der wichtigsten der altertümlichen Astronomie gehandelt haben: Diese "Kugel aus Ringen", wie der Name andeutet, stellt einen beweglichen Himmelsglobus dar, mit dem man relativ leicht viele Zusammenhänge und Abläufe am Firmament darstellen kann. Schon vor rund 2000 Jahren sollen solche Geräte in China oder Griechenland bekannt gewesen sein, einfachere Versionen davon existierten wohl auch bereits im alten Babylonien.
Das Zentrum dieses Gerätes ist der Kugel-Mittelpunkt, der Standort eines virtuellen Betrachters auf der Erde in einer geozentrischen Abbildung der Welt.
Mit dem Tisch-Planetarium können nun verschiedene Himmelsphänomene dargestellt werden: So z.B. die Bewegung von Sonne, Mond sowie der mit bloßem Auge sichtbaren Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn im Kontext der ebenfalls sichtbaren Sternbilder. Abhängig sind alle diese Bewegungen sowie die am Horizont des Gerätes erkennbaren Auf- und Untergänge vom Standort des Beobachters auf der Erde, den Jahreszeiten und natürlich von Datum und Uhrzeit. Als besondere Phänomene neben diesen alltäglichen und allnächtlichen Abläufen können dabei natürlich auch Sonnen- und Mondfinsternisse oder die speziellen Bewegungen in ganz besonderen Regionen der Erde dargestellt werden, etwa an den Polen oder am Äquator.
Der Benutzer dieses Tisch-Planetariums kann hier seinen speziellen Horizont als Ring mit den verschiedenen Himmelrichtungen erkennen, rechtwinklig dazu ist der drehbare Meridian-Ring eingebaut, an dem man seine geografische Breite einstellen kann. In den Meridian wiederum wird der "Stundenring" eingearbeitet, der gleichzeitig auch den Himmeläquator darstellt und zur Einstellung der Uhrzeit dient, zu der das Geschehen im Modell gezeigt wird.
Ebenfalls drehbar in diesem Meridian befindet sich nun die
"Himmelskugel", die aus zwei konzentrischen und rechtwinklig
angebrachten Ringen besteht, mit der man das bewegliche Firmament
über dem Betrachter
simulieren kann. Angezeigt wird darin u.a. die Höhe der beobachteten
Himmelkörper über dem Himmelsäquator (Deklination).
In der drehbaren Himmelskugel fest eingebaut in ganz bestimmtem Winkel ist nun noch der vorletzte Ring des Planetariums: Die bereits oben erwähnte Ebene der Ekliptik, auf der die Bahnen von Sonne und Planeten verlaufen. Innerhalb der Ekliptik und in dieser drehbar schließlich der letzte Ring, nämlich die leicht dagegen geneigte Mondbahn (Mondknotenring).
Mit diesen relativ wenigen und zum Teil beweglichen Komponenten kann nun die gesamte Konstellation der genannten Himmelskörper an einem beliebigen Punkt der Erde zu ebenfalls beliebigem Datum und Uhrzeit eingestellt werden.
Wenn man dann schließlich das ganze ca. 34 cm hohe
und 33 cm durchmessende Gebilde am Fenster richtig zur angezeigten
Himmelsrichtung gemäß Horizontring aufstellt, kann man vielleicht zu
seinem eigenen Erstaunen all die Gestirne genau an der Position am
Himmel sehen, die man von der Zentrums-Erde im Mittelpunkt aus anpeilen kann
- einfach grandios!
Wir haben für uns eine recht übersichtliche Anleitung erstellt, wie man einfachstmöglich die aktuelle Einstellung des Gerätes vornehmen kann. Dieses Vorgehen in insgesamt 8 Schritten (sofern alle Himmelskörper angezeigt werden sollen) wollen wir hier nur kurz andeuten:
- Einstellen der geografischen Breite des
Beobachtungsortes am Meridian:
Unten am Nadir des Gerätes (gegenüber vom Zenit) mit negativem Vorzeichen - Drehen der Erdkugel im Zentrum: Standort (z.B. Europa) Richtung
Stundenring 12:00 Uhr
(= Betrachtungsrichtung des Beobachters) - Mond(knoten)ring auf Ekliptik verschieben gemäß Tabelle der Mondknotenpositionen (muss nur ab und zu gemacht werden). Einstellung dann gemäß den (derzeit nicht mehr herunterladbaren) Handreichungen: "Einführung in die Himmelkunde" von Klaus Hünig, Kap. 13. Mondbahn und Mondknoten, S. 25)
- Sonne (goldene Kugel) außen auf Ekliptikring stecken gemäß aufgedruckter Datumsskala
- Mond (silberne Kugel) innen auf den Mond(knoten)ring stecken gemäß der auf dem benachbarten Ekliptikring aufgedruckten Längenskala (°) (Ermittlung gem. Tabelle "Mond-Ephemeriden" von Der-Mond.org)
- Planeten Merkur (gelb), Venus (grün), Mars (rot), Jupiter (orange), Saturn (violett) außen auf den Ekliptikring stecken gemäß aufgedruckter Längenskala (°) (Ermittlung gem. "Planetenrechner" vom AKA)
-
Aktuelle Uhrzeit in Wahrer Ortszeit (WOZ) ermitteln: Umrechnen MEZ/MESZ in WOZ für Stundenring-Einstellung
(Ermittlung mit dem Sonnenauf-/-untergangsrechner des Explorer Magazins oder gemäß den unter Pkt. 3 bereits erwähnten Handreichungen, Kap. 4. Zonenzeiten und Zeitzonen, S. 36 + 35 für die Zeitgleichung) - Himmelskugel so weit drehen, bis die Sonne über/unter der Uhrzeit (gemäß errechneter WOZ) des benachbarten Stundenrings steht - fertig! Die Gesamtkonstellation entspricht der aktuellen Position der Himmelskörper aus der Sicht des Beobachters.
Das Kartonmodell
Tisch-Planetarium wurde von uns zum Preis von 32,90 EUR (Stand
11/15) als Set beschafft zusammen mit so genannten "Buchschrauben",
die den Aufbau als zerlegbare Version ermöglichen (sicher ist
sicher!
),
auch wenn die Zerlegung noch nicht so schnell wieder erfolgen wird.
Das Modell kommt als Mappe daher mit goldbedruckten Offsetkartonbögen, aus denen die benötigten Einzelteile herausgedrückt werden können. Horizontständer, Meridian, Himmelskugel, Ekliptik und Mondbahn bestehen aus einem kräftigen Karton, der in jeweils 4 Lagen zusammengeklebt wird und damit fast die Stabilität von Sperrholz erreichen soll.
Die Gestirne werden als elastische Kugeln geliefert, die nach entsprechender Bemalung auf die Ekliptik bzw. die Mondbahn aufgesteckt und dort verschoben werden können. Die Erde im Mittelpunkt des Gerätes besteht aus zwei Halbkugeln aus Holz, die man beliebig bemalen kann. Wir haben dafür die ungefähren Umrisse der Kontinente gewählt, um hier leicht den eigenen Standort und die Blickrichtung des Beobachters sichtbar zu machen.
Die Bauanleitung ist extrem ausführlich und getrennt für die zerlegbare sowie die fest verklebte Version. Sie ist sehr exakt und verweist auf viele Details, um Fehler beim Zusammenbau zu vermeiden. Lediglich ein kleiner Fehler ist uns hier aufgefallen: Im Schritt 77 wird irrtümlich die Position eines Drahtstiftes mit 66,6° angegeben, gemeint ist aber die tatsächlich vorhandene richtige Position 23,4°, die die Neigung der Ekliptik gegen den Himmelsäquator bezeichnet.
Ein weiterer kleiner Fehler betrifft das Modell selbst und er ist in der Anleitung auch erwähnt: Bei einem angabegemäß kleinen Teil der Auflage (so auch bei unserem Modell) wurden auf einigen Bögen der Himmelkugel aufgrund eines "technischen Versehens" die Ziffern 65,5° statt 66,6° gedruckt und mussten daraufhin von uns mit einem Filzstift korrigiert werden.
Ansonsten ist das lehrreiche Modell, zu dem viele Informationen
nicht nur in der Anleitung, sondern auch im Internet
bereitgestellt werden, auch ein echter Blickfang. Dies
gilt insbesondere dann, wenn man die Kanten der diversen Ringe wie empfohlen mit
einem Lackstift ebenfalls vergoldet - eine insgesamt im wahrsten
Sinne des Wortes "runde Sache" nicht nur für
Amateurastronomen!
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1. Nachtrag, Dezember ´15: Prost!


Da hatten wir doch gleich noch eine größere Bestellung versucht
gegen Ende des Jahres 2015: Wir wollten u.a. noch ein
Kopernikus-Planetarium bestellen, einen "originalen" Sextanten,
eine drehbare Sternkarte und natürlich zur Hilfe bei der dauernden Fragestellung,
die "Wahre-Zeit-Uhr". Zugegeben, es war bereits tief
in der Nacht bei dieser Bestellung, aber was war dann zu sehen?
Großer roter Kasten mit
warnenden Hinweisen zu momentan ausverkauften Artikeln, dahinter bei
allen Bestellungen ein großes rotes "Entfernungs-Kreuz":
Wir mailten den Verkäufer an mit der etwas übereilten Frage, ob
sämtliche Artikel nicht
mehr erhältlich wären und machten auch unseren Unmut dazu
deutlich. Dazu dann am Folgetag die Reaktion eines Herrn Nils R. von
AstroMedia:
"Don't drink & mail !"
Klar, wir haben uns schlappgelacht bei soviel Verkäuferhumor, schließlich gab es hinter einer Artikelbezeichnung ja tatsächlich ohne Blank, Punkt und Komma einen "Leider momentan ausverkauft!"-Hinweis, wie man schließlich bei genauerem Hinsehen feststellen konnte, zusammen mit diesen roten Kreuzen bei allen Artikeln.
Also wohl ein Fall für unsere bewährte Fachabteilung "Dümmer
geht´s ümmer"!?
Nun, die hat uns inzwischen mitgeteilt, wir sollten bitte in Zukunft
stocknüchtern (!) genauer hinsehen und lieber bei bedienerfreundlichen Webshops bestellen.
Haben wir inzwischen gemacht:
Deutlich weniger bestellt als geplant und das dann noch bei einem
gewissen "Forscherladen" - geht doch, selbst wenn die letztlich auch
nur die Artikel vom "Alkoholberater" verticken ..!
2. Nachtrag, Februar ´16: Einfache Zeitbestimmung mit der "Wahren-Zeit-Uhr"
Ein vielleicht kleines Problem bzw. etwas Aufwand bei der komfortablen Nutzung des Tischplanetariums kann u.U. die Bestimmung der "Wahren Ortzeit (WOZ)" sein, die der "Wahren Sonnenzeit" entspricht und die natürlich diejenige Zeit ist, die im Planetarium zählt. Diese Aufgabe, die in unserer obigen Anleitung unter Pkt. 7 aufgeführt ist, kann mittlerweile auch etwas einfacher gelöst werden als in den erwähnten "Handreichungen" erläutert.
Zum einen wird diese Information nun auch ganz bequem in der aktuellen Version des Sonnenauf-/-untergangsrechners vom Explorer Magazin geliefert, zum anderen kann man hierfür (innerhalb bestimmter Längengrade) auch die "Wahre-Zeit-Uhr" verwenden, die ebenfalls vom AstroMedia Verlag stammt und z.B. auch beim oben erwähnten "Forscherladen" erhältlich ist. Für ganz 2,90 EUR (Stand Januar ´16) gibt es drei Kartonscheiben, die man problemlos drehbar zusammensetzen kann.
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In drei Schritten lässt sich damit dann die Zeitdifferenz im Vergleich zur Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) oder der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) ermitteln und an der Scheibe ablesen: Im 1. Schritt wird die aktuelle MEZ bzw. MESZ eingestellt, im 2. Schritt die geografische Länge des Beobachtungsortes, wobei größere Städte schon auf der mittleren Scheibe aufgedruckt sind. Im 3. und letzten Schritt muss dann das Beobachtungsdatum auf dem "Zeiger" gesucht und auf die ermittelte geografische Länge eingestellt werden.
In den zwei kleinen Fenstern des Zeigers erscheinen danach die
Differenzen in Minuten zur MEZ bzw. MESZ, die zur aktuellen Zeit
addiert bzw. davon subtrahiert werden müssen. Das große Fenster des
Zeigers bleibt dabei leer, was etwas merkwürdig wirkt: Hier soll
laut Überschrift die
"Wahre Ortszeit" stehen, was aber natürlich nicht der Fall sein
kann. Soll man hier vielleicht sein Rechenergebnis mit einem
Bleistift eintragen ..?
3. Nachtrag,
April ´16: Die Beleidigten vom "Zuckerdamm" ...
Nun, da haben wir doch noch mal einen Bestellversuch gemacht beim AstroMedia Verlag, beim "Alkoholberater", Herrn Nils R.
Und als wir dann mit unserer Bestellung seit dem 17.01.16 ohne Rückmeldung immer noch mit dem wirklich vielsagenden Status "In Bearbeitung / Versendet" (Ja was denn nun?) festhingen, haben wir nochmal nachgefragt: Mit dem selben Ergebnis - keine Antwort!
Schließlich haben wir den Herrn erneut angeschrieben und
angeregt, man möchte uns doch vielleicht besser aus seinem Shop herauswerfen, als monatelang dort hängen zu lassen ohne Hinweis,
falls man uns aufgrund der wahrhaft erschreckenden bisherigen
Vorgänge nicht mehr beliefern will. Und auch diesmal das Ergebnis:
Keine Reaktion und obiger Kontostand auch noch Ende April ´16
unverändert, ein Vierteljahr nach der Bestellung ..!
Nun, jetzt kann man also rätseln über die Herrschaften mit der vielsagenden
Adresse "Zuckerdamm": Sind sie etwa ein wenig empfindlich
und "aufgelöst" vom bisherigen
Bestellgeschehen? Oder muss man nur ganz einfach von albernem Kasperltheater ausgehen? Wer
allerdings meint, sowas wäre ja wirklich nicht professionell, nun,
den können wir mit einer früher mal gehörten Definition beruhigen:
"Professionell ist, wenn man´s ganztags macht". Und das wird doch
hoffentlich wenigstens passen, oder ..?
© 2016 J. de Haas
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen finden sich in unserer Autorenübersicht!