Burj Khalifa, oder: Der "Turmbau zu Babel"?
Im Januar 2012 erstaunten die Analysten von Barclays Capital den Leser: Sie hatten in einer Studie den Zusammenhang zwischen der Höhe von Wolkenkratzern und bevorstehenden Finanzcrashs hergestellt, wobei sie auf zahlreiche Beispiele von der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts bis zur Neuzeit zurückgreifen konnten. Vom ersten Wolkenkratzer der Welt, dem Equitable Life Building in New York (1873, fünfjährige Rezession) über das Empire State Building (1930, Große Depression) bis zum derzeit mit 828 Metern höchsten Gebäude der Welt in Dubai, dem Burj Khalifa (2010, Staatspleite), reicht die Kette von Beispielen.
Das letztere Bauwerk sollte eigentlich auf den Namen "Burj Dubai" getauft werden, da jedoch das Emirat gerade vor der Pleite stand und nur mit Hilfe des Nachbaremirats Abu Dhabi über die Runden kam, wurde der Turm schließlich nach Abu Dhabis Emir in "Burj Khalifa" umbenannt.
"Wolkenkratzer scheinen das architektonische Symptom kapitalistischer Volkswirtschaften zu sein", schlussfolgern die Barclays Analysten, und wohl auch ein Zeichen für fehlgesteuertes Kapital. Doch bereits der Turmbau zu Babel und die durch göttlichen Einfluss als Strafe für Größenwahn verfügte "babylonische Sprachverwirrung" kann man bereits als einen Schritt in die selbe Richtung sehen - wen wundert es da, wenn man sich beim Anblick derartiger Gebäude auch derartige Gedanken macht ..?
Als wir allerdings bei unserer Tour Dubai 1432 vor dem Burj Khalifa stehen, haben wir überhaupt nicht den Eindruck eines Produkts des Größenwahns: Der schlanke, grazile Turm, der hier in den sonnigen Himmel Dubais ragt, wirkt ganz und gar nicht wie ein kilometerlanges Ungetüm, nein, man könnte ihn durchaus auch nur für halb so hoch halten und dennoch anerkennend sagen: "Donnerwetter, 400 Meter!"
Bewegt man sich allerdings von außerhalb auf Dubai zu oder befindet sich oben auf der Aussichtsplattform, dann bekommt man schon eher den Eindruck der Superlative, die mit diesem Gebäude verbunden sind:
Nach Plänen des Architekten Adrian Smith vom amerikanischen Architekturbüro Skidmore, Owings and Merrill gebaut, ist es seit April 2008 das höchste Bauwerk der Welt und besitzt weltweit auch die meisten Stockwerke (189). Im Jahr 2004 begonnen, wurde schließlich im Januar 2009 die endgültige Höhe von 828 Metern erreicht. Die Einweihung des Gebäudes erfolgte am 4. Januar 2010. Der Turm ist auch das welthöchste Gebäude, das ebenfalls zu Wohnzwecken genutzt wird. Die Gebäudespitze ist bei guter Sicht aus über 100 Kilometern Entfernung zu erkennen.
Klar, dass ein derartiges Monument auch in unseren Modellkeller gehört. Und da haben wir dann gleich auch zwei Exemplare untergebracht: Da ist zum einen das gut 60 cm hohe Kartonmodell von Dover Publications (A. G. Smith, The Tallest Building in the World, Cut & Assemble: Burj Khalifa), das für ca. 8,- EUR (Stand 02/2012) z.B. bei Amazon bezogen werden kann (siehe unten rechts auf dieser Seite).
Zum anderen haben wir das nur 25 cm hohe Lego-Modell aus der "Architecture"-Serie beschafft, das jedoch offenbar zum "Liebhaberpreis" von 1 EUR pro Höhenzentimeter vertrieben wird: Hier muss der "Modellbauer" rund 25,- EUR im Lego-Shop berappen, um anschließend die "208 Teile" zusammen zu bauen, sprich kleine Legosteinchen zusammen zu stecken.
Die Ergebnisse sind zu sehen in den Bildern unten - "richtige" Modelle bekommt man hier wohl kaum, sicher aber zumindest Erinnerungsstücke an eine bemerkenswerte Reise ...
Nachtrag, Oktober ´12: Höher geht immer ..?
Wenn es so läuft wie derzeit in Saudi-Arabien geplant, ist das Ende der Rekordhaltung durch den Burj Khalifa als höchstem Turm der Welt schon absehbar: In fünf Jahren soll es so weit sein, dass er in dieser Rolle abgelöst wird vom Kingdom Tower, den man in der saudischen Hafenstadt Dschidda errichtet. Gegen Ende dieses Jahres beginnen bereits die Arbeiten an den Pfählen, auf denen der neue Koloss ruhen soll - zuständig dafür wie bereits beim Bau des Burj Khalifa die bayrische Firma Bauer Spezialtiefbau GmbH.
Der neue Turm soll (natürlich!) über einen Kilometer hoch werden - ein offenbar wichtiger Meilenstein des Größenwahnsinns. Mit einer Höhe von genau 1.001 Metern soll er dann das neue Wahrzeichen der arabischen Welt werden. Ob die Saudis die oben erwähnte Studie wohl kennen?
Immerhin: Es ist schon beruhigend zu sehen, dass das Geld, das wir für unseren Ölverbrauch zahlen, gut angelegt wird ..!
© 2012 Jürgen de Haas
Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Jürgen finden sich in unserer Autorenübersicht!