Der "Modellkeller" für Reisende (), oder:
"Tiny Workshop" statt "Tiny House"
Vorwort
Warum dieser Beitrag ausgerechnet im "Modellkeller"? Nun, dafür gibt es eine einfache Erklärung: Wie man im Folgenden feststellen wird, ist es eigentlich vom Modellkeller des Explorer Magazins zum "Tiny Workshop" des Verfassers nicht sehr weit - aber dazu später mehr!
Doch zunächst ein anderer Einstieg: Seit vielen Jahren bin ich Hobbyschrauber und habe mir in all den Jahren eine recht brauchbare Werkstatt aufgebaut. Mit der Zeit wächst und gedeiht so etwas und wird nicht nur vom Platzbedarf her größer, sondern auch qualitativ besser.
Eine gewisse Qualität empfiehlt sich auch, denn man verbringt ja nicht wenig Zeit darin und ohne gutes Werkzeug kommt nur schwerlich Gutes heraus. Ein kreatives Hobby braucht der Mensch schließlich. In der Werkstatt entstand unter anderem das Klappdach meines Landrovers "One Ten".
Insofern spielt eine vernünftige Werkstatt auch für Reisen in meinem Sinne eine große Rolle: Sie eröffnet die Möglichkeit, nicht nur die Reisen, sondern auch Umbau, Reparaturen und Entwicklung eines Fahrzeuges in das "Gesamtkonzept" des persönlichen Hobbys aufzunehmen - kaufen und "machen lassen" kann schließlich jeder.
Selbst bauen macht glücklich und so ein Land Rover ist erstens nie ganz kaputt und zweitens nie ganz fertig. Die Philosophie lässt grüßen! Zen und die Kunst einen Landy zu warten … dieser Qualitätsbegriff nach Robert M. Pirsig trifft genau mein Empfinden … Omhhh ...
Nach einer Scheidung und dem sich anschließenden Umzug ins Nachbarland war meine komplette Werkstatt bei Freunden trocken eingelagert - ohne hier eingestehen zu wollen, dass zu lange Werkstattaufenthalte ihren Beitrag zur Scheidung geleistet hätten ...
Bei den Freunden war sie aber nicht nutzbar, weil eben nur eingelagert und aus "kurzfristig" wurden gute sechs Jahre. Sechs Jahre lang konnte ich nur notdürftig zuhause oder in Do-It-Yourself Werkstätten am Land Rover und an Motorrädern schrauben, was ich als äußerst unbefriedigend empfand.
Der Weg zur Lösung ...
Schließlich kam ich auf die Idee, einen 20-Fuß Seecontainer zu kaufen und die Werkstatt in den Container zu bauen. Seit Jahren geisterte so etwas schon in meinem Kopf herum weil ich ja wusste, dass der Land Rover restauriert werden wollte. Immer hatte ich Angst vor Kondenswasser und verrostetem Werkzeug im Container. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich mit Rostklumpen hantieren. So ein Container ist doch auch nur wie ein Zelt mit zu dichten Wänden, an dessen Wänden die kondensierte Suppe runter läuft.
Dann aber wurde der Leidensdruck ohne eigene Werkstatt doch zu groß. Vor Kondenswasser und rostigem Werkzeug habe ich mich jedoch plötzlich nicht mehr gefürchtet, als mir der Begriff "Taupunktlüftung" über den Weg lief - dazu später. In der augenblicklich einsetzenden Begeisterung stellte ich mir vor, dass der Container in meiner Nachbarschaft stehen kann und jederzeit erreichbar ist. Endlich wieder vernünftig schrauben!
Gesagt, getan: Ich besorgte einen Seecontainer. Sogar meine alten Spinde und die hydraulische Motorradhebebühne (im Boden versenkt) fanden drin Platz. Die Spinde hatte ich früher jahrelang leer rumstehen, weil ich immer zu faul war, in jeden Spind Fachböden als Regale einzubauen. Ohne Böden taugt er nur für die wenigsten Sachen. Irgendwann hatte ich den Geistesblitz, die 4fach-Spinde um 90° zur Seite zu drehen. Jetzt konnte man die Türen der Spinde nach vorne unten aufklappen, sie bilden in geöffnetem Zustand eine Ablage vor dem Regalboden, die so breit ist, wie der ursprüngliche Spind hoch war.
Alle Dinge liegen nun auf der Zwischenwand zwischen den ursprünglichen Einzelspinden, die jetzt ein Regalboden sind. Erstaunlich viel Gewicht verkraften sie auch. Und das Ganze, ohne einen Handstrich für einen Umbau zu tun und völlig ohne zusätzliche Kosten! Eine Aktion ganz nach meinem Geschmack ...
Stauraum bieten die Regalböden nun jede Menge und alles ist sogar im Transportfall des Containers durch die ehemaligen Spindtüren gegen Herausfallen gesichert. Besser als jedes Regal! Die Arbeitsplatte mit Schraubstock und die Werkzeugkästen aus Blech sind im Container mit den Außenwänden verschraubt und alles andere lässt sich im Transportfall mit Spanngurten problemlos befestigen.
Es dauert nur kurz, den Container reisefertig zu machen. Da meine ganzen Werkstattmöbel und -kästen aus Blech sind, wollte ich erst alles an die Wände schweißen. Löcher zu bohren und sie durch die Stahlwand zu verschrauben, ist allerdings erheblich flexibler. Ein Loch ist mit einer kurzen Schraube und einer Dichtscheibe schneller verschlossen, als eine Schweißnaht weg geflext. Also habe ich alles verschraubt.
Viele Spannösen sind serienmäßig in den Ecken und Innenkanten von jedem Container vorhanden und so ist es ein Leichtes, sogar komplette Motorräder beim Containertransport mit Gurten zu fixieren.
Zwischen die Spannösen in den oberen Kanten des Containers habe ich waagrecht an der Decke Ketten gespannt: Dort kann man problemlos einen Flaschenzug oder eine Umlenkrolle anbringen und dann mit einem gewöhnlichen, an der Wand angebrachten Mörtelzug für wenig Geld aus dem Baumarkt recht schwere Getriebe und Motoren elektrisch auf die Werkbank heben. Außerdem lassen sich so selbst schwere Dinge alleine hantieren. Man wird ja nicht jünger ...
Es ist ohne Zweifel nicht mehr die Menge Platz, die ich früher hatte, aber man glaubt es kaum, wie viel man durch ein wenig Nachdenken auf den ca. 14 Quadratmetern unterbringen kann. Aber da sich meine Wohnung vor Jahren schon extrem verkleinerte, war auch das kein Problem. Ganz im Gegenteil! Viel Platz sorgt nur dafür, dass man ihn auch voll macht.
Man mutiert durch viel Platz schnell zum Jäger und Sammler und hebt Dinge auf, die eigentlich völlig nutzlos sind, in der Hoffnung sie irgendwann mal brauchen zu müssen/können. Eine Verkleinerung führt in jeder Hinsicht dazu, unnötigen Ballast los zu werden, sich auf wesentliche Dinge zu konzentrieren und unbeschwerter zu leben.
Führte die Verkleinerung meiner Wohnung schon zu einer richtigen Befreiung, so tat es auch diese Werkstatt: Einerseits war sie durch den Container endlich wieder verfügbar und bot die dazu gehörende Lebensqualität, aber andererseits sehr reduziert und trotzdem komfortabel funktionsfähig. Das Wesentliche eben. Schon wieder die philosophische Seite einer "Tiny Werkstatt"! … Omhhh …
Das erste Bild oben links ist beim Ausbau des Containers entstanden: Auch die kleine Drehmaschine steht darin (Bild rechts unten) und inzwischen hat er sogar einen Drehstromgenerator und sieht deutlich "bewohnter" aus. Der Container ermöglichte es, die Werkstatt endlich wieder zu benutzen. Was für ein Fortschritt! Er steht inzwischen auf einem Firmengelände in der Nähe und ermöglicht extrem viel: Zwar nicht die Hauptarbeiten der Restauration des Land Rovers, aber die ganzen Kleinarbeiten, die nach einem Rahmentausch noch nötig wurden, gingen wunderbar von der Hand.
Für die Hauptarbeiten des Rahmenwechsels war viel Platz und eine Hebebühne nötig. Ein Dach über dem Kopf war auch nicht schlecht. Das alles bot der Container nicht. Aber sobald die Karosse wieder auf dem "Rolling Chassis" war, ging es los. In meinem Fall fand die meiste Arbeit draußen bei schönem Wetter statt, aber es hindert einen ja niemand, den Container sogar in einer Halle aufstellen zu lassen. Auch in alten Industriehallen kann man sich damit einmieten und trotzdem liegt nach Arbeitsende in der Halle nicht alles für viele sichtbar und offen herum. Man räumt einfach alles wieder in den Container und sperrt ihn zu, dann spielt es auch keine Rolle, ob man sich größere Hallen mit anderen, vielleicht sogar fremden Leuten teilt.
Apropos Dach über dem Kopf: Hat man die Möglichkeit zwei Container nebeneinander aufzustellen, gibt es sogar Dächer, die man über die Container bauen kann. Die Containerüberdachung (Suchbegriff) ist ein Bogendach mit 6x6 Metern (also ca. 20 Fuß), welches an den TwistLock Verschlüssen der Container angebracht wird und dann den Platz zwischen zwei Containern überdacht und dort einen großen trockenen Spielplatz schafft (Bild unten links, Profizelt24.de).
Die Stellplatzsuche war erst einmal für mich das größte Problem: Wo stellt man so etwas ab? Wie sucht man sich überhaupt einen Stellplatz? Man muss wohl stundenlang ins Blaue herumfahren und Leute fragen. Ich sah schon die Wochen ins Land ziehen. Geholfen hat mir dann ein richtiger Zufall und der hat die ganze Sache schlagartig so vereinfacht, so dass ich mich fast fragte: "Wie konntest du damit nur so ein Problem haben?"
Meine Freundin fand damals eine Wohnung bei mir in der Nähe. Aus reiner Neugier schaute ich mal im Internet die ganze Gegend rund um die neue Wohnung aus der Luftbildperspektive von oben an. Nanu: Da ist ja fast neben dem Haus mit der neuen Wohnung eine Gärtnerei mit einem großen freien Platz dahinter! Eine Zufahrt existiert auch, da fragst du doch einfach mal nach.
Zu meiner Überraschung konnte ich den Container dort für wenig Geld innerhalb kurzer Zeit abstellen und ihn auch benutzen. Keine zwei Kilometer von mir zuhause entfernt konnte ich endlich wieder schrauben. Wow ...
Das Ganze ging so schnell, dass ich fast nicht richtig mitkam. Ich war begeistert. Ich konnte selbst nur darüber den Kopf schütteln, dass ich auf diese Möglichkeit nicht gleich gekommen bin. Eine nachträgliche, von Neugier getriebene Suche aus der Vogelperspektive im Internet, förderte noch diverse Bauunternehmen mit großen Geländen oder auch Bauernhöfe mit Platz in der Nähe zutage. Die Satellitenbilder und Luftbilder sorgten für einen Überblick, den man sonst gar nicht haben kann und offenbarten potentielle Stellplätze "en masse".
Das soll jetzt nicht bedeuten, dass man einen Container in dieser Art auf jeden Fall dort abstellen kann, aber man weiß erst mal, an wen man sich überhaupt wenden kann. Es ist viel wert, auf diese Art einen schnellen Einstieg zu finden und den ersten Schritt machen zu können. Es hilft der Zielorientierung ungemein auf die Sprünge, wenn man nicht ewig lange mit offenem Ausgang suchen muss. Wichtig ist es, ein Gelände auszuwählen, wo man einen Container auch rechtlich wasserdicht abstellen kann.
Privatgrund in Industriegebieten erfüllt da schon mal Voraussetzungen: Da er nicht ständig bewohnt wird, gilt er auch erst einmal nicht als entsprechendes Gebäude und wird auch energetisch und rechtlich nicht wie ein Wohngebäude behandelt. Sinnvoll ist es trotzdem, sich mit dem örtlichen Baurecht ein wenig vertraut zu machen, da das von Kommune zu Kommune durchaus etwas unterschiedlich sein kann. In Industriebereichen oder auf Bauernhöfen ist man schon mal im grünen Bereich ...
Der Container schwebt mitsamt Inhalt ein: Er hat einen neuen Platz in meiner Nähe gefunden. Beim Aufladen des Containers war ich nie dabei, aber beim Abladen. Ich war wirklich beeindruckt und wurde im Nachhinein noch mehr von dieser Idee überzeugt. Es ging wahnsinnig schnell und unkompliziert. Von der Anfahrt des LKW mit dem Container hinten drauf auf dem neuen Platz bis zu seiner Abfahrt vergingen keine 20 Minuten. Ich hatte als völliger Laie auch immer die Vorstellung, man würde für den Transport eines solchen Containers ein spezielles Containerfahrzeug benötigen. Falsch! Der Transporter war ein normaler Pritschen-LKW mit einem eigenen Kran hinter dem Fahrerhaus. Der klappte einfach die Ladebordwände der Pritsche runter und stellte sich den Container selbst mit dem Kran auf die Ladefläche.
In der Breite an den Seiten hat er gepasst, aber hinten stand der Container ca. einen Meter über. Kein Problem: Die hintere Ladebordwand blieb einfach offen und der Container wurde mit sehr starken Spanngurten auf der Pritsche gesichert. Natürlich habe ich beim Gesamtgewicht immer fleißig mitgerechnet und geschätzt, damit der Spediteur kalkulieren konnte, ob sein Kran das Ding auch heben kann - und sehr wichtig: Bis zu welcher Entfernung vom LKW der Kran das Gewicht in etwa heben kann. Je weiter weg, desto niedriger ist die Tragfähigkeit des Krans. Insofern ist auch die Umgebung wichtig. Es wäre natürlich teuer, das Ding mit einem Autokran über ganze Häuser hinweg auf seinen Platz zu heben, aber möglich.
Es kamen mit all dem Ramsch im Container, Motorrädern, Werkzeug, Werkzeugschränken und Drehmaschine um die 6 Tonnen Gesamtgewicht zusammen. Leergewicht des Containers ist 2,3 Tonnen. Für den Kran im Bild oben rechts kein Problem, wenn der LKW nahe dem Container stehen kann. Bei diesem Gewicht lässt sich der Container sogar an den Ecken mit zwei HiLifts anheben und unterlegen, damit er im Wasser und nicht direkt auf dem feuchten Boden steht. Einen HiLift besitzen wohl die meisten "Roveristen" sowieso ...
Sogar Schwerlastrollen für die TwistLocks gibt es zu kaufen und damit wird der Container mit der Seilwinde am Landy, oder mit dem Auto selbst sogar manövrierbar.
TwistLock nennt man die
Containerecken mit den speziellen Verschlüssen, die Container
stapelbar und verbindbar machen.
Ein paar Worte zur Feuchtigkeit: Der Container ist nun eine Zeit lang in Betrieb. Ich hatte ja große Bedenken, dass er sich in eine Tropfsteinhöhle verwandeln würde und das ganze Werkzeug munter vor sich hin rostet. Bisher kann man jedoch sagen, Feuchtigkeit im Container war in der Tat nur dann ein Problem, wenn es regnete oder schneite und man viel Feuchtigkeit mit nassen Schuhen hineintrug. Bisher ist das jedoch abgelüftet und hat auf der alten Drehmaschine nur ein wenig abwischbaren Flugrost hinterlassen, als ich noch nicht so recht wusste, worauf es ankommt. Feuchtigkeit hinein zu tragen ist verhinderbar, auch wenn man oft hinein und hinaus laufen muss. Der Flugrost war leicht zu entfernen und wurde durch eine Fettschicht in Zukunft verhindert. Im Eingangsbereich des Containers habe ich alte Teppiche ausgelegt, die die Nässe in diesem Fall aufnahmen und dann nach der Arbeit draußen gelagert wurden.
Die dann schließlich eingebaute Lösung hat das Problem aber sowieso beseitigt: Gespeist durch eine kleine Solaranlage und einen Akku läuft eine intelligente Lüftung, wenn der Container verschlossen ist. Intelligent heißt in diesem Fall, dass die Luftfeuchte innen und außen gemessen wird und sich die Lüftung nur dann einschaltet, wenn draußen die absolute Luftfeuchte in Gramm pro Kubikmeter auch wirklich niedriger ist als drinnen. Es geht also nicht darum, frische Luft hinein zu schaffen (wozu auch für jemanden, der gar nicht da ist), sondern Feuchtigkeit hinaus zu bringen und das möglichst effektiv.
Auch die absoluten Temperaturen spielen ja erst einmal keine Rolle, wenn gar keiner da ist. Von der Temperaturempfindlichkeit eingelagerter Lacke oder Dichtstoffe einmal abgesehen, darf es ruhig kalt sein. Der Fachbegriff für so etwas lautet "Taupunktlüftung". Auch unter dem Begriff "Kellerlüftung" kann man mit einer Suche im Internet einiges finden. Wenn es im Winter kalt ist, sinkt draußen die Luftfeuchtigkeit sowieso. Warme Luft kann viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Das größte Problem hat man also analog zum Keller im Frühjahr. Der Inhalt des Containers / des Kellers ist sehr kalt, während draußen durch die Erwärmung die Luftfeuchtigkeit ansteigt. Jede Luftfeuchtigkeit, die dann durch Lüften oder sonst wie in den Container käme, wird also an kalten Werkzeugen und Maschinen kondensieren und alles nass machen.
Jetzt kommt die intelligente Lüftung ins Spiel: Nachts sind die Temperaturen draußen ja immer recht niedrig und deshalb fällt draußen die Luftfeuchtigkeit in Form von Tau aus. Nachts ist es draußen also zumeist immer auch recht trocken. Der Taupunktlüftung bleibt das durch die entsprechenden Fühler nicht verborgen und sie wird einschalten und die Feuchtigkeit von drinnen nach draußen schaffen. Sie lüftet also nur, wenn auch wirklich weniger Feuchtigkeit hinein als hinaus geschafft wird.
Eine weitere Idee ist, die Kühlbox aus dem Land Rover, die im Frühjahr ja sowieso nicht im Auto in Betrieb ist, in den Container zu stellen. Ein spezieller Deckel mit Lüfter und spezielle Einbauten pusten dann die Containerluft durch die Kühlbox. Die Luftfeuchtigkeit kondensiert in der Kälte der Box und das Wasser bleibt somit in der Box. Die Luft wird die Box getrocknet, aber kalt wieder verlassen. Mehr Energieentzug, als der Kühlboxkompressor in Wärme umsetzt, ist das aber natürlich nicht. Die Gesamtenergiebilanz eines solchen Systems ist also immer positiv, auch wenn die Box ja kühlt. Der Vorteil der Kühlboxlösung ist, dass sie bereits mit 12V läuft und keinen Wechselrichter benötigt. Eine Abschaltung bei vollem Wasserstand dürfte nicht nötig sein, weil im Container sicher gar keine so große Menge Wasser in der Luft ist. Eine Zeitschaltung sollte reichen. Die Kühlbox funktioniert mit diesem einfachen Umbau also genau dann im Container wie ein normaler käuflicher Luftentfeuchter, wenn sie im Auto nicht mehr gebraucht wird, weil es sowieso kühl ist.
Diese Maßnahmen sollten reichen, um den Container innen auf jeden Fall trocken zu halten. Als Heizung für den Winter habe ich meine alte Webasto Airtop eingebaut. Im Auto hatte ich gerne eine neuere Standheizung. Ich hatte kein gutes Gefühl, wenn dort eine über 20 Jahre alte Standheizung läuft, während ich schlafe. Aber die alte funktionierte ja noch und so wanderte sie in den Container. Da bin ich ja hoffentlich immer wach ...
Auch sie läuft mit 12 Volt und mit Diesel aus dem Kanister, also ebenfalls ohne verkabelten Stromanschluss. Anfangs, als ich noch keinen Generator hatte und weder Solar noch eine Möglichkeit für einen externen Kabelanschluss, habe ich mir sogar meinen Strom von zuhause mitgebracht: Zwei tragbare Bleiakkus (natürlich die Zweitakkus aus dem Land Rover mit je 30 Ah) habe ich zuhause geladen und für Licht in den Container gestellt. Man glaubt es kaum, aber es ging richtig gut. Warum also eigentlich nicht über eine 12 Volt Steckdose mit einem Kabel Auto und Container verbinden? Das Auto wird ja zwischendurch beim Fahren immer geladen.
Inzwischen habe ich viele Akkuwerkzeuge von der Stichsäge über einen Trennschleifer bis zum unvermeidlichen Akkuschrauber. Sogar einen Akku-Schlagschrauber habe ich mir geleistet, der viele Dinge unglaublich schnell und elegant macht. Weil das Drehmoment in einem weiten Bereich einstellbar ist, eignet er sich eben nicht nur zum Räderwechsel wie so mancher Druckluft-Schlagschrauber. Akkuwerkzeuge machen unglaublich flexibel.
Licht im Container kommt über die Solaranlage aus dem Bleiakku mit LED Leuchten, 230 Volt für Kleinanwendungen bis 300 Watt aus dem billigen Wechselrichter, der auch im Auto auf Tour nutzbar ist. Kaffee kommt aus der Bialetti vom Benzinkocher im Landy (der ist in der Regel ja sowieso da) oder über einen extra Gaskocher.
Was will man mehr? Im Landy ist ja eine komplette Küche inklusive Kühlbox eingebaut. Kalte Getränke im Sommer und der gut belegte Grill neben dem Container mit Tisch und Campingstühlen sind also nicht abwegig. Sogar Druckluft kommt vom 12 Volt Kompressor aus dem Land Rover. Mit der Zeit ergaben sich einige Parallelen, wo sich die Ressourcen gemeinsam nutzen ließen. Sogar bei der IT ist das so: Schon seit einiger Zeit läuft im Landy ein Car PC (RaspberryPi) mit einer Nextcloud, der immer ein Backup von meiner Festplatte in der Wohnung macht, sobald das Auto im heimischen WLAN steht. Über dieses WLAN des Autos kann ich auch im Container mein Werkstattbuch in einer Tabellenkalkulation pflegen, ohne das ich schon bald nicht mehr wüsste, wann ich was an welchem Fahrzeug eigentlich gemacht habe. Auch die Restauration des Landys war mit digitaler Planung viel überschaubarer. Mit einem Tablet kann man alles auf dem aktuellen Stand halten. (Anm. der Red.: Mehr zu diesem Backup Konzept in der nächsten Ausgabe!)
Strom über ein Kabel oder aus meinem Benzingenerator brauche ich tatsächlich nur noch, wenn mal die Drehmaschine läuft oder die Solaranlage nicht genug leistet, um die Akkus zu laden. Das ist seltener als erwartet. Die letzte entscheidende Frage: Was kostet das? Gebrauchte Container gibt es erstaunlich viele. Meiner ist ein 20 Fuß Seecontainer ohne Isolierung. So etwas bekommt man gebraucht ohne Anlieferung ab ca. 600 EUR. Freunde von mir kauften vor Kurzem einen Garderobencontainer von einem Theater für 1.500,- EUR: Innen komplett verkleidet und mit Licht und Spiegeln wohnlich zum Umkleiden und Schminken eingerichtet.
Je nachdem, wie man sich die Montage von Werkbänken, Werkzeugkästen im Container und auch den Transport vorstellt, kann ein Isoliercontainer sinnvoll sein. Die gibt es mit Isolierung und Edelstahlblechverkleidung innen. Alte Bürocontainer können ebenfalls interessant sein: Sie bieten Fenster und mehr Helligkeit, allerdings einen wesentlich schlechteren Einbruchschutz. So etwas wäre dann tatsächlich aber auch als der oben erwähnte "mobile" Modellkeller oder Ausstellungsraum nutzbar, für den sich derzeit das Explorer Team interessiert. Nun wird also klar, warum der Container-Beitrag in dieser Rubrik gelandet ist: Es ist vom Modellkeller des Magazins bis zum "Tiny Workshop" des Verfassers eben nicht sehr weit ...
Alles in allem ist das Ganze auch finanziell recht überschaubar: Ein Transport über 100 km kostete mich sogar in der teuren Schweiz nur 600 CHF. Damit kann man so etwas alle paar Jahre durchaus auf sich zukommen lassen. Man zieht ja nicht jedes Jahr um, und das noch mit seinem Container … oder ..?
© 2020 Sigi Heider
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