Abenteuer Mobile-Computing ... (2)
Einstieg in die mobile Datenübertragung
Frühstück: Espresso und frischer Toast. Mein Notebook auf dem Schoß, das Mobiltelefon irgendwo auf dem Tisch. Um mich herum schönste Landschaft - Lappland eben.
Wie zuhause lese ich auch hier beim frühstücken meine neuen Emails, beantworte sie, wenn ich Lust dazu habe und schaue vielleicht auch noch auf der Website einer Tageszeitung vorbei - eine typische Szene meiner diesjährigen Online-Reise durch Skandinavien.
Ehrlich: Ich würde mittlerweile unterwegs nur noch äußerst ungern auf meinen Internet-Zugang verzichten: Denn auch mitten in der Wildnis will ich jeden Morgen das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung lesen () und statt Postkarten schreibe ich Emails - die sind nicht nur billiger, sondern man bekommt auch eine Antwort ...
Sicher ist das nicht Jedermanns Sache. Viele Leute fahren ja auch gerade weg, um mal nicht von Computern umgeben zu sein. Andere besitzen überhaupt kein Notebook oder wollen es auf einer Reise nicht mitschleppen.
Mit der neusten Generation der Mobiltelefone bieten sich nun aber bereits vielfältige Möglichkeiten auch ohne Notebook: Emails lesen, Websurfen - alles kein Problem mehr. Die 3-zeiligen Displays gehören der Vergangenheit an, stattdessen gibt es hoch auflösende Farbdisplays.
Aus den Handys werden immer mehr mobile Computer, mit denen nur eines nicht möglich ist: Schnelle Dateneingabe. Immer noch muss sich der Anwender auf 14 Tasten quälen. Der Nokia Communicator ist da die einzige Ausnahme. Außerdem ist er groß, teuer und seine restliche Ausstattung nicht mehr zeitgemäß.
Bleiben Anwendungen, die keine oder wenige Eingaben vom Benutzer verlangen. Wer draußen ist, interessiert sich meistens für den Wetterbericht. Klar, man kann Wolken beobachten und den Bericht im Radio hören. Aber per Mobiltelefon erfährt man in etlichen Regionen außerdem den Luftdruck und kann so auch gleich den Höhenmesser kalibrieren. Auch die Regenfront, die 40 Kilometer entfernt auf einen zusteuert, sieht man so noch vor der ersten Wolke.
Wer schon einmal mitten auf einem großen See von einem Gewitter überrascht wurde, weiß dies zu schätzen ...
Ansonsten sind es vor allem die Angebote der Tageszeitungen und Nachrichtenagenturen, die sich direkt am Mobiltelefon nutzen lassen. Auch bei den Netzen hat sich viel getan. Dank HSCSD und GPRS hat sich die Übertragungsgeschwindigkeit deutlich erhöht, auch die Preise sinken allmählich. Verglichen mit dem Festnetz ist Datenübertragung per Mobilfunk aber immer noch langsam und teuer.
CSD, HSCSD und GPRS
sind die bereits im ersten Teil angesprochenen Kürzel für die derzeit eingesetzten Übertragungsverfahren. Jedes Verfahren hat Vor- und Nachteile, die im folgenden kurz besprochen werden.
CSD (Circuit Switched Data) ist so alt wie die GSM-Netze, langsam, teuer und war bis vor wenigen Jahren die einzige Möglichkeit, Daten per Mobilfunk zu übertragen. Es wird eine Verbindung mit einer festen Übertragungsrate von 9.600 Baud aufgebaut. CSD funktioniert immer und in jedem GSM-Netz.
HSCSD (High Speed Circuit Switched Data) funktioniert im Prinzip wie CSD, bündelt aber bis zu vier Kanäle. Theoretisch erreicht man damit Modemgeschwindigkeit, in der Praxis ist es aber deutlich langsamer. Denn die meisten Geräte können gar nicht alle vier Kanäle nutzen und man bekommt sie auch nur, wenn genügend Kapazitäten an der Basisstation frei sind.
GPRS (General Packed Radio Service) ist eine echte Neuerung. Denn hier werden die Daten nicht mehr über eine feste Verbindung mit fester Bandbreite übertragen, sondern paketvermittelt. Je nach Auslastung der Basisstation variiert die Geschwindigkeit; im besten Falle surft man fast so schnell wie mit einem Modem. Statt nach Zeit wird nach Datenmenge abgerechnet. Man kann ohne Mehrkosten permanent online bleiben.
Die Kosten
sind zwar in den letzten Jahren erheblich gesunken, trotzdem aber noch unverhältnismäßig hoch. Gerade bei GPRS langen die Mobilfunkanbieter noch kräftig zu. Vor einem Jahr (Ende 2002) kostete ein Megabyte im Standardtarif noch über 100 Euro (ja richtig gelesen 100 Euro, ich hätte auf diese Art einmal fast ein mittelständisches Unternehmen ruiniert! ), inzwischen geben sich Anbieter mit ca. 10 Euro zufrieden. Nutzt man spezielle GPRS-Tarife, kann man die Kosten auf unter 2 Euro pro Megabyte drücken, muss allerdings auch eine saftige Grundgebühr zahlen. GPRS ist immer dann am besten, wenn man lange online bleibt, dabei aber nur wenige Daten überträgt.
Hat man eine größere Menge am Stück zu übertragen, ist HSCSD meistens günstiger. HSCSD wird in Deutschland aber nur von Vodafone und E-Plus angeboten.
Bei Datenübertragung im Ausland kommen noch die Roaming-Kosten dazu. Das transparenteste Tarifsystem hat in Deutschland Vodafone. Egal wo man im europäischen Ausland telefoniert oder surft, die Kosten sind überall gleich - und das ist doch was, oder?
© 2003 Karsten Franke
Nachtrag der Red.: Wenn man sich heutzutage (Stand Frühjahr 2013) auf dem aktuellen Markt der Smartphones umschaut, trifft man auf Geräte, über die unser Autor Karsten Franke vor einem Jahrzehnt noch gestaunt hätte. Nicht nur alle von ihm seinerzeit aufgezählten Features sind heute natürlich selbstverständlich, sondern auch viele weiteren Funktionen verfügbar.
Bei den seinerzeit von Karsten beschriebenen Übertragungsverfahren hat sich in der Zwischenzeit recht viel getan:
Die von Karsten bereits erwähnten GSM-Erweiterungen HSCSD und GPRS der 2. Generation brachten zu ihrer Zeit einen deutlichen Geschwindigkeitszuwachs. Die Einführung von UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) mit der 3. Generation im Jahr 2002 und darauf aufsetzend HSDPA und HSUPA im Jahr 2006 waren weitere Meilensteine. Damit wurden bereits maximal 7,2 Mbit/s beim Download und maximal 1,45 Mbit/s beim Upload im Internet erreichbar.
Doch auch damit war das Ende nicht erreicht: Die Technologie LTE (Long Term Evolution) ermöglichte Mobilfunkanbietern einen günstigen Migrationspfad von UMTS aus. Sie unterstützt im Gegensatz zu UMTS verschiedene Bandbreiten und kann so flexibel eingesetzt werden. Wer übrigens in Anbetracht ständiger Neuerungen öfter auf ein aktuelleres Gerät umsteigen möchte, kann problemlos auch ein Smartphone günstig gebraucht kaufen: Das spart Geld und man tut außerdem sogar etwas für die Umwelt. Seriöse Anbieter verkaufen nur geprüfte Geräte und geben eine Garantie darauf!
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