Drah di ned um, oh oh - der Medienklau geht um, oh oh
Mediendiebe unterwegs im Internet ...
Immer wieder, in unregelmäßigen Zeitabständen machen wir uns auf zu prüfen, wie viel von unserem Bild- und Videomaterial ungefragt verwendet - sprich geklaut wird.
Nun, jetzt in der Corona-Zeit, scheint wieder ein günstiger Zeitpunkt zu sein, da die Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung doch recht eingeschränkt sind.
Warnung: | Wer beginnt, ungenehmigte Nutzungen seiner Fotos, Videos
oder Musik im Internet zu verfolgen, kann durchaus dem Wahnsinn
nahekommen, der Blutdruck wird steigen und die Wut könnte durchaus
zu Bauchschmerzen, erhöhtem Puls und Atemnot führen. Für sensible
Gemüter oder schwache Nerven ist das nicht zu empfehlen ...
Sicher falsch ist eine Reaktion, dass man sich geschmeichelt fühlt, da die eigenen schöpferischen Kreationen so viel Anklang finden, getreu dem Motto "Viel Klau, viel Ehr" - außer man möchte seine Werke als Creative Commons der Gemeinschaft zur Verfügung stellen, aber dann möchte man wenigstens als Urheber genannt werden. |
Rein rechtlich gesehen handelt es sich bei den "geklauten" Medieninhalten gar nicht um Diebstahl, denn es wird einem nichts "weggenommen". Korrekterweise handelt es sich bei all den Kopien um Urheberrechtsverletzungen, was aber den Tatbestand nicht minder schlimm macht und ebenfalls illegal ist.
Immer wieder gibt es Anfragen zur kostenfreien Nutzung unseres Bild- und Videomaterials für z.B. Schulbücher, Fernsehproduktionen oder Webseitengestaltung. Das gewähren wir nach Prüfung in der Regel fast immer, unter der Bedingung, dass wir als Urheber genannt werden.
Bei unseren Streifzügen durchs Internet finden wir jedoch immer wieder ungenehmigte Nutzungen unserer Bilder oder Videos ohne Urheberangaben. Per E-Mail - in der Regel intereuropäisch - konnten wir da schon die eine oder andere Nutzung klären.
Schwierig wird es, wenn man sein Material in irgendeinem von Tausenden außereuropäischen Portalen findet: Da nutzt es in der Regel nichts, wenn man den Urheberrechtsverletzer anmailt oder gar dem Portalbetreiber den Missbrauch meldet. Wer glaubt, dass man als registriertes Mitglied in solchen Portalen bessere Karten hat, wir enttäuscht werden. Man wird nie eine Antwort auf seine Anzeige erhalten ...
Teilen wir zunächst unsere Missbraucher ein:
- Die Naiven, mit der Begründung: Ich fand das Bild soooooooo schön und wollte es deshalb bei Instagram selbst posten
- Die "Geschäftstüchtigen": Ich fand den Teil das Bild soooooooo schön und wollte es deshalb bei Instagram selbst posten, denn das gibt mir viele Follower und erhöht sogar meine Werbeinnahmen
- Das "organisierte Verbrechen" - dazu später mehr ...
Variante 1 reagiert manchmal erschrocken - oft aber dreist und gibt vor, niemals von Urheberrechten gehört zu haben, sie denken, alles, was im Internet ist, gehört allen.
Variante 2 ist da sicherlich die schlimmere Variante. Sie nutzen fremdes Material, um sich zu bereichern. Uns ist vor kurzem eine besonders unverschämte Variante der illegalen Nutzung begegnet: In diesem Fall hat der illegale Nutzer noch zusätzlich sein eigenes Logo in unsere Videoteile eingeblendet. Mit 300.000 Abonnenten und Tausenden von Klicks auf die Videos ist da eine beachtliche Summe an Werbeeinnahmen zusammen gekommen, basierend auf unserer Arbeit. Da in diesem Fall der Kanalbetreiber gleich mehrere Videos mit unserem Material aufgepeppt hat, erfolgte wohl von Youtube die Drohung an ihn, seinen Kanal zu schließen.
Die E-Mails, die wir daraufhin vom Kanalbetreiber bekommen, enthalten alles, was auf die Tränendrüse drücken soll: seine schlechten Lebensbedingungen, die Zerstörung seiner Lebensgrundlage, seine jahrelange (Raubkopier-)Arbeit (!), die zunichte gemacht würde, seine arbeitslose Mutter, sein junges Alter. Natürlich auch den Hinweis, es wären doch nur wenige Sekunden (er hat wohl Minuten mit Sekunden verwechselt), Schwüre, nie mehr bei uns zu klauen (... sein gesamter Kanal ist übrigens ein einziger Klau!) usw. usw.
Auch startet er nun in seinem Community-Bereich eine Jammertirade, die entsprechende Kommentare provoziert: Man versichert ihm, dass man für ihn beten wird, fragt sich, was heute mit der Menschheit nicht mehr stimmt und ist der Meinung, dass solche Gestalten, die auf ihr Urheberrecht pochen, eigentlich keine Menschen sind, und - Brüller!! - von Youtube verbannt gehören ...
Gleichzeitig zu seiner Jammertirade lässt er die Fans abstimmen, ob er ein Video machen soll, das zeigt, wie man Schiffsbilder hochauflösend aus dem Internet runterladen kann - raubkopieren ..?
In einem weiteren Fall von Variante 2 wurde unsere Web-Seite eingeblendet, von der man sich bedient hat und dabei zusätzlich Videomaterial verwendet, in dem man den Original-Urheber (NDR) erkennt, aber zusätzlich einblendet, wer der erste Raubkopierer war:
Unser Webseite im Video |
Die Nennung der ersten Raubkopierer |
Unser Überflug mit fremdem Logo |
Angenommen, auch wir hätten unsere bewusst werbefreien Videos monetarisiert - so werden Videos bezeichnet, die Werbeeinnahmen generieren können - würden die Missbraucher unsere Werbeinnahmen mindern - sprich, auf ihre Kanäle umlenken - und können somit durchaus als Diebe bezeichnet werden.
Infos: |
Bei Youtube kann man auf verschiedene Weise Werbeeinnahmen generieren:
... in den anderen sozialen Netzwerken funktioniert es ganz ähnlich ... Um eines klar zu stellen: Das Explorer Magazin möchte seine Videos nicht durch Werbung verhunzen lassen, dafür verzichten wir gerne auf die Werbeeinnahmen! |
Nun kommen wir aber noch zur Variante 3, dem organisierten Verbrechen.
Es gibt Portale, die den gesamten Youtube-Inhalt anbieten. Dazu müssen die Portale die Videos keineswegs kopieren, sie betten die Videos ganz einfach in ihre Webseite ein. Über ihre Seite generieren sie eigene Werbeinnahmen, der original Video-Kanal bei Youtube geht leer aus, denn diese Portale unterdrücken die Werbeeinblendung von Youtube und deaktivieren jeden Link in der Beschreibung des Videos, also den Link zum Kanal, zur Webseite und natürlich zu den Produkten. Wir haben das mal kurz dargestellt:
Original Youtube |
"Geklaut" auf playtube.pk |
Bleibt die Frage, warum unternimmt Google/Youtube nichts dagegen? Nun, solche Portale schießen wie Pilze aus dem Boden, oft in Ländern, wo die Situation in der "Justiz" ein Vorgehen erschwert bzw. unmöglich macht.
Für die Kanalbetreiber bei Youtube ist das sehr ärgerlich, denn die Klickzahlen sind scheinbar hoch, aber Youtube registriert und unterscheidet die Nutzungen der Videos aus solchen Portalen, bzw. Nutzungen, bei denen Werbung unterdrückt wird und reduziert entsprechend die Abrechnung. Gerät ein Kanalbetreiber in den Verdacht, er würde das fördern, kann dies mit der Schließung des Kanals geahndet werden.
Welche Gegenmaßnahmen sind möglich?
Es macht keinen Sinn, in den Kommentaren zum Video oder Bild eine Nachricht zu hinterlassen à la "Hallo, du hast meine Bilder geklaut." Zunächst kann der Kanal- bzw. Account-Inhaber den Kommentar löschen. Bei z.B. Instagram kann man als Follower sogar gesperrt werden und somit nicht mehr beobachten, ob noch weitere illegale Nutzungen folgen.
Bei seriösen Portalen kann man den Missbrauch anzeigen und in der Regel wird das illegale Material gelöscht, wenn auch oft nach erheblichem bürokratischen Aufwand.
Bei Variante 3 ist jede Maßnahme nutzlos.
Trotzdem, man sollte nicht aufgeben und wir werden auch weiter Bilder und Videos im Internet (ohne Werbung) veröffentlichen ...
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