Südtiroler Dolomiten
Drei-Zinnen-Lamatrekking ...
Vor längerer Zeit hatten wir die Idee, in den Dolomiten Südtirols ein Lamatrekking zu unternehmen. Diese Idee konnten wir nun in die Tat umsetzen: Zwei Erwachsene, drei Kinder und fünf Lamahengste machten sich auf den Weg, das Hochplateau der "Drei Zinnen" zu erwandern. Wir hatten uns vorher überlegt, was alles mitzunehmen war: Packsättel und -taschen, fünf Schlafsäcke, Rucksäcke mit warmer Kleidung, Ersatzwäsche und Toilettenartikel, Haken um die Lamas anzubinden, ein langes und einige kurze Seile und natürlich die Marende (Südtiroler Ausdruck für Zwischenmalzeit) und ausreichend Trinkwasser ...
Zum Einstieg in das dreitägige Unternehmen fahren wir nach Innichen, von wo aus der Wandersteig Nr. 105 auf das Drei-Zinnen-Plateau führt. Nachdem die Lamas bepackt sind, machen wir uns auf einen kurzen, etwa zweistündigen Weg zu unserem ersten Nachtlager, der Dreischuster-Hütte.
Uns, vor allem aber den Lamas, wird ein herzlicher Empfang bereitet: Natürlich wird die übliche Frage nach dem Spucken gestellt. Korrekt gehaltene Lamas spucken aber nur untereinander, beispielsweise zur Wahrung der Rangordnung.
Derart beruhigt, nutzen einige Wanderer die Möglichkeit, sich mit einem Lama fotografieren zu lassen. Die Lamas binden wir mit einer langen Leine an einem Weidezaun an, damit sie sich am kräftigen Gras satt essen können, während wir uns in der Hütte verpflegen. Wie in Berghütten üblich, ist früh Nachtruhe, dafür aber auch früh Tagwache. Die Nacht im Matratzenlager wird von den üblichen Geräuschen begleitet, trotzdem schlafen wir sehr gut ...
Nach einem kräftigem Frühstück beladen wir die vom Tau genässten Lamas wieder mit unseren Schlafsäcken und dem Proviant, bevor wir uns an den Aufstieg zum Drei-Zinnen-Plateau machen. Zunächst geht der Weg in einer leichten Steigung den Bach entlang, bis sich das Tal verengt und sich der Weg in Serpentinen den Berg hinauf schlängelt. Der 105er ist ein viel begangener Wandersteig und so begegnen uns auch einige Wanderer auf dem Weg hinauf. Einige der Kommentare sind sehr erheiternd: Mal führen wir Yaks, mal sind es Rentiere und sehr oft kommen unsere Lamas offensichtlich direkt aus Tibet ...
Beim Aufstieg beweisen die Lamas, dass sie sehr zuverlässige Tragtiere sind und bis zu 20 kg mit Leichtigkeit tragen können. Die Frage, ob wir denn nicht auf den Tieren reiten wollen, müssen wir verneinen, dazu sind Lamas einfach nicht geeignet.
Aber wir wollen den Lamas ja auch nicht alle Arbeit aufhalsen: Natürlich sind auch Marschpausen nötig, einerseits für die Tiere, damit sie wieder frische Energie aus dem Gras tanken können und andererseits auch für uns Menschen, um zu uns zu regenerieren. Da sind uns natürlich Südtiroler Spezialitäten wie Speck, Käse und Schüttelbrot sehr willkommen! Vom mitgebrachten Rotwein müssen wir uns auch etwas zu Gemüte führen, allein schon um die Traglast der Lamas zu verringern ...
Leider hat das einen etwas ungünstigen Effekt auf unsere Beine, sie werden ganz plötzlich deutlich schwerer. Trotzdem gilt es, den weiteren Anstieg wieder in Angriff zu nehmen: Wir wähnen uns schon kurz vor dem Ziel, als uns eine entgegenkommende Wanderin mitteilt, es seien nur noch ca. 15 Minuten bis zur Dreizinnen-Hütte. Runter geht's bekanntlich schneller als rauf und so werden aus der Viertelstunde eine Ganze, bis wir die Hütte erreichen.
Die Dreizinnen-Hütte liegt auf 2.450 m und ist mit ihrer Gaststube und den zahlreichen Zimmern während 3 Monaten das Zentrum für Bergsteiger und Wanderer aus aller Herren Ländern in diesem Gebiet. Unser Aufstieg dauert mit Pausen etwa 6 Stunden und alle sind froh, als wir unser Ziel erreichen. Auch hier sorgen die Lamas für einige Aufregung und sind ein beliebtes Fotomotiv bei den anwesenden Wanderern, Bergsteigern und den Gastleuten. Der Hüttenwirt wünscht sich schließlich ein Foto mit den Lamas in der Gaststube, was wir ihm gerne erfüllen ...
Am nächsten Morgen bietet sich uns ein wunderbarer Anblick auf die Drei Zinnen, der die Mühen beim Aufstieg vergessen macht. Die Lamas haben die Nacht unter freiem Himmel verbracht und sind offenbar wieder gut erholt. Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt haben, wollen wir uns wieder auf den Weg machen, brauchen aber einige Zeit, bis diejenigen, die noch keine Fotos gemacht haben, auch auf ihre Kosten gekommen sind.
Unser Weg führt uns heute zur Langen Alm mit den drei Seen und zum vorzüglichen Joghurt und dem Frischkäse, die von der Hüttenwirtin hergestellt werden. Wir haben eine ausgezeichnete Sicht auf die Drei Zinnen, wo wir mit dem Feldstecher zwei Bergsteiger beim Durchklettern der etwa 500 m hohen senkrechten Wand beobachten können ...
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Der Rückweg führt uns abermals an der Dreizinnen-Hütte vorbei, wobei wir uns zeitweise wie auf Alp d´Huez bei der Tour de France vorkommen: Beklatscht und bestaunt von Fans steigen wir zur Dreizinnen-Hütte hoch. Mittlerweile ist es 14 Uhr geworden und wir müssen uns etwas beeilen, um bis zum Abend zu unserem nächsten Ziel, dem Fischleintal, zu gelangen. Deshalb machen wir uns nach einer kurzen Stärkung wieder an den Abstieg. Nach einer gewissen Zeit spüren wir unsere Knie und Füße mehr als deutlich: Der Abstieg geht allmählich in die Gelenke.
Die Lamas, die auf Schwielen gehen, haben auch nicht allzu viel Freude am Schotter und den spitzigen Steinen, aus denen der Weg besteht. Um uns etwas zu erholen, müssen wir eine größere Pause einlegen, die Lamas absatteln, eine Marende einnehmen und unsere Füße hochlegen.
Die Lamas gehen erst durchs feuchte Gras und legen sich anschließend hin, um ebenfalls ihre Beine zu entlasten. Nach dieser ausgiebigen, erholsamen Rast machen wir uns wieder auf den Weg. Schließlich kommen wir nach etwa 4 Stunden Marschzeit an unserem Ziel, der Talschluss-Hütte im Fischleintal an. Alle sind ziemlich fertig und nach einsetzendem Regen froh, dass wir angekommen sind ...
Es war ein überaus gelungenes Lamatrekking und ein großartiges Erlebnis mit fantastischen Eindrücken aus den Dolomiten, besonders für die Stadtmenschen aus der Schweiz. Den Lamas wurde sehr viel abverlangt: Stundenlanges Gehen über Schotter und spitzige Steine, Überwinden von Hindernissen wie Brücken, hohen Absätzen (die nur springend zu überwinden waren), vom Gepäck, das sie für uns trugen, mal ganz abgesehen ...
Die Tiere waren das Trekking bereits gewohnt, weil sie jeden Mittwoch eine etwa 3-stündige Tour unternehmen. Trotzdem war es erstaunlich, wie gut die Tiere mitmachten und keines seine Arbeit verweigerte. Überrascht waren wir auch von der Tatsache, dass die Tiere kaum tranken, obwohl sie genug Gelegenheit dazu hatten. Da zeigte sich die nahe Verwandtschaft zu den Kamelen, die den Großteil der benötigten Flüssigkeit aus dem Grünfutter nehmen.
Auch für uns Menschen war die Tour anspruchsvoll und verlangte einiges an Durchhaltevermögen. Die Kinder machten dies ohne zu Murren mit und genossen das Lamatrekking, obwohl sie auch Lamas zuhause haben. Es war für uns Lamakenner eine tolle 3-Tages-Tour und wir empfehlen sie auch für Lamaneulinge oder gänzlich Unerfahrene wärmstens weiter ...
Die Teilnehmer:
Walter Mair (42 J.) |
Florian Mair (9 J.) |
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Markus Purtschert (44 J.) |
Joel Purtschert (12 J.) |
Cedric Purtschert (10 J.) |
© Text/Bilder 2007 Walter Mair
Nachtrag: Und es wird wiederholt!
Wie uns Walter Mair auf Nachfrage mitteilte, werden sie derartige Touren im Jahr 2008 wiederholen: Auf Voranmeldung sollen weitere 2-3 solcher Dreitagestouren organisiert werden. Weitere Infos dazu unter www.kaserhof.it!