Von Kommunikation und Schreiben "on Tour" ...


Wer etwas im Explorer Magazin veröffentlicht, hat mit Sicherheit eines getan: Er/Sie hat sich hingesetzt und geschrieben. So weit, so normal. Aber wie man seine Gedanken nun festhält, da gibt es schon einige verschiedene Möglichkeiten. Da es sich hier um meine Gedanken handelt, möchte ich einmal kurz beschreiben, wie das bei mir abläuft. Und meine Lösungen lassen sich ja auch auf andere Möglichkeiten und Geräte übertragen ...

Seit vielen Jahren schon schreibe ich ein Reisetagebuch. Das ist eine praktische Sache, man kann hinterher leichter Bilder zuordnen, man kann Tipps und tolle Stellplätze vermerken und es macht letztendlich auch Spaß, von Zeit zu Zeit mal in den Berichten zu schmökern.

Vor drei Jahren ergab es sich, dass meine Frau aufgrund ihrer selbständigen Tätigkeit dringend die Möglichkeit brauchte, im anstehenden Urlaub in Schweden Emails zu empfangen und auch zu senden. Die erste Reaktion war natürlich, nach einem Laptop zu schauen. Aber da wir mit Computern schon gut bestückt waren, schien mir ein weiterer Computer, auch wenn es nun ein mobiler sein sollte, zu teuer. Schließlich ging es ja nur um Emails. 

Ich interessierte mich in der Folge für die verschiedenen PDA-Modelle (Personal Digital Assistant), die ja bei verlockend kleiner Größe auch über diese Funktion verfügten. Am Markt waren zu dieser Zeit die Geräte von Palm am stärksten vertreten. Aber wer einmal versucht hat, mit der Kritzelstift Technik längere Texte zu schreiben - naja, das war nicht das, was ich gesucht hatte!

Es gab auch ein paar Modelle mit Tastatur, fast unbedienbar klein, eher handyähnlich bei Siemens oder sündhaft teuer und mit einem Betriebssystem ausgestattet, das ich schon auf meinem Computer nicht sonderlich liebte, z.B. von HP. Und es gab verschiedene Modelle der Firma Psion. Das zu jener Zeit neueste und kleinste Gerät, ein "Revo" bzw. "Revo+", war nur 15,5 x 8 x 1 cm groß und wog lediglich 215 Gramm. Es bot aufgeklappt eine fast ausgewachsene Tastatur, nicht in der Größe, aber in der Bedienbarkeit, und einen ausreichen großen Bildschirm. Außerdem laufen diese Geräte mit dem Betriebssystem EPOC. Die Bedienung erfolgt in Kombination von Tastatur und Touchscreen mit einem Stift. So gut wie absturzsicher und schneller als z.B. Win CE. Gerät einschalten und alles ist sofort da. Hängt doch mal was, einfach ein Reset und alles ist wieder OK. Ich hatte mich direkt in den Kleinen verguckt.

Der Revo, klein und leicht ... :-))

Mit etwas Glück konnte ich statt für gut 900,- DM Neupreis ein fast neues Gerät für 450,- DM ergattern. Die ersten Tests verliefen gut, das Gerät verfügt über ein fest installiertes Email-Programm, das genau wie am heimischen Computer bedient wird. Auch SMS lassen sich verschicken. Und das allerbeste, zu den fest installierten Programmen gehört auch EPOC- Word, ein Schreibprogramm, das problemlos mit dem auf meinem Computer laufenden Programm "WinWord" zusammen arbeitet. 

Stoßsichere, staub- und fast wasserdichte Hülle ... Alles was ich auf dem Kleinen schreibe, kann ich einfach ins "Große" Schreibprogramm übertragen und weiter bearbeiten. Die Geräte verbindet man entweder über die zugehörige serielle Docking-Station oder über eine Infrarot-Schnittstelle.

Es war mir sofort klar, das war mein neues "Tagebuch"! Der erste mobile Einsatz auf einer Kanutour erfolgte im Oktober 2001 während meiner Tour Auf dem schwarzen Fluss. Diesen Bericht schrieb ich zu 90% schon abends am Lagerfeuer, ich brauchte ihn hinterher nur etwas zu überarbeiten und schon war alles fertig. Da alles im Computer geschrieben war - ein PDA ist ja fast nichts anderes - ließen sich Änderungen und Korrekturen viel leichter bewerkstelligen als früher auf dem Papier. Und es musste hinterher nicht extra alles abgetippt werden, um es z.B. ans Explorer Magazin zu schicken.

Nun ist so ein Gerät ja nicht dafür gemacht, um in einem Gepäckberg im Kanu zu stecken. Und Wasser ist auch nicht gerade das Element der Wahl für solche Teile. Für das Mobiltelefon gilt das bis auf wenige spezielle Modelle ja auch.

Es gibt Zubehör, um diese Geräte stoß- und wasserdicht zu verpacken, aber diese Teile sind doch oft sündhaft teuer. Sehr viel billiger und mit fast der gleichen Schutzfunktion geht es auch so: Normale "Butterbrotdosen" mit Schaumstoff auslegen und fertig ist eine absolut stoß- und fallsichere und zumindest spritzwassergeschützte Transportverpackung. Kostet knapp 2 Euro pro Stück!

Ist Wildwasser wie Auf dem Nittälven oder Dauerregen angesagt, ziehe ich Telefon und PDA in meinen absolut wasserdichten und schwimmfähigen Fotokoffer um: Dann wird es da zwar sehr eng, aber das ist ja nicht von Dauer.

Auch das Telefon wird so geschützt ... Absolut wasserdicht und schwimmfähig: Der Fotokoffer ...

Ich mache mich zwar nicht zum Sklaven der mobilen Kommunikation, aber es ist schon eine feine Sache, auch aus dem Busch seine Mails zu empfangen und zu senden. Dass ein Mobiltelefon ja auch einen guten Sicherheitsaspekt bietet, brauche ich ja nicht mehr groß zu erwähnen.

Es kann geschrieben und gemailt werden: Das Licht ist weißer als auf dem Foto ...Aber dennoch, selbst in Skandinavien, das ja als weitgehend telefonistisch erschlossen gilt, gibt es noch große Funklöcher. Während meiner Nittälventour hatte ich die beiden ersten Tage kein Netz. Und ich war unterwegs in Mittelschweden, nicht irgendwo in den Weiten von Lappland ...

Da ich die Kombination von Mobiltelefon und PDA auch in meinem Haus in Schweden nutze, habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, wie man diese Kombination ergonomisch anordnen und nutzen kann. 

Ein Festnetzanschluss ist mir zu unsicher und auch zu teuer, schließlich steht das Haus ja häufig längere Zeit leer. Da die Verbindung zwischen Telefon und PDA mittels Infrarot-Schnittstelle funktioniert, muss man die beiden Geräte so gegeneinander legen, dass die beiden IR Ports "Sichtkontakt" haben. Je nach Telefonmodell steht das Telefon dabei auch schon mal auf dem Kopf. Keine gute Vorraussetzung für eine vernünftige Bedienung!

Ich baute mir deshalb eine Halterung, in die ich sowohl den PDA als auch das Telefon sicher und fest einlegen konnte. Der PDA rastet auf einer zu diesem Zweck zweckentfremdeten Dockingstation ein und das Telefon haftet auf einer Magnethalterung. Die IR-Ports sind durch einen Glasfaserlichtleiter verbunden und so konnte ich das Telefon so anordnen, dass es vernünftig bedienbar ist.

Einmal dabei, konstruierte ich gleich eine ansteckbare Beleuchtung mittels Hochleistungs-LED und kann so auch im Dunkeln bzw. eben auch bei schlechtem Licht, wie z.B. am Lagerfeuer, schreiben und Emails versenden bzw. empfangen. 

Die Halterung garantiert eine sichere und positionstreue Verbindung, die die IR-Ports nun mal brauchen. Außerdem baute ich gleich eine Batteriehalterung mit ein. Mit den eingelegten 4 Mignon Batterien kann ich die eingebauten Akkus des PDA bis zu zweimal wieder aufladen. 

Somit habe ich etwa einen Zeitrahmen von gut drei Wochen, in dem der PDA nutzbar ist. Natürlich kann man noch mehr Batterien als Reserve mitnehmen.

Eine ähnliche Vorrichtung nutze ich auch, um das Mobiltelefon in Situationen funktionsfähig zu halten, in denen keine Steckdose zum Aufladen greifbar ist. Aber auch mit diesem kleinen Teil lässt sich der PDA einmal wieder aufladen. Ich musste nur die passende Steckerverbindung herstellen.

Transportverpackung für die Kommunikations-Station ... Das Notfall-Ladegerät für Telefon und PDA ...

Bei Kanutouren hat man ja etwas mehr Platz als bei einer Rucksacktour, und somit nehme ich meine "Kommunikationsstation" natürlich immer mit und kann so komfortabel mein Tagebuch führen, Berichte gleich vor Ort schreiben und natürlich auch meine Mails verwalten. Selbst der Internetzugang, sowohl WAP als auch das normale Internet, ist mit dem Gerät möglich, aber bei den hohen Onlinekosten nicht unbedingt ratsam. Aber es ist eben machbar.

Das alles ist natürlich mit einem Laptop sogar komfortabler zu haben, aber eben nicht billiger. Und ich würde schon wegen der Größe und des Wertes keinen Laptop mit ins Boot nehmen.

Außerdem ist ein PDA durch die fehlende Mechanik wie Festplatte und Laufwerke wesentlich unempfindlicher gegen Dreck und Staub.

Auch die Stromversorgung ist bei einer längeren Tour schwieriger. Bei einer Tour mit Auto oder Wohnmobil sieht das natürlich anders aus, und dass das gut funktioniert, hat Karsten mit der online-Reiseberichterstattung bei seiner Tour Skandinavien 2003 ja gerade erst bewiesen. Aber auch im Rucksack hat der Laptop keine Chance, doch auch dort findet sich für Telefon und einen kleinen PDA sicher noch ein Fach ...

Leider wurde die Produktion der Psion PDA’s inzwischen eingestellt. Aber die Langlebigkeit dieser kleinen genialen Geräte lässt mich hoffen, dass ich noch lange damit arbeiten kann.

Leider gibt es bislang keinen vernünftigen Nachfolger, was Funktionalität und vor allem Tastatur betrifft. Es wird mehr Wert auf Farbe, Spieletauglichkeit und allerlei anderes technisches Trallala gelegt - Dinge, auf die ich bei meinen Touren gerne verzichte ...


© 2003 Bernd van Ooy (Lodjur)