Part 1 - The long Way down ...
Ohne Probleme und mittels permanenter Gespräche über Bordfunk fuhren wir die Strecke Chemnitz - Hof - Nürnberg - Lindau (Tanken + McDonalds Stopp) - Lugano (Schweiz) - Mailand - Scrivia. Dort wollten wir am nächsten Morgen im Einkaufsparadies shoppen und den Decathlonstore besuchen. Leider fanden wir kein Hotel und irrten zwei Stunden in der Nacht herum. Der Garmin Hotelfinder projizierte dafür Herbergen auf Landstraßen und Felder - schönen Dank!
Wir nächtigten schließlich in einem kleinen und sehr feinen Motel, bei dem die FSK18 Filme grundsätzlich gratis waren. Leider waren wir viel zu fertig, um das Angebot auszuprobieren und fielen direkt in den Schlaf, irgendwann nachts gegen 2:00 Uhr ...
Frisch gestärkt ging es ab zum Decathlon, jenem mystischen Paradies für Abenteurer. Wir warteten ewig bis geöffnet wurde, schlenderten zwischen den Regalen umher, suchten vergeblich ein Moskitoschutznetz und zogen leicht frustriert von dannen: Zu teuer, nix Interessantes - es sei denn, man wollte z.B. Angeln.
Danach waren wir im Supermarkt, eigentlich Hypermarkt. Die Frischeabteilung hat die Größe eines kleinen bayrischen Dorfes und jedem Gourmet geht der Sack in Fransen auf: Wir füllten zwei komplette Einkaufswagen mit leckerer Ware und deponierten sie reisebereit in den Fahrzeugen. Käse, Salami, Brot, Joghurt, Getränke, Frischfleisch - Dosenfutter kommt uns nicht auf den Tisch. Wir würden in Marokko schlemmen wie der Starkoch Anthony Bourdain in Sizilien ...
Ebenfalls gestärkt und begleitet von bestem Wetter drückten wir schließlich die Pedale in den Boden und visierten Genua an. Wir waren gestern knapp 1000 km gefahren und heute lag nicht mehr so viel Strecke vor uns. Unser Weg führte uns auf die A12, die kurz vor Genua Richtung Südost abgeht und weiter nach Livorno führt. Beeindruckend wie die Italiener Autobahnen durch Berge bauen: Hunderte von Tunneln, gefolgt von Brücken über tiefe Täler. Wir betrachteten zu unserer Rechten immer wieder das Mittelmeer, das silber schimmernd lockte. Und irgendwann erlagen wir seinem Ruf und verließen die Autobahn auf Höhe Deiva Marina, nichtsahnend, was uns erwarten würde (Anm. der Red.: Zu den Erlebnissen des Explorer Teams ebenfalls in Deiva Marina siehe übrigens die Eurotour Italien 2008! ).
Wir fuhren durch ein kleines idyllisches Städtchen an der Küste und standen kurz danach vor einer Ampel an einem Tunneleingang: Die Ampel Rot, daneben ein Schildchen, wann sie wieder grün werden würde. Was wir zu der Zeit nicht wussten, wir hatten die Tunnelstraße "galleria de baribieri" entdeckt, ein kilometerlanges einspuriges Tunnelsystem direkt an der Küste. Wir fuhren durch - ein Wahnsinn, so als würde man mit dem Auto im eigenen Keller fahren. Eng, dunkel, geil ...
Danach lustwandelten wir etwas am Strand und bemitleideten die Urlauber, die dort sonnenbadeten - direkt neben einer Schiffswerft, von der fiese Maschinengeräusche kamen. Aber wir waren frei, sprangen in unsere stählernen Rösser, fuhren eine Anschlussstelle zurück auf die Autostrada und gaben erneut die Sporen gen Livorno. But not for long ...
Wer kennt sie nicht, die Pisastudie? Nun, wir wussten vorher zumindest nicht, wo Pisa lag und es lag direkt auf unserer Route. Grafe verspürte den Wunsch, den so viele verspüren: Einmal den schiefen Turm sehen und sterben. Da es bei ihm aber weniger stark ausgeprägt war, wollte er auf den zweiten Teil verzichten. Gesagt, getan. Abfahrt Pisa raus, rein in die Stadt und direkt hin zum schiefen Turm unter Missachtung aller "Jetzt ist wirklich Schluss für Autos"-Schilder. Wir waren so nahe dran, wir konnten den Staub aus dem Turm förmlich auf unsere Schulter rieseln hören, aber es gab ums Verrecken keine Parkplätze und eine heiße italienische Blondine verscheuchte uns energisch von einem als gut befundenen Kurzparkplatz vor einem kleinen Hotel.
Anyway, zurück zur Autobahn. Doch wenige Meter vor der Mautstelle machte es "knarz knuff knirsch" und über Funk kam ein "Halt mal schnell an": Grafes Motor hatte entschieden, seine Spannrolle nicht mehr zu wollen. Das Lager ging fest, der Kunststoff schmolz, das ganze Ding war komplett im Ar.... Grafe hatte Ersatz mit, leider jedoch nur zwei Umlenkrollen ohne Rillen. Aber ein Rippenriemen kann auch mal auf glatter Oberfläche laufen: So bauten wir mit der Flex einen Adapter, der dann doch überflüssig war und fuhren weiten gen Livorno. Dort war um 18 Uhr ein Treffen mit den Forenmitgliedern Dr. Koordinate und Albine geplant. Die shoppten aber noch, so dass wir das Treffen verschoben und schon mal selber versuchten, den Check In zu finden. Mit einem der Top Navigatoren Europas (mit mir), würde das ein Kinderspiel werden. Wurde es nicht!
Wir erkundeten den gesamten Hafen, fuhren von A nach B über C und D. Unterbrochen wurde diese Kilometerscharade durch die Info, dass wir uns nun in einer kleinen Pizzeria in Livorno Stadt treffen würden. Es folgte das Übliche: F&G veranstalten mit zwei Fahrzeugen das Verkehrschaos des Jahrhunderts. Aber da wir in Italien waren, störte sich niemand daran. Wir trafen uns, aßen, schwatzten, lästerten über Forenmitglied "Baloo" Bärchen und fuhren dann gemeinsam zum Hafen. Wolfgang würde schon wissen, wo wir hin müssen. Denkste!
Ich kürze das mal ab: Irgendwann kamen wir irgendwo nahe des Schiffs an. Dort wurden wir von einem Security Car wieder weg geführt, um auf der anderen Hafenseite einzuchecken und dann nach ewigem Warten wieder in Gruppen zum Schiff gebracht zu werden. Diese Prozedur muss sich uns bisher nicht erklären und ich möchte mal wissen, wie viele Reisende daran schon verzweifelt sind. Denn wir trafen in Livorno junge Deutsche, die auch das Schiff suchten und sich unbedingt bei uns ran hängen wollten - eine Ampel trennte uns schließlich und wir sahen sie nicht wieder ...
Aber nach all dem - es war inzwischen dunkel geworden - nahmen wir unser neues Domizil in Besitz: Die luxuriöse Innenkabine auf der Ikarus Palace, einem Schiff der Minoan Lines, einer griechischen Reederei, die für Grimaldi fährt. Geschafft: Wir waren auf dem Schiff und bald auf dem Weg nach Afrika ..!
© 2011 Andreas Pflug
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