US Navy "History"
NC-4: Der erste Transatlantikflug
Leutnant Elmer F. Stone, United States Coast Guard
Zu den historischen Fakten
Im Mai 1919 fand der erste Transatlantikflug statt, durchgeführt
von einem "Flugboot" der US Navy. Es handelte sich dabei um
keinen Nonstop-Flug, ein erster derartiger Flug fand ungefähr einen
Monat später statt mit den zwei Briten
John
Alcock und Arthur Whitten Brown. Es war auch kein Alleinflug,
für den brauchte es acht weitere Jahre, bis
Charles
Lindbergh dieses weltberühmte Bravourstück absolvierte.
Die NC-4 hatte eine sechsköpfige Besatzung. Fünf dieser Abenteurer waren Angehörige der US Navy. Bei dem sechsten Mann handelte es sich um Elmer Stone, den Piloten des Flugzeugs und den einzigen Vertreter der US Coast Guard, der sich an diesem historischen Flug beteiligte.
Heutzutage erinnert nur noch wenig an ihre damalige Leistung, die durch Lindberghs dramatischere Überquerung einige Jahre später in den Schatten gestellt wurde. Noch weniger erinnert man sich an Elmer Stone, einen Luftfahrtpionier, der später noch viele andere Leistungen vollbrachte. Hier nun folgt seine Geschichte ...
Die frühen Jahre
Elmer 'Archie' Fowler Stone wurde im Jahr 1887 auf einer Farm in
Livonia, New York, geboren, südlich von Rochester. Als er 8 Jahre
alt war, zog seine Familie nach Norfolk, Virginia. Stone besuchte
dort die High School und nach seinem Abschluss wurde er bei
einer Lokalzeitung als Drucker beschäftigt. Im Alter von 23 Jahren
wurde er 1919 Kadett beim "Zollkutterdienst", dem Vorläufer der US
Coast Guard (USCG), und absolvierte seine Eintrittsprüfung mit der höchsten
Punktzahl seines Jahrgangs. Ein erheblicher Teil seiner Ausbildung
erfolgte bei Fahrten auf Segelschiffen der Behörde, das Bild links zeigt den jungen Mann an Bord.
Zu dieser Zeit bestand bereits die Küstenwache USCG, die in Friedenszeiten zum Finanzministeriums gehörte und während des Kriegs Teil der US Navy war.
Anfang 1915, während seiner zweiten Dienstzeit auf der ONONDAGA (Bild rechts), beteiligte sich Stone an der Rettung von 7 Seeleuten aus einem Schiffswrack vor der Küste von Virginia. Er kommandierte dabei ein Rettungsboot und wurde später für seemännische Haltung und Tapferkeit ausgezeichnet. In seinem Belobigungsschreiben fand sich die schon irgendwie prophetische Feststellung "... dieses Ereignis kennzeichnet ihn als ein Mann des Einfallsreichtums, der Hindernisse überwindet."
Einstieg in die Luftfahrt
Einige Zeit später im Jahr 1915, als sein Schiff in Hampton Roads vor Anker lag, beobachtete Stone den Flugbetrieb der Flugschule Curtiss, die ein Jahr zuvor gegründet worden war und sich in der Nachbarschaft des Hafens und Fähranlegers von Newport News, Virginia, befand.
Fasziniert von dem, was er dort sah, arrangierte er schon bald und vermutlich inoffiziell einen kurzen Mitflug in einem "Model F" Flugboot von Curtiss. Das Bild links zeigt eine dieser fragilen Flugmaschinen vor dem Hangar der Curtiss Flugschule.Stone´s aufregende Erfahrung - Start und Landung auf dem Wasser und der Blick auf Hampton Roads aus einer ansonsten unerreichbaren Höhe - war für ihn persönlich ein Wendepunkt und auch für die Küstenwache. Stone konnte sich vorstellen, dass eine Luftfahrtabteilung der USCG sowohl den Such- und Rettungsdienst als auch ihre exekutiven Aufgaben revolutionieren würde.
Gemeinsam mit einem Klassen- und Schiffskameraden entwarf Stone daraufhin einen Vorschlag für den Aufbau einer Luftrettungseinheit bei der USCG. Gemeinsam überzeugten sie den verantwortlichen US Navy Ausbildungsoffizier an der Curtiss Flugschule, ihnen einen Piloten und ein Flugboot für Demonstrationszwecke auszuleihen. Nachdem er sich aus erster Hand davon überzeugen konnte, was mit luftunterstützter Suche zu bewirken war, nahm der Kapitän der ONONDAGA ihren Vorschlag begeistert auf und leitete ihn an die Führung der USCG weiter.
Flugausbildung
Am 21. März 1916 wurde Stone und ein anderer Offizier der Küstenwache zur Flugausbildung abgeordnet an den US Navy Fliegerhorst in Pensacola, Florida. Etwas mehr als einen Monat später hatten sie ihre Flugausbildung abgeschlossen. Im April 1916 wurde Stone offiziell zum US Marineflieger Nr. 38 ernannt.Erster Weltkrieg
Kurz zuvor im selben Monat traten die Vereinigten Staaten formal dem Ersten Weltkrieg bei. Wie erwartet wechselte die Leitung der Küstenwache über zur US Navy und das Personal beider Bereiche wurde entsprechend den militärischen Aufgaben gemeinsam eingesetzt.
Im Juli 1917 wurde Stone der Flugbereitschaft des Panzerkreuzers USS HUNTINGTON (ACR-5) zugeteilt. Gebaut bei der Werft Newport News Shipbuilding (NNS) fuhr das Schiff ursprünglich unter dem Namen WEST VIRGINIA. Es wurde umbenannt, um diesen Namen an ein neues Kriegsschiff vergeben zu können, das ebenfalls bei NNS gebaut worden war.
Wenige Monate bevor Stone zur HUNTINGTON kam, war das Schiff u.a. mit einem Katapult und der erforderlichen Ausstattung versehen worden, um dort vier Wasserflugzeuge betreiben zu können. Weitere Ausrüstung wurde installiert, um auf See den Betrieb eines Beobachtungsballons zu ermöglichen, wie im Bild links zu sehen ist.Als Erster Flugzeugführer des Kreuzers unternahm Stone auch eine Reihe von Beobachtungen mit diesem Ballon, während das Schiff sechs Truppentransporter im Sommer 1917 auf dem Weg nach Europa begleitete.
Derartige Flugbetriebsaktivitäten wurden seitens der US Navy letztlich nicht als erfolgreich eingestuft. Im Oktober 1917 wurden daraufhin die für den Flugbetrieb vorhandenen Einrichtungen der HUNTINGTON wieder entfernt und Stone nun der Marinefliegerbasis Rockaway Beach in New York zugeteilt, die sich dort befand, wo heute der JFK International Airport liegt.
Im Juni 1918 wechselte er schließlich zur Konstruktions- und Instandsetzungseinheit der Navy. Seine Aufgabe in dieser Organisation war die Durchführung von Untersuchungen und Tests von Wasserflugzeugen. Stone erwies sich dort schnell als versierter Ingenieur und Testpilot. Im Juli 1918 hatte er den Rang eines Oberleutnants der Küstenwache ...
© 2018 Bill Lee, Deutsche Übersetzung: Explorer Magazin