Kochtöpfe auf Tour:Wenn die Töpfe lautstark knallen ... |
Camping und Kochtöpfe, das scheint ein ganz schwieriges Thema zu sein ...
Wer auf Tour halbwegs ordentlich kochen will und sich nicht nur auf Tütensuppen, Fertigspaghetti und Ähnliches beschränkt, wird bei der Auswahl seines Kochgeschirrs echt gefordert. Dabei ist die Liste der Anforderungen an die Kochtöpfe und Pfannen doch recht kurz:
- Leicht sollen sie sein,
- sicher zu handhaben,
- Platz sparend zu verstauen,
- robust und
- leicht zu reinigen.
Wir haben in vielen Jahren Campingkocherei mit allerlei Pötten gekämpft und die perfekte Lösung leider auch noch nicht gefunden.
Da gibt es zunächst die ganze Palette der Alukochsets. Sie sind schön ineinander zu stapeln und wiegen wenig, da sie dünn sind. Speisen, die Säure enthalten, sollte man besser nicht darin kochen, da die Säure das Aluminium anlöst und an die Speisen abgibt. Die Griffsysteme (häufig Zangengriffe) erfordern etwas Übung, will man sich beim Ausschütten nicht am Topfinhalt verbrennen. Die Wärmeleitung ist zwar perfekt, aber die gleichmäßige Wärmeverteilung und Wärmespeicherung aufgrund der dünnen Böden so schlecht, dass der Topfinhalt schnell anbrennt. Das Reinigen erfordert Muskelkraft, auch wenn man sich mit einem Päckchen Backpulver die Arbeit etwas erleichtern kann. Für den Rucksackwanderer sind die Töpfe ok, aber ansonsten ist bei uns die blanke Alukocherei ad acta gelegt ...
Als nächste Generation wurden Alutöpfe mit Teflon beschichtet eingesetzt. Diese Töpfe leiten die Wärme sehr gut und da sie auch nicht so extrem dünnwandig sind, ist die Wärmeverteilung und -speicherung akzeptabel. Sie haben sich mit ihren abgedrehten Böden nicht verzogen. Man kann Brötchen im Topf aufbacken und sogar in der Pfanne einen Tortenbisquit herstellen.
Aber auch hier erfordern die abnehmbaren Griffe Vorsicht beim Umgang. Viele Jahre haben wir damit gekocht, aber leider ist das Teflon so lausig aufgebracht, dass schon nach kurzer Zeit selbst Kunststofflöffel die Teflonschicht leicht verletzen. Da ist nicht auszuschließen, dass auch das eine oder andere Stückchen Teflon den Verdauungstrakt passiert hat ...
Nachdem diese Töpfe nun regelrecht aufgekocht waren, sollte etwas Besseres her!
Zwischenzeitlich haben wir ja den Dutch-Oven ausprobiert, einen genialen Topf, aber leider für den Campingalltag doch zu schwer.
Also wurde ein Edelstahlset mit beschichteter Pfanne von Snow Peak beschafft: Es nennt sich vielversprechend Field Cooker Pro Serie, sieht schön aus und der Drahtkorb ist für das Nudelkochen wirklich praktisch.
Aber ... die Anleitung in Englisch enthält so viele Warnungen vor dem Pfannengriff, dass man misstrauisch wird. Und das Misstrauen ist berechtigt: Selbst wenn man mit aller Kraft den Griff festschraubt, löst er sich bereits bei den kleinsten Schüttelbewegungen. Das führt dazu, dass der heiße Pfanneninhalt sich dahin ergießt, wo man ihn garantiert nicht haben will. Die Anmerkung: Handle may loosen while cooking ist ernst zu nehmen!
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Die Anweisung zur Entfernung der Schutzschicht der Pfanne sollte man besser nicht befolgen: Die Erhitzung der leeren Pfanne führt dazu, dass Schutzschicht samt Beschichtung innerhalb weniger Sekunden verbrennt. Auf der Unterseite der Pfanne platzt die Beschichtung ab. Zusätzlich verwandelt sich die Pfanne in einen Wok.
Das einzig Erfreuliche dabei war schließlich der Reklamationsservice von Globetrotter, die die Töpfe problemlos zurück nahmen.
Der nächste Versuch: Ein Edelstahlset von Tatonka. Wir haben bereits seit einiger Zeit den Wasserkessel "Teapot" im Einsatz und sind damit überaus zufrieden, da er sich auch hervorragend für das Kochen von Pellkartoffeln eignet.
Wir kaufen die Töpfe Typ "Kettle" einzeln, da die Sets Bedürfnisse von zwei Personen nicht wirklich abdecken. Wir wählen zwei Töpfe, deren Deckel als Pfannen genutzt werden können: Das erscheint praktisch.
Leider sind die Töpfe wieder sehr dünnwandig - wohl wegen des Gewichts. Aber das geringe Gewicht macht die Nachteile nicht wett: Die Töpfe vertragen nämlich kaum Hitze. Selbst bei kleinster Hitze knallen die Töpfe ohrenbetäubend, wenn sie ihre Form verändern.
Eine unserer Pfannen entstammt wohl einem schlechten Horrorfilm, da sie sich beim ersten Erwärmen mit lautem Knallen derart verzieht, als ob man mit einer Axt drauf eingedroschen hätte. Der Knick wird ihr immer erhalten bleiben. Die andere Pfanne bildet regelmäßig einen "Rundboden" aus, sie will lieber als Wok arbeiten ...
Aufgrund des dünnen Materials wird die Wärme zwar gut geleitet, aber sie verteilt sich ungleichmäßig und wird kaum gespeichert. Auch auf kleinster Flamme verwandeln sich Fladenbrote in Minuten in Holzkohlenbriketts mit Gaskochermuster, wenn man sie nicht ständig wendet. Brötchen im Topf aufbacken oder gar einen Tortenbisquit in der Pfanne backen zu lassen, kann man schlicht vergessen. Die Alternative ist: Roh oder Kohle ...
Fett brennt so unglaublich schnell sein, dass sich auf Tour die silbrigen Töpfe und Pfannen in braune Gebilde verwandeln. Nach der Tour können nur spezielle Reiniger die Töpfe wieder halbwegs in ihren Urzustand zurückverwandeln.
Selbst Tatonka scheint das Problem erkannt zu haben, denn in der Pressemitteilung "Outdoor-Feinschmecker und der edle Stahl" vom 04.07.2005 kann man beim Rezept "Buntes Rührei" folgendes lesen:
"... Das Öl erhitzen und zunächst den Curry hineingeben - das Gewürz rösten, ohne es zu verbrennen, darin liegt die Kunst. ..."
Einzig die Griffe für die Pfannen überzeugen: Sie sind einfach zu montieren und halten bombenfest. Für die Henkeltopfgriffe gilt dies nicht: Man kann sie zwar während des Kochens senkrecht stellen - dann werden sie nicht heiß - aber es braucht einiges Geschick, wenn man z.B. Nudeln abgießen will, ohne dass der Henkel dabei umklappt, die ganze Brühe dann daneben läuft und man sich obendrein noch verbrennt.
Nach dreiwöchigem Dauereinsatz bekommen die Töpfe den Beinamen: Set "de Frust".
Also werden wir weiter suchen müssen und auch weiter berichten. Billig ist so eine Suche nicht: Es scheint, als ob für den Campingbedarf viele Töpfe in schlechter Qualität zu überhöhten Preisen verkauft werden. Man spart am Material. Nicht alle Campingköche sind Rucksackwanderer, so dass es auf 100 g mehr oder weniger eigentlich nicht ankommt. Sicherheit ist ebenfalls ein grob vernachlässigtes Thema.
Also liebe Topfhersteller, produziert doch einmal Töpfe und Pfannen,
- die nicht ganz so dünn sind,
- bei denen das Teflon ordentlich beschichtet ist,
- bei denen ihr auf sinnlose Lackbeschichtungen verzichtet,
- die einen Topfboden haben, der den Namen verdient,
- bei denen die Griffe so fixiert werden können, dass man nicht ständig riskiert, ein Verbrennungsopfer zu werden.
Wir Campingköche warten darauf ...
... oder müssen wir etwa doch noch unseren Dutch-Oven auf Campingtour mitnehmen ..?
© 2005 Text/Bilder Sixta Zerlauth
1. Nachtrag, Dezember ´05: Erfahrungen ...
Zum obigen Beitrag erhielten wir eine Mail von Jens G., der uns unter dem Titel "Wenn die Töpfe hoffentlich nicht mehr laut knallen" von seinen Erfahrungen mit diesem Thema schrieb:
Hallo sehr geehrtes Explorer Magazin Team.
Ich gehöre zu den stillen Mitlesern eurer Seite, gehöre zwar zur Rucksackfraktion, aber was soll´s. Es macht Spaß hier herumzustöbern und ich entdecke immer wieder Neues und ich kann von besseren Zeiten träumen, um auch mal 4x4 unterwegs zu sein ...
Ich las den Bericht "Wenn die Töpfe lautstark knallen" und kann vielleicht einen Tipp geben. Nach einigen schlechten Topf- und Beschichtungserfahrungen bin ich bei "Tefal" gelandet. Es gibt eine Rucksackserie (die ich besitze ) und eine Version für kleine Haushalte und Camping mit abnehmbaren Griffen. Die Campingserie namens "Eureka" (gibt´s nicht mehr, ist aber im neuen Design wieder auf dem Markt ) quäle ich schon seit ca. 2 Jahren mit einem 3000 Watt Benzinkocher, so durchschnittlich 3-4 mal die Woche. Ich arbeite viel draußen und koche halt lieber in meiner Pause, als nur Brot zu kauen.
Die Töpfe und Pfannen der Tefal Eureka-Serie (ob sie heute noch so heißt, weiß ich nicht) sind wesentlich dicker als die Rucksackversion, sie sind außen dünn emalliert. Meine Pfanne, die ich am meisten benutze, hat mittlerweile kleine Abplatzer an den Stellen, wo sie immer auf dem Kocher steht. Bei dem Benutzungsverhältnis 90% Pfanne, 10% Topf ist das zu verschmerzen, wobei es die Funktion nicht beeinträchtigt. Die Pfanne hat eine leichte Verfärbung in der Mitte, wo ich es mal übertrieben habe, und 2 Streichholzkopfgroße Stellen in der Beschichtung, die nicht mehr neu aussehen, ansonsten ist alles tiptop. Die Griffe halten gut und sind dann am Topf dran, keine Zange.
Ich glaube bei der Benutzung kann ich die Serie empfehlen, auch wenn sie nicht ganz billig ist - aber wenn man mal den Schrott zusammenrechnet, den man gekauft hat ...
Die Rucksackversion habe ich erst 3 Monate und habe sie mir dann doch zugelegt, da ich mit Eureka so zufrieden bin, nachdem ich die Schnauze voll von Alu, Billigbeschichtung und selbst Markenware mit Beschichtung von Trangia hatte.
Mit freundlichen Grüßen
Jens G.
Hallo Jens,
vielen Dank für deine Infos.
Wir haben ebenfalls mit Tefal geliebäugelt, aber leider entsprach kein lieferbares Set unseren Anforderungen.
Wir haben nun auch wieder Töpfe mit Beschichtung beschafft von Camping Gaz, Serie Mondavio, da das Set einen recht robusten Eindruck macht.
Für den Rucksack ist das Set sicher zu groß. Pfanne und großer Topf haben fixe Griffe, nur die kleinen Pötte haben einen Einhakgriff. Damit können wir leben.
Wir werden von unseren Erfahrungen damit sicherlich früher oder später berichten ...
2. Nachtrag, Oktober ´14: Weiterentwicklung
Wir erhielten eine Mail vom Leser Sigi Heider zu Weiterentwicklungen in der "Topf-Story":
Hallo Explorer Team,
ich habe mal wieder in alten Artikeln
gestöbert und bin auf die Töpfe-Seite geraten.
Ich fahre seit einigen Jahren die Tefal Ingenio Töpfe im Auto spazieren. Das dürfte die Weiterentwicklung von Tefal zu den bereits von einem anderen Leserbriefschreiber genannten Eureka Töpfen sein.
Es gibt sie in Sets oder einzeln mit inzwischen sehr guter Beschichtung. Das Alumaterial ist dick genug um eine sehr gute Wärmeverteilung im Topf zu haben und trotzdem relativ niedriges Gewicht. Mit den Töpfen und Pfannen lässt es sich richtig "indoormässig" kochen. Spürbarer Verzug tritt nicht auf.
Inzwischen gibt es die Töpfe auch in Edelstahl, aber dazu habe ich keine Erfahrung. Sogar Glasdeckel mit abnehmbaren magnetischen Griffen sind verfügbar. Damit lassen sich alle Deckel (mit gut dichtender und klapperverhindernder Gummiumrandung) gut und platzsparend aufeinander legen. Die Verfügbaren Kunststoffdeckel passen dicht auf die Töpfe und bieten eine Verschliessbarkeit a'la Tupperware, so dass die Töpfe damit zum dichten Aufbewahrungsbehälter werden.
Die abnehmbaren (Topf- und Pfannen)Griffe sind allen Töpfen gleich und in meinen Augen das eigentliche geniale Gimmick an dem Geschirr. Ineinander stapelbar versteht sich dadurch von selbst. Es ist viel Zubehör verfügbar vom Abgiessdeckel mit Löchern bis zu Einsätzen mit Klingen zum Schneiden und Raspeln von Gemüse. Ich habe die Töpfe schon mehreren Freunden empfohlen und ernte nur Zufriedenheit.
Liebe Grüsse und weiter so
Sigi Heider