Samstag, 10. Juli: Hinflug und Ankunft ...

Kurz vor Seattle - die kanadischen Rocky Mountains ...Nach sorgfältiger Planung und Buchung der Flüge und Motorräder fliegen wir schließlich los: Die Icelandair bringt uns wie vorgesehen über Reykjavik nach Seattle.

Im Gateway Hotel, direkt am Airport, haben wir Zimmer reserviert, um nach dem langen Flug auszuschlafen. Unser erstes Abendessen nehmen wir gleich in einem Restaurant neben dem Hotel ein: Im "Sharp's Roast House" werden neben gutem Essen auch 100 Biere (?) angeboten. An diesem Abend aber genügt eine Sorte - wir sind angekommen!

Am nächsten Morgen soll es nach Norden gehen, Richtung Vancouver (ca. 270 km):  Wir holen die Road Kings bei der Eagle Rider Station ab. Vom Hotel aus sind es mit einem Taxi nur wenige Kilometer bis zum Pacific Hwy 22616 - hier bekommen wir die Motorräder und alle für die Ein- und Ausreise nach Kanada notwendigen Papiere ausgehändigt.

Sonntag morgens ist ein guter Zeitpunkt für die Abholung der Maschinen - an anderen Tagen sollte man reichlich Zeit dafür einplanen. Kleidung und Sonstiges werden in die großen Packtaschen der Maschinen verpackt: Die Beifahrer verstauen noch Kleinigkeiten in einen Rucksack. Dann schließlich steigen wir endlich in unsere Motorradkleidung und machen uns auf den Weg nach Norden.

Drei Harleys und sechs "Abenteurer" ... ;-))Es sind nur wenige Kilometer bis wir auf den Hwy No. 5 einbiegen und östlich an der Innenstadt von Seattle vorbei nach Norden fahren. Schon nachdem wir den Innenbezirk der Stadt hinter uns haben, erfasst mich zum ersten Mal ein Gefühl der Freiheit: Ich genieße es, den Sound der Bikes zu hören, das Vibrieren des Motors zu spüren und die "Gelassenheit" des Highways zu genießen - dieses Gefühl begleitet mich von nun an auf den gesamten folgenden 4.000 km durch den kanadischen Südwesten ...

In nordöstlicher Richtung verlassen wir bei Bellingham den Hwy No. 5, fahren auf den Mt. Baker Hwy No. 542 und weiter über die Straße No. 9 zum Grenzübergang Sumas bei Abbotsford. Wir bekommen für die Motorräder ein gesondertes Papier, welches wir bei der Wiedereinreise in die USA vorlegen sollen.

In Kanada angekommen! Wir biegen auf den Trans Canada Hwy No. 1 ein und fahren fürs erste in Richtung Vancouver. Bei Fort Langley verlassen wir unseren Highway, überqueren bei Maple Ridge den Fraser River und fahren noch weiter bis Port Coquitlam. Im Poco Inn & Suites Hotel übernachten wir heute: Die Zimmer nach hinten sind ruhig und sauber, auch das Restaurant kann man empfehlen.

Tag 3, Montag, 12. Juli: Über Vancouver nach Whistler

 (ca. 190 km)

Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück im Hotelrestaurant machen wir uns auf den Weg nach Vancouver: Wieder auf dem Trans Canada Hwy No. 1 geht Richtung Norden an Vancouver Harbour vorbei zur Lions Gate Bridge. Die benutzen wir auch auf dem Weg in den Stanley Park: Nicht nur die Fahrt am Ufer der Parkinsel ist ein Muss, auch die Sammlung von Totempfählen sollte man unbedingt gesehen haben. Von hier aus hat man zusätzlich auch einen sehr schönen Blick auf die Skyline von Vancouver ...

Im Westen der Stadt, bei Whitecliff, geht der Hwy No. 1 in den Sea-to-Sky Hwy No. 99 über: An einem großartigen Küstenstreifen geht es vorbei mit Blick auf viele kleine Inseln, schließlich dann hoch in die Berge. Die Straße wurde für die Winterolympiade ausgebaut und bietet ein angenehmes Fahren bis Whistler.

Hier begeben wir uns zuerst in das Tourist Office und lassen uns Unterlagen über mögliche Unterkünfte in der Gegend geben: Wie in allen weiteren Tourist Offices werden wir auch hier sehr freundlich bedient. Überall wird uns durch kostenlose Telefonate geholfen: Schon im Office können wir so eine Vorreservierung bekommen.

Wir hatten für diese Reise in Kanada vorher überhaupt nichts reserviert, trotzdem haben wir in der nächsten Zeit nie ein Problem damit, eine passende Unterkunft für uns alle zu finden. Auch die Preise für ein Doppelzimmer sind vertretbar: Sie liegen zwischen ca. 50,- und 120,- Can. $ pro Nacht.

Blick vom Snowflake Park nach Süden auf abendliche Berge ...

Nach einem verspäteten Mittagessen fahren wir weiter in die Vorortsiedlung Alpine Maedows und beziehen dort Quartier in der Cedar Spring B&B Lodge. Schon im Supermarkt in Whistler hatten wir für unser Abendessen eingekauft. Mit Beginn des Sonnenuntergangs machen wir noch einen kleinen Spaziergang in einen nahe gelegenen Slowflake-Park und können dabei die schneebedeckten Berggipfel im Abendlicht bewundern. Die Lodge selbst liegt mitten in einem Waldstück: Ruhe und angenehm frische Luft lassen uns diese Nacht ausgiebig genießen ...

Tag 4, Dienstag, 13. Juli: Von Whistler nach Lillooet und 70 Mile House zur Free Rein Ranch

 (ca. 350 km)

Andy (rechts) trifft Bekannten: typische Harleyfahrer in Kanada ...Nach einem ausgiebigen Frühstück begleiten uns heute zusätzlich Andy und Gregory auf den Weg nach Norden, ebenfalls mit ihren Harleys: Beide arbeiten als Fotografen und sind mit ihren Maschinen viel unterwegs in Kanada und den USA. Wir wollen heute bis zur Free Rein Ranch fahren: Die Anregung kommt von Andy und wir sind gespannt auf die Ranch in der Nähe von Bridge Lake, abseits jeglicher größeren Stadt.

Der Tag beschert uns bis Clinton Straßen zweiter Ordnung, aber dafür mit vielen Kurven. Meine Freunde sind nach zwei Tagen Highways begeistert von dieser Strecke.

Zu den Kurven kommt eine grandiose Kulisse mit Bergen, Tälern und Seen: Kurze Pausen an den Seeufern bringen die Ruhe, um diese Naturkulisse zu genießen: Für mich, der die meisten Fotos macht, ist es oft nicht einfach, die Landschaft ins richtige Bild zu rücken - aber der Aufwand lohnt sich!

In Lillooet schließlich kaufen wir uns in einem Cafe (Lilooet Bakery) Kleinigkeiten für die Rast am Ortsende. Wir sind erstaunt, als man uns in bestem Deutsch anspricht: Die Verkäuferin ist tatsächlich vor vielen Jahren aus Hannover in diese frühere Minenstadt gezogen ...

Im Iron Horse Pub in Lone Butte ...Über Kelly Lake kommend treffen wir vor Clinton auf den Cariboo Hwy No. 97 und fahren auf diesem weiter bis 70 Mile House: Ab Clinton sind die Straßen breiter und nur wenige Fahrzeuge begegnen uns hier. Ab 70 Mile House wechseln wir auf den Interlake Hyw No. 24 und machen schließlich in Lone Butte eine kurze Pause im Iron Horse Pub, einer urigen Kneipe.

Nachdem wir uns ausgeruht und etwas gestärkt haben, machen wir uns auf die letzten Kilometer der Tagesetappe. Wir durchqueren endlose Wälder bis an die nach Süden führende Abzweigung zur Free Rein Ranch in Bridge Lake kommen, die wir auf teils unbefestigten Straßen erreichen.

Von Debbie Atha, der Besitzerin, werden wir freundlich empfangen: Dieser Abend und der folgende Morgen sind für mich eines der Highlights unserer Fahrt. Im Haupthaus sind mehrere Doppelzimmer und ein großer Gastraum, am angrenzenden See zwei Blockhäuser für Gäste.

Wir belegen zwei Zimmer im Haupthaus und ein Blockhaus direkt am See. Bevor es dunkel wird, bleibt mir noch Zeit für einen kurzen Spaziergang in die unmittelbare Umgebung der Ranch - perfekter kann eine Idylle nicht sein!

Tag 5, Mittwoch, 14. Juli: Über Clearwater und Valemount zur Mt. Robson Lodge

 (ca. 340 km)

Am Morgen sehen wir den Nebel aus dem See hochsteigen: Eine große Stille umgibt die Szene, es ist einfach "Freiheit pur".

Dagmar und Roland - sie bewohnen das Blockhaus direkt am Seeufer - möchten eigentlich noch länger bleiben. Aber es gibt ja immer die Möglichkeit, im nächsten Jahr zurück zu kommen ..!

Wir beschließen, unsere Reise fortzusetzen: Andy und Greg machen sich auf den Rückweg nach Whistler, wir dagegen brechen auf nach Norden, in Richtung Valemount. In Little Fort biegen wir ein auf den Southern Yellowhead Hwy No. 5 und gleiten im wahrsten Sinn des Wortes, von Bergen und dunklen Wäldern umgeben, in einem breiten Tal nach Valemount.

Dieser Tag bringt uns schließlich auch eine im Stillen erhoffte Begegnung. Plötzlich halten Autos am Straßenrand, wir werden langsamer und dann sehen wir IHN: Ein Schwarzbär bewegt sich ganz langsam durch das Gras am Straßenrand. Man spürt die Aufregung dieser Annäherung. Zuerst nur klein am Wegesrand, dann immer größer, ein Schwarzbär im Blumen übersäten Gras zwischen Asphalt und dichtem Wald - er würdigt uns keines Blickes. Am Abend sprechen wir noch lange über dieses Zusammentreffen ...

Morgenstimmung an der Free Rein Ranch ... Zwischen Bridge Lake und Little Fort ...

Wir fahren weiter bis Valemount und fragen im Tourist Office nach einer Unterkunft: Ungefähr 20 Minuten nördlich, in Sichtweite zum Mt. Robson, buchen wir drei Cabins in der Mt. Robson Lodge. In Tete Jaune Cache biegen wir auf den Trans Canada/Yellowhead Hwy No. 16 in Richtung Jasper ab.

In der weitläufigen Lodge angekommen beziehen wir drei nebeneinander liegende Cabins und genießen vor dem Abendessen den leider durch Wolken beeinträchtigten Blick auf den Mt. Robson. Trotz des bequemen Fahrens mit dem "Road King" sind wir nach dem Essen müde: Hier wirkt sicher auch die eine oder andere Dose kanadisches Bier oder auch ein Glas Wein, um uns bei himmlischer Ruhe bis zum morgendlichen Frühstück durchschlafen zu lassen ...

Tag 6, Donnerstag, 15. Juli: Jasper, Maligne Lake und zurück zur Mt. Robson Lodge

 (ca. 300 km)

Dieser Morgen beginnt mit einem leckeren Frühstück im kleinen Restaurant der Lodge: Dagmar und Roland genießen ihre französischen Pancakes mit Beeren und Sirup.

Wir wollen heute nach Jasper und weiter zu einem der schönsten Seen Kanadas fahren, dem Maligne Lake. In nordöstlicher Richtung passieren wir Jasper und erreichen nach ca. 3 km die Straße zum Maligne Lake. Da wir bis zum See sehr hoch in die Berge fahren (1670 m), wird es kühl um die nur mit Jeans bedeckten Beine. Am Straßenrand liegt noch Schnee.

Wer diese Straße zum Maligne Lake nicht fährt, ist selbst schuld - welch eine einmalig schöne Natur rund um diesen Maligne Lake!

Feines Essen – so ein "fetter" Hamburger ... ;-)) Rückfahrt vom Maligne Lake ... Grillmeister bei der Arbeit: Ein gutes Bier gehört zu einem Franken ...

Nur wenige Sonnenstrahlen lassen uns das großartige Bergpanorama erahnen: Hier kommen mir die Geschichten um Indianer und Pelzhändler in den Sinn. Da es leider leicht regnet, lassen sich Dagmar, Roland und Hubert die im Freien gegrillten Hamburger im Restaurant schmecken. Die anderen begnügen sich mit wärmendem Kaffee und dem Ausblick über den See. Auch auf der Rückfahrt in Richtung Jasper genießen wir erneut die Aussicht auf eine grandiose Bergwelt.

Bevor wir wieder Jasper erreichen, passieren wir noch den Medicine Lake und besuchen den wilden Maligne Canyon. In Jasper angekommen kaufen wir für das Abendessen ein: Steaks, Bier, Käse, Gurken, Tomaten und Brot sind dafür angedacht.

Wolfgang wird zum Grillmeister auserkoren, sein Arbeitsgerät ist der ungewöhnlichste Grill, den ich je sah: Für diesen Gasgrill wurde der Motorraum eines alten Ford Trucks ausgeräumt. Wir sitzen noch bis es dunkel wird vor unseren Blockhäusern und genießen den Blick auf den Mt. Robson ... 


© 2011 Bernd Scholz