Vor Ort: In Island unterwegs ...
864, Asbyrgi, F862 und Reykjaheidi
Als ich mit dem Schiff ankam, blies ein sehr kräftiger Südwind. Grund genug, nicht sofort ins Hochland zu fahren, sondern nach Norden abzudrehen. Die in manchen Karten eingezeichnete Tankstelle in Grimstunga gibt’s nicht mehr. Die Straße 864 ist für jeden PKW leicht zu fahren. Spaß machte hier am Anfang der Reise noch das Wellblech, weil es etwas Neues und die Strecke z.T. sehr schnell befahrbar war - hui, hat das gestaubt ...
Mein Zelt habe ich auf dem Campingplatz in Asbyrgi aufgestellt, dem angeblich schönsten Campingplatz in Island.
Meine Erfahrungen waren allerdings nicht so gut. Als ich abends von einem Ausflug zurück kam, war mein armes Zelt von lauter hochhaxigen Geländewagen mit grässlichen "Klappwohnwagenanhängern" umzingelt. Kinder tobten und lärmten überall herum und rannten am liebsten mitten durchs Zelt. Der Spuk ließ erst gegen 1 Uhr nachts nach - fluchtartig türmte ich am nächsten Morgen ...
Die Moral von der Geschicht: Vorsicht vor den Wochenenden! Hier strömen alle isländischen Großfamilien mit ihren Anhängern aus und treffen sich alle auf einem Campingplatz und dann geht’s rund. Besonders beliebt sind Wäscheleinen und Zeltleinen jeder Art. Gott sei Dank ging mir nichts kaputt, bzw. ich konnte es wieder gerade biegen. Von einem anderen Motorradfahrer erfuhr ich später, dass ihm an einem Wochenende das Zelt ziemlich beschädigt und die Leinen herausgerissen wurden. Also: Zeltleinen möglichst weiß anstelle in Tarnfarbe und stets einwickeln, wenn der Wind es zulässt. Noch sicherer ist nur die sofortige Flucht ...
Die F862 ist harmlos. Frisch abgehobelt und repariert ist sie inzwischen für jeden PKW fahrbar. Zwischen der F862 und 863 verläuft nördlich die alte Ringstraße 1.
Nachdem diese alte Straße nicht gesperrt war, wollte ich sie auch befahren. Ich kam aber nur bis zu einem breiten Quergraben. Die lange Bremsspur und das Einschlagloch auf der anderen Seite, die sind von mir. Gleich am ersten Tag in Island so einen Salto, das konnte nur besser werden. Bei der Besichtigung der Geothermalgebiete bei dem Kraflakraftwerk wurde der Schreck verdaut ...
Die Befahrung der Reykjaheidi machte viel Spaß. Die Piste geht von der Ringstraße 1 bei "REYK-S" ab, bei der Abzweigung "REYK-M" kann man nach Westen oder nach Norden abbiegen. Im Norden endet die Strecke am Gatter bei "REYK-N". Im Westen kam ich mitten in Husavik heraus.
Mir hat die Strecke gut gefallen: Besonders zur Mitte hin, eine schnelle ausgewaschene Erdpiste mit z.T. großen Steinen, die man gut um- oder überfahren kann. Bei Trockenheit ist die Piste auch für große Reiseenduros fahrbar. Autofahrer denken da bestimmt anders. Ich habe einmal einen Reisebericht gelesen, von jemanden, der mit seinem VW-Bus durchfuhr, er kam aus dem Jammern nicht heraus. Wenn man jedoch mit einer leichten Enduro unterwegs ist, besteht die größte Schwierigkeit bei dieser Strecke lediglich darin, die einzelnen Holzgatter so auf- und wieder zuzumachen, dass sie nicht ganz auseinander fallen. Die Abzweigungen "ABZW1" und "ABZW2" enden nach kurzer Fahrstrecke.
Myvatnsheidi
Die Piste von "MYV1" bis "MYV2" ist eine Erdpiste, bei Trockenheit ein schönes Erlebnis. Die tiefen Auswaschungen und Spurrinnen waren gut zu fahren, für schwere Reiseenduros allerdings nicht zu empfehlen. Für 4WD ist diese Piste offensichtlich nicht durchgängig befahrbar, denn ich kam zu einer Stelle, bei der tiefe Spuren und Löcher von verzweifelten Bergungsversuchen im schwarzen Moorboden zeugten.
Ein Ausweichen zur Seite war nicht möglich, weil das Moor noch weicher und tiefer war und auch überall das Wasser stand. Etwas Ehrgeiz hat man dann aber schon, besonders wenn vorher die großen Geländewägen schlapp gemacht haben. Und irgend wie ging es auch ...
Von hier an war schon länger niemand mehr gefahren, denn das Gras stand ziemlich hoch und dicht. Ich kam zu einem verlassenen Bauernhof, neben dem ich noch die Reste der Grundmauern aus Grassoden von einem noch älteren Bauernhof bemerkte. Hier kam ich nicht weiter und musste umdrehen.
Es waren dann einige Fahrspuren zu sehen, und mit Hilfe des GPS konnte ich mir die sinnvollsten heraussuchen. Als ich einer "gut ausgefahrenen" Spur folgte, verengte sich diese plötzlich auf etwa einen halben Meter, um sich dann wieder auf 5 oder 6 Meter zu verbreitern. Es stellte sich heraus, dass es Schafwechsel waren.
Viele Spuren verloren sich völlig. Hier bewährt sich das GPS sehr, hat man immer das Ziel vor Augen, auch wenn es in Wirklichkeit nicht sichtbar ist. Beim Punkt "MYV2" kam ich den Hang herunter und stieß auf einen leicht befahrbaren Weg. Von hier bis zur Straße "843" ist der Weg auch für PKW´s sehr leicht fahrbar.
Ein weiterer leicht befahrbarer Weg führt von "MYV2" über "MYV3" zu "MYV4", an manchen Stellen kann man aus dem Autofenster Blümchen pflücken, weil der Weg sich etwas eingefräßt hat ...
© 2001 Hans-Jürgen Weise