Motorrad, Modifikationen, Gepäcksystem

Gefahren bin ich mit meiner guten alten und unkaputtbaren DR 350 von Suzuki. Eine hoch geländegängige Enduro mit 28 cm Federweg und einem stabilen Heck, das für die Gepäckaufnahme wichtig ist. Mit 30 PS und 135 km/h in der Spitze optimal für das Hochland: Mehr PS brauchen mehr Sprit und ein Motorrad, das "200 geht", ist in Island nur Ballast ...

Vorbereitung des Motorrades

Eigentlich ist das eine Geschichte für sich: Vor meiner Islandreise hatte ich die DR 350 in einem Wasserloch so versenkt, dass ich sie zunächst nicht mehr fand - die Bergung war recht schwierig. Das Motorrad war damals ca. 10 Minuten im schlammigen Wasser voll untergetaucht.

Unterwegs mit der Unkaputtbaren ...Diese Erfahrung war sehr wertvoll, wusste ich doch nun, wo undichte Stellen sind. Durch den Ansaugtrakt war kein Wasser in den Motor gekommen. Im Luftfiltergehäuse stand jedoch das Wasser - das ist normal. Aber hinter dem Luftfilter war alles trocken, nur der Auspuff lief voll. Lediglich in den beiden Schwimmerkammern war der Schlamm, der durch die Entlüftungsschläuche rein gekommen war und den ganzen Vergaser lahm legte.

Offensichtlich waren gerade die beiden Auslassventile geschlossen, da der Brennraum durch den Auspuff nicht voll lief. Nachdem ich alles sauber gemacht und den Vergaser wieder eingebaut hatte, lief der Motor beim ersten Druck auf den Anlasser! Seit dem habe ich großen Respekt vor Wasser, besonders wenn das Wasser trüb ist und man den Untergrund nicht sehen kann ...

Für Island bereitete ich das Motorrad so vor, dass ich die Schläuche (1 x Luftfilter und 3 x Vergaser) mit transparenten Schläuchen, wie sie in jedem Baumarkt zu finden sind, verlängerte.

Luftfilter: Am Entwässerungsschlauch habe ich die "Enddüse" entfernt, den Schlauch etwas verlängert und das Ende mit einem Stöpsel verschlossen. Wenn jetzt Wasser im Luftfilterkasten sein sollte, sieht man das von außen im durchsichtigen Schlauch. Nach Entfernen des Stöpsels kann das Wasser ablaufen.

Vergaser: Der feine dünne Schlauch ist ein Überlaufschlauch und darf nicht einfach nach oben geführt werden. Die beiden dickeren Schläuche sind Entlüftungsschläuche für die linke und rechte Schwimmerkammer und dürfen trotzdem nicht einfach nach oben verlegt werden. Diese Schläuche dienen auch als Überlaufschläuche, wenn nach einem Sturz das Motorrad auf der Seite liegt - dann muss das überflüssige Benzin ablaufen können, damit in der Schwimmerkammer wieder normale Verhältnisse eintreten. Das Problem habe ich deshalb so gelöst, dass ich alle Schläuche mit durchsichtigen Schläuchen verlängerte - den dünnen Überlaufschlauch zuerst nach unten und dann nach oben und dort mit einem Stöpsel verschlossen.

Wenn Benzin im Überlaufschlauch ist, sehe ich das und kann es ablassen. Die beiden Entlüftungsschläuche habe ich ebenfalls zuerst nach unten und dann wieder nach oben bis vor den Tank verlängert und dort aber nicht verschlossen, sondern in einer Schlaufe offen enden lassen ...

Wenn jetzt in Folge eines Sturzes Benzin in nur einem der Entlüftungsschläuche ist, dann macht das zunächst nichts, da beide Schwimmerkammern innerhalb des Vergasers oben verbunden sind und der andere Schlauch die Funktion der Entlüftung mit übernehmen kann. Spätestens wenn in beiden Schläuchen Benzin sein sollte (Sturz auf die andere Seite), muss ich ablassen.

Aber wie gesagt, alles bequem von außen zu erkennen. Natürlich ist jeder Vergaser anders, aber mit der Funktion von Überlauf und Entlüftung werden alle ähnlich sein. Hier muss man nur einmal die Vergaser aufmachen: Man erkennt dann die Funktionsweise sehr schnell. Die Schläuche sind Pfennigartikel, aber ungemein beruhigend! An der Motorentlüftung musste ich nichts machen, da der Motor in den Ansaugtrakt hinter den Luftfilter entlüftet. Nachdem keinerlei Ölnebel vorhanden waren, ging ich davon aus, dass die Leitung dicht sein musste, so gerüstet konnte ich Wasser bis zur Sitzbankhöhe fahren ...

... für jedes Gelände geeignet ...Reifen: Verwendet wurden grobe Motocrossreifen von Metzeler (harte Mischung). Das grobe Profil war mir für die Flussdurchfahrten und die vielen unbekannten Erdpisten wichtig. Auf den normalen Hochlandstraßen, die mit F... bezeichnet sind, braucht man solche Reifen inzwischen nicht mehr, da alles aufgeschottert ist. Der Reifenverschleiß ist jedoch auch bei einigermaßen vernünftiger Fahrweise überdurchschnittlich. Am Ende der Reise war kein Profil mehr drauf.

Wer vier Wochen unterwegs sein will oder in zwei oder drei Wochen alle PS auch ständig nutzen will, sollte mindestens für hinten einen Ersatzreifen mitnehmen und ein Depot anlegen.  

Taschen: Beim Transport für das Gepäck habe ich mich für die Textil-Satteltaschen von Louis für DM 49,- (inzwischen noch billiger!) entschieden. Die haben zwar nicht so optimale Befestigungsmöglichkeiten am Motorrad, hier kann man sich aber selbst helfen. Einige zusätzliche Spannbänder mit Popnieten zu befestigen, ist keine Kunst. Die Satteltaschen sitzen dann sehr fest und verrutschen nicht. Die Satteltaschen lassen sich am Motorrad schnell befestigen und auch schnell lösen. Die Taschen haben die Reise prächtig überstanden und sind noch voll tauglich, was ich bei den schlechten Wegstrecken keinesfalls erwartet hätte. Dass man diese Taschen innen nur zusammen mit einem stabilen Müllbeutel verwenden sollte, dürfte klar sein. Ein Gepäckträger von Five-Stars für 134,95 DM von Hein Gericke zur Aufnahme der Gepäckrolle war da schon teurer ...

Packen der Gepäckrolle: Therm-a-Rest-Matte außen, das Zelt hinein und den Zwischenraum mit dem Schlafsack ausgestopft, das optimiert den Platz.

Außer einer neuen Batterie, einem neuen Kettensatz, neuen Reifen, neuen Radlagern mit Dichtringen hinten und einem frischen Ölwechsel und Kundendienst habe ich nichts weiter an meiner Maschine gemacht.

Reichweite: Ein Acerbis-Tank mit 15 Litern, ein Reserve-Kanister mit 5 Litern und einem Verbrauch von unter 4 Litern ergab eine Reichweite von über 500 Kilometern. Zum Umfüllen hatte ich einen Falttrichter (das Ding wiegt nichts) dabei. Die hinteren Blinker habe ich zusätzlich mit einem dünnen Lochblechstreifen befestigt, der bei Bedarf sofort wegbiegt - die Streifen bewährten sich sehr und die Blinker überlebten die Reise ...

Übersetzung: Ich hatte noch ein Ritzel mit einem Zahn weniger dabei, weil ich dachte, dass eine kürzere Übersetzung in sehr tiefem Wasser vorteilhafter sein würde. Die kürzere Übersetzung brauchte ich aber nicht und baute sie somit auch nicht ein. Auf Schotterstrecken ist die Normalübersetzung schneller und schont den Motor. In tiefem Wasser muss man halt kurz die Kupplung schleifen lassen, um den Motor nicht abzuwürgen, aber das ist nur sehr kurzzeitig, was der Kupplung nichts ausmachen dürfte.

Die neue O-Ringkette hatte ich wegen des zu erwartenden Sandes nicht mehr gefettet und auch kein Kettenspray mitgenommen; ob´s richtig war, kann ich nicht sicher sagen. Als Ersatzteile waren dabei: Die Seelen für den Gas- und Kupplungszug mit Schraubnippeln, Zündkerze, Kupplungs- und Handbremshebel, etwas Draht, Kabel, Textilklebeband. Wurde aber alles nicht gebraucht - sinnvoller wäre gewesen: Ein präparierter Luftfilter, in Plastikfolie eingepackt, da der vorhandene restlos am Ende war, obwohl ich jeder Staubwolke nach Möglichkeit ausgewichen bin ...

Schäden am Motorrad: An einem Blinker vorn hatte sich eine Lötstelle gelöst (Billigprodukt vom Zubehörmarkt). Sonst (selbstverständlich) keine Defekte ...


© 2001 Hans-Jürgen Weise