Die Reise geht weiter ...
Einen Tag später: Mit neuer Schraube (und aus Sicherheitsgründen diesmal im Konvoi) geht es über den Lough Ree nach Athlone und später allein weiter nach Clonmacnoise ...
Ein Auszug aus den damaligen Erläuterungen dazu: "Das alte Mönchszentrum von Clonmacnois am Shannon-Fluss auf der Seite von Offaly, etwa 13 Meilen südlich von Athlone, Grafschaft Westmeath, wurde um das Jahr 548 A.D. von St. Ciaran gegründet. Er siedelte sich hier mit ein paar Gefährten an, nachdem er seine vormalige Klause auf Inis Aingin im Lough Ree verlassen hatte, wo er drei Jahre gelebt und eine kleine Kirche errichtet hatte.
Er lebte nicht mehr sehr lange nach seiner Ankunft in Clonmacnois. Die meisten irischen Chronisten berichten, dass er hier schon 7 Monate nach der Gründung des Klosters im Alter von 33 Jahren verstarb.
Zuerst bestand die Ansiedlung aus nicht viel mehr als der Kapelle und der Mönchsklause, doch im Laufe der Zeit wuchs sie, als mehr Kirchen errichtet wurden und Hütten aus Holz und Weidengeflecht in großer Zahl um sie herum entstanden. In der Zwischenzeit nahm auch die Bevölkerung zu, da das Kloster wegen seiner Frömmigkeit und Gelehrsamkeit Ruhm erlangte.
Mönche, Kleriker, Einsiedler, Bischöfe, Gelehrte und Studenten strömten zu dem heiligen Ort, und zusammen mit dem Bischof und seinen Leuten, sowie Hunderten von Bediensteten und Arbeitern bildeten sie eine große Gemeinschaft. In der Tat wurde Clonmacnois zu einer großartigen Klosterstadt und mittelalterlichen Universität mit einem kulturellen Ruf, der Jahrhunderte überdauern sollte."
Für heutige Verhältnisse unglaublich war damals noch die Situation am Anlegesteg von Clonmacnoise: Unsere "Kerry 16" als einziges Boot am Steg, ganz in der Nähe die Überreste einer alten Normannenburg und des Klosters - eine einsame Nacht an den uralten Ruinen, nur ab und zu ein Knarren und merkwürdige Geräusche - ein Erlebnis, das noch viele Jahre in Erinnerung bleibt!
Der nächste Tag bringt noch einmal eine genaue Erkundung der Ruinen des weltberühmten Klosters - beim Fototermin am Fuße des Westkreuzes ("Cross of Scriptures") von Clonmacnoise weiß noch niemand, dass dieses Kreuz Jahrzehnte später nicht nur Gegenstand eines unserer Fotobeiträge im Magazin, sondern auch noch im Modellkeller landen wird ...
Zur Beruhigung heutiger Shannon-Touris, die wohl allzu häufig auf derartige Situationen treffen werden, sei noch eines angemerkt: Als wir am nächsten Morgen abfahren wollen, finden wir noch zwei weitere Boote am Anlegesteg vor - eine Besatzung war ohne zu fragen bei uns längsseits gegangen und hatte sich dort fest vertäut. Als wir nach dem Frühstück ablegen, geht dies nicht ohne aufwändige Manöver bei unseren Bootsnachbarn.
Die Fahrt nach Süden geht weiter, die zunehmende Erfahrung im Umgang mit dem Boot macht sich bemerkbar: Egal, ob bei starkem Sturm oder in engen Kanälen manövriert wird, das Handling klappt immer besser. Anlegen gegen den Wind oder gegen die Strömung, je nachdem, wer gewinnt, wird zur Routine - was andere Crews aufgrund von zig Bootsinsassen leicht bewältigen, wird bei einem großen Boot und nur zwei Besatzungsmitgliedern zu einer Frage der Übung ...
Vorbei an Shannonbridge, wo im "Village Tavern" der Barhocker am Tresen ebenfalls die leichten Dünungsbewegungen des Shannons zu haben scheint (Lag nicht am dritten "Pint of Smithwicks"!), und Shannon Harbour geht es weiter nach Süden.
In Banagher schließlich kommen wir überein, dass wir bei diesem Trip nicht mehr weiter in den Süden fahren sollten, zu viele Tage haben wir durch unser Auflaufen und die Reparaturen verloren, der Aufenthalt auf dem Shannon geht zu Ende. Von nun an muss es also sicherheitshalber wieder heißen: Zurück nach Norden! Die "Kerry 16" wendet und macht sich auf den Rückweg ...
Über viele Zwischenstationen kehren wir zurück nach Norden. Da wir bei Ankunft in Carrick-on-Shannon noch etwas Zeit haben bis zur Abgabe unseres Bootes und auch wieder auf die uns gut bekannte Hamburger Crew treffen, beschließen wir, gemeinsam noch bis zum Lough Key in den Norden zu fahren.
Auch dort gibt es wieder viel zu Sehen und zu Erleben - eine Überfahrt mit dem Beiboot bis zum Castle Island in der Mitte des Sees ist nur einer der Höhepunkte, die uns noch bis zur Abreise verbleiben - alles in allem trotz unseres etwas unglücklichen Auftakts im Lough Ree eine wunderbare Tour.
Schon im nächsten Jahr werden wir wieder auf dem Shannon sein, dann mit einem noch größeren "Geleitzug" - schließlich macht die Übung den Meister, und selbst wenn man dabei mal aufläuft ..!
© 2001 J. de Haas
Nachtrag, November 2017: Wieder vor Ort ...
Kaum sind 40 Jahre vergangen, schon sind wir wieder vor Ort!
So brechen wir im August 2016 mitsamt Camper Explorer erneut auf nach Irland und wieder fahren wir auch entlang des Shannon, wo wir schließlich auch wieder nach Clonmacnois und zum Lough Key kommen, auf dem wir sogar eine kleine Rundfahrt machen und dort auch campen.
Mehr zu dieser Reise im Bericht Irland 2016: Rückkehr nach Jahrzehnten ...