So. 05.10.1997 Athen / Korinth
Es ist noch dunkel, als wir in Piräus von Bord fahren. In der Nähe des Bahnhofes suchen wir vergeblich einen Parkplatz. Also greifen wir auf die Parkplätze vor den Fähren zurück. Frech stellen wir uns neben die wartenden Fahrzeuge bei der Fähre nach Santorin, frühstücken und fahren dann mit der Bahn bis unmittelbar zur Akropolis. Es ist zwar schon 10:00 Uhr als wir die Thermopylen durchschreiten, und wir haben den Burgberg auch nicht mehr für uns alleine, doch der große Ansturm hat noch nicht begonnen, so daß wir die perfekte Harmonie des Parthenons, dem für mich schönsten Gebäude der westlichen Welt, auf uns wirken lassen können.
Gegen Mittag sind wir wieder beim Auto und versuchen, nunmehr in Gegenrichtung durch Piräus zur Autobahn von Korinth zu gelangen. Tatsächlich gelingt es uns, mit nur einem Fehlversuch die Ausfallstraße zu erreichen. Dort allerdings trifft mich der Schlag. Auf etwa 5 km zieht sich ein Flohmarkt beiderseits der vierspurigen Straße. Die Auslagen werden natürlich aus dem Auto betrachtet, so daß überwiegend Schrittempo angesagt ist. Heute ist mir das ziemlich egal, wäre uns das jedoch auf der Hinfahrt passiert, wäre die Fähre unwiderruflich weg gewesen.
Bis Korinth ist es nur ein Katzensprung, so daß wir gegen 15:00 Uhr den Campingplatz erreichen, der auch schon in den letzten Zügen liegt. Die letzten Dauercamper motten ihren Wohnwagen ein und wir ergattern gerade noch die letzten kalten Getränke der Saison.
Mo. 06.10.1997 Kato Achaia
Bevor wir uns auf den Weg Richtung Patras machen, legen wir noch einen Umweg nach Nemea ein. In Achaia Nemea gibt es einen kleine Kellerei ,bei der man vorzüglichen Wein kaufen kann. Die Preise, für die dort zu erhaltenden Tropfen liegen zwar erheblich über den in Deutschland im Supermarkt für "griechischen" Wein zu zahlenden, doch haben diese Weine auch außer dem Ursprungsland nichts gemein. Und für Weine dieser Qualitätsstufe sind die geforderten Preise sehr günstig.
Das Ausgrabungsgelände Nemeas ist wie erwartet geschlossen. Wir stehen bereits zum dritten Mal, jeweils an einem anderen Wochentag, vor verschlossen Türen. Ich habe den Verdacht, daß die Bediensteten über mehrere Schilder mit Öffnungszeiten verfügen, und jedes Mal das Schild mit dem passenden Ruhetag raushängen, wenn wir in den Ort einfahren.
Über die Autobahn fahren wir bis Patras und von dort nach Kato Achaia, den schönen Badestränden hinter Patras. Mit Kato Illissos finden wir sogar noch einen geöffneten Platz, doch hatten wir uns für den gemütlichen Ausklang eigentlich etwas Netteres vorgestellt. Außerdem erfordert der Strandbesuch einen längeren Fußmarsch, der mit dem Buggy nicht zu bewältigen ist.
Di. 07.10.1997 Kyllini
Also machen wir uns auf den Weg zur Halbinsel Kyllini, wo es einige Campingplätze unmittelbar an breitem Sandstrand und flachem Wasser gibt. In sehr guter Erinnerung ist uns da noch der Platz Ionian Beach, mit schönen Stellplätzen, guter Sanitärausstattung und einem akzeptable Restaurant.
Doch diesmal landen wir auf dem Campingplatz "Melissa". Für diesen spricht nicht nur die Namensgleichheit mit unserer Tochter, sondern vor allem das sanft abfallende Ufer, der breite Sandstrand und der Platz in der ersten Reihe, von dem aus man die Kinder beim Spielen im Sand im Blick hat. Ich bin immer wieder erstaunt, wie oft man/frau zwischen Strand und Auto hin und her rennt. Mal fehlt ein Schäufelchen, dann die Sonnencreme, dann muß die Pampers gewechselt werden, Hunger, Durst, Pipi ..., ständig ist das Servicepersonal der Sprösslinge unterwegs. Das Brutgeschäft eines Stichlings kann auch nicht aufreibender sein ...
Fr. 10.10.1997 Patras
Die letzte Nacht wird mir versüßt durch die Abschiedsfete auf dem Gelände des Touristenghettos nebenan. Im Club Mediterrané ist Stimmung angesagt. Die Schlagerparade rauf und die Hitparade der Volksmusik runter. Kurz aufkeimende Hoffnung, als Udo Jürgens mitten im griechischen Wein abstirbt, wird jäh zunichte gemacht, als dann doch jemand die defekte Sicherung austauscht. Glücklicherweise wird um Punkt 24:00 Uhr die Stimmung ebenso abrupt abgeschaltet, wie sie vorher angeheizt worden ist. Man kann sagen, was man will, die Animateure verstehen ihr Handwerk.
Früh am Morgen verlassen wir den Platz, setzen unterwegs noch 2 Backpacker ab, die wir auf dem Platz kennengelernt haben, und erreichen gegen 10:00 Uhr den Hafen. Das Einschiffen läuft noch problemloser ab als auf der Hinfahrt. Man wartet nicht ab, bis sich alle Fahrzeug in mehreren Reihen draußen gesammelt haben, sondern man läßt jedes Fahrzeug wie es kommt auf die Fähre fahren und weist es ein. Dies liegt wahrscheinlich daran, daß das Campingdeck halb leer bleibt.
Sa. 11.10.1997 Como / Freiburg
Nach problemlosen Formalitäten geht´s bei zunächst schönem Wetter über Bologna und Mailand bis nach Como, wo wir um 18:00 Uhr noch im T-Shirt draußen zu Abend essen. Das Wetter wechselt jedoch schlagartig. Bei der Ausfahrt aus dem St. Gotthard Tunnel empfängt uns starker Regen, der bis Zuhause anhält. Trotz des schlechten Wetters fahren wir noch bis zur Raststätte Breisgau, wo einige WoMo Plätze ausgewiesen sind, die ziemlich weit von der Autobahn weg liegen und entsprechend ruhig sind.
So. 12.10.1997 Herzogenrath
Zum Frühstück kommt die Standheizung wieder zu Ehren, bevor wir die letzte Etappe in Angriff nehmen. Der dichte Verkehr überrascht uns, bis uns einfällt, daß an diesem Wochenende die Herbstferien in einigen Bundesländern enden.
Doch um 16:00 Uhr haben wir es dann endgültig geschafft. Back home again.
Nachtrag:
Während ich noch Klamotten aus dem Auto ins Haus schleppe, kommt mir meine Frau mit dem Reisekatalog des größten Veranstalters von Busreisen der Welt aus Tittling bei Passau entgegen, der ihr beim Sichten der Post in die Hand gefallen ist und meint ganz begeistert: Du, die haben mich auf ´ne Super Idee für die nächste Tour gebracht: Tunesien, Libyen und Ägypten. Tja, man nie früh genug mit der Planung beginnen ...
© 1998 H. Quadflieg